Mozarts Klaviersonaten - Was bedeuten sie Euch ?

  • Dieser neue Thread hat mit den beiden hier verlinkten eigentlich gar nichts zu tum. Dort wurden Interpreten und ihre Lesart vorgestellt. Dabei wurde aber festgestellt daß viele Aufnahmen, die einst als maßstabsetzend betrachtet wurden, aus dem Angebot verschwunden sind. Meist dang und klanglos. Daraus folgend habe ich mir die Frage gestellt, wie denn der Stellenwert von Mozarts Klaviersonaten heute überhaupt noch ist ? Sind es noch immer gern gehörte Stück, oder fridsten sie ein Nischendasein, werden aber nicht völlig vergessen, da ja ihr Schöpfer "so berühmt" ist....???
    Hier sollen also nicht unbedingt Interpreten verglichen werden (siehe Links) sondern jeder Threadteilnehmer soll berichten, was ihm die Mozart Klaviersonaten bedeuten oder eben nicht bedeuten. Und sollte der Thrad indes völlig ignoriert werden, so ist das immerhin auch schon eine Aussage....
    mfg aus Wien
    Alfred


    2012 - Mozarts Klaviersonaten und ihre Interpreten auf modernem Flügel
    2011 - Mozarts Klaviersonaten und ihre Interpreten auf "Originalinstrumenten"

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Mozarts Klaviersonaten besitzen einen sehr hohen Stellenwert für mich, nicht nur weil mir Mozart generell sehr nahe steht. Vielfach werden sie eher als leicht, oberflächlich, wenig gewichtig angesehen. Für mich beinhalten sie jedoch ein sehr intimes, vertrauliches, und persönliches Element; es ist schwer in Worte zu fassen, aber ich habe den Eindruck, dass Mozart dort auf seiner Spielwiese ist, ganz bei sich, Klangfarben ausprobiert, träumt, die Melodien von der Leine lässt, spielerisch, voller Anmut, Eleganz und Charme. Dieser Eindruck wird v.a. dann besonders stark, wenn ich das ganze auf einem Fortepiano höre, wie z.B. bei den Aufnahmen von Bart van Oort; daneben schätze ich natürlich auch sehr die Einspielungen auf modernen Instrumenten. Ich komme nicht umhin, zu konstatieren, dass diese Kompositionen immer mehr an Bedeutungen gewinnen und mich tiefer berühren, je öfter und länger ich sie höre –das ist lange noch nicht bei jeder Musik der Fall–. Jedenfalls ist für mich diese Musik viel mehr, als die elegante, polierte, vermeintlich glatte Oberfläche anfangs vermuten lässt, und für mein Empfinden liegt ein tiefes Gewässer darunter verborgen.

  • Auch für mich haben Mozarts Klaviersonaten einen hohen Stellenwert, ich höre sie immer wieder zwischendurch, auch wenn ich mich heute hauptsächlich mit Beethovens Klaviersonaten beschäftige. Im April habe ich einen besonderen Leckerbissen zu erwarten, wenn der große Grigory Sokolov wieder nach Köln kommt und ich mit meiner Tochter und ihrem Freund dieses Konzert besuchen werde. Sokolov spielt vor der Pause die Sonate C-dur KV 545, dann die Fantasie c-moll KV 475 und schließlich die Sonate c-moll KV 457. Nach der Pause spielt er Beethoven: die Sonate e-moll op. 90 und die Sonate c-moll op. 111- so viel Zeit muss sein. Der Abend steht also bis auf eine Ausnahme im Zeichen des C's. Nach Mozart und Beethoven spielt er noch 6 Zugaben. Das macht er immer so.
    Die Chancen stehen gut, lieber Alfred, dass er das gleiche Programm auch im Sommer in Salzburg spielt. :D


    Liebe Grüße


    Willi :)


    P.S. Ich habe gerade gelesen, dass er am 1. 8. 2017 in Salzburg auftritt: Programm Mozart + Beethoven, genau wie in Köln;

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Ich schließe mich den Kollegen an und nenne stellvertretend die Sonate in a-moll KV 310, welche 1778 unter dem Einfluss des Todes von Mozarts Mutter Anna Maria in Paris entstanden ist. Sie wühlt mich immer wieder zutiefst auf und der Tod der eigenen Mutter schmerzt jedes Mal neu.

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Also ein Nischendasein kann man wohl kaum behaupten. Nach den Beethoven-Sonaten dürfte das auf Tonträgern einer der bestrepräsentierten Zyklen sein, obwohl die meisten Sonaten von Laien zu bewältigen sind und im professionellen Konzert nur einzelne regelmäßig auftauchen.
    (Lily Kraus (2), Gieseking, Klien, Brendel, Arrau, de Larrocha, Barenboim, Pommier, Eschenbach, Pires (2), Endres, Badura-Skoda (2), Zacharias, Schiff, Uchida, Gould, Gulda (nicht ganz offiziell) usw.)
    Ungeachtet ihrer Qualitäten zeigen sie m.E. Mozart auch nicht durchweg von seiner besten Seite (wie die meisten Klavierkonzerte). Es sind eigentlich keine Nebenwerke, sie sind auch nicht schwach, aber meist recht konventionell (um nicht zu sagen routiniert) und ob eine Petitesse wie die Sonata facile oder alle der 6 frühen "Münchner" Sonaten KV 279-84 von Profis regelmäßig gespielt und aufgenommen würde, wenn sie nicht von Mozart stammten...?


    Interessanterweise hat Mozart in seinen späteren Jahren nur noch sehr vereinzelt Klaviersonaten komponiert. Bei 330-333 ist bis heute anscheinend nicht ganz klar, ob sie erst 1783 (heutiger Stand) in Wien oder schon einige Jahre (1779-80) vorher in Salzburg enstanden (wie die Köchelnummern nahelegen). Das sind, ebenso wie die drei "Mannheimer/Pariser" KV 309-11 zwar vergleichsweise gewichtige Werke, aber wohl doch noch kurz vor der eigentlichen Reifezeit und m.E. nicht so erstaunlich herausragend wie etwa das Konzert KV 271. (Mir scheinen die etwa gleichzeitigen Violinsonaten ab KV 296 im Vergleich immer etwas unterschätzt). Die "späten" (also zweifelsfrei in Wien komponierten) Sonaten sind nur 5, anscheinend alles einzelne Werke (im Ggs. zu den Gruppen der früheren Werke). Es scheint unklar, warum Mozart von den 6 Sonaten für den preußischen Hof anscheinend nur eine oder zwei? (Kandidaten sind KV 570 und 576, letztere gilt jedoch als zu schwierig für die Anforderungen dieses Auftrags) komponiert hat.
    Meine Favoriten sind die letzte Sonate KV 576 und die a-moll 310, auf den Rest könnte ich vermutlich ganz gut verzichten :untertauch: selbst wenn ich etliche andere wie die c-moll (die es für mich schwer gegen das "Begleitstück", die Fantasie c-moll, hat), die 333 u.a. auch ab und an gerne höre. Insgesamt höre ich mir die Sonaten aber eher nicht so oft an.

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  • Ungeachtet ihrer Qualitäten zeigen sie m.E. Mozart auch nicht durchweg von seiner besten Seite (wie die meisten Klavierkonzerte). Es sind eigentlich keine Nebenwerke, sie sind auch nicht schwach, aber meist recht konventionell (um nicht zu sagen routiniert) und ob eine Petitesse wie die Sonata facile oder alle der 6 frühen "Münchner" Sonaten KV 279-84 von Profis regelmäßig gespielt und aufgenommen würde, wenn sie nicht von Mozart stammten...?

    Mitsuko Uchida hat kürzlich in einem reinen Schumann-Konzert in München auch KV 545 gespielt. Als Zugabe wiederholte sie dann daraus noch einmal den langsamen Satz, der schon in die Tiefe geht, was man angesichts der spielerischen Ecksätze leicht überhört. Uchida meinte nach dem Konzert, dass für sie Mozart in dem langsamen Satz der Sonata facile seine Mutter um Vergebung bittet. Und im Unterschied zum langsamen Satz der a-Moll Sonate, wo er sie ebenfalls um Vergebung bittet, bekommt er sie hier nun endlich.


    Viele Grüße,
    Christian

  • Es scheint unklar, warum Mozart von den 6 Sonaten für den preußischen Hof anscheinend nur eine oder zwei? (Kandidaten sind KV 570 und 576, letztere gilt jedoch als zu schwierig für die Anforderungen dieses Auftrags) komponiert hat.


    Die Forschung (nma) geht auch eher davon aus, dass nicht mal diese Beiden für die preußische Prinzessin Friederika komponiert wurden obwohl es zum. bei KV 576 einen Zusammenhang zwischen der Briefstelle (an M. Puchberg) vom 12. Juli 1789 "unterdessen schreibe ich 6 leichte Klaviersonaten für die Prinzessin Friederika..." und im selben Monat der Eintrag in sein Werkverzeichnis "Eine Sonate auf Klavier allein" gibt. Die Forscher entgegnen aber dass der Anspruch dieser Klaviersonate ein ziemlich sicheres Ausschlusskriterium ist, dass es es sich bei KV 576 um eine der 6 "leichten" Sonaten handeln könnte. Ich persönlich finde das etwas unflexibel durchgedacht, denn es kann allemöglichen Eventualitäten geben wie etwa eine spontane Anpassung (weil Friederika vielleicht doch nicht so schlecht spielen konnte, um vielleicht den preußlischen Hof etwas zu ärgern, was auch immer) oder auch dass Mozart zum. bzgl. der Zahl 6 geg. Puchberg etwas übertrieben hatte. Ich habe mich in den letzten 2 Jahren mehr mit Beethoven und seiner Korrespondenz beschäftigt und da war es eine gängige Praxis immer wieder in Briefen geg. Auftraggebern, Verlagen (bzgl. Vorschuss) und dergleichen des öfteren Werke in den Raum zu werfen die dann nie angefangen wurden oder ein Werk als völlig oder nahezu vollendet zu präsentieren obwohl zu diesem Zeitpunkt gerade mal grobe Skizzen davon vorlagen und eine tatsächliche Vollendung manchmal sogar Jahre später stattfand. Das hat ihn auch öfter mal in Schwierigkeiten und Erklärungsnot gebracht. Es wäre nicht undenkbar dass hier ein ähnlicher Fall vorliegt um Puchberg zu signalisieren dass er einen größeren Auftrag an Land zog da dieser ja schließlich auch mal wieder sein geliehenes Geld zurückhaben wollte.


    Was das Thema für sich anbelangt, ich denke da so ähnlich wie Johannes (langweilig ich weiß, aber es ist nunmal so), ich finde da einige seiner Klavierstücke wie Fantasien (KV 397, 396, 475), Rondo KV 511, Adagio KV 540 weitaus spannender (abwechslungsreicher, tiefgründiger, teils reicher und kühner in der Harmonik,...) als die meisten seiner Klaviersonaten die ich trotz meiner generellen Verehrung und Hochachtung zu Mozart sehr selten höre.


    gruß

    „Eine Erkenntnis von heute kann die Tochter eines Irrtums von gestern sein.” (Marie von Ebner-Eschenbach)

  • Sagitt meint:


    Die Sonaten höre ich recht selten. Der Grund dafür ist Clara Haskil. Ihre Wiedergabe von KV 280 hat das Tor zum Himmel aufgestoßen und – vergebens – suche ich solche Interpretationen bei anderen und finde sie nicht, auch nicht bei Pires oder Zacharias.


    Zu KV 576 habe ich allerdings eine besondere Beziehung, dank Godard " weekend"

  • Bei Mozart ist es so, dass ich einzelne Sonaten wirklich sehr liebe, aber anders als bei Beethoven nicht den ganzen Sonatenkosmos hören muss. Immer schon beeindruckt hat mich die stürmende und drängende Sonate a moll KV 310. Natürlich ist die populäre Pariser Sonate mit dem "Alla turca" auch sehr schön und etwa KV 281, überragend gespielt von Emil Gilels (Mitschnitt von den Salzburger Festspielen, bei der DGG veröffentlicht):



    Schöne Grüße
    Holger


  • und da war es eine gängige Praxis immer wieder in Briefen geg. Auftraggebern, Verlagen (bzgl. Vorschuss) und dergleichen des öfteren Werke in den Raum zu werfen die dann nie angefangen wurden oder ein Werk als völlig oder nahezu vollendet zu präsentieren obwohl zu diesem Zeitpunkt gerade mal grobe Skizzen davon vorlagen und eine tatsächliche Vollendung manchmal sogar Jahre später stattfand. Das hat ihn auch öfter mal in Schwierigkeiten und Erklärungsnot gebracht. Es wäre nicht undenkbar dass hier ein ähnlicher Fall vorliegt um Puchberg zu signalisieren dass er einen größeren Auftrag an Land zog da dieser ja schließlich auch mal wieder sein geliehenes Geld zurückhaben wollte.


    Ja, das könnte gut sein. Freilich hat Mozart kaum je ohne Anlass oder Auftrag komponiert. Das erklärt ja die extreme Häufung von Klavierkonzerten 1783-86, worauf dann nur noch zwei einzelne Werke der Gattung folgen. Die Münchner Sonaten waren sicher als eine Art "opus" gedacht, bei den beiden Gruppen 309-11 und 330-333 könnte man das auch noch vermuten und sie passen m.E. auch recht gut in Mozarts jeweiligen "Stand", allerdings ohne auch nur annähernd so originell und anspruchsvoll zu sein wie etwa die Haydn gewidmeten Quartette etwas später. (Das mag teils auch am Status der Klaviersonate als privater und intimer Gattung liegen; bei Haydn ist der Unterschied der späten Sonaten aus den 1790ern zu denen vorher teils sehr deutlich, da diese weit virtuoser und extrovertierter sind, vermutlich neuartigen Klavieren und vielleicht auch einer nicht mehr ganz so privaten Aufführungssituation (eher Salon als Wohnzimmer) geschuldet. Und nur wenige Jahre später hat Beethoven die Virtuosität (etwa schon in op.2/3) endgültig auf das Konzertniveau gebracht.)
    Und nach 1783 hat Mozart nur noch einzelne Sonaten, nie "systematisch (also als Gruppe von mindestens 3 unterschiedlichen Werken) komponiert, was auch immer die Anlässe gewesen sein mögen. (Da in der von Klavierkonzerten dominierten Zeit nur eine einzige, die c-moll, geschrieben wurde, liegt nahe, dass Sonaten für Mozart wenig Interesse hatten, wenn er ebensogut Konzerte schreiben und aufführen konnte.)
    KV 545 vielleicht zu Unterrichtszwecken? KV 494/533 mit zwei Jahren Unterbrechung, alles etwas rätselhaft. Dass Mozart in den späten 1780ern selbst Gelegenheitswerke auf souveränem Niveau schrieb und man da auch immer etwas interessantes dran findet, ist klar (gilt auch für Kleine Nachtmusik, Hornkonzerte, KV 537 usw.).

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  • Und nach 1783 hat Mozart nur noch einzelne Sonaten, nie "systematisch (also als Gruppe von mindestens 3 unterschiedlichen Werken) komponiert, was auch immer die Anlässe gewesen sein mögen. (Da in der von Klavierkonzerten dominierten Zeit nur eine einzige, die c-moll, geschrieben wurde, liegt nahe, dass Sonaten für Mozart wenig Interesse hatten, wenn er ebensogut Konzerte schreiben und aufführen konnte.)
    KV 545 vielleicht zu Unterrichtszwecken? KV 494/533 mit zwei Jahren Unterbrechung, alles etwas rätselhaft. Dass Mozart in den späten 1780ern selbst Gelegenheitswerke auf souveränem Niveau schrieb und man da auch immer etwas interessantes dran findet, ist klar (gilt auch für Kleine Nachtmusik, Hornkonzerte, KV 537 usw.).


    Ich liste hier mal eine kleine Zusammenfassung der bekannten Fakten seiner (vollständigen) Klaviersonaten aus der Wiener Zeit auf, darunter gehe ich auch auf die eine oder andere Fragestellung ein.


    KV 330-332 (12. Juni 1784)
    „Nun habe ich die 3 Sonaten auf clavier allein, so ich einmal meiner schwester geschickt habe, die erste ex C, die anderte ex A, und die dritte ex f dem Artaria zu Stechen gegeben.“


    KV 333
    Sommer des Jahres 1784 bei Christoph Torricella als op.7 im Druck erschienen (zusammen mit der 1775 in München entstandenen KV 284-Sonate und der Violinsonate KV 454)
    Nach Untersuchungen von Alan Tyson der Papier- und Wasserzeichen wird die Entstehung auf ca. 1783/84 geschätzt.


    KV 457 (14. Oktober 1784 vollendet)
    Eintrag in sein Werkverzeichnis: „Eine Sonate für das klavier allein“. Bei Artaria Dezember 1785 (mit KV 475) veröffentlicht. „Madame Therese de Trattnern“ gewidmet. Gattin seines damaligen Vermieters Johann Thomas von Trattner sowie Schülerin (angeblich nicht nur zu dieser Zeit sondern bis an sein Lebensende in gewissen Abständen).


    KV 533/KV 494 (10. Juni 1786)
    Eintrag in sein Werkverzeichnis: „Ein kleines Rondo für das klavier allein“ (KV 494) Höchstwahrscheinlich als Zyklus von 3 Rondi (KV 485, KV 511) geplant.
    KV 485 und KV 511 1786 und 1787 bei Franz Anton Hoffmeister, KV 494 1787 Bei Philipp Heinrich Bossler erschienen.
    Die Sonate in ihrer jetzigen Form ist wieder bei Hoffmeister Anfang 1788 erschienen. Mozart fügte das am 3. Jänner 1788 eingetragene „Ein Allegro und Andante für das klavier allein“ (KV 533) mit dem Rondo KV 494 (plus Einschub von 26 neuen Takten) als eine Klaviersonate zusammen. Du schreibst das ist verwirrend, das wirkt auch so, aber ich vermute dahinter gewisse Verhandlungen und finanzielles Kalkül mit den Verlegern, da der Verleger ja schon beim Rondo-Zyklus plötzlich gewechselt wurde. Die zwei Sätze (KV 533) zu KV 494 neu zu komponieren ist vom grundsätzlichen her nichts Neues bei Mozart. Ich denke da an die Komplettierung bzw. leichte Umgestaltung vom KV 427-Fragment zum vollständigen Oratorium "Davide penitente", zeugt aber auch sehr dass er Aufträgen vorwiegend den Vorzug gab denn ich habe hier ja schon in einem anderen Beitrag nachgewiesen dass Mozart auch über die Wiener Jahre das Interesse an der Kirchenmusik nie losgelassen hatte (da ja manchmal unsinnigerweise argumentiert wird, KV 427 wurde deswegen nie vollendet weil er das Interesse an Kirchenmusik verlor und dann fälschlicherweise anführen dass er bis 1791 keinen einzigen Takt an Kirchenmusik komponiert hatte)


    KV 545 (26. Juni 1788)
    „Eine kleine klavier-Sonate für anfänger“ als Eintrag im Werkverzeichnis. Der Beiname „Sonate facile“ kommt vom erschienen Erstdruck aus dem Jahr 1805. Es liegt also Nahe, dass Mozart hier nie eine Veröffentlichung geplant hatte sondern nur pädagogischen Zwecken dienen sollte. Wie wir ja wissen hatte er in seiner Wiener Zeit bis zuletzt einige Klavierschülerinnen (neben Trattner wären da z.B. Josepha Barbara Auernhammer, Babette Ployer, Magdalena Hofdemel, Franziska von Jacquin und noch Mehr – vor allem Trattner und Jacquin sollen bis zuletzt Schülerinnen gewesen sein. Zudem muss es nicht zwingend eine Schülerin gewesen sein sondern vielleicht auch nur ein Geschenk an irgendeine Person)
    Außerdem war Mozart auch überhaupt nicht darauf bedacht solche Übungsstücke oder kleinere Werke zu veröffentlichen wenn man einer Anekdote von Friedrich Rochlitz glauben schenken mag („Da hat der A – wieder einmal eine Parthie Variationen für’s Klavier von Ihnen gedruckt: wissen Sie davon?“ – „Nein!“ – „Warum legen Sie ihm aber nicht das Handwerk einmal?“ – „Ey was soll man viel Redens machen: er ist ein Lump!“ – „Es ist aber hier nicht blos des Geldes, sondern auch Ihrer Ehre wegen!“ – „Nun – wer mich nach solchen Bagatellen beurtheilt, ist auch ein Lump!“) Interessanterweise wird hier auch in dem Zusammenhang berichtet „Bey weitem die meisten seiner Klaviersachen z.B. brachten ihm nicht einen Pfennig ein. Er schrieb sie aus Gefälligkeit gegen Bekannte, die etwas Eigenhändiges und zwar zu ihrem eignen Gebrauch haben wollten – Aus dem letzern kann man sich erklären, warum nicht wenige derselben, besonders unter den Soloklaviersachen, seiner selbst unwürdig sind. Er mußte sich nehmlich nach der Fassungskraft, nach der Liebhaberey, nach den Fähigkeiten und Fingerfertigkeiten derer richten, für die er sie hinwarf.“


    KV 570 (Feburar 1789)
    Eintrag: „Eine Sonate auf klavier allein“. Erstdruck wurde kurioserweise mit separater Violinstimme veröffentlicht (in dem Artikel „Warum wurde Mozarts KV 570 zur Violoinsonate?“ in „Die Musikforschung 16, 1963 von Hans Eppstein, meint dieser ‚Daß wir von der Hypothese von Mozarts Autorschaft für die Violinstimme völlig absehen können‘)
    Dieser Erstruck war ebenso postum (Artaria 1796) also sollte sie mit Sicherheit einen anderen Zweck erfüllen (Auftrag, Unterricht, Geschenk,...).


    KV 576 (Juli 1789)
    Eintrag: „Eine Sonate auf klavier allein“. Und hier ebenso erst postum erschienen (1805 im Wiener Bureau d’Arts et d‘ Industrie) Bekanntlich und wie bereits erwähnt schrieb Mozart auch in dieser Zeit Bettelbriefe an Puchberg, es wäre also nicht sehr logisch wenn er gerade in so einer Zeit dieses Werk einfach zum Zeitvertreib und ohne jeglicher Ambition daraus irgendwie Geld zu machen, komponiert hätte. (zumal es ja auch ambitionierter als die meisten anderen Klaviersonaten ist und sicherlich schon mehr als eine von Rochlitz geschilderte "Bagattelle")


    Und ja...es erscheint logisch dass man lieber ein Klavierkonzert schreibt als eine Klaviersonate da wie du ja auch schreibst, diese Gattung zu diesem Zeitpunkt noch nicht so gewichtig, künstlerisch ambitioniert war wie sich das erst in den
    nachfolgenden Jahrzehnten entwickeln sollte - da waren die meisten Klavierkonzerte aus der Wiener Zeit schon auf einem anderen Niveau und sicher auch auch einträglicher (publikumswirksamer)...zum. bis ca. 1786 sehr nachgefragt und gut besucht.


    gruß

    „Eine Erkenntnis von heute kann die Tochter eines Irrtums von gestern sein.” (Marie von Ebner-Eschenbach)

  • Ich habe mich jahrelang neben den Klavierkonzerten auch mit den Klaviersonaten intensiv beschäftigt, und ich darf da mal, ohne die anderen aus meiner reichaötigen Sammlung abzuwerten, diese beiden nennen:



    und:



    Die eine habe ich leider nicht mehr konnengelernt die andere schon mehrfach im Konzert erlebt, und beide gehören für mich zu den führenden Mozart-Interpretinnen. Interessant ist ja, dass bei kaum einem Klavierkomponisten die Damenfraktion so stark ist wie bei Mozart.


    Liebe Grüße


    Willi

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Ich gestehe, daß ich vor ca 20 Jahren Mozarts Klaviersonaen als eher ein "Nebenprodukt" eingeschätzt habe, das im Schatten der mächtigen Klaviersonaten von Beethoven und auch Schubert stand (Wie ist das eigentlich heute mit den Haydn Sonaten?)

    Ja ich hörte manches davon gerne, aber als ich dieses Forum gründete, hatte ich noch ncht alle gehört, geschweige denn in der Sammlung. Entsprechend meiner damaligen Philosophie, der Einzelkäufe hatte ich ein kleines Konmtingent mit den (für mich) "wichtigsten" Sonaten

    In der Vinyl-Ara - ich erinnere mich genau - hatte ich nur eine einzige Aufnahme , nämlich die Klaviersonaten KV 330 und KV 331 mit Christoph Eschenbach - ja genau die mit dem jungen Eschenbach am Cover

    Beim Übersiedeln auf CD blieb die zunächst auf der Strecke (heute hab ich die Gesamtaufnahme)

    Es wurden einge CDs angeschafft - Da war eine CD mit Alfred Brendel - und dann war lange nichts .- Bis ich dann eine Komplettbox mir Maichael Enddres (ARTE NOVA) zu einem sagenhaft günstigen Preis sah. Die kaufte ich dann - damit war das Thema Mozart KlavierSonaten für mich fürs erste erledigt (dachte ich -Wie man sich irren kann. !!) Das muss im Jahre 2000 gewesen sein.

    Igendwann kaufte ich dann doch Einzel CDs nach, von Haebler, Schuchter, Kempff, Pires, Ciccolini, etc etc - jeweils eine einzelne - das ergab ein nette aber unübersichtliches Patchworlk

    Aber wie ich zu meinem Erstaunen und Entsetzen SOEBEN festgestellt habe, blieb der weitere Erwerb von Brendel- Aufnahmen scheinbar lediglich ein Vorsatz, den ich immer wieder verschoben uind letztlich vergessen hatte. So habe ich JETZT während ich schreibe - diesen Schandfkeck getilgt und SOEBEN eine Bestellung getätigt. Diese Box enthält alle Mozart - Klaviersonaten, die Brendel je aufgenommen hat, manche sogar 3 oder 4 Mal - ABER leider nicht alle - einige fehlen. Was ein Hinweise sein kann, daß auch Brendel einige Sonaten mehr - und andere weniger schätzt.

    Ähnliches lässt sich auch über Wilhelm Kempff sagen, der anscheinend auch nicht alle eingespielt hat, dafür gab es immer wieder die gleichen mit anderen Koppelungen und Verpackungen . ein Verwirrspiel für den Sammler. Anscheinend weichen viele große Pianisten, die ansonst Die Wiener Klassik im Programm haben den Mozart Klaviersonaten aus. (?)

    Und so ist die Titelfrage gar nicht mal mehr so banal wie sie auf den ersten Blick scheinen mag.....


    mfg aus Wien

    Alfred



    PS Die Forenrevision wird mich an den Bettlstab bringen . Was ich dabei alles entdecke !!

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich liebe alle von Mozart's Klaviersonaten. Für mich sind sie keine Nebenprodukte, sondern gehören zu dem intimsten und persönlichsten, das Mozart uns offenbart hat:

    Sein Schmerz über den Tod seiner Mutter in der a-Moll Sonate,

    seine Leidenschaft in der c-moll Sonate KV 457 , die er erst später in dem d-Moll Klavierkonzert noch übertraf,

    der Mittelteil des langsamen Satzes der mir lange völlig unbekannten Sonate KV533 hat mit seiner krassen Chromatik eine progressive Harmonik, die ich nicht mal von Beethoven kenne und schließlich der fis-moll Mittelteil des Andante von KV 576 in seiner überirdischen Melancholie, die mich immer wieder auf das Tiefste berührt ...


    Die Leidenschaft von der c-Moll Sonate begeisterte mich so, dass ich mir die Freude gemacht habe, sie mal zu einer kleinen Sinfonie zu arrangieren:

    http://www.gerdprengel.de/Moza…noSonata-KV457-1_orch.mp3

    http://www.gerdprengel.de/Moza…noSonata-KV457-2_orch.mp3

    http://www.gerdprengel.de/Moza…noSonata-KV457-3_orch.mp3

    "When I was deep in poverty, you taught me how to give" Bob Dylan