W. Peterson-Berger - "Adils och Elisiv" - Kungliga Opera Stockholm - 26.01.2017

  • Liebe Taminos,


    gestern zog es mich zu einem besonderen Abend nach Stockholm. Wilhelm Peterson-Bergers letzte Oper "Adils och Elisiv" sollte nach fast 100 Jahre wiederaufgeführt werden - denn Wilhelm Peterson-Berger feiert in diesem Jahr seinen 150. Geburtstag. Dies konnte ich mir nicht entgehen lassen. Man wollte dem Stück, welches bei der Uraufführung 1927 wohl aufgrund eines heiseren Tenors durchfiel, eine neue Chance geben.
    Diese Chance wurde leider vertan - es wurde so radikal gestrichen, dass man die eigentlich fast drei Stunden dauernde Oper auf nur eine Stunde zusammengekürzt hat. Und sie auch als Teile dem Publikum verkauft hat - was allerdings mit keinem Wort irgendwo erwähnt wurde. Stets hörte man nur "Verpassen Sie nicht die Chance diese Oper zum ersten Mal in der Neuzeit zu hören".
    Um mein Genörgel zu unterstreichen: Im ersten Akt wurden die Szenen 1-2 und 9-13, im zweiten Akt die Szenen 1-7 und 9-10 (von 13), im dritten Akt allerdings nur wenig gestrichen. Natürlich reicht das überhaupt nicht aus, um das Stück zu bewerten, geschweige denn einen Eindruck zu bekommen, wie die Musik komplett wirkt. Ergo - Chance vertan. Auch wurden sämtliche Chöre gestrichen. Nur der Schluss wurde mit eingespieltem Chor gespielt.
    Das was man hörte war jedoch hervorragend Musik. Peterson-Bergers elegant-charakteristische Stimmführung, wie man sie aus Arnljot kennt; die unkonventionelle, ungemein farbenreiche Instrumentation, die breiten Melodien - es war ein Erlebnis.
    Musikalisch wurden wirklich Top-Kräfte bestellt. Besonders möchte ich die Sopranistin Elisabeth Meyer in der Rolle der Elisiv hervorheben. Ihr leicht dunkler Sopran war das Highlight der Aufführung. So einen nuacenreichen Gesang habe ich selten gehört - jedes Wort wurde musikalisch in seiner Bedeutung unterstrichen, die Höhen stets voller Glanz, die Tiefen ganz samtig. Ein Highlight (auch optisch ;) )! Auch Tenor Jesper Taube, ein langjähriges Mitglied der königlichen Oper, war ein Highlight. Die mörderische Partie des Adils, sehr hoch geschrieben, stets über der Tessitura, bewältigte er mit Bravour - alle Spitzentöne saßen, das Stimmmaterial ideal für die Darstellung eines Königs. Ich wiederhole mich - auch Bartion Frederik Zetterström (er sang drei Rollen) gehört zu den besten Sängern, die ich bisher gehört habe. Mit großem Volumen und eine enorme Stimmkraft zog der die Zuschauer als Bösewicht in seinen Bann. Manchmal setzte er den Ausdruck über die richtigen Noten, was aber durchaus teils angebracht war. Gegen dieses Trio hatte es Ingrid Tobiasson als Königsmutter Ochlonna schwer, die in den Höhen schon sehr kämpfte und manchmal auch den Kampf verlor. Bassist Kristian Flor sang routiniert gut, allerdings fand ich die Stimmfarbe nur schwer erträglich.
    All dies fand unter der Leitung von Tobias Ringborg statt, die Peterson-Bergers Musik sichtlich liebte und mit Elan und Freude dirigierte. Hier und da merkte man, dass offenbar nicht viele Proben zur Verfügung standen, dafür koordinierte er mit den Sängern jedoch alles vorbildlich.


    Als Fazit kann ich nur sagen - musikalisch sehr hochwertig und beglückend, es ist schade, dass schwedische Sänger kaum bei uns in Deutschland bekannt sind (habe ich auch schon während meiner Göteborger Zeit erfahren müssen), allerdings wurde die Chance vertan, einer schwedischen Oper einen Platz im hiesigen Repertoire zu verschaffen.
    Ich werde versuchen demnächst einen Beitrag für den Opernführer zu schreiben - dann wissen auch alle, wie verheerend die Striche waren.


    LG
    Christian

  • Ich werde versuchen demnächst einen Beitrag für den Opernführer zu schreiben - dann wissen auch alle, wie verheerend die Striche waren.

    Zunächst schreibe ich hier meinen Dank für den Bericht nieder, lieber Christian. Eine offensichtliche Rarität, die uns denn demnächst im Opernführer begegnen wird. Und das finde ich gut, sehr gut sogar!


    :hello:

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    MUSIKWANDERER