Nino Piccaluga – ein Vertreter des Verismo-Gesanges

  • Nino Piccaluga (1890-1973) wurde in der Lombardei geboen. Erst im Alter von 28 Jahren , 1918 debütierte er in der italienischen Stadt La Spezia in Mascagnis „Cavalleria Rusticana“ und im Jänner des Folgejahres als Des Grieux in Puccinis „Manon Lescaut am Teatro Coccia in Navara, der sich in den nächsten Jahren zu seiner Paraderolle entwickelte, die er ab 1923 sogar an der Mailänder Scala sang. Dort hatte er indes 1922 in der Rolle des Luigi in Puccinis „Il Tabarro“ debutiert. Es folgten Auftritte in Parma und in Kairo. Es gab Tourneen ib Spanien, Australien, Chile, Ägypten. Er sang an den Opernhäusern von Bologna, Palermo, Turin und am Teatro Colon in Buenos Aires. Er verkörperte Rollen in zahlreichen Aufführungen von Opern zeitgenössischer Komponisten, darunter einige Uraufführungen.
    (Alfano, Gallignano,, Zandonai, Lattuada) Generell waren Rollen in den Opern des Verismao seine Stärke, aber genau betrachtet hat er so ziemlich alles gesungen, was seinem Stimmfach entsprach, inklusive Rollen in Opern von Mozart, Verdi und Wagner.
    Er galt als überzeugender Darsteller mit einnehmendem Äusseren, von der Damenwelt vergöttert und von sich selbst überzeugt, ein leicht theatralischer, aber publikumswirksamer Selbstdarsteller. Er soll über eine Ausstrahlung verfügt haben, die auf Schallplatte nicht in vollem Umfange zum Tragen kommt.
    Nino Piccaluga hatte ein angenehmes, leicht dunkles Timbre, dem aber eine eher undisziplinierte Gesangstechnik gegenüberstand. Die Stimme war kraftvoll , wurde aber eher unkultiviert eingesetzt. Das führte in Folge zum raschen Verschleiß der Stimme, sodass er ab ca 1933 immer öfter an zweit- und drittklassigen Häusern sang. 1939 zog er sich – relativ jung - von der Bühne für immer zurück. Er verbrachte seine letzten Jahre in Verdis „Casa di Riposo“ in Mailand. Dort ist er am 3. Februar 1973 gestorben.
    Zwischen 1920 und 1928 hat er Schallplattenaufnahmen für Fonotipia, Columbia und Parlophon gemacht.
    Einiges ist uns davon in Überspielungen von PREISER RECORDS und BONGIOVANNI überliefert.




    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Schön, dass hier im Forum immer wieder an Stimmen erinnert wird, die man "eine Ewigkeit" nicht mehr gehört, ja sogar fast schon vergessen hat. Jedenfalls geht es mir so bei Nino Piccaluga. Die von Alfred vorgestellten Recitals besitze ich beide (Bongiovanni-CD und Preiser-LP). Ergänzend zu Alfreds Ausführungen möchte ich sagen, dass es einige Aufnahmen des Sängers gibt, die mich durchaus beeindruckt haben. So zum Beispiel die Arien aus Puccinis "Tosca", die er herrlich phrasiert und sehr empfindsam formt. Seinerzeit gehörte er in die Reihe der zuverlässigen B-Tenöre, da die Konkurrenz mit Lauri-Volpi, Merli, Pertile, Martinelli, Gigli u. a. einfach zu groß war. Sie alle sangen auch zu Piccalugas Glanzzeit. Voll und ganz unterstreiche ich die Worte Jürgen Kestings, der über den Tenor schrieb: "Heute wären selbst große Häuser dankbar, für Spinto-Partien einen so zuverlässigen Tenor aufbieten zu können."

    "Menschen, die nichts im Leben empfunden haben, können nicht singen."
    Enrico Caruso


    "Non datemi consigli che so sbagliare da solo".
    ("Gebt mir keine Ratschläge, Fehler kann ich auch allein machen".)
    Giuseppe di Stefano

  • Hallo Manfred!


    Mit dieser Stretta reißt mich Piccaluga wahrlich nicht vom Hocker. Ich werde versuchen, einige andere Arien von ihm zu hören. Wahrscheinlich besitze ich sogar eine LP mit ihm. Ich muß nur meine Preiser-Sammlung mal durchforsten. Die Stimme ist nicht schlecht, aber wie von Alfred schon angedeutet, schlecht geführt. Jedenfalls in dieser Stretta.



    Gruß Wolfgang

    W.S.

  • Die Stimme ist nicht schlecht, aber wie von Alfred schon angedeutet, schlecht geführt. Jedenfalls in dieser Stretta.


    Hallo Wolfgang, stimmt. Zudem transponiert er hier die Stretta. Deutlich besser ist seine Fonotipia-Aufnahme der Stretta von 1922, nicht nur wegen der beiden hohen Cs, nein, hier klingt die Stimme trotz aller Manierismen attraktiv und kerngesund.
    Die Aufnahme befindet sich auf der u. a. CD, die auch viele interessante Vergleichsmöglichkeiten bietet:



    Gruß
    Manfred

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    Enrico Caruso


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    Giuseppe di Stefano

  • Ich habe bewusst eine Aufnahme hier eingestellt, die nicht zum eigentlichen Kernrepertoire Piccalugas gehört, denn es ging mir, wie auch denen wo ich meine Infos eingeholt habe (diverse Internetseite und das Booklet zur Preiser CD) um sachliche Berichte über den Sänger und keine Schönfärberei. Weiters ist anzumerken, daß Piccalugas Zeit der "Schallplattenkarriere" vorzugsweise in die Zeit von 1920 - 1928 fällt. Obwohl er die ältesten Aufnahmen für Fonotipia gemacht hat, welche damals tontechnisch federführend war, so ist nicht zu überhören, daß hier ein einen Trichter gesungen wurde, es sich also um sogenannte "akustische Aufnahmen" handelt. Erst ab ca 1925 wurde die sogenannte "elektrische" Aufnahme eingeführ, wo in ein Mikrophon gesungen wurde. Elektrische Aufnahmen hatten einen doppelt so großen Frequenzumfang wie akustische und in Verbindung mit dem Wegfall des verfärbenden Trichters besaßen Aufnahmen, die mit der neuen Technik gemacht wurden eine natürlichere Wiedergabe, soll heißen, die Stimmen waren weniger verfärbt.....

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !