Der Tamino-Liederabend: Der Weltpoet - Lieder nach Gedichten von Friedrich Rückert

  • Hallo!


    Ich habe vor einigen Wochen angekündigt, einen Liederabend mit Gedichtvertonungen von Friedrich Rückert anzugehen.
    Wie ich gemerkt habe, ist das alles andere als ein leichtes Unterfangen. Nachdem ich mich die letzten Wochen stark mit Leben und Werk von Friedrich Rückert beschäftigt habe, wird diese Arbeit sicher zahlreiche Anlässe bieten, in sein Leben und seine Poesie noch tiefer einzutauchen. Ich habe das Gefühl, was ich bisher erkannt und aufgenommen habe, ist ein Tropfen in einem Ozean.


    Endgültig komplex wird es, wenn aus Gedichtvertonungen mehrerer Komponisten zu wählen ist. Die Rückert-Forschung geht von mindestens 1.200 Kompositionen auf der Grundlage seiner mehr als 10.000 Gedichte aus. Und letztlich sind auch die Interpretationen zu vergleichen und auszuwählen.


    Doch wie hieß es früher bei Percy Stuart: „Ich werde mein Möglichstes tun“ (und hoffe natürlich auf tatkräftige Tamino – Unterstützung :hello: ).


    Die Regeln:


    • Jeder Teilnehmer kann Liedvorschläge einbringen - bitte nicht mehrere gleichzeitig. Der Vorschlag beinhaltet den Interpreten, der das Stück vortragen soll.
    • Die Aufnahme muss allgemein zugänglich, also auf CD erschienen sein.
    • Andere Teilnehmer können für das Stück Alternativvorschläge einbringen - sollen diese allerdings begründen.
    • Da jemand zu guter Letzt entscheiden muss, welche Einspielung verwendet wird, behalte ich mir dieses Recht vor.
    • Ein Gedicht in Vertonungen verschiedener Komponisten kann sinnvoll, sollte allerdings nicht die Regel sein.
    • Es wäre schön, wenn wir eine große Vielfalt an Komponisten erreichen würden.


    Erster Vorschlag:


    Als erste Vertonung – damit schließen wir an den Tamino-Schubertabend an – schlage ich „Sei mir gegrüßt“ von Franz Schubert vor. Es ist das erste von Drei Liedern op. 20 (D741) und laut Lieder.net die einzige Vertonung des Gedichtes.


    Das Gedicht gehört zu der Gedichtsammlung „Östliche Rosen“ Rückerts, zu der ihn Goethes „West-östlicher Divan“ inspiriert hatte. Teilweise übersetzte Rückert orientalische Gedichte, teils nahm er Nachdichtungen vor. Leider konnte ich über den Ursprung dieses Gedichtes nichts heraus finden. Die Sammlung wurde 1821 gedruckt.


    Goethes Kommentar in „Kunst und Altertum“:
    „Und so kann ich denn Rückerts oben bezeichnete Lieder allen Musikern empfehlen; aus diesem Büchlein, zu rechter Stunde aufgeschlagen, wird ihnen gewiß manche Rose, Narzisse und was sonst sich hinzugestellt, entgegenduften…“


    Ich besitze Aufnahmen von Soile Isokoski und Hans Hotter.



    Isokoski: Sei mir gegrüßt


    Gesanglich liegt mir die Isokoski-Aufnahme näher, wenngleich der Text eine Männerstimme verlangt.


    Andere Meinungen? Youtube bietet zahlreiche weitere namhafte Interpreten.


    Gruß WoKa

    "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber Schweigen unmöglich ist."


    Victor Hugo

  • Mein Vorschlag:


    "Nun will die Sonn' so hell aufgeh'n", das erste der Kindertotenlieder von Gustav Mahler auf Texte von Friedrich Rückert.


    Siegfried Lorenz singt, das Gewandhausorchester Leipzig begleitet ihn unter der Leitung von Kurt Masur.



    (Das Lied Nr. 2 ist neben der Nr. 1 der Kindertotenlieder auf diesem Video halt auch noch mit drauf, ich kanns nicht ändern und find's nicht schlimm!)


    Siegfried Lorenz war ein wunderbarer Mahler-Sänger, den ich auch noch live mit Mahler-Liedern erleben durfte. Nominiert habe ich ihn für das erste Kindertotenlied, weil es vielleicht das Bachischste aller Mahler-Lieder. Ich finde, er singt die großen Bögen (bei bester Textverständlichkeit, beklemmendem Ausdruck und wunderbaren Höhenpiani) wirklich fantastisch! :yes:


    Natürlich ist die Aufnahme der Kindertotenlieder mit Siegfried Lorenz und Kurt Masur auch im Handel erhältlich:



    https://www.amazon.com/Selecte…stav-Mahler/dp/B00000JIRT

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Hallo Stimmenliebhaber!


    Vielen Dank für diesen Vorschlag.


    Ich war mir zunächst unsicher hinsichtlich der Mischung aus Liedern mit Klavier- und solchen mit Orchesterbegleitung. Nachdem ich mir die von die vorgeschlagene wunderschöne Aufnahme angehört habe, schlage ich vor, wir gehen einen Mittelweg und lassen zwei Alternative nebeneinander stehen. Daher möchte ich neben Siegfried Lorenz Thomas Hampson als "kammermusikalische Alternative" vorschlagen.



    Hier kann man ihn hören.


    Die Vorschläge sehen damit wie folgt aus:


    1. Sei mir gegrüßt - Soile Isokoski
    2. Nun will die Sonn´ so hell aufgeh´n - Siegfried Lorenz (Orchesterbeleitung) / Thomas Hampson (Klavierbegleitung)


    Ich freue mich auf weitere Vorschläge.


    Gruß WoKa

    "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber Schweigen unmöglich ist."


    Victor Hugo

  • Hallo!


    Als nächstes möchte ich Schuberts "Du bist die Ruh" (D 776) vorschlagen.


    Ich habe die Einspielungen mit Nicolai Gedda, Barbara Bonney, Soile Isokoski und Dietrich Fischer-Dieskau angehört und würde mich für eine Männerstimme entscheiden.


    Widerspruch / andere Vorschläge sind willkommen.



    Du bist die Ruh'
    Der Friede mild,
    Die Sehnsucht du
    Und was sie stillt.


    Ich weihe dir
    Voll Lust und Schmerz
    Zur Wohnung hier
    Mein Aug' und Herz.


    Kehr' ein bei mir,
    Und schließe du
    Still hinter dir
    Die Pforten zu.


    Treib andern Schmerz
    Aus dieser Brust!
    Voll sei dies Herz
    Von deiner Lust.


    Dies Augenzelt
    Von deinem Glanz
    Allein erhellt,
    O füll' es ganz.


    Gruß WoKa

    "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber Schweigen unmöglich ist."


    Victor Hugo

  • Also mit gefällt Fischer-Dieskau mit dem Lied dann schon noch besser als Gedda. "Ruh" und "Frieden" erlebe ich stimmlich gerne durch eher lyrische, helle, lichte Stimmen ausgedrückt. Gedda ist zwar als Tenor höher als Fischr-Dieskau, der das Lied tiefer singt, aber irgendwie für mich doch heller, lichter, ruhier, undramatischer klingt. Unglaublich toll finde ich auch einige lange Atembögen, wie er etwa ab Mitte der ersten Zeile einen Bogen bis zum Ende der zweiten singt, das finde ich wirklich imponierend! Beim ersten Aufschwung zum "erhellt" ist der auch etwas (zu) dramatisch, beim zweiten Mal ist er aber ganz leise und introvertiert, macht ein diminuendo auf dem "erhellt" bis ins pianissomo: die absolute Ruhe wird hier erreicht, das gefällt mir deutlich besser als bei Gedda, der mir da etwa zu dramatisch ist und dessen Piano auch nicht so frei schwebt wie bei FiDi.


    Also: Mein Gegenvorschlag ist FiDi!


    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"



  • Hierbei ziehe ich die Orchesterfassung, wie fast immer, vor.
    Ich bewundere, wie sie jede Zeile anders nuanciert. Auch die Textverständlichkeit ist sehr gut.
    Dies ist ein Lied, was ich auswendig im Wald singen kann; leider ist der befreundete Hund nicht mehr am Leben. An meinem Singen wird es wohl nicht gelegen haben.
    Es spielt das San Francisco Symphony Orchestra unter Michael Tilson Thomas.

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Hallo!


    Als Parallelvorschlag mit Klavierbegleitung:



    Eine meines Erachtens herrlich intime Interpretation von einer schwedischen Sopranistin, die ich - zugegeben - bisher nicht kannte. Klavierbegleitung Gerold Huber.


    Gruß WoKa

    "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber Schweigen unmöglich ist."


    Victor Hugo

  • Hallo gleich nochmal!
    Bei Rückert - Liedern bietet es sich an, bei ein oder zwei Gedichten alternative Vertonungen ins Programm zu nehmen, sie allerdings in gebührlichen Abstand zueinander zu setzen. Daher hier noch Anne Sofie von Otter in Begleitung von Hélène Grimaud mit der Vertonung desselben Gedichtes durch Clara Schumann.



    Gruß WoKa

    "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber Schweigen unmöglich ist."


    Victor Hugo

  • Um nochmal auf »Du bist die Ruh« zurückzukommen:

    Ich habe die Einspielungen mit Nicolai Gedda, Barbara Bonney, Soile Isokoski und Dietrich Fischer-Dieskau angehört und würde mich für eine Männerstimme entscheiden.


    Wer hätte das gedacht - die Noten sind mit »langsam« überschrieben ... aber wie langsam ist langsam? Altmeister Karl Erb singt das Lied in 3:44, Gerhaher benötigt 4:51 und die Sängerin Zara Dolukhanova gar 5:17 ...
    Leider kann ich hier nicht mit einer YouTube Einstellung dienen, die Aufnahme ist in einer Box mit 4 CDs versteckt und zwar auf Disc 2. Zara Dolukhanova singt dieses Stück auf Russisch, aber von der Stimme her ist »Du bist die Ruh« hier ganz delikat gesungen; es ist mir ein Anliegen, darauf hinzuweisen.


  • Nun denn - wo stehen wir am Sonntagabend?
    n
    1. Sei mir gegrüßt - Soile Isokoski
    2. Nun will die Sonn´ so hell aufgeh´n - Siegfried Lorenz (Orchesterbeleitung) / Thomas Hampson (Klavierbegleitung)
    3. Du bist die Ruh - Dietrich Fischer-Dieskau
    4. Liebst Du um Schönheit (Mahler) - Susan Graham (Orchesterbegleitung) / Äsa Dornbusch (Klavierbegleitung)
    5. Liebst Du um Schönheit (C. Schumann) Anne Sofie von Otter


    Mein Vorschlag ist, mit "Der Himmel hat eine Träne geweint" weiter zu machen. Hier schwebt mir die Vertonung durch Max Reger vor. Youtube gibt allerdings fast ausschließlich die Vertonung durch Robert Schumann her. Ich habe eine CD von Frauke May, für die allerdings keine Hörschnipfel bei Amazon eingestellt sind. Bei allmusic.com könnt Ihr einen kurzen Ausschnitt hören (Nr. 16):


    Reger: Der Himmel hat eine Träne geweint


    Gruß WoKa

    "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber Schweigen unmöglich ist."


    Victor Hugo

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Hallo!


    Ich werde in nächster Zeit in größeren Blöcken gleich mehrere Titel einstellen. Natürlich könnt Ihr jederzeit auf die Bremse gehen und Euch mit Vorschlägen einbringen.


    1. Sei mir gegrüßt - Soile Isokoski
    2. Nun will die Sonn´ so hell aufgeh´n - Siegfried Lorenz (Orchesterbeleitung) / Thomas Hampson (Klavierbegleitung)
    3. Du bist die Ruh - Dietrich Fischer-Dieskau
    4. Liebst Du um Schönheit (Mahler) - Susan Graham (Orchesterbegleitung) / Äsa Dornbusch (Klavierbegleitung)
    5. Liebst Du um Schönheit (C. Schumann) Anne Sofie von Otter
    6. Der Himmel hat eine Träne geweint (Reger) Frauke May


    Die nächsten Vorschläge:


    "Das Rheinlegendchen" von Gustav Mahler in der Interpretation von Christa Ludwig



    "Er ist gekommen in Sturm und Regen" von Clara Schumann - Christiane Karg



    Was die "Widmung" von Robert Schumann anbetrifft, ist die Auswahl natürlich unendlich. Zwischen Elisabeth Shwarzkopf, Diana Damrau, Brigitte Fassbaender und Jessye Norman habe ich mich für Letztere entschieden:



    Gegenvorschläge sind erwünscht.


    Gruß WoKa

    "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber Schweigen unmöglich ist."


    Victor Hugo

  • Ich habe auch gerade eine Mahler-CD mit Rückertliedern vor mir liegen, mit zwei Protagonisten, die eine so enge und fruchtbaren Zusammenarbeit erreichten, dass daraus singuläre Aufnahmen entstanden. Eines daraus, von dem Michael Kennedy sagt, es sei Mahlers bestes, möchte ich hier vorstellen, aufgenommen am 4. Mai 1967 mit Dame Janet Baker, Mezzosopran, dem Hallé-Orchestra unter der Leitung von Sir John Barbirolli. Kennedy sagt zu den beiden Musikern: "Bakers und Barbirollis Interpretation ist so edel und ergreifend wie die Lieder":




    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Nachdem nun hier Kompositionen von Schubert, Mahler, Schumann und Reger eingestellt wurden, möchte ich an Zeiten erinnern, in denen Liederabende keine seltenen Veranstaltungen waren. Damals fand man in den Liederabend-Programmen auch noch Komponisten wie Marschner oder Loewe. Meinem Rechtschreibeprogamm sind die Namen Marschner und Pitzinger zum Beispiel nicht mehr bekannt, sie werden rot unterstrichen ...
    Um diesem Vergessen etwas entgegenzuwirken, schlage ich ein Lied von Heinrich Marschner vor, gesungen von der für mich unvergessenen Altistin Gertrude Pitzinger; wer kennt heute noch Gertrude Pitzinger? Der Liedgesang war ihr Metier, da war sie zu Hause.


    Heinrich Marschner:
    Der Kuss, op. 115, Nr. 2 (Aufnahme 1. Juli 1943)
    Gertrude Pitzinger, Alt


    Der Kuss
    Sie sagen wohl, ein Kuß sei Scherz,
    Sie sagen wohl, ein Kuß sei Spiel,
    O wie ein Kuß mir viel aufs Herz,
    O wie ein Kuß aufs Herz mir fiel!


    Ich küsse nicht zum Scherze dich,
    Ich küsse dich aus vollem Ernst,
    Und wenn du anders küssest mich,
    So bitt' ich, daß du's besser lernst.


    Ich sage dir mit diesem Kuß,
    Daß ich die Deine bin und bleib',
    Ich sage dir, daß ewig muß
    Ich mich bekennen als dein Weib.


    Du hast das selbe mir gesagt,
    Du liebst im Ernst und nicht im Scherz,
    Und wenn mein Mund dich zweifelnd fragt,
    So küss' es wieder mir ins Herz.


    Friedrich Rückert


    In der umfangreichen Michael Raucheisen Lied-Edition ist diese Aufnahme auf der Doppel-CD 47+48 zu finden - auf der 47.



    Anmerkung:
    Neben Schubert, Schumann und vielen anderen Komponisten findet man in dieser Lieder-Sammlung auch noch elf von Carl Loewe vertonte Rückert-Lieder, gesungen von: Rudolf Bockelmann, Josef Greindl, Hans Hotter, Gertrude Pitzinger, Karl Schmitt-Walter und Elisabeth Schwarzkopf.

  • Lieber Hart,


    herzlichen Dank für deinen Hinweis auf das - auch mir - ziemlich unbekannte Liedschaffen von Heinrich August Marschner. Ich habe gleich mal bei Youtube geprüft ob ich da was finde und habe mir das serh schöne Lied "Die verwünschte Schließerin" angehört, gesungen von Karl Wolfram, der in den 1940er und 1950er Jahren auch regelmäßig im Berliner Admiralspalast sang, als die Berliner Staatsoper odrt ihr Ausweichquartier hatte. Allerdings ist das kein Rückert-Text, sondern Kotzebue:



    Es findet sich allerdings tatsächlich auch ein Lied Marschners auf einen Text von rückert, gesungen von Arno Schellenberg, dem berühmten Dresdner Bariton, der auch regelmäßig in Berlin gastierte, und u.a. der Lehrer von Reiner Goldberg war:



    Nun finde ich dieses Lied mit dem Titel "Der betrogene Teufel" nicht annähernd so schön wie das obere, es ist halt sehr schlicht, trotz der etwas vordergründigen Dramatik, ich finde es aber bemerkenswert, dass Rücket die Araber hier positiv als klug und gerissen zeigt, da sie den Teufel austricksen. Ob dieses Lied für einen Rückert-Liederabend taugt, mögen andere entscheiden, ich kann das von dir genante nicht finden.


    Dennoch herzlichen Dank für deine Anregung! :hello:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Lieber Stimmenliebhaber,
    ich möchte ja nicht WoKas Rückert-Lieder Thread zum Marschner-Thread umwidmen, aber weil Du das Thema ansprichst, hier ist die Aufnahme drauf:
    Heinrich Marschner / CD 47+48
    Der betrogene Teufel, op. 87, Nr. 1 (Aufnahme 1944)
    Arno Schellenberg, Bariton

    Und wenn ich nun schon dabei bin ... »mein« absoluter »Marschner-Hit« ist und bleibt »Der Sänger«, op. 7, gesungen von Peter Anders; allein schon das Aufnahmedatum 1. Januar 1945 ist beeindruckend, aber die musikalische Darbietung natürlich auch!


    Entschuldigung, lieber WoKa, jetzt geht es aber wieder mit Deinen Rückert-Vertonungen weiter.

  • Hallo!


    Als Alternative mit Klavierbegleitung haben ich für das Stück "Ich bin der Welt..." die Version mit Margret Price ausgewählt



    Ihr nehmt s mir nicht übel, wenn ich "Der betrogene Teufel" nicht in die Liste aufnehme? Ich habe bei der Gelegenheit übrigens entdeckt, dass ich eine Einspielung mit Olaf Bär besitze.


    Der Kuss findet sich leider nicht in youtube. Daher ein Soundschnipsel aus Amazon.


    Gertrude Pitzinger Der Kuss



    1. Sei mir gegrüßt - Soile Isokoski
    2. Nun will die Sonn´ so hell aufgeh´n - Siegfried Lorenz (Orchesterbeleitung) / Thomas Hampson (Klavierbegleitung)
    3. Du bist die Ruh - Dietrich Fischer-Dieskau
    4. Liebst Du um Schönheit (Mahler) - Susan Graham (Orchesterbegleitung) / Äsa Dornbusch (Klavierbegleitung)
    5. Liebst Du um Schönheit (C. Schumann) Anne Sofie von Otter
    6. Der Himmel hat eine Träne geweint (Reger) Frauke May
    7. Rheinlegendchen (Mahler) Christa Ludwig
    8. Er ist gekommen in Sturm und Regen (C. Schumann) Christiane Karg
    9. Widmung (R. Schumann) Jessye Norman
    10. Ich bin der Welt abhanden gekommen (Mahler) Janet Baker / Margret Price (Klavierbegleitung)
    11. Der Kuss (Marschner) Gertrude Pitzinger


    Weiterhin schlage ich folgende Stücke vor:


    Brahms: Mit vierzig Jahren (Hotter)



    Meyerbeer: Sie und ich (Hampson) aus "Östliche Rose"
    Auch hier leider nur ein Soundschnipsel (Stück Nr. 6)
    Hampson Sie und Ich


    ..und wir landen wieder bei Mahler: Um Mitternacht (Dietrich Fischer-Dieskau)



    Klavierbegleitung Leonard Bernstein


    Gruß WoKa

    "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber Schweigen unmöglich ist."


    Victor Hugo

  • Hallo!


    Dieses Stück habe ich eben erstmals gehört und möchte es hier vorschlagen:


    Ich bin Dein Baum (Robert Schumann - Sologesänge aus Friedrich Rückerts Minnespiel, Op. 101).


    Es singen Julia Varady und Dietrich Fischer-Dieskau.



    Gruß WoKa

    "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber Schweigen unmöglich ist."


    Victor Hugo

  • Wunderbar, besten Dank für's Einstellen! :thumbup:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Als ich gerade dieses wunderbare Duett dieses so glücklichen Sänger-Duos hörte, kam mir unweigerlich ein anderes fantastisches Sänger-Duo in den Sinn, das sich zwar zumeist in der Oper tummelte (als Elsa und Lohengrin, vor allem aber als Sieglinde und Siegmund, u.a. in der legendären Aufnahme des 1. Aktes der "Walküre" unter Bruno Walther), aber auch herrliche Liedaufnahmen hinterlassen hat: fünf Duette von Robert Schumann. Gemeint sind natürlich Lotte Lehmann und Lauritz Melchior, auch wenn diese im Gegensatz zu Dietrich Fischer-Dieskau und Julia Varady privat kein Paar waren.


    Nun habe ich mir diese fünf Duette gerade noch einmal angehört und dabei die Textdichter geprüft - und siehe da: eines der Duette wurde von Schumann tatsächlich auf einen Text von Friedrich Rückert komponiert: "So wahr die Sonne scheine"


    Ich möchte dieses Schumann-Duett, bei dem Melchior an der Seite Lotte Lehmanns eher eher Bariton-Lage, beinahe schon Bass-Lage singt, für unseren Tamino-Rückert-Liederabend nominieren, auch wenn es vielleicht nicht das spektakulärste der fünf Duette ist (das wäre wohl "Unterm Fenster", aber da ist der Text eben nicht von Rückert), aber alle fünf sind mir durch diese Aufnahme sehr ans Herz gewachsen:


    (Es beginnt in diesem Video, das die Aufnahmen von vier der fünf Duette umfasst, bei 04:58.)


    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Carl Loewe hat ingesamt 25 Lieder und Balladen nach Texten von Friedrich Rückert komponiert, darunter auch einige nicht eben traurige Stücke wie "Der Papagei". Hier die Liste:


    1. Die Gottesmauer
    2. Der Traum der Witwe
    3. Traumlicht
    4. Des fremden Kindes heil’ger Christ
    5. Zeislein
    6. Bescheidung
    7. Süße Mutter
    8. Süße Begräbnis
    9. Hinkende Jamben
    10. Irrlichter
    11. Abendlicht
    12. In der Kirche
    13. Ich und mein Gevatter
    14. Die Pfarrjüngferchen
    15. Kind und Mädchen
    16. Die Blume der Ergebung
    17. Kleiner Haushalt
    18. Das Wunder auf der Flucht
    19. Fräulein Annika (nach dem Finnischen)
    20. Die Göttin im Putzzimmer
    21. Des Glockentürmers Töchterlein
    22. Die Herzensrose
    23. Der Papagei
    24. Der Weichdorn
    25. Jünglings Gebet


    Nach meiner Überzeugung ist Loewe dann besonders genial, wenn die Vorlagen stimmen. Bei seinen von Rückert inspirierten Werken ist das in den meisten Fällen so. Für WoKa's Liederaband möchte ich das Lied "Des fremden Kindes heil’ger Christ" nominieren. Auch wenn es ein Weihnachtslied ist, das mich von der Stimmung her stark an Dickens erinnert, spricht für mich nichts dagegen, es schon mal im März in Stellung zu bringen. Das nächste Weihnachten kommt bestimmt. Das Lied hat eine schlichte, eingehende Melodie. Einmal gehört, dürfte es einem nie wieder aus dem Sinn kommen. Daraus bezieht es seine poetische Wirkung. Obwohl Loewe reichlich aufgemommen wurde, gab es von diesem Lied über Jahrzehnte nur diese Aufnahme mit dem Tenor Karl Erb, dem ersten Palestrina von Pfitzner. Es ist seiner schlanken fokussierenden Stimme wie auf den Leib geschrieben.


    Auf dieser CD ist es zu finden:


    Und hier ist es zu hören:


    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Hallo!


    Wo stehen wir?


    1. Sei mir gegrüßt (Schubert) - Soile Isokoski
    2. Nun will die Sonn´ so hell aufgeh´n (Mahler) - Siegfried Lorenz (Orchesterbeleitung) / Thomas Hampson (Klavierbegleitung)
    3. Du bist die Ruh (Schubert) - Dietrich Fischer-Dieskau
    4. Liebst Du um Schönheit (Mahler) - Susan Graham (Orchesterbegleitung) / Äsa Dornbusch (Klavierbegleitung)
    5. Liebst Du um Schönheit (C. Schumann) - Anne Sofie von Otter
    6. Der Himmel hat eine Träne geweint (Reger) - Frauke May
    7. Rheinlegendchen (Mahler) - Christa Ludwig
    8. Er ist gekommen in Sturm und Regen (C. Schumann) - Christiane Karg
    9. Widmung (R. Schumann) - Jessye Norman
    10. Ich bin der Welt abhanden gekommen (Mahler) - Janet Baker / Margret Price (Klavierbegleitung)
    11. Der Kuss (Marschner) - Gertrude Pitzinger
    12. Mit vierzig Jahren (Brahms) - Hans Hotter
    13. Sie und ich (Meyerbeer) - Thomas Hampson
    14. Um Mitternacht (Mahler) - Dietrich Fischer-Dieskau
    15. Ich bin Dein Baum (R. Schuman) - Julia Vardy & Dietrich Fischer-Dieskau
    16. So wahr die Sonne scheine (R. Schumann) - Lotte Lehmann & Lauritz Melchior
    17. Des fremden Kindes heil´ger Christ (C. Loewe) - Karl Erb


    Wengleich ich noch nicht Schluss machen möchte mit dem Programm, schlage ich dennoch "Zum Schluss" von R. Schumann in der Interpretation von Edith Wiens vor:



    Außerdem "Ein Obdach gegen Sturm und Rege" von Richard Strauss, der zu diesem Liederabend bislang nichts beigesteuert hat. Hier in der Interpretation von Lucia Popp:



    Gruß WoKa

    "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber Schweigen unmöglich ist."


    Victor Hugo

  • Hallo!


    Ich denke wir nehmen noch zwei Stücke dazu und schließen die Sammlung damit ab.


    Gustav Mahler: Blicke mir nicht in die Lieder (Dietrich Fischer-Dieskau in Begleitung von Leonard Bernstein)



    Und da es kaum Sinn macht, nur 4 von 5 Rückert - Liedern ins Programm aufzunehmen, hier das noch Fehlende:


    Ich atmet´ einen linden Duft (Mahler) - Hermann Prey



    Lieber Stimmenliebhaber:


    Wärst Du wieder bereit, die Stücke in eine sinnvolle Reihung zu bringen?
    Das würde mich freuen (und war bei Schubert ebenfalls hervorragend)


    1. Sei mir gegrüßt (Schubert) - Soile Isokoski
    2. Nun will die Sonn´ so hell aufgeh´n (Mahler) - Siegfried Lorenz (Orchesterbeleitung) / Thomas Hampson (Klavierbegleitung)
    3. Du bist die Ruh (Schubert) - Dietrich Fischer-Dieskau
    4. Liebst Du um Schönheit (Mahler) - Susan Graham (Orchesterbegleitung) / Äsa Dornbusch (Klavierbegleitung)
    5. Liebst Du um Schönheit (C. Schumann) - Anne Sofie von Otter
    6. Der Himmel hat eine Träne geweint (Reger) - Frauke May
    7. Rheinlegendchen (Mahler) - Christa Ludwig
    8. Er ist gekommen in Sturm und Regen (C. Schumann) - Christiane Karg
    9. Widmung (R. Schumann) - Jessye Norman
    10. Ich bin der Welt abhanden gekommen (Mahler) - Janet Baker / Margret Price (Klavierbegleitung)
    11. Der Kuss (Marschner) - Gertrude Pitzinger
    12. Mit vierzig Jahren (Brahms) - Hans Hotter
    13. Sie und ich (Meyerbeer) - Thomas Hampson
    14. Um Mitternacht (Mahler) - Dietrich Fischer-Dieskau
    15. Ich bin Dein Baum (R. Schuman) - Julia Vardy & Dietrich Fischer-Dieskau
    16. So wahr die Sonne scheine (R. Schumann) - Lotte Lehmann & Lauritz Melchior
    17. Des fremden Kindes heil´ger Christ (C. Loewe) - Karl Erb
    18. Ein Obdach gegen Sturm und Regen (R. Strauss) - Lucia Popp
    19. Blicke mir nicht in die Lieder (Mahler) - Dietrich Fischer-Dieskau
    20. Zum Schluss (R. Schumann) - Edith Wiens
    21. Ich atmet´ einen linden Duft (Mahler) - Hermann Prey



    Ich erstelle anschließend den Abschlussbeitrag mit Texten.


    Gruß WoKa

    "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber Schweigen unmöglich ist."


    Victor Hugo

  • Lieber Stimmenliebhaber:


    Wärst Du wieder bereit, die Stücke in eine sinnvolle Reihung zu bringen?
    Das würde mich freuen (und war bei Schubert ebenfalls hervorragend)

    Ach, ich weiß nicht. Frag doch mal bitte Helmut Hofmann, der kennt sich da viel besser aus. Oder irgendwer anders. Oder du selbst als Intiator. Aber ich nicht schon wieder! ;)

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Hallo!


    Ich werde den Thread jetzt mit der endgültigen Zusammenstellung inhaltlich abschließen.


    Eins aber vorab: Wieso hat sich niemand gewehrt, als ich das "Rheinlegendchen" rein genommen habe? Ist schließlich Bestandteil aus "Des Knaben Wunerhorn" von Mahler und damit sicher nicht von Friedrich Rückert.


    Sorry und Gruß
    WoKa

    "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber Schweigen unmöglich ist."


    Victor Hugo

  • Der Weltpoet - Lieder nach Gedichten von Friedrich Rückert




    1. Sei mir gegrüßt (Schubert) - Soile Isokoski (Östliche Rosen)


    Liebesfrühling:


    2. Liebst Du um Schönheit (C. Schumann) - Anne Sofie von Otter (Liebesfrühling) (Extra)


    3. Der Himmel hat eine Träne geweint (Reger) - Frauke May (Liebesfrühling)


    4. Er ist gekommen in Sturm und Regen (C. Schumann) - Christiane Karg (Liebesfrühling)


    5. So wahr die Sonne scheine (R. Schumann) - Lotte Lehmann & Lauritz Melchior (Liebesfrühling)


    6. Du bist die Ruh (Schubert) - Dietrich Fischer-Dieskau (Extra)



    7. Nun will die Sonn´ so hell aufgeh´n (Mahler) - Siegfried Lorenz (Orchesterbegleitung) / Thomas Hampson (Klavierbegleitung) (Kindertotenlieder)


    8. Widmung (R. Schumann) - Jessye Norman (Persische Lieder)


    9. Mit vierzig Jahren (Brahms) - Hans Hotter


    10. Sie und ich (Meyerbeer) - Thomas Hampson


    - Pause -


    11. Der Kuss (Marschner) – Gertrude Pitzinger


    12. Ich bin Dein Baum (R. Schumann) - Julia Varady & Dietrich Fischer-Dieskau


    13. Des fremden Kindes heil´ger Christ (C. Loewe) - Karl Erb


    14. Ein Obdach gegen Sturm und Regen (R. Strauss) - Lucia Popp



    Mahler: 5 Rückert – Lieder


    15. Blicke mir nicht in die Lieder (Mahler) - Dietrich Fischer-Dieskau


    16. Ich atmet´ einen linden Duft (Mahler) - Hermann Prey


    17. Um Mitternacht (Mahler) - Dietrich Fischer-Dieskau


    18. Liebst Du um Schönheit (Mahler) - Susan Graham (Orchesterbegleitung) / Äsa Dornbusch (Klavierbegleitung)


    19. Ich bin der Welt abhanden gekommen (Mahler) - Janet Baker / Margret Price (Klavierbegleitung)



    20. Zum Schluss (R. Schumann) - Edith Wiens


    - Ende -



    1. Sei mir gegrüßt


    O du Entrißne mir und meinem Kusse,
    Sei mir gegrüßt, sei mir geküßt!
    Erreichbar nur meinem Sehnsuchtgruße,
    Sei mir gegrüßt, sei mir geküßt!


    Du von der Hand der Liebe diesem Herzen
    Gegebne, Du von dieser Brust
    Genommne mir! Mit diesem Tränengusse
    Sei mir gegrüßt, sei mir geküßt.


    Zum Trotz der Ferne, die sich feindlich trennend
    Hat zwischen mich und dich gestellt;
    Dem Neid der Schicksalmächte zum Verdrusse
    Sei mir gegrüßt, sei mir geküßt!


    Wie du mir je im schönsten Lenz der Liebe
    Mit Gruß und Kuß entgegenkamst,
    Mit meiner Seele glühendstem Ergusse,
    Sei mir gegrüßt, sei mir geküßt!


    Ein Hauch der Liebe tilget Raum und Zeiten,
    Ich bin bei dir, du bist bei mir,
    Ich halte dich in dieses Arms Umschlusse,
    Sei mir gegrüßt, sei mir geküßt!


    2. Liebst Du um Schönheit


    Liebst du um Schönheit,
    O nicht mich liebe!
    Liebe die Sonne,
    Sie trägt ein gold'nes Haar!


    Liebst du um Jugend,
    O nicht mich liebe!
    Liebe den Frühling,
    Der jung ist jedes Jahr!


    Liebst du um Schätze,
    O nicht mich liebe.
    Liebe die Meerfrau,
    [Die]1 hat viel Perlen klar.


    Liebst du um Liebe,
    O ja, mich liebe!
    Liebe mich immer,
    Dich lieb' ich immerdar.


    3. Der Himmel hat eine Träne geweint


    Der Himmel hat eine Träne geweint,
    Die hat sich ins Meer verlieren gemeint.
    Die Muschel kam und schloss sie ein:
    Du sollst nun meine Perle sein.


    Du sollst nicht vor den Wogen zagen,
    Ich will hindurch dich ruhig tragen.
    O du mein Schmerz, du meine Lust,
    Du Himmelsträn in meiner Brust!


    Gib, Himmel, daß ich in reinem Gemüte
    Den reinsten deiner Tropfen hüte.


    4. Er ist gekommen


    Er ist gekommen
    In Sturm und Regen,
    Ihm schlug beklommen
    Mein Herz entgegen.
    Wie konnt' ich ahnen,
    Daß seine Bahnen
    Sich einen sollten meinen Wegen?


    Er ist gekommen
    In Sturm und Regen,
    Er hat genommen
    Mein Herz verwegen.
    Nahm er das meine?
    Nahm ich das seine?
    Die beiden kamen sich entgegen.


    Er ist gekommen
    In Sturm und Regen.
    Nun ist [entglommen]1
    Des Frühlings Segen.
    Der Freund zieht weiter,
    Ich seh' es heiter,
    Denn [er bleibt mein]2 auf allen Wegen.


    5. So wahr die Sonne scheinet


    So wahr die Sonne scheinet,
    So wahr die Wolke weinet,
    So wa5. hr die Flamme sprüht,
    So wahr der Frühling blüht;
    So wahr hab' ich empfunden,
    Wie ich dich halt' umwunden:
    Du liebst mich, wie ich dich,
    Dich lieb' ich, wie du mich.


    Die Sonne mag verscheinen,
    Die Wolke nicht mehr weinen,
    Die Flamme mag versprühn,
    Der Frühling nicht mehr blühn!
    Wir wollen uns umwinden
    Und immer so empfinden;
    Du liebst mich, wie ich dich,
    Dich lieb' ich, wie du mich.


    6. Du bist die Ruh, der Friede mild


    Du bist die Ruh,
    Der Friede mild,
    Die Sehnsucht du
    Und was sie stillt.


    Ich weihe dir
    Voll Lust und Schmerz
    Zur Wohnung hier
    Mein Aug und Herz.


    Kehr ein bei mir,
    Und schließe du
    Still hinter dir
    Die Pforten zu.


    Treib andern Schmerz
    Aus dieser Brust!
    Voll sei dies Herz
    Von deiner Lust.


    Dies Augenzelt
    Von deinem Glanz
    Allein erhellt,
    O füll es ganz!


    7. Nun will die Sonn' so hell aufgehn


    Nun will die Sonn' so hell aufgehn,
    Als sei kein Unglück die Nacht geschehn!
    Das Unglück geschah nur mir allein!
    Die Sonne, sie scheinet allgemein!
    Du musst nicht die Nacht in dir verschränken,
    Musst sie ins ew'ge Licht versenken!
    Ein Lämplein verlosch in meinem Zelt!
    Heil sei dem Freudenlicht der Welt!

    8. Widmung


    Du meine Seele, du mein Herz,
    du meine Wonn', o du mein Schmerz,
    Du meine Welt, in der ich lebe,
    Mein Himmel du, darein ich schwebe,
    o du mein Grab, in das hinab
    Ich ewig meinen Kummer gab.


    Du bist die Ruh, du bist der Frieden,
    Du bist vom Himmel mir beschieden,
    Daß du mich liebst, macht mich mir wert,
    Dein Blick hat mich vor mir verklärt,
    Du hebst dich liebend über mich,
    mein guter Geist, mein beßres Ich!


    9. Mit vierzig Jahren


    Mit vierzig Jahren ist der Berg erstiegen,
    Wir stehen still und schaun zurück;
    Dort sehen wir der Kindheit stilles liegen
    Und dort der Jugend lautes Glück.
    Noch einmal schau, und dann gekräftigt weiter
    Erhebe deinen Wanderstab!


    Hindehnt ein Bergesrücken sich, ein breiter,
    Und hier nicht, drüben geht's hinab.
    Nicht atmend aufwärts brauchst du mehr zu steigen,
    Die Ebene zieht von selbst dich fort;
    Dann wird sie sich mit dir unmerklich neigen,
    Und eh' du's denkst, bist du im Port.


    10. Sie und ich (Daß der Ostwind Düfte)


    Daß der Ostwind Düfte
    Hauchet in die Lüfte,
    Dadurch tut er kund,
    Daß du hier gewesen.


    Daß hier Tränen rinnen,
    Dadurch wirst du innen,
    Wär's dir sonst nicht kund,
    Daß ich hier gewesen.


    Schönheit oder Liebe,
    Ob versteckt sie bliebe,
    Düfte tun es und Tränen kund,
    Daß sie hier gewesen.


    11. Sie sagen wohl, ein Kuß sei Scherz (Der Kuss)


    Sie sagen wohl, ein Kuß sei Scherz,
    Sie sagen wohl, ein Kuß sei Spiel.
    O wie ein Kuß mir viel auf's Herz,
    O wie ein Kuß auf's Herz mir fiel!


    Ich küsse nicht zum Scherze dich,
    Ich küsse dich aus vollem Ernst,
    Und wenn du anders küssest mich,
    So bitt' ich, daß du's besser lernst.


    Ich sage dir mit diesem Kuß,
    Daß ich die Deine bin und bleib',
    Ich sage dir, daß ewig muß
    Ich mich bekennen als dein Weib.


    Du hast dasselbe mir gesagt,
    Du liebst im Ernst und nicht im Scherz.
    Und wenn mein Mund dich zweifelnd fragt,
    So küss' es wieder mir ins Herz.


    12. Ich bin dein Baum, o Gärtner, dessen...


    Ich bin dein Baum, o Gärtner, dessen Treue
    Mich hält in Liebespfleg' und süßer Zucht,
    Komm, daß ich in den Schoß dir dankbar streue
    Die reife, dir allein gewachs'ne Frucht.


    Ich bin dein Gärtner, o du Baum der Treue!
    Auf and'res Glück fühl ich nicht Eifersucht,
    Die holden Äste find ich stets aufs Neue
    Geschmückt mit Frucht, wo ich gepflückt die Frucht.



    13. Des fremden Kindes heiliger Christ


    Es läuft ein fremdes Kind
    Am Abend vor Weihnachten
    Durch eine Stadt geschwind,
    Die Lichter zu betrachten,
    Die angezündet sind.


    Es steht vor jedem Haus
    Und sieht die hellen Räume,
    Die drinnen schaun heraus,
    Die lampenvollen Bäume;
    Weh wird's ihm überaus.


    Das Kindlein weint und spricht:
    »Ein jedes Kind hat heute
    Ein Bäumchen und ein Licht
    Und hat dran seine Freude,
    Nur bloß ich armes nicht.


    An der Geschwister Hand,
    Als ich daheim gesessen,
    Hat es mir auch gebrannt;
    Doch hier bin ich vergessen,
    In diesem fremden Land.


    Läßt mich denn niemand ein
    Und gönnt mir auch ein Fleckchen?
    In all den Häuserreihn
    Ist denn für mich kein Eckchen,
    Und wär' es noch so klein?


    Läßt mich denn niemand ein?
    Ich will ja selbst nichts haben;
    Ich will ja nur am Schein
    Der fremden Weihnachtsgaben
    Mich laben ganz allein.«


    Es klopft an Tür und Tor,
    An Fenster und an Laden;
    Doch niemand tritt hervor,
    Das Kindlein einzuladen;
    Sie haben drin kein Ohr.


    Ein jeder Vater lenkt
    Den Sinn auf seine Kinder;
    Die Mutter sie beschenkt,
    Denkt sonst nichts mehr noch minder;
    Ans Kindlein niemand denkt.


    »O lieber heil'ger Christ,
    Nicht Mutter und nicht Vater
    Hab' ich, wenn du's nicht bist;
    O, sei du mein Berater,
    Weil man mich hier vergißt!«


    Das Kindlein reibt die Hand,
    Sie ist von Frost erstarret;
    Es kriecht in sein Gewand
    Und in dem Gäßlein harret,
    Den Blick hinausgewandt.


    Da kommt mit einem Licht
    Durchs Gäßlein hergewallet,
    Im weißen Kleide schlicht,
    Ein ander Kind; – wie schallet
    Es lieblich, da es spricht:


    »Ich bin der heil'ge Christ!
    War auch ein Kind vordessen,
    Wie du ein Kindlein bist;
    Ich will dich nicht vergessen,
    Wenn alles dich vergißt.


    Ich bin mit meinem Wort
    Bei allen gleichermaßen;
    Ich biete meinen Hort
    So gut hier auf den Straßen
    Wie in den Zimmern dort.


    Ich will dir deinen Baum,
    Fremd Kind, hier lassen schimmern
    Auf diesem offnen Raum,
    So schön, daß die in Zimmern
    So schön sein sollen kaum.«


    Da deutet' mit der Hand
    Christkindlein auf zum Himmel,
    Da droben leuchtend stand
    Ein Baum voll Sterngewimmel,
    Vielästig ausgespannt.


    So fern und doch so nah,
    Wie funkelten die Kerzen!
    Wie ward dem Kindlein da,
    Dem fremden, still zu Herzen,
    Da's seinen Christbaum sah!


    Es ward ihm wie ein Traum;
    Da langten hergebogen
    Englein herab vom Baum
    Zum Kindlein, das sie zogen
    Hinauf zum lichten Raum.


    Das fremde Kindlein ist,
    Zur Heimat nun gekehret,
    Bei seinem heil'gen Christ;
    Und was hier wird bescheret,
    Es dorten leicht vergißt.


    14. Ein Obdach gegen Sturm und Regen


    Ein Obdach gegen Sturm und Regen
    Der Winterzeit
    Sucht' ich und fand den Himmelssegen
    Der Ewigkeit.
    O Wort, wie du bewährt dich hast,
    Wer wenig sucht, der findet viel.
    Ich suchte eine Wanderrast
    Und fand mein Reiseziel.


    Ein gastlich Tor nur wünscht' ich offen,
    Mich zu empfah'n,
    Ein liebend Herz war wider Hoffen
    Mir aufgethan.
    O Wort, wie du bewährt dich hast,
    Wer wenig sucht, der findet viel,
    Ich wollte sein ihr Wintergast
    Und ward ihr Herzgespiel.


    15. Blicke mir nicht in die Lieder!


    Blicke mir nicht in die Lieder!
    Meine Augen schlag' ich nieder,
    Wie ertappt auf böser That;
    Selber darf ich nicht getrauen,
    Ihrem Wachsen zuzuschauen:
    Deine Neugier ist Verrath.


    Bienen, wenn sie Zellen bauen,
    Lassen auch nicht zu sich schauen,
    Schauen selber auch nicht zu.
    [Wann]1 die reichen Honigwaben
    Sie zu Tag gefördert haben,
    Dann vor allen nasche du!


    16. Ich atmet' einen linden Duft!


    Ich atmet' einen linden Duft!
    Im Zimmer stand
    Ein Zweig der Linde,
    Ein Angebinde
    Von lieber Hand.
    Wie lieblich war der Lindenduft!


    Wie lieblich ist der Lindenduft!
    Das Lindenreis
    Brachst du gelinde!
    Ich atme leis
    Im Duft der Linde
    Der Liebe linden Duft.


    17. Um Mitternacht


    Um Mitternacht
    Hab' ich gewacht
    Und aufgeblickt zum Himmel;
    Kein Stern vom Sterngewimmel
    Hat mir gelacht
    Um Mitternacht.


    Um Mitternacht
    Hab' ich gedacht
    Hinaus in dunkle Schranken.
    Es hat kein Lichtgedanken
    Mir Trost gebracht
    Um Mitternacht.


    Um Mitternacht
    Nahm ich in acht
    Die Schläge meines Herzens;
    Ein einz'ger Puls des Schmerzes
    War angefacht
    Um Mitternacht.


    Um Mitternacht
    Kämpft' ich die Schlacht,
    O Menschheit, deiner Leiden;
    Nicht konnt' ich sie entscheiden
    Mit meiner Macht
    Um Mitternacht.


    Um Mitternacht
    Hab' ich die Macht
    In deine Hand gegeben!
    Herr! über Tod und Leben
    Du hältst die Wacht
    Um Mitternacht!


    18. Liebst Du um Schönheit


    Liebst du um Schönheit,
    O nicht mich liebe!
    Liebe die Sonne,
    Sie trägt ein gold'nes Haar!


    Liebst du um Jugend,
    O nicht mich liebe!
    Liebe den Frühling,
    Der jung ist jedes Jahr!


    Liebst du um Schätze,
    O nicht mich liebe.
    Liebe die Meerfrau,
    [Die]1 hat viel Perlen klar.


    Liebst du um Liebe,
    O ja, mich liebe!
    Liebe mich immer,
    Dich lieb' ich immerdar.


    19. Ich bin der Welt abhanden gekommen


    Ich bin der Welt abhanden gekommen,
    Mit der ich sonst viele Zeit verdorben,
    Sie hat so lange nichts von mir vernommen,
    Sie mag wohl glauben, ich sei gestorben!


    Es ist mir auch gar nichts daran gelegen,
    Ob sie mich für gestorben hält,
    Ich kann auch gar nichts sagen dagegen,
    Denn wirklich bin ich gestorben der Welt.


    Ich bin gestorben dem Weltgetümmel,
    Und ruh' in einem stillen Gebiet!
    Ich leb' allein in meinem Himmel,
    In meinem Lieben, in meinem Lied!


    20. Zum Schluß


    Hier in diesen erdbeklommnen Lüften,
    Wo die Wehmut taut,
    Hab ich dir den unvollkommnen Kranz geflochten,
    Schwester, Braut!


    Wenn uns, droben aufgenommen,
    Gottes Sohn entgegenschaut,
    Wird die Liebe den vollkommnen Kranz uns flechten,
    Schwester, Braut!


    WoKa wünscht allen, die sich die Liedfolge anhören, viel Freude.

    "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber Schweigen unmöglich ist."


    Victor Hugo

  • Frage an die Moderatoren:


    Könnt Ihr mir Beitrag 25 nochmal frei schalten?


    Ansonsten müsste ich den gesamten Beitrag nochmals korrigiert absenden, damit anschließend der falsche gelöscht wird.


    Gruß WoKa

    "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber Schweigen unmöglich ist."


    Victor Hugo

  • Erde an Moderatoren :hello:


    Wie kann ich es korrigieren?


    Gruß WoKa

    "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber Schweigen unmöglich ist."


    Victor Hugo

  • Der Beitrag kann meines Wissen nicht erneut zur Bearbeitung durch Dich "freigeschaltet" werden. Du müsstest einfach sagen, was genau Du wie korrigiert haben möchtest.
    Ganz abgesehen davon finde ich den Beitrag viel zu lang. :D Die nachklappernden Liedtexte hätte man in einen separaten reinschreiben (oder ggf. auch nur verlinken) können. Aus genau solchen praktischen Gründen wie Korrekturen usw. sollte man lieber mehrere kürzere Beiträge schreiben, zumal in diesem Falle auch keine durchgehende Beschreibung oder Analyse einen einzigen Beitrag zwingend macht.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Hallo Johannes,


    es ist mir fast peinlich - aber es ist eine minimale Änderung.


    Da "Nun will die Sonn so hell aufgehn´" zu den Kindertotenliedern zählt, muss die Leerzeile, die sich jetzt zwischen den Liedern 7 und 8 beindet, nunmehr zwischen das 6 und 7. Lied. Die bisherige Leerzeile entfällt.


    Das war es dann auch schon.


    Wen Stimmenliebhaber nichts dagegen hat, können alle anschließenden Beiträge, die sich nur noch um diesen Fehler drehen, raus.


    Danke auch für Deine Hinweise.


    Eine Verlinkung ist schwer möglich, da ich die Texte im Internet zusammen gesucht und so editiert habe, dass sie in einem Guss erscheinen.


    Ich möchte - auch wenn es dadurch ein immens langer Beitrag wird - die Gedichttexte in einem Beitrag liefern. Mein Ziel ist es, Taminos, die möglicherweise die Liedfolge tatsächlich zuhause hören wollen, die Möglichkeit zu geben, mit diesem einen Beitrag über eine Art Programmheft (digital oder ausgedruckt) zu verfügen.


    Gruß WoKa

    "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber Schweigen unmöglich ist."


    Victor Hugo

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose