Wo sind sie geblieben die großen Persönlichkeiten der Oper? Sicherlich gibt es einige Megastars, die von den Medien hochgepuscht und von den Verantwortlichen wie berühmte Markenartikel vermarktet werden. Gewiss wird auch heute nicht schlechter gesungen als früher und dennoch fehlen in Anzahl ,Breite und Bedeutung die bedeutenden Sängerpersönlichkeiten mit Namen und langen ruhmreichen Karrieren. Ich möchte dafür die noch gar nicht so lange zurück liegenden goldenen Zeiten der Stuttgarter Staatsoper exemplarisch heranziehen. Wer fällt mir, ohne groß nachzudenken, da alles an Sängerpersönlichkeiten ein. Res Fischer, Trude Eipperle, Martha Mödl, Inge Borkh, Grace Hofmann, Irmgard Stadler, Gladys Kuchta, Silvia Geszty, Caterina Ligendsa, Ruth-Magret Pütz, Wolfgang Windgassen, Josef Traxel, Gustav Neidlinger, Otto von Rohr, Raimond Wolansky, Günter Nöcker, Eugene Tobin, Matthias Hölle, Fritz Wunderlich und , und , und. Dazu kamen immer noch illustre Gäste. Ähnliche Beispiele könnte man von vielen Opernhäusern bringen. Das Wiener Mozart-Ensemble oder die legendären Künstler der Dresdner Staatsoper sind glückhafte Ausnahmekonstellationen, die nicht besonders erwähnt werden müssen. Wo sind die Zeiten, in denen man den Sängern die Pferde ausspannte und sie mit Begeisterung zum Ziel zog. Wo sind die Zeiten, als ein Jan Kipura nach der Vorstellung ein Freiluftkonzert auf dem Dach seines Autos geben konnte, ja musste? Wo sind die Zeiten als Helge Rosvaenge Bravourarien dreimal wiederholen musste. Auch die Scharen der Autogrammjäger am Bühnentürl sind meistens sehr überschaubar geworden.
Diese Entwicklung ist sicherlich zum Teil mit der Globalisierung und Internationalisierung der Oper zu erklären. Auch die Zerstörung und Auflösung der Opernensembles mag eine Erklärung sein. Steckt aber nicht mehr dahinter? Ist es der Zeitgeist unserer schnelllebigen Moderne?
Interessanter Weise könnte man eine ähnliche Situation beim Sprechtheater konstatieren.
Sind wir Opernfreunde nicht mehr begeisterungsfähig? Sind wir abgestumpft? Werden wir von einer Lawine von permanenten Reizen überrollt?
Kann die Renaissance der Oper erst dann wieder volle Wirklichkeit werden, wenn wir für diese Kunstform glühen und unsere Begeisterung so intensiv ausleben, wie es uns die Jugend bei den von ihr bevorzugten Musikrichtungen vormacht? braucht die Oper Popmentalität?
Herzlichst
Operus