Fünftausend Taler -Eine Arie und ihre Interpreten

  • Maeine Lieben
    Man könnte meinen der sehr erfolgreiche Thread über die Arie "Il mio tesoro" mit 67 Beiträgen und 1604 Seitenaufrufen in nur wenigen Tagen habe mich angeregt eine ganze Serie änlicher Threads zu starten. Das mag irgendwo im Hinterkopf auch eine Rolle gespielt haben, aber eigentlich war der Thread
    Es ist ein mächtig Ding das Gold - Moneten in der Oper
    der eigentliche Auslöser. Als er gestertet wurde war es nämlich noch nicht möglich youtube clips mit Klang - und Videbeispielen rinzufügen. Und so wollte ich das nachholen und Lortzings Arie "Fünftausend Taler" - ein Kabinettstück aus dem Bereich der Spieloper
    dorthin verlinken - in einer maßstäblichen Interpretation. Dabei bin ich draufgekommen - oder hatte zumindest subjektiv den Eindruck - daß alle wirlich beeindruckenden Aufnahme dieser Aria in der Vergangenheit gemacht wurden und die meisten heutigen Sä-nger weder über das nötige Bassvolumen noch über andere Eigenschaften verfügen, welche diese Arie erfordert. Teilweise war nicht mal akzenfreis deutsch vorhanden - es wurd outriert und durch Schauspielerische Mätzchen über stimmliche Defizite hinweggetäuscht, wobei manchmal auch die Saalakustik alles zerstörte. Daher werde ich - und hoffentlich auch andere Mitglieder - Clips mit dieser Arie von heutigen und verflossenen Sängern hier einstellen und zur Diskussion stellen.
    Ich bin gespannt ob es übehaupt jemand aus der Gegenwart gibt, der mit den "Alten" mithalten kann, ich war eigentlich entsetzt wie schlecht dieser einstige "Reisser" heute meist gesungen wird


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Dann wollen wir uns erst noch einmal an den "Großen Alten" laben:




    und hier ein heutiger Protagonist, Raner Zaun:



    Ixh stelle mal alle drei Beispiele neben(unter)einander hier hin.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • BACULUS:
    Fünftausend Taler! Fünftausend Taler!
    Träum' oder wach' ich? Zittre und zag' ich?
    Wein' oder lach' ich? Götter, was mach' ich?
    Wahr bleibt es ewig doch, das Glück ist kugelrund,
    Vor kurzem war ich noch ein rechter Lumpenhund;
    Nicht sehr viel mehr als Mensch und Christ,
    Und nun auf einmal - Kapitalist!
    Dir dank' ich, ew'ges Fatum,
    Jetzt meines Glückes Statum!


    Doch wenn Gretchen, tränenvoll,
    Mich um Gottes willen bittet,
    Dass ich sie behalten soll?
    Wenn sie schmeichelt und mich streichelt,
    Was bis jetzt noch nie geschah;
    Wenn sie jammert, mich umklammert?
    Lieber Gott, was mach' ich da?


    Tun Sie mir den einz'gen Gefallen und sagen Sie mir; was mach' ich da?
    nach kurzem Bedenken
    Kann alles nicht helfen, ich schlage sie los,
    Denn fünftausend Taler sind gar zu viel Moos.
    Doch nun heisst es überlegen,
    Was fang' ich mit Gottes Segen,
    Mit dem Kapitale an?
    Soll ich ein Gelehrter bleiben
    Oder 's Merkantilsche treiben?
    Baue ich mir ein Palais
    Oder werde Kneipier?
    Kaufe ich mir Staatspapiere
    Oder schenk' ich bayr'sche Biere?
    Treibe ich Ökonomie, baue ich ein Tivoli?


    Doch warum die Zeit jetzt töten
    Und mit Plänen martern mich?
    Habe ich erst die Moneten,
    Findet schon das Weitre sich.
    Fünftausend Taler! Das ist ein Wort,
    So voluminös, so numerös,
    So pekuniös und so famös!
    Beschlossen ist's im Weltenplan,
    Ich werd' ein hochberühmter Mann!
    Es sauset und brauset, es sumset und brumset,
    Es schimmert und flimmert, es krabbelt und zappelt
    Im Körper, vor Augen und Ohren mir.
    Beschlossen ist's im Weltenplan,
    Ich werd' ein hochberühmter Mann!


    Die vergleichsweise sehr lange Arie gegen Ende des zweiten Aufzugs beruht auf einer Verwechslung. Wer sich die Handlung vergegenwärtigen möchte, kann in unserem Opernführer nachlesen.


    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Danke, lieber Alfred, das ist eine ausgezeichnete Vorlage für mich, die ich nur zu gerne annehme. Stimmenliebhaber hat den Thread, die schönsten 10 Aufnahmen von... gestartet. Ohne Übertreibung kann man sagen: 5.000 Taler ist eine der schönsten Aufnahmen von Gottlob Frick - wenn nicht sogar die schönste Wiedergabe dieses Schmankerls überhaupt. Hier kann er bei den tiefen Tönen orgeln, seine Prachthöhe demonstrieren und die Arie so bildhaft, plastisch gestaltet, dass man den alten Schwerennöter direkt vor sich sieht. eine sängerische Glanzleistung. Ihm am nächsten dürften bei dieser Bravourarie Kurt Böhme, Karl Ridderbusch und Hans Sotin kommen. Sicherlich wäre von den noch Älteren Georg Hann zu erwähnen und der legendäre Hesch, von dem ich diese Aufnahme allerdings nicht kenne. "Ich werd ein hochberühmter Mann..". Allein mit dem Vortrag dieses Stückes wäre es Frick sicherlich geworden.
    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!


  • Ich möchte diese Aufnahme mit Philipp Meierhöfer beisteuern. Er lotet die Arien sehr schön aus indem er deutlich macht, was passieren kann, wenn plötzlich unerwarteter Reichtum über Menschen kommt. Seine Interpretation hat nichts Betuliches und vordergründig Unterhaltendes. Ehr sehe ich, dass sich auch Abgründe auftun. So ist das oft bei Lortzing. Man muss nur genau hinhören. Insofern halte ich diese große Arie für ein ganz bedeutsames Werk.


    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

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  • und der legendäre Hesch, von dem ich diese Aufnahme allerdings nicht kenne.

    Ich kenne nicht einmal den legendären Hesch, geschweige dann seine Arie. Meinst du Gerhard Hüsch? Der war doch aber eher Bariton als Bass, oder?


    Da es in dieser Arie ja weniger um Stimmfülle, sondern mehr um den Wahnsinn in der Fantasie eines Kleinbürgers geht, hat mir die Einspielung von Reiner Süß immer recht gut gefallen, die sich aber bei Youtube nicht findet. Natürlich hat Frick auch was, ist sehr imposant gesungen, wobei das "Aufgeblasene" bei ihm zum Bürgermeister van Bett noch viel besser passt als zum armen Schwein Baculus. (Ein Schulmeister ist kein Bürgermeister!)


    Generell muss ich sagen: Nicht meine Arie und nicht meine Oper!
    Vielleicht ist mir die Arie zur herrlichen van-Bett-Arie auch zu ähnlich...

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Meinst du Gerhard Hüsch?


    Wenn der tatsächlich gemeint gewesen sein sollte, kenne ich von ihm aus dem "Wildschütz" nur die Arie des Grafen - "Heiterkeit und Fröhlichkeit". Der Graf ist Bariton. Operus wird uns aufklären.


    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Das ist ja wohl eine Arie, von der man annehmen muss, dass damit nur deutsche Bässe auftreten.


    Also die üblichen Verdächtigen von Frick, Strienz und Böhme bis zu Ridderbusch und Hawlata
    Aber es gibt auch ein paar Aufnahmen von anderen Landsleuten. Ich habe mal einen Bass aus Tschechien ausgesucht, der den Lortzing auch tschechisch singt: Karel Kalas.
    Er ist durch viele Gesamtaufnahmen tschechischer Opern natürlich bei Opernaficiados bestens bekannt. Zumindest als Kezal und als Wassermann! Hier also als Bacchulus



    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Hallo,
    wo wird ,denn der Wildschütz heute noch inszeniert? Wo gibt es neue Aufnahmen? Leider, leider: neue Interpreten der Arie sind selten. Ich höre gerade im Hintergrund Kurt Böhme, der war wirklich toll. Gottlob Frick, Georg Hann, Walter Berry, Fritz Ollendorff, Wilhelm Strienz, um nur einige zu nennen, waren großartig. Hans Sotin ebenfalls, zählt der zu den Zeitgenossen?
    Ich besitze einen Film mit Christoph Stephinger, der ist der aktuellste, der mir einfällt. Wirklich gut!!!! Vielleicht gibt es ja an kleinen Bühnen heute sehr gute Sänger, die den Baculus draufhaben. Wer kennt da jemanden?
    Schöne Grüße
    wega

  • https://www.youtube.com/watch?v=s6C8i_-7npI


    Auch Günter Wewel fühlte sich in dieser Rolle wohl, Bassbuffo könnte man ihn wohl auch nennen. Aber an Frick reicht er nicht heran.



    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

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  • Hans Sotin ebenfalls, zählt der zu den Zeitgenossen?

    Naja, er lebt zumindest noch. ;)
    Als Sänger ist er aber inzwischen nicht mehr aktiv, hat offiziell seine jahrzehntelange Laufbahn beendet.


    Zur Frage, wo der denn noch inszeniert wird, der "Wildschütz": Die Neuinszenierung an der Semperoper Dresden ist noch gar nicht so lange her. 2015 oder 2016?

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • der legendäre Hesch


    Ich nehme mal an, Operus meint Wilhelm Hesch (1860 - 1908), der mehrere Jahre in Hamburg und dann an der Wiener Hofoper tätig war. Die 5000 Taler mit ihm konnte ich auf YT nicht finden. Ich stelle daher mal eine andere Aufnahme ein, auch wenn sie hier etwas OT ist:


    Gott achtet mich, wenn ich arbeite, aber er liebt mich, wenn ich singe (Tagore)

  • Das trifft sich gut! Diese Arie sang ich, mit 16 Jahren, meinen Zittauer Klassenkameraden vor, als Lortzing dran war. Ein halbes Jahr davor hatte ich meine erste Oper erlebt: Der Wildschütz. Und 62 Jahre danach wiederholte sich das bei einem Klassentreffen in der Aula derselben Schule - der Anlass: 60 Jahre Abitur. In der Zwischenzeit gab es noch ein Dutzend andere Anlässe, mich auf dieses Stück zu besinnen.
    Lieber Operus, ich kenne diese Taler also ziemlich gut. Und bei aller Liebe zu Gottlob Frick - aber hier kommt aus meiner Sicht nur einer zur Ehre, der Beste gewesen zu sein. Nein, nicht ich, aber GEORG HANN ! Und dann kommt, denke ich, lange nichts.
    Wenn ich schon aus der Schule plaudere: Diese Arie hat vieles, aber Tiefe hat sie nicht. Da hat dich wohl Gottlob Fricks schwarzes Timbre ein wenig dazu verlockt?
    Über die Arie gibt es viel zu sagen, z.B. dass sie den zweiten Akt effektvoll beschließt (vermutich inspiriert durch Weber, der beim Schluss des ersten Akts Freischütz den Startschuss gegeben haben könnte).
    Vielleicht später mehr dazu von Sixtus

  • Ich nehme mal an, Operus meint Wilhelm Hesch (1860 - 1908), der mehrere Jahre in Hamburg und dann an der Wiener Hofoper tätig war.


    Liebe Mme. Corteste, herzlichen Dank für dieses Dokument. Immer auf der Suche nach Sängern, die ich nicht kenne, hat meine bescheidenen Sammlung Zuwachs erhalten.


    LG Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Für mich war der ideale Interpret des Baculus Georg Stern.
    Er hat mit seiner schönen Stimme den etwas abwesenden Schulmeister
    in vollendeter Weise nicht nur gesungen, er war der Baculus.
    Ich habe ihn sehr oft in Köln auf der Bühne erlebt
    und war jedes mal von seiner Interpretation der Rolle begeistert.


    :hello: Herbert

    Tutto nel mondo è burla.

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  • Obwohl ich eine LP mit Wilhelm Hesch besitze, konnte ich sie auf die Schnelle nicht finden.


    Ich bringe aber einen anderen Favoriten ins Gespräch. Leo Schützendorf, dem Ideal sehr Nahe:


    W.S.

  • Hier noch ein guter "klassischer" Bass buffo mit weniger Stimme als Frick, was bei dem Ding auch gar nicht verkehrt ist* (ab:1:41:39):
    Fritz Ollendorff



    * weswegen ich ja auch schon Reiner Süß genannt hatte

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Gibt es davon auch eine Aufnahme von Josef Greindl?

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Wenn der tatsächlich gemeint gewesen sein sollte, kenne ich von ihm aus dem "Wildschütz" nur die Arie des Grafen - "Heiterkeit und Fröhlichkeit". Der Graf ist Bariton. Operus wird uns aufklären.

    Gerne, lieber Rüdiger,


    Wilhelm (Willi) Hesch, geb. 3. Juli 1860 in Elbesteinitz, Böhmen, gest. 4. Januar 1908 in Wien. Österreichischer Schauspieler und Opernsänger(Bass). Hesch, Sohn eines Landwirts, war zuerst Mitglied wandernder böhmischer Theatergesellschaften. 1892 Gastspiel in Wien als Kezal. Bernhard Pollini holte ihn nach Hamburg, wo er einige Jahre wirkte. Seit 1895 Hofoper Wien als dramatischer Bass. Zuletzt Kammersänger. Wichtigste Partien: Mephisto, Leorello, Sarastro, Osmin und andere. Hesch gilt als ältester deutschsprachiger Bassist, dessen Werk auf Schallplatte überliefert ist. So weit aus den vorhandenen Gesangsaufnahmen feststellbar ist. Basso seriosa. Große, dunkel getönte Bassstimme in der Art von Ivar Andresen, Georg Hann, Ludwig Weber, Gottlob Frick. Ob er jemals die 5000 Taler sang kann wahrschienlich nicht mehr festegestellt werden.


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

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  • ch kenne nicht einmal den legendären Hesch

    Zunächst für Dich, lieber Hart, das Grab von Willi Hesch ist im Baumgarnter Friedhof in Wien (Gruppe15, Nummer 1). Wie gescheit wird man doch durch's Internet.


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Lieber "Operus",


    sei bedankt für den Hinweis auf diesen interessanten Sänger, den ich bislang überhaupt nicht kannte. Normalerweise höre ich keine Aufnahmen von vor 1908, aber jetzt habe ich mir seinen Marcel in den "Hugenotten" angehört und bin beeindruckt. Und das obwohl man sich ja immer hüten muss, Äpfel mit Birnen zu vergleichen, also Trichter-Aufnahmen mit anderen. Alle Lagen dieser Stimme sind imposant.
    Ob er mal den baculus gesungen hat, weiß ich natürlich auch nicht, aber komödiantisches Talent scheint er ja gehabt zu haben, sonst hätte er nicht als Kezal 1892 in Wien Smetanas "Die verkaufte Braut" mit zum internationalen Durchbruch verholfen. :yes:


    P.S.: Da hatte dieser Thread ja doch noch einen Nutzen! :D

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Hier diese LP besitze ich von ihm:




    Die Moderation hat sich erlaubt die Verlinkung gegen eine austztauschen, wo Soundsamples vorhanden sind. Die bewusste Arie ist nicht darauf enthalten. Die Aufnahmen stammen aus den Jahren 1905.1907)- Die Aufnahme ist bereits gestrichen - MOD 001 Alfred

    W.S.

  • So jetzt haben wir den Salat. Ab jetzt sind es wirklich nur noch Geschmacksfragen. Sixtus hat recht. Die Arie 5000 Taler kann tatsächlich sehr gut von einem Bassbariton gesungen werden: Insofern sind alle die Genannten für dieses Stück gegeignete Sänger. Interessant war die Nennung Schützendorf. Da gab es zwei singende Brüder Gustav und Leo, von welchem stammt die Aufnahme? Georg Stern, Fritz Ollendorf, Günter Wewel, Max Proebstl, Harald Stamm, Hans Sotin, ja selbst Ivan Rebroff hätte in diesem Stück keine schlechte Figur abgegeben. Dem großen Josef Greindl lag dieses Fach eher nicht. Ich liebe die dunkel gefärbten Stimmen. Wenn diese dann noch ein schönes samtiges Timbre haben, keine deutschen Raspelbässe und halbwegs beweglich sind, dann ist das für mich der Basshimmel. Insofern hat der gerade von uns gegangene Kurt Moll eine Sonderstellung. Er war ein Basso cantante, aber mit der imponierenden Tiefe eines Basso Serioso (Pinza,Siepi), man höre nur sein tiefes E/D als Ochs. Er hätte sicherlich auch die 5000 Taler famos gesungen, weil er Humor und ein gemütvolles Wesen hatte. Von den schwarzen Bässen wären zu nennen: Ivar Andresen, Ludwig Hofmann, Herbert Alsen, Ludwig Weber, Kim Borg -- ach und obwohl kein ganz Schwarzer wäre da noch Heinrich Pflanzl, der in Dresden geradezu auf dieses Fach spezialisiert war. Von jetzigen Bässen wäre durchaus von der Stimme her Rene Pape, Georg Zeppenfeld und Günther Groissböck in der Lage, in der Partie des schrulligen Dorfschulmeisters Hervorragendes zu leisten. Nur die jüngere Generation hat keinen Draht mehr zur Romantik der Spieloper. Obwohl ich mich wirklich um strenge Objektivität bemühe, wer mag es dem Ehrenpräsidenten der Gottlob-Frick-Gesellschat verdenken, wenn er bei seiner Reihenfolge Gottlob Frick, Kurt Böhme, Georg Hann :jubel: bleibt. Obwohl es eine Aufnahme des Duetts "ABCD" gibt, das ist von Kurt Böhme und ? einmalig wirkungsvoll gesungen und gestaltet. Wem gehört jetzt der Lorbeer? Aber müssen wir wie im Sport immer den Besten küren? Wäre es nicht besser, sich an allen Guten zu erfreuen?


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!


  • Wir haben uns bislang mit Stimmen der Vergangenheit befasst - nun der Sprung ins kalte Wasser --äääh in die Gegenwart.
    Vorerst kommentarlos verlinkt.


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Ich bitte um Nachsicht, dass ich Leo Schützendorf vergessen habe - ein Name, den ich aber seit Jahrzehnten zum erstenmal wieder gehört habe: der geborene hohe Bassbuffo. Diese Spezies braucht Agilität im Parlando, aber trotzdem ausladendes Volumen (im Gegensatz zu den Maschinengewehr-Buffos bei Rossini) und - und vor allem komödiantischen Biss. Und, was nicht ganz unwichtig ist: die Fähigkeit, ganz in die schrullige, biedermeierliche Figur einzutauchen, statt (wie etwa Kurt Böhme) nur kulissenreißerisch dem Affen Zucker zu geben (was er, zum Verdruss der Wiener, leider auch beim Ochs gemacht hat).
    Kurzum: der Baculus hat´s in sich, er will künstlerisch ernst genommen sein. Und in dieser Arie kann er ein ganzes Zeitalter abbilden: die geistige Genügsamkeit der guten alten Zeit, aber auch ihre Verschrobenheit - meint Sixtus.

  • "wega" fragte heute hier in Beitrag Nr 9:

    Zitat

    "Wo wird ,denn der Wildschütz heute noch inszeniert? Wo gibt es neue Aufnahmen?


    Das ist nicht das eigentliche Problem. Das ist eher in der Qualität zu sehen - Wirkt alles wie eine schlechte Schüleraufführung


    Ein Lichtblick in dieser Hinsicht ist die Inszenierung der Musikalischen Komödie Leipzig !!!! (2012)




    Zum Hinknien !!!!
    Hier nur als Kurzantwort auf die Frage - Wir können ausführlicher im speziellem "Wildschütz-Thread" mehr drüber schreiben...


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • In Berlin gab es an der Deutschen Oper 1968 (!) eine hinreißende Inszenierung des "Wildschütz" von Boleslav Barlog!
    Es dirigierte Heinmrich Hollreiser und es sangen Erika Köth und Martha Mödl, Ernst Haefliger und Ingvar Wixell.
    Der Baculus war der köstlich komödiantische Peter Lagger!
    Eine Aufnahme von ihm habe ich leider bei Youtube nicht finden können!


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Der Schlüssel zum Bassbuffo liegt schon in der Fachbezeichnung: Er muss ein Komiker sein, darf das aber (als Figur) selbst nicht wissen! Der Darsteller darf sich nicht als Entertainer verstehen (wie Papageno) und mit dem Publikum kokettieren. Baculus macht das zwar an einer Stelle ("Tun Sie mir den Gefallen und sagen Sie mir:...); aber dieser Aspekt sollte nicht überstrapaziert werden.


    Die Komik der Figur erwächst aus ihrer Humorlosigkeit! Nur weil er alles zu verstehen glaubt, aber nichts wirklich versteht, wirkt er (als Trottel) komisch. Das ist für den Darsteller eine Gratwanderung, diese Doppelbödigkeit rüberzubringen. Und dabei muss dem Darsteller der Sänger helfen. Es sollte ein hoher, aber nicht zu leichter und zu heller Bass sein. Umfang von c bis e´ genügt, aber es muss trotzdem nach Bass klingen. Und gleichzeitig braucht er für die Parlandostellen eine große Flexibilität, fast wie bei Rossinis Bartolo.
    Diese beiden Fähigkeiten abwechselnd abzurufen, erfordert hohes technisches Können und Geistesgegenwart. Und obendrein müssen diese Schwierigkeiten quasi leichtfüßig beim Publikum ankommen. Aber bitte nicht als Klamauk! Das passiert aber oft, wenn stimmliche Schwächen kaschiert werden sollen. Das Leichte ist eben oft das Schwerste...

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