Belcea Quartett

  • Das Belcea Quartett ist ein international besetztes Quartett, das in GB beheimatet ist. 1994 fanden sich die Rumänin Corina Belcea und Laura Samuel, Violinen, der Pole Krzysztof Chorzelski, Viola, und Alasdair Tait, Violoncello, am Royal College of Music in London zusammen. Als Streichquartett studierten sie zuerst beim Chilingirian Quartett und später dann beim Alban Berg Quartett. 1999 gewannen sie zwei Internationale Wettbewerbe in Osaka und Bordeaux, worauf ihre Karriere ein steilen Anstieg erhielt, der bis heute anhält. An den Positionen 2. Violine und Cello sitzen heute Axel Schacher und Antoine Lederlin.



    Seit 2010 hat das Belcea Quartett eine Residenz mit dem Artemis Quartett am Konzerthaus Wien. Ab kommendem Jahr ist das Quartett Artist-in-Residence im neuen Pierre Boulez Saal in Berlin.


    Die Diskographie des Quartetts ist schon recht umfangreich und enthält als Kernstück eine GA der 16 Beethoven Quartette sowohl auf CD wie auch auf DVD, die als eine der besten des Katalogs gilt. Daneben gibt es exzellente Einspielungen der Bartok und Britten-Quartette, sowie von Debussy, Ravel und Dutilleux. Mit ihren ehemaligen Mentoren Thomas Kakuska und Valentin Erben vom ABQ haben sie Brahms und Schubert Quintette eingespielt.


  • Die aktuelle Doppel-CD vom Belcea Quartett enthält die drei Brahms Quartette sowie das Klavierquintett mit Till Fellner am Klavier. Was sofort beim ersten Hören der drei Quartette auffällt, die Belceas lassen sich deutlich mehr Zeit für Brahms als andere Quartette. Zum Vergleich einmal die Spielzeiten vom Casals und Alban Berg Quartett (EMI).


    op. 51,1
    Casals 10:13 6:16 8:04 5:21
    ABQ 10:30 6:56 8:40 6:00
    Belcea 11:25 7:33 9:20 6:02


    op. 51,2
    Casals 11:33 8:35 4:45 6:41
    ABQ 12:45 9:32 4:54 7:18
    Belcea 13:42 9:19 5:40 7:42


    op. 67
    Casals 9:01 7:30 7:44 9:27
    ABQ 10:11 7:21 8:02 9:32
    Belcea 10:55 7:04 8:19 10:16


    Diese Herangehensweise bringt - soweit man das nach einem Hördurchgang sagen kann - eher Gewinne als Verluste. Mit den Brahms-Quartetten hatte ich in der Vergangenheit ja so meine Probleme. Durch häufiges Hören im auslaufenden Jahr haben sich die aber weitgehend verflüchtigt. Der etwas langsamere Vortrag durch das Belcea Quartett nimmt der Musik etwas von dem Schroffen, Zickigen und das ist zumindest in meinen Ohren ein Vorteil. Außerdem spielen die vier Musiker atemberaubend gut und präsentieren Dinge, die ich vorher bei anderen nie gehört habe. Eine wertvolle Ergänzung der Diskographie und sicher in den kommenden Wochen noch öfter im Player.

  • Ich habe das Belcea-Quartett in diesem Jahr für mich entdeckt. Mir gefällt so ziemlich alles, was dieses Quartett einspielt (und das gibt es nicht so oft bei mir). Sei es Beethoven, Schubert, Brahms oder auch Schostakowitsch.

    Herausragend ist für mich momentan die GA der Beethoven-Quartette. Ich habe sie mir dieses Jahr als Ergänzung zur GA des Berg-Quartetts gekauft. Hier stimmt für mich so ziemlich alles. Der Klang ist - im Vergleich zum allein schon zeitmäßig anderen Ansatz des Berg-Quartetts - modern, recht vibratoarm, dabei durchsichtig und zügig aber nicht hastig. Für mich kommen die frühen Quartette als Nachfolgewerke Mozarts und Haydns ebenso gut zur Geltung, wie die späten Werke ab Op. 127, die IMO allesamt herauragend gelungen sind. Einzig Rasumowsky fand ich beim bisherigen Hören noch nicht restlos überzeugend, aber das liegt ganz sicher an meinen Hörgewohnheiten, denn Op. 59 finde ich beim Berg-Quartett besonders gelungen. Aber in dieser GA schafft Belcea es die unterschiedlichen stilistischen Voraussetzungen, Ansprüche und letztlich Epochen jeweils adäquat abzubilden. So dass Op. 18.1 mir hier ebenso viel Spaß macht, wie Op. 135. Glanzstück ist für mich eines meiner Lieblingsquartette schlechthin: Opus 127. Ich bin von dieser GA wirklich restlos überzeugt!

    Beste Grüße von Tristan2511


    "Glaubt er, dass ich an seine elende Geige denke, wenn der Geist zu mir spricht?"

    (Beethoven zu Schuppanzigh)