Vernon Handley

  • Ich möchte heute aus einen der m.E. bedeutendsten britischen Dirigenten des 20. Jahrhunderts hinweisen, auf Vernon Handley.


    Vernon George Handley, CBE wurde am 11. November 1930 in Enfield, London geboren und starb am 10. September 2008 in Monmouth, Monmouthshire, Wales. In seinen letzten Lebensjahren hatte er mit Diabetes und den Folgen eines Verkehrsunfalls in München im Februar 2002 zu kämpfen.


    Handley wurde als Sohn walisischer Eltern in eine musikalisch gebildete Familie geboren. Schon während seiner Schulzeit besuchte er die BBC Aufnahmestudios in Maida Vale und beobachtete dort Adrian Boult bei der Arbeit, der später auch sein Lehrer wurde, nachdem Handley seinen Militärdienst beendet und ein Studium am Balliol College, Oxford abgeschlossen hatte.


    1962 wurde Handley zum Chefdirigenten des jungen Guildford Philharmonic Orchestra ernannt, das er in den folgenden einundzwanzig Jahren leitete. Zugunsten dieser Aufgabe verzichtete Handley weitgehend auf eine internationale Karriere, was erklärt, warum er noch heute trotz seines umfassenden diskografischen Wirkens und der Bewunderung seiner Kollegen außerhalb Großbritanniens nur einem kleinen Kreis von Kennern bekannt ist. 1983 schließlich ernannte man ihn zum ständigen Gastdirigenten des London Philharmonic Orchestra. Ebenso leitete er das Amsterdam Philharmonic Orchestra, das Ulster Orchestra in Belfast und ist Ehrendirigent des Royal Liverpool Philharmonic Orchestra. In zahlreichen Konzerten, Rundfunkaufnahmen und CD-Einspielungen dirigierte er mehrfach alle großen Londoner Orchester ebenso wie sämtliche regionalen Orchester der BBC.


    Im Verlauf seiner fünf Jahrzehnte umfassenden Karriere führte Handley zahllose Werke britischer Komponisten auf, darunter die Symphonien von Robert Simpson und Granville Bantock, die er ebenfalls – meist in Erstaufnahmen – einspielte. Zu seinen vielfach ausgezeichneten CD-Aufnahmen gehören unter anderem auch vollständige Zyklen der Symphonien von Ralph Vaughan Williams, Malcolm Arnold und Charles Villiers Stanford, ebenso wie Werke von Edward Elgar, Arthur Bliss, Edgar Bainton, Alexander Mackenzie und York Bowen, dessen Instrumentalkonzerten besonders in den letzten Jahren Handleys Aufmerksamkeit gegolten hat. Die Zahl der CD Einspielungen liegt bei über 150, die Mehrheit davon mit britischem Repertoire häufig in Ersteinspielung. Der Komponist Robert Simpson hielt Handley für den bedeutendsten britischen Dirigenten seiner Generation. Handley wird als bescheiden und selbstlos dem Werk dienend beschrieben, seine dirigentische Gestik entbehrte jeglichem Showeffekt und war noch sparsamer als die seines Lehrers.


    In Anerkennung seiner Verdienste wurde Handley 2004 von der britischen Königin zum „Commander of the British Empire“ (CBE) ernannt. Nur, könnte man bedauernd ergänzen.



  • Mit Wagner würde man Vernon Handley auf den ersten Blick gar nicht in Zusammenhang bringen !?!


    :thumbup: Aber egal, die enthaltenen Ouvertüren halte ich für meine besten Aufnahmen/Interpretationen dieser enthaltenen sinfonischen Kurzstücke. Als Vergleich habe ich Szell, Klemperer und Solti.
    In letzter Zeit hatte ich bei Tamino mehrmals über die RPO-Serie mit dem ROYAL PO berichtet --> Auch dies ist wieder ein audiophiler Leckerbissen, von dem man nicht die unnötige SACD-Version kaufen sollte.


    ^^ Für mich als "Nicht-Wagner-FAN" genau das richtige Material um wenigstens noch einigermassen von Wagner überzeugt werden zu können ... oft kann ich "das Zeug" nämlich nicht hören. :P



    RPO, 1993, DDD

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Lieber Lutgra,
    Du erwähntest bereits die ausgezeichnete R.V.Williams-Sinfonien _ GA unter Vernon Handley. Wirklich Klasse und massabsetzende Aufnahmen.
    Diese habe ich in der EMI-Version auf 6 Einzel-CD im Schuber:
    - hier sind auch noch ein paar andere R.V.W. - Werke neben allen Sinfonien untergebracht -



    EMI, 1986-1994, DDD


    :) Allerdings steht diese R.V.W.-Sinfonen-GA mit Handley für mich an 2.Stelle, nachdem ich die GA mit Sir Adrian Boult (EMI) habe ...


    Eine ganz wichtige CD als Ergänzung zu den Sinfonien, ist aber auch das R.V.Williams - Klavierkonzert:



    EMI, 1994, DDD

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Die ausgezeichnete Handley - Aufnahme von Holsts Planeten hatte ich mir auch dann noch einmal in der abgebildeten SACD-Version genehmigt, weil ich mir klangliche Vorteile gegenüber der ohnehin schon audiophilen CD versprach, die jedoch ausblieben, was man auch im Vergleich mit der CD-Spur dieser Hybrid-SACD direkt austesten kann. Es handelt sich um eine ausgezeichnete Stereo-Aufnahme, die man auf SACD in Mehrspur "gequetscht" hat ... muss nicht sein.


    RPO-SACD-Version



    RPO, 1993, DDD


    Was der derzeitige Preis soll, halte ich für einen schlechten Witz !!!



    RPO-CD-Version


    -->
    RPO, 1993, DDD



    (Ich hatte für die CD 2,50€ und für die SACD ~5,-€ gelöhnt !)

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Danke für diesen Thread. Ich glaube, ich eröffnete ihm seinerzeit keinen, da es bereits einen anlässlich seines Todes gab: Vernon Handley verstorben
    (Ich bitte ausdrücklich um keine Zusammenlegung.)


    In Anerkennung seiner Verdienste wurde Handley 2004 von der britischen Königin zum „Commander of the British Empire“ (CBE) ernannt. Nur, könnte man bedauernd ergänzen.


    Der Grund könnte sein, dass Handley 1988 eine Ernennung zum "Officer of the Order of the British Empire" (OBE) 1988 noch abgelehnt hatte. Hätte er sie angenommen, vielleicht wäre 2004 bereits der Ritterschlag erfolgt. Zudem dürfte er den mittlerweile auch so schon erhalten haben, würde er noch leben. Kann nun im Nachhinein wohl niemand mehr beantworten. Manchmal läuft es eben blöd. :(

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Guten Abend,


    Ich habe von Handley einiges ( Holst,Wagner...) und neben den guten Interpretationen (das kann ich weniger gut berurteilen ) finde ich gerade die audiophile Qualität herausragend. Eigentlich schlimm wie billig die "verramscht" werden!


    Kalli


  • Beim großen Dirigenten Vernon Handley muss ich sofort an sein Engagement für den ziemlich vergessenen schottischen Komponisten Sir Granville Bantock (1868—1946) denken. Diese Interpretationen stehen auch fast zehn Jahre nach Handleys Tod noch absolut mustergültig und referenzträchtig da. Schade, dass sich seither kaum ein Dirigent dieses exzentrischen Spätromantikers mit Vorliebe für antike Themen angenommen hat.

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    – Luís de Camões

  • Schade, dass sich seither kaum ein Dirigent dieses exzentrischen Spätromantikers mit Vorliebe für antike Themen angenommen hat.


    Allerdings MUSS das auch niemand, angesichts der Qualität der gezeigten Aufnahmen, meiner Ansicht nach.


    Viele Grüße
    Frank

  • Damit hast Du allerdings auch wieder Recht, lieber Frank. Ich finde es nur bedauerlich, dass Handley nicht noch mehr von Bantock aufnehmen konnte.


    Es gibt etwa die famose "Overture to a Greek Tragedy", die mir Handley seinerzeit nahe brachte. Es gäbe aber auch noch eine "Overture to a Greek Comedy", um mal nur ein Beispiel zu nennen. Zudem etliche Schauspielmusiken wie "Rameses II", "Elektra", "Salome" und "Macbeth". Ob das jemals komplett eingespielt werden wird? Ich habe leise Zweifel daran.

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    – Luís de Camões

  • Allerdings MUSS das auch niemand, angesichts der Qualität der gezeigten Aufnahmen, meiner Ansicht nach.


    Das ist zwar aus Sicht des Sammlers wohl richtig, aber aus Sicht des Konzertbesuchers nicht. Keine der Symphonien von Simpson wird irgendwo auf diesem Planeten aufgeführt, nicht einmal die großartige Neunte und das finde ich beschämend. Bei aller Verehrung für Anton Bruckner würde ich auf die eine oder andere Aufführung seiner Symphonien gerne verzichten und dafür Simpson's Neunte hören. Ein Besuch der website der einst umtriebigen Robert Simpson Society zeigt, dass selbst diese einem Dämmerschlaf anheim gefallen ist, die letzten Eintragungen sind von 2014. Traurig, traurig. ;(

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Ich bezog mich eher auf Aufnahmen.
    Klar fehlt jemand wie Handley vor allem auch hinsichtlich Aufführungen. Diese Lücke ist kaum zu schließen.


    Viele Grüße
    Frank