Faust (Margarethe) von Charles Gounod im Theater Münster (Aufführung am 28.1.2017)





  • Auf die Oper in Münster ist offenbar Verlass – ein gelungener, glücklicher Opernabend war es auch diesmal. Zumal die vielen jungen und sehr jungen Zuschauer – Studenten und Schüler in Scharen – hoffnungsfroh stimmen was die Zukunft der Institution Oper angeht: kein vergreistes Premierenpublikum also. Die Aufführung wurde mit Begeisterung beklatscht – die Beifallsbekundungen wollten einfach nicht enden. Nachdem der Vorhang endlich fiel, musste er noch einmal für einen Schlussapplaus hochgezogen werden.


    Regisseur Aron Stiehl ließ auf der Bühne einen Guckkasteneffekt entstehen – Theater im Theater sozusagen. Eine blaue Wand mit Sternen symbolisiert das Universum, aus dem sich ein Bühnenfenster als Ausschnitt öffnet. Während der Ouvertüre erscheint Mephisto im Gewand eines Conférenciers und eröffnet das Theaterstück. Er zieht den blauen Vorhang herunter und ein roter Vorhang schließt sich. Zum dritten Akt nach der Pause schaltet er das Licht aus: Der Teufel inszeniert das eigentliche Spiel. Im Guckkasten zeigt sich der Ort des Geschehens – sei es nun Fausts Studierzimmer oder das Eis-Gefängnis von Margarethe. Die Welt-Wand öffnet aber nicht nur dieses eine Fenster – sie wird für den Chor zum Welt-Haus, wo die scherzenden und saufenden jungen Leute Parterre herausschauen wie die strickenden Damen aus dem ersten Stock. Angesichts von Margarethes „Schande“ wird die Fensterwand zum Sinnbild der Vereinsamung: Die Fenster schließen sich – die Gesellschaft straft sie mit Missachtung und Verachtung – und sie steht der Unendlichkeit des blauen Sternenhimmels gegenüber.


    Stefan Veselka, 1. Kapellmeister in Münster und auch bekannter Pianist (er dirigiert und spielt im Mai das 8. Symphoniekonzert mit Mozarts Klavierkonzert KV 488, Dvorak und Janacek) vermochte es schon in der Ouvertüre, Gounods Musik mit böhmischer Leichtigkeit vorzutragen, so dass man bisweilen fast glauben konnte, es erklingt hier Dvorak in Prag. Es gelang seinem immer klaren und durchsichtigen Musizieren vortrefflich, sowohl die sehr französisch-idiomatische „leichte Muse“ heraufzubeschwören als auch den Wechsel ins Tragisch-Dramatische sehr eindringlich zu gestalten. Überhaupt zeigt Gounods Musik für meinen Geschmack ihr Format gerade in der Darstellung von Verzweiflung und Verwirrung, wo sie den Bereich des Unterhaltsam-Gefälligen – und für heutige Ohren vielleicht auch etwas Seichten – vollständig zu verlassen vermag und große Opernmomente tragischen Ausmaßes schafft.


    Ein Opernabend lebt letztlich von der Überzeugungskraft der Darsteller – und hier bot die Münsteraner Aufführung eine beeindruckende Vorführung aller Beteiligten. Gregor Dalal schaffte es mit seiner großen tiefen Stimme und schauspielerischer Präsenz, Mephisto zur zentralen Figur werden zu lassen. Henrike Jacob war als Margarethe eine ebenso überzeugende Besetzung wie auch Paul O´Neill als Faust zu Recht immer wieder Szenenapplaus bekam. Sehr gut gefallen hat mir auch Filippo Bettoschi als Valentin für seine sehr eindringliche Gestaltung von Hass und Entsetzen. Der Chor sang und agierte mit großem Engagement und erhielt ebenfalls verdient großen Beifall. Der Kritik aus den „Westfälischen Nachrichten“ kann ich grundsätzlich nur zustimmen:


    http://www.wn.de/Welt/Kultur/2…-Der-Teufel-macht-Theater


    und freue mich schon auf die Aufführung von Händels Alcina wie auch die bevorstehende Premiere des Freischütz. :) :) :)


    Schöne Grüße
    Holger

  • Allen, die dieses schöne Werk so lieben, wie ich es tu, möchte ich dringend abraten vom Besuch in Münster. Zum einen gibt es die typischen Regiespirenzchen, so unter anderem einen Mephisto, der mit einem Ölkanister rumläuft. Zum anderen die typisch drastischen Entgleisungen, wie einen onanierende Sibel und eine Margarete, die ihr Baby in einer Blechbütte ersticht. Dann natürlich wieder mal die Zeitverschiebung. Diesmal spielt es alles in den 30er Jahren. Und als ob das nicht alles schon schlimm genug wäre, ist das Ganze auch noch gekürzt. Ein Walpurgisnachtballett erwartet man vergebens.

  • Allen, die dieses schöne Werk so lieben, wie ich es tu, möchte ich dringend abraten vom Besuch in Münster. Zum einen gibt es die typischen Regiespirenzchen, so unter anderem einen Mephisto, der mit einem Ölkanister rumläuft. Zum anderen die typisch drastischen Entgleisungen, wie einen onanierende Sibel und eine Margarete, die ihr Baby in einer Blechbütte ersticht. Dann natürlich wieder mal die Zeitverschiebung. Diesmal spielt es alles in den 30er Jahren. Und als ob das nicht alles schon schlimm genug wäre, ist das Ganze auch noch gekürzt. Ein Walpurgisnachtballett erwartet man vergebens.

    Entschuldigung, das ist nun wirklich lächerlich. Erst einmal ist Dir offenbar die Entstehungsgeschichte des Werkes nicht vertraut. Ich zitiere mal Wikipedia - ab und zu soll ein Blick dorthin ja nützlich sein:


    Die Erstfassung wurde im Stile der Opéra comique aufgeführt, also mit gesprochenen Dialogen. Später wurden diese durch komponierte Rezitative ersetzt. Auch einige Szenen kamen für die Aufführung an der Pariser Oper noch dazu (Romanze des Siébel, Arie des Valentin, Ballettmusik zur Walpurgisnacht, Serenade Mephistos). Diese Version ist die heute noch übliche Fassung der Oper.


    Also von wegen Kürzungen: Die Münsteraner Aufführung orientiert sich an der - kürzeren - Erstfassung, was legitim ist. Gerade die Balletteinlagen der Pariser Oper sind immer schon umstritten gewesen (nachweisbar schon im 18. Jhd.) und wurden von so manchem Komponisten als lästige Konvention betrachtet, die geradezu verflucht wurde.


    Geradezu sarkastisch, wie Jean-Jacques Rousseau (bekanntlich selber erfolgreicher Opernkomponist in Paris) diese Praxis in seinem Lexikonartikel kommentiert:


    Divertissement - eine Bezeichnung, die man bestimmten Reihungen von Tänzen und Liedern gibt, welche man in Paris in jedem Akt einer Oper einzufügen pflegt, sei es nun eine Ballettoper oder eine tragische Oper. Das lästige Divertissements zwingt den Verfasser, die Handlung in irgendeinem interessanten Augenblick zu unterbrechen, und es zwingt die stehenden Darsteller und die sitzenden Zuschauer, geduldig zuzusehen und zuzuhören."


    Man kann gerade hier - an Rousseaus Urteil anknüpfend - der Meinung sein, dass beim Faust-Stoff ausgerechnet unterhaltsame Balletteinlagen so Fehl am Platze sind wie nur irgend möglich. Das Münsteraner Publikum, das diese Inszenierung begeistert hat, ist offenbar intelligenter als manche Taminos, muss ich konstatieren. Mephisto verschüttet Wein aus einem Ölkanister - er ist schließlich auch der Teufel und kommt aus der Hölle. Was hat wohl das Öl mit der Hölle zu tun - vielleicht reicht doch die Phantasie bei manchen hier aus, das nachzuvollziehen. Margarethe ersticht ihr Baby in einem Waschtrog für Babys. Es ist schlicht nicht nachvollziehbar, was daran auszusetzen ist. Und die Bühnengestaltung ist eher abstrakt gehalten. Gewisse Anklänge an die Zwanziger Jahre gibt es in der Kostümierung. Na und? Und wo onaniert Siebel? Mir ist das überhaupt nicht aufgefallen.


    Schöne Grüße
    Holger

  • Lieber Holger!
    Hab Dank für Deinen informativen Bericht. Besonders gefreut hat mich, dass die Aufführung so guten Zuspruch bei enem jungen Publikum fand!

    .....ist offenbar Verlass – ein gelungener, glücklicher Opernabend war es auch diesmal. Zumal die vielen jungen und sehr jungen Zuschauer – Studenten und Schüler in Scharen – hoffnungsfroh stimmen was die Zukunft der Institution Oper angeht.......


    Ich war am Freitag in Hannover zum zweiten Mal in der Produktion von Henzes "Die englische Katze". Da habe ich wirklich einen Beitrag zur Anhebung des Durchschnittsalters geleistet.
    Man hatte den 3.Rang nicht verkauft sodass das Parkett und die unteren 2 Ränge bestens gefüllt waren - überwiegend mit jungen Leuten. Eine Schülergruppe, aber ansonsten Einzelbesucher, Paare und kleine Gruppen, die sich offensichtlich die Karten selber besorgt hatten. Und am Ende gab es helle Begeisterung und viel Jubel! Sicher galt der primär der köstlichen und zugleich tiefsinnigen Inszenierung und den tollen Darstellern/Sängern.
    Aber ich bin sicher: Die jungen Besucher werden wieder in die Oper kommen.


    Noch ist die Oper nicht verloren!


    Beste Grüße
    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Meine Güte hast du viel Zeit, Holger. Ich habe es mir aber nicht durchgelesen, da mir die Werkgeschichte von Gounods Faust bestens bekannt ist. Schön, dass es dir so gefallen hat. Ich finde es schlichtweg grauenhaft. Und die Leute, die nicht in den Jubel miteinstinken offensichtlich auch. Die armen jungen Leute kriegen direkt eine verfälschte Aufführung vorgesetzt und können sich gar kein eigenes Bild machen von dieser schönen Oper. Na ja, das ist ja wohl der Sinn der Übung.

  • Lieber Holger,


    vielen Dank für die informative Besprechung, die mir Lust auf einen Besuch der Aufführung macht. Obwohl Münster nur eine Stunde Autofahrt von meinem derzeitigen Wohnort entfernt ist, habe ich das Theater dort nicht so richtig auf dem Schirm, im Gegensatz zu Düsseldorf/Duisburg, Essen und Gelsenkirchen.


    Noch mehr als der "Faust" interessiert mich allerdings Händels "Alcina". :!:

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Zitat

    Zitat von Knusperhexe: Ich finde es schlichtweg grauenhaft. Und die Leute, die nicht in den Jubel miteinstinken offensichtlich auch. Die armen jungen Leute kriegen direkt eine verfälschte Aufführung vorgesetzt und können sich gar kein eigenes Bild machen von dieser schönen Oper. Na ja, das ist ja wohl der Sinn der Übung.

    Lieber Knuspi,


    ich habe die Einlassungen von Dr. Kaletha, die ich ohnehin nicht mehr beachte, gar nicht erst gelesen, denn ich weiß im voraus ja, was dabei herauskommt. Dass die üblichen Jubler wieder mitjubeln, ist auch klar, also brauche ich auch deren Beiträge ncht zu lesen. Ich wollte also in dem Thema gar nicht erst lesen, nur dein Beitrag hat mich überhaupt gereizt, in das Thema hineinzuschauen. Ich habe mir daraufhin den Trailer des Theaters Münster angesehen und kann dir nur Recht geben, wirklich wieder grauenhaft verschandelt. Es bleibt mir unverständlich, wie man eine so schöne Oper so verschandeln kann. Und die jungen Leute bekommen ja nichts anderes mehr zu sehen als solche gefälschten Werke.
    Schade um die Werke die man heute jungen Leuten in Mogelpackungen als echt vorgaukelt. Wer sich dann noch nicht damit beschäftigt hat, glaubt dann vielleicht auch noch, das echte Werk zu sehen.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • . Ich habe es mir aber nicht durchgelesen, da mir die Werkgeschichte von Gounods Faust bestens bekannt ist.

    Knusperhexe
    Dann bin ich aber doch verwundert, dass Du ausgerechnet die "Auslassung" der Balletteinlagen bemängelst. Denn genau diese wurden Gounod von der Pariser Oper gegen seinen Willen aufgezwungen.

    Aber ich bin sicher: Die jungen Besucher werden wieder in die Oper kommen.


    Noch ist die Oper nicht verloren!

    Das glaube ich auch, lieber Caruso. Theater, das Spass macht, zieht an! :)


    Noch mehr als der "Faust" interessiert mich allerdings Händels "Alcina". :!:

    Dafür habe ich auch bereits eine Karte, lieber Bertarido. Die öffentliche Probe war schon toll. Ich bin gespannt. Jedenfalls habe ich einen deutlich besseren Platz ergattert als bei Faust! :hello:


    Schöne Grüße
    Holger

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Ich habe es mir aber nicht durchgelesen

    Es sollte in einer Diskussion doch eigentlich das Selbstverständlichste sein, dass man dem anderen Gesprächspartner zumindest zuhört. Zu sagen bzw. zu schreiben, man habe den Beitrag des Anderen nicht einmal zur Kenntnis genommen, das macht jede Diskussion von vornherein sinnlos und da wäre es eigentlich anständiger, sich gar nicht zu äußern. Ich finde, so ein Verhalten ist eine Schande für das Tamino-Forum.

  • Es sollte in einer Diskussion doch eigentlich das Selbstverständlichste sein, dass man dem anderen Gesprächspartner zumindest zuhört. Zu sagen bzw. zu schreiben, man habe den Beitrag des Anderen nicht einmal zur Kenntnis genommen, das macht jede Diskussion von vornherein sinnlos und da wäre es eigentlich anständiger, sich gar nicht zu äußern. Ich finde, so ein Verhalten ist eine Schande für das Tamino-Forum.


    Lieber Dieter!


    Knusperhexe war offenbar nicht in der Aufführung!
    Knusperhexe hält es nicht für nötig, wenigstens zu lesen, was Holger dazu schreibt!
    Knusperhexe will einfach nur stänkern.


    Sie oder er hält es wohl für heilbringende „Hexereye“?



    Uns bleibt nur, uns zu wundern.


    Beste Grüße
    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Uns bleibt nur, uns zu wundern.


    Mich wundert da gar nichts. Anderen zuzuhören, darum geht es doch in den "Regietheaterdiskussionen" schon lange nicht mehr, vom Einlassen auf Argumente ganz zu schweigen. Vielmehr wird jede passende oder unpassende Gelegenheit genutzt, um den immer gleichen Verunstaltungs-Sermon noch einmal auf die genervte Leserschaft abgehen zu lassen. Nur schade, dass nun auch die "Gestern in der Oper"-Rubrik dazu missbraucht wird. Offenbar kann man einen Bericht über einen Opernbesuch nicht einfach mal so stehen lassen, wenn er den eigenen Glaubenssätzen zuwiderläuft, auch wenn man mangels eigener Kenntnis nichts Substantielles beizutragen hat.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Offenbar kann man einen Bericht über einen Opernbesuch nicht einfach mal so stehen lassen, wenn er den eigenen Glaubenssätzen zuwiderläuft, auch wenn man mangels eigener Kenntnis nichts Substantielles beizutragen hat.

    Genau das ist schließlich wirklich erhellend. Man zeigt in aller Öffentlichkeit, was man in Wahrheit nur zu bieten hat: Ignoranz und Inkompetenz in Sachen Oper, das alles dann gerechtfertigt durch einen durch das Ressentiment beherrschten Anti-Intellektualismus. Und es zeigt sich sehr schön ebenfalls, wohin dies alles hingehört: ins sogenannte postfaktische Zeitalter. :D Verunstaltung ist letztlich nichts anderes als das, was man selbst um keinen Preis der Welt sehen will. Was interessieren da schon Fakten wie die Operngeschichte und ein Opernbesuch?


    Schöne Grüße
    Holger

  • Auch wenn ich mich jetzt zwischen alle Stühle setze, halte ich es doch für geboten, hier zu dem zu ermahnen, was man einst die Einhaltung der guten Sitten nannte.


    Ich habe die Aufführung nicht gesehen, aber die bisherigen Einträge sorgfältig gelesen. Mein Eindruck: Muss das sein, dass es hier schon gar nicht mehr um die Aufführung geht, sondern nur noch um ideologische Klischees, um hasserfüllte Feindseligkeit kontra herablassenden Spott?


    Aus dem Gelesenen entnehme ich: Der Regisseur hat sich mit dem Stück befasst und kommt zu dem Schluss, dass er einiges an Hölle auf die Bühne bringen muss. Das ist anfechtbar, aber sein gutes Recht. Mir fehlt die andere Seite: die optische Beglaubigung der idyllischen Seiten (die Liebesgeschichte, das Ambiente) - die Dinge, die erst die Fallhöhe der Tragödie veranschaulichen. Nur negativ und hässlich ist langweilig, Kontrast belebt!


    Wenn Siebel unbedingt onanieren muss, dann ist wohl das Klo der geeignetere Ort als die Opernbühne...


    In einem Punkt muss ich Holger recht geben (und ich tue das wahrlich ungern, aber die Sache will´s): Wenn ich eine gewisse Aversion gegen die französische Oper habe, dann rührt sie überwiegend von meinem Widerwillen gegen sinnlose Balletteinlagen, und ich bin über jeden Strich bei diesen Demonstrationen erleichtert. Damit finde ich mich in bester Gesellschaft - ich sage nur: Tannhäuser in Paris!


    Falls ich damit zur Versachlichung der "Diskussion" beitragen konnte, wäre ich schon zufrieden!


    Sixtus

  • Verunstaltung ist letztlich nichts anderes als das, was man selbst um keinen Preis der Welt sehen will.


    Damit hast Du den Nagel auf den Kopf getroffen. :thumbsup: Nun ist ja gar nichts dagegen einzuwenden, einen ausgeprägten Geschmack zu haben und bestimmte Arten von Operninszenierungen nicht sehen zu wollen - cha­cun à son goût. Nur sollte man seine persönlichen Vorlieben nicht mit Pseudo-Argumenten und unter bewusster Ignorierung von aufführungshistorischen und theoretischen Kontexten zum allgemeingültigen Maßstab erheben und jeden, der diesen Maßstab nicht akzeptiert, als Verunstalter oder Opernzerstörer diffamieren.


    Im übrigen finde ich es grob unhöflich, auf die Erstellung eines inhaltlich fundierten Beitrags, der Zeit und Mühe kostet, mit der Bemerkung zu reagieren, man beachte und lese die Beiträge des Autors ja eigentlich gar nicht.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Aus dem Gelesenen entnehme ich: Der Regisseur hat sich mit dem Stück befasst und kommt zu dem Schluss, dass er einiges an Hölle auf die Bühne bringen muss. Das ist anfechtbar, aber sein gutes Recht. Mir fehlt die andere Seite: die optische Beglaubigung der idyllischen Seiten (die Liebesgeschichte, das Ambiente) - die Dinge, die erst die Fallhöhe der Tragödie veranschaulichen. Nur negativ und hässlich ist langweilig, Kontrast belebt!

    Zu solchen krassen Fehleinschätzungen in der Beurteilung einer Inszenierung kommt man eben, wenn man sie nicht selber gesehen hat, sich aber trotzdem dazu berufen fühlt, sie zu qualifizieren. Ein seriöser Kritiker sollte sich auf so etwas eigentlich nicht einlassen. Die "optische Beglaubigung der idyllischen Seiten" gibt es in dieser Inszenierung nämlich sehr wohl, der Guckkasten wandelt sich von Fausts Studierzimmer u.a. in einen Locus amoenus. Und wenn dort das Liebespaar die Szene beherrscht, zieht sich der Teufel zurück. Die Hölle bleibt in dieser Inszenierung unter dem Bühnenboden, wo der Teufel mit Bühnendampf herunterfährt und wieder auftaucht. Dem Regisseur zu unterstellen, er betrachte die Welt als eine Hölle, ist einfach völlig abwegig. Der Teufel hat nur dort die Fäden in der Hand, wo es um die Wende zum Bösen geht, wenn er etwa Faust dazu verführt, seine Selbstzweifel zu ignorieren. Ebenso völlig daneben ist die Behauptung, dass alles nur negativ hässlich dargestellt sei. Gerade die Kontraste werden in der Inszenierung sehr gut herausgearbeitet. Das gelingt allein schon durch das Bühnenbild: Guckkasten, die Spielebene davor und dazu noch vor dem Orchestergraben. Es gibt also verschiedene Realitätseben, die zueinander in Beziehung gesetzt werden.

    Wenn Siebel unbedingt onanieren muss, dann ist wohl das Klo der geeignetere Ort als die Opernbühne...

    Noch einmal: Ich habe keinen onanierenden Siebel gesehen. Es kann natürlich sein, dass ich ihn übersehen habe wegen meines nicht so optimalen Platzes auf dem Rang. Dass man so etwas übersehen kann, zeigt aber wiederum nur, dass es für den Gesamteindruck der Inszenierung überhaupt nicht von Belang ist, sondern eine marginale Erscheinung. Die Bemerkung mit dem Klo ist einfach nur dämlich. Es ist schlicht heuchlerisch, wenn man alles, was irgendwie mit Sexualität zu tun hat, auf der Bühne tabuisiert, aber gegen die Darstellung von pathologischen Gewaltexzessen (z.B. Salome!) nichts einzuwenden hat. (Man kennt es ja vom Film und der Film-Zensur in den USA: Bei einem nackten Busen fällt der Puritaner in Ohnmacht, aber Blut im Krimi darf so viel fließen wie es will.) Genauso dämlich - und ein Zeichen für mangelnde geistige Beweglichkeit - ist es, sich über Mephistos Benzinkanister aufzuregen, den man auf irgend einem Foto gesehen hat, nur weil es ein Benzinkanister ist. Das Wunder der heiligen Kommunion ist es, dass sich Brot und Wein in das Blut und in den Leib Christi verwandelt. Das teuflische Wunder ist es, dass sich höllisches Benzin in wohlschmeckenden Wein verwandelt = mephistophelische Apotheose des Epikuräismus: Alles kann genossen werden. RT-Theater heißt eben auch, dem Zuschauer einen gewissen Bildungshorizont zuzutrauen und dass in der Lage ist, ein Symbol auch als das zu erkennen, was es ist.


    Schöne Grüße
    Holger

  • Zitat

    Zitat von Sixtus: Muss das sein, dass es hier schon gar nicht mehr um die Aufführung geht, sondern nur noch um ideologische Klischees, um hasserfüllte Feindseligkeit kontra herablassenden Spott?

    Lieber Sixtus,


    Ich will das hier nicht mehr weiter ausführen, denn dass es nicht mehr um die Oper geht, sondern die Themen weitgehend nur noch durch Ideologien zerredet werden, erleben wir, seitdem sich der Herr Dr. in die Opernbeiträge eingemischt hat. Es lohnt sich daher nicht, diese Beiträge überhaupt zu lesen, obwohl man immer wieder in Zitaten erfährt, was da wieder losgelassen wurde.

    Zitat

    Zitat von Sixtus: Wenn Siebel unbedingt onanieren muss, dann ist wohl das Klo der geeignetere Ort als die Opernbühne...

    Das meinen ich und viele andere aber auch. Aber es gibt tatsächlich Leute, die diesen Abartigkeiten (darf man das Wort gebrauchen?) sogar noch zujubeln.



    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Das ist mir nich nie passiert:
    Ich lese eine Reihe von Beiträgen, die immer tiefer in gegenseitige Ressentiments versinken, und denke: Vielleicht kannst du durch eine differenziertere Stellungnahme, unterfüttert mit etwas Augenzwinkern, wenn schon nicht schlichten, so doch ein wenig Besinnung herbeiführen - und was erlebe ich?


    Ich werde abgekanzelt als inkompetent, unseriös, gar als dämlich beschimpft, und das alles wird auch noch mit betulichen, pseudowissenschaftlichen Argumenten, bar jeden Bezugs auf meine Intentionen, in allen Einzelheiten und in völliger Humorlosigkeit und in zerstörerischer Absicht auseinandergenommen.


    Darauf kann ich nicht anders reagieren als mit der Feststellung: Hier ist der Kommunikationsfaden endgültig zerschnitten worden. Ende der Fahnenstange!
    Sixtus

  • Ich werde abgekanzelt als inkompetent, unseriös, gar als dämlich beschimpft, und das alles wird auch noch mit betulichen, pseudowissenschaftlichen Argumenten, bar jeden Bezugs auf meine Intentionen, in allen Einzelheiten und in völliger Humorlosigkeit und in zerstörerischer Absicht auseinandergenommen.


    Darauf kann ich nicht anders reagieren als mit der Feststellung: Hier ist der Kommunikationsfaden endgültig zerschnitten worden. Ende der Fahnenstange!

    Wenn ein Kritiker eine Kritik über eine Aufführung schreibt und sich auch noch wertende Urteile erlaubt, ohne sie gesehen zu haben, dann ist das schlicht unseriös. Das zu sagen ist keine Beschimpfung, sondern eine berechtigte Kritik. Was wäre, wenn ein Kritiker einen Dirigenten kritisiert, sein Bruckner sei eine "Orgie der Lautheit", die komplette Aufnahme aber gar nicht gehört hat, sondern nur aufgrund von Hörschnipseln der lauten Stellen zu diesem Urteil kommt? Wie würde man das wohl werten? Und dann verteidigt er sich gegenüber Hörern, die eben die Bruckner-Symphonie ganz gehört haben und auch die vielen leisen Stellen und dann darauf hinweisen damit, diese Hinweise seien "pseudowissenschaftliches Geschwätz"! Also die Rede ohne Gegenstand (über etwas, das man gar nicht kennt aus eigener Anschauung) ist etwa kein bodenloses Geschwätz? Das ist nun wirklich absurdes Theater. Besser können sich die RT-Gegner in der Öffentlichkeit nicht blamieren, als es hier geschieht und dafür sorgen, dass sie nicht Ernst genommen werden. Also nur weiter so!


    Und das mit dem abgeschnittenen Kommunikationsfaden ist albern. Wenn sich zwei Weinkenner über die Qualität des Jahrgangs eines bestimmten Weines streiten, dann können sie das nur tun, wenn sie den Wein auch beide getrunken haben. Wenn der eine sich aber nur auf Werbebroschüren stützt oder Meinungen, die er bei Facebook gelesen hat, und damit "argumentiert", dann hat er es allein sich selber zuzuschreiben, wenn der Weinkenner, welcher den Wein nun wirklich verkostet hat, diese Kommunikation als sinnfrei erachtet. Das ist keine Kommunikationsverweigerung, sondern schlicht die Konsequenz aus einem absurden Diskurs.


    Schöne Grüße
    Holger

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Das meinen ich und viele andere aber auch. Aber es gibt tatsächlich Leute, die diesen Abartigkeiten (darf man das Wort gebrauchen?) sogar noch zujubeln.

    Da platzt mir nun wirklich der Kragen. Damit wird unterstellt, dass die Zuschauer - darunter viele junge Leute, wie ich erwähnt habe - alle Perverslinge sind, die "Abartigkeiten" zujubeln und diese Aufführung nur deshalb bejubelt hätten, weil sie abartig sei. Das ist nicht nur eine Beleidigung, sondern ein unverschämtes Benehmen, was eines Forums unwürdig ist.


    Die zweite wirklich bösartige Unterstellung ist, dass diese angebliche Onanierszene überhaupt repräsentativ für die Inszenierung sei ("Abartigkeiten" steht im Plural!), d.h. diese Inszenierung aus lauter Perversitäten bestände und das auch noch vom Regisseur intendiert sei. Das muss man nicht kommentieren, sondern zeigt, dass es hier nur darum geht, aus purem Hass etwas zu verteufeln. Der RT-Hasser sucht nach der Nadel im Heuhaufen, um dann zu zeigen, dass der Heuhaufen nur aus Nadeln besteht.


    Angewiderte Grüße
    Holger

  • Zitat

    Zitat von Sixtus: Ich werde abgekanzelt als inkompetent, unseriös, gar als dämlich beschimpft, und das alles wird auch noch mit betulichen, pseudowissenschaftlichen Argumenten, bar jeden Bezugs auf meine Intentionen, in allen Einzelheiten und in völliger Humorlosigkeit und in zerstörerischer Absicht auseinandergenommen.

    Lieber Sixtus,


    das ist schon seit ein paar Jahren so gewesen. Wer die pseudowissenschaftlichen Thesen des Herrn Dr. nicht akzeptiert wird verächtlich als dämlich, inkompetent, unseriös beschimpft. Das ist der Stil dieses Herrn, der keine Götter neben sich kennt. Nur seine Meinung zählt und er hat es anscheinend sehr nötig, hier sein Profil zu stärken, was jeder normal Denkende leicht erkennen kann. Zieh dir das nicht persönlich an, denn gerade auf dem Gebiet der Oper, mit der er sich erst - wie er selber einmal zugab - erst seit kurzem beschäftigt hat - und auch sonst kann er dir gewiss "das Wasser nicht reichen".
    Schon viele Mitglieder, die so abgekanzelt wurden, haben sich mit ihm angelegt. Das habe ich längst als nutzlos erkannt. Mach es wie ich, ignoriere einfach diese Beiträge. Sie haben mit der Oper ohnehin wenig zu tun. Wären nicht Knusperhexe und du in dieses Thema eingetreten, deren Meinung mir viel wert ist, hätte ich in dieses Thema gänzlich ignoriert, weil mir von vorn herein klar war, dass hier Verunstaltungen der Oper angepriesen werden. Die Beiträge, von denen ich von vorn herein weiß, dass sie Schund verherrlichen - und ich sage es noch einmal, damit sei Adjutant wieder ein "gefundenes Fressen" hat - ignoriere ich einfach. Es lohnt sich nicht, darüber zu diskutieren!!


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Die Beiträge, von denen ich von vorn herein weiß, dass sie Schund verherrlichen - und ich sage es noch einmal, damit sei Adjutant wieder ein "gefundenes Fressen" hat - ignoriere ich einfach. Es lohnt sich nicht, darüber zu diskutieren!!

    Herr Wischniewski läuft mal wieder Amok. :no: :no: :no:

  • Mach es wie ich, ignoriere einfach diese Beiträge. […] Die Beiträge, von denen ich von vorn herein weiß, dass sie Schund verherrlichen - und ich sage es noch einmal, damit sei Adjutant wieder ein "gefundenes Fressen" hat - ignoriere ich einfach..

    Für das »gefundene Fressen« sorgt Gerhard schon selber: Nummer 2 und 3 auf der »Ignorier-Liste«, nur gut zweieinhalb Stunden später. Man merkt, er hat etwas aufzuholen.
    Hätte er doch nur den Eröffnungsbeitrag von Holger gelesen, dann wäre es wohl nicht zu seiner grotesken Bemerkung gekommen, Holgers Beiträge »haben mit der Oper ohnehin wenig zu tun«. Aber wer weiß? Es gelingt ihm ja auch, Sixtus’ »Muss das sein, dass es hier schon gar nicht mehr um die Aufführung geht, sondern nur noch um ideologische Klischees, um hasserfüllte Feindseligkeit kontra herablassenden Spott?« auf jeden anderen, nur nicht auf sich selbst zu beziehen.

  • Man zeigt in aller Öffentlichkeit, was man in Wahrheit nur zu bieten hat: Ignoranz und Inkompetenz in Sachen Oper


    Ich habe mich bislang aus dieser Diskussion herausgehalten, weil sie ohnehin zu nichts führt. Wie jeder Forianer weiß, halte auch ich vom Regisseurstheater herzlich wenig, weil viele dieser Herren sehr oft nicht die Aussage eines Stückes herausarbeiten, sondern das, was sie dafür halten, oder sie nehmen einen Teilaspekt und stülpen diesen dann dem ganzen Werk über. Ich halte es aber für ausgesprochen unverschämt, einem dann Ignoranz und Inkompetenz in Sachen Oper zu unterstellen. Gerhard, Marcel Joho und ich beschäftigen sich vermutlich schon länger mit der Oper als die Herren Stockert, Kaletha und Bertarido zusammengenommen, auch wenn wir nicht so viele theoretische Traktate über Ästhetik und Aufführungsgeschichte in uns hineingefressen haben. Vermutlich bewegen wir uns in euren Augen eben deshalb auf der alleruntersten Stufe der Erkenntnis. Dafür aber lieben wir die Oper!!!

    Gott achtet mich, wenn ich arbeite, aber er liebt mich, wenn ich singe (Tagore)

  • Ich halte es aber für ausgesprochen unverschämt, einem dann Ignoranz und Inkompetenz in Sachen Oper zu unterstellen.


    Und Holger und den offenbar vielen anderen Besuchern, denen die Münsteraner Aufführung gefallen hat, zu unterstellen, sie würden "Abartigkeiten zujubeln", findest Du nicht unverschämt? Sich unaufgefordert auf eine Opernkritik hin mit der Bemerkung zu Worte zu melden, man lese die "Einlassungen" des Autors gar nicht, weil man ja schon vorher wisse, was dabei herauskomme, hältst Du für eine angemessene Form der Kommunikation? :no:



    Gerhard, Marcel Joho und ich beschäftigen sich vermutlich schon länger mit der Oper als die Herren Stockert, Kaletha und Bertarido zusammengenommen, auch wenn wir nicht so viele theoretische Traktate über Ästhetik und Aufführungsgeschichte in uns hineingefressen haben.


    Ich befasse mich seit ca. 30 Jahren damit, und zwar nicht durch das Hineinfressen von Traktaten, sondern durch häufiges Hören und Anschauen von Opern. Ich glaube allerdings nicht, dass häufiges Hören einen schon zum Experten macht.



    Dafür aber lieben wir die Oper!!!


    Im Gegensatz zu wem? Dass ich eine andere Auffassung von der richtigen Aufführung von Opern habe als Du, macht mich unfähig, Oper zu lieben?

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Ich halte es aber für ausgesprochen unverschämt, einem dann Ignoranz und Inkompetenz in Sachen Oper zu unterstellen. Gerhard, Marcel Joho und ich beschäftigen sich vermutlich schon länger mit der Oper als die Herren Stockert, Kaletha und Bertarido zusammengenommen, auch wenn wir nicht so viele theoretische Traktate über Ästhetik und Aufführungsgeschichte in uns hineingefressen haben. Vermutlich bewegen wir uns in euren Augen eben deshalb auf der alleruntersten Stufe der Erkenntnis.

    Es wäre schön, wenn Du da nicht pauschalieren würdest. So habe ich zum Beispiel noch gar keine solchen »theoretischen Traktate« (gibt’s auch praktische?) gelesen, geschweige denn in mich hineingefressen. Und dass ich – im Gegensatz zu »Herren« wie Dir oder Gerhard oder Sixtus – bisher nur über eine extrem begrenzte Erfahrung mit Opern verfüge, habe ich nie verschwiegen. Wenn sich da also jemand »auf der alleruntersten Stufe der Erkenntnis« bewegt, dann bin das allenfalls ich.
    Es wäre übrigens noch schöner, wenn Du etwas zu Holgers Bericht über die konkrete Aufführung sagen könntest. Ich habe sie nicht gesehen, sondern nur den Trailer (https://www.youtube.com/watch?v=iYgFgqTEsj4) kann mich also auch nicht dazu äußern, außer dass ich die eine kurze Szene, als Margarethe ihr Kind ertränkt – und auf der Bühne in dem Moment ansonsten anscheinend »gar nichts los ist« – außerordentlich berührend fand, da war ich den Tränen nahe.

  • Ich befasse mich seit ca. 30 Jahren damit, und zwar nicht durch das Hineinfressen von Traktaten, sondern durch häufiges Hören und Anschauen von Opern. Ich glaube allerdings nicht, dass häufiges Hören einen schon zum Experten macht.


    Lieber Bertarido,
    Dann habe ich dir immer noch 20 Jahre voraus. Und in diesen längst vergangenen Zeiten bin ich sehr häufig in der Oper gewesen. Später wurde es dann weniger, einmal aus geografischen Gründen und dann, weil mir das Vordringen des Regietheaters mehr und mehr die Freude am Opernbesuch verleidet hat.


    Was die Liebe zur Oper betrifft, da habe ich mich vielleicht etwas überspitzt ausgedrückt. Ich will dir diese Liebe gar nicht absprechen, aber wenn ein Regisseur einer Oper eine völlig veränderte Handlung überstülpt oder krampfhaft nach "Aktualisierungen" sucht, dann ist das in meinen Augen nicht mehr die Oper, die ich liebe.


    @ Dieter
    Danke, dass du mich als "Herrn" titulierst.
    Sicherlich hast du keine philosophischen Traktate in dich hineingefressen. Aber das kannst du ja hier gründlich nachholen....
    Da ich die von Holger rezensierte Aufführung auch nicht gesehen habe halte ich mich hier mit einer Meinungsäußerung zurück. Ich habe mich hier eigentlich nur zu Wort gemeldet, weil ich Holgers Unterstellungen, wie oben bereits erwähnt, unverschämt - oder soll ich besser sagen - reichlich arrogant fand.

    Gott achtet mich, wenn ich arbeite, aber er liebt mich, wenn ich singe (Tagore)

  • aber wenn ein Regisseur einer Oper eine völlig veränderte Handlung überstülpt oder krampfhaft nach "Aktualisierungen" sucht, dann ist das in meinen Augen nicht mehr die Oper, die ich liebe.

    Aber muss man das deswegen in den Schmutz ziehen? Das hätte dann für mich mehr mit Psychologie als mit Liebe zur Oper zu tun.


    @ Dieter
    Danke, dass du mich als "Herrn" titulierst.

    Ich habe es Dir nur nachgemacht.


    Sicherlich hast du keine philosophischen Traktate in dich hineingefressen. Aber das kannst du ja hier gründlich nachholen....

    Philosophische Traktate habe ich hier noch nicht entdeckt, dafür aber interessante und auch ganz auf die Praxis bezogene Ausführungen etwa zur Aufführungsgeschichte.

  • Wie jeder Forianer weiß, halte auch ich vom Regisseurstheater herzlich wenig, weil viele dieser Herren sehr oft nicht die Aussage eines Stückes herausarbeiten, sondern das, was sie dafür halten, oder sie nehmen einen Teilaspekt und stülpen diesen dann dem ganzen Werk über.

    Ich halte es aber für ausgesprochen unverschämt, einem dann Ignoranz und Inkompetenz in Sachen Oper zu unterstellen.

    Arrogant und unverschämt ist, erst einmal abfällig von Regisseuren als "diesen Herren" zu reden und auch noch konkret Aron Stiehl, den Regisseur des Münsteraner Inszenierung, darunter zu subsumieren, dessen Inszenierung man gar nicht kennt. Im Programmheft ist ein Interwiev mit Aron Stiehl abgedruckt, wo er sehr seriös über Goethe, über Thomas Mann und dieses Stück redet so wie ein durchaus "konservativer" Germanist. Davon keine Notiz zu nehmen und Notiz nehmen zu wollen ist Ignoranz. Und Ignoranz ist auch, wenn jemand, der in der Aufführung war, sagt, er hat keine Onanierszene gesehen, trotzdem aber dies komplett ignorierend darüber lustig weiter und weiter polemisiert wird und schließlich die ganze Inszenierung als Gipfel dieser polemischen Tiraden dann als Schund bezeichnet und die Zuschauer dieser Aufführung - wohlgemerkt viele junge Leute - als Perverslinge von Herrn Wischniewski hingestellt werden. Darüber regt sich keiner der postenden RT-Gegner hier auf - man tritt ja einem Gleichgesinnten und Freund nicht auf die Füße - wie in der Politik. Statt dessen polemisiert man gegen meine Person. Tut mir leid - für meine "konservative" Moral ist so etwas verlogen.


    Und wo ist bitteschön der Beleg für die Onanierszene? Das behauptet einer, der die Inszenierung nicht gesehen hat und alle RT-Gegner hier stürzen sich darauf wie die Hyänen auf ihr gefundenes Aas. Dafür müsste es im Netz also einen Beleg geben. Was ich lediglich finde ist einen Soldaten in Uniform (Siebel), der sein Schwert mit beiden Händen in einer Position vor sich hält, so dass man sein Kriegsgerät als ein Phallus-Symbol deuten kann. Er hat die Hosen natürlich an! Man braucht schon viel erotische Phantasie - die RT-Hasser offenbar haben - um das als eine Onanier-Szene zu deuten. Das ist doch nun wirklich alles grotesk, was die Fraktion der RT-Gegner hier für eine schlechte Komödie inszeniert. Eine Blamage für das Forum!


    Schöne Grüße
    Holger

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