Salome in Straßburg am 19.3. (Premiere 10.3.)

  • Bei der Premiere war ich verhindert, deshalb hier ein Kurzbericht vom 19.3.:
    Die Inszenierung von Olivier Py hat einigen Staub aufgewirbelt und, wie oft in solchen Fällen, Voyeure angelockt. Dem Werk hat es nicht gedient, aber dessen Qualitäten konnte der Übergriff auch nicht beschädigen. Die Kathedralen überstehen eben viele Hunde, die an ihnen das Bein heben!
    Der Palast des Herodes? Die verrottete Staumauer eines ausgetrockneten Stausees. Die Zysterne? Eine Leiter von der Bühne ins Orchester. Die Silberschüssel? Wurde ersetzt durch die kräftige Henkerhand, die den Prophetenkopf am strähnigen Schopf hängend auf die Bühne hievte. Allein diese Einzelheiten machten die Handlung zum Gähnstück. Doch es wurde auch einiges geboten: ein riesiger Abreißkalender von schönen, großformatigen Landschaftsbildern, die den steilen Abstieg in den Abgrund symbolisieren sollten - und die gähnend leere Bühne immerhin abwechslungsreich bebilderten. Vor allem aber viele Nackttänzer in eindeutigen Stellungen und Aktionen, damit das honorige Publikum auch merkt, dass hier vor allem den Voyeuren etwas geboten wird. Die Rechnung ging auf: Die Vorstellungen waren ausverkauft.
    Ein sorgfältig ausgewähltes Sängerensemble hätte all dies als Trommelwirbel für die Theaterkasse marginalisieren können. Doch der Narraboth krähte mehr, als dass er schmachtend sang, der Page schwindelte sich fast unhörbar über seine tiefen Phrasen hinweg, der Erste Nazarener buchstabierte seine herrliche Phrase vom Messias in gebrochenem Deutsch.


    Aber sangen wenigstens die Protagonisten rollendeckend? Ja, eine: Susan Maclean stattete die Herodias mit dekadentem Hohn und satten Tönen aus, während ihr Gatte Wolfgang Ablinger-Sperrhacke den Herodes mit Mime-Stimme deklamierte. Robert Bork hatte zwar das richtige Kaliber für den Jochanaan, doch hätte etwas mehr Schmelz (und mehr Ausstrahlung) den Propheten um einiges eindrucksvoller gemacht. Und Salome selber? Die schonte sich für den Schlussgesang und verschenkte damit einen Gutteil ihrer Wirkung als laszive Verführerin. Dann zeigte sie, endlich, trotz einiger Schärfen in der Höhe, was die Partie an leuchtender Schönheit zu bieten hat.


    Dem spiritus rector der Produktion, dem Dirigenten Constantin Trinks, fiel die zwiespältige Aufgabe zu, diese heterogenen Elemente zu einem Drama zu verschmelzen. Das gelang ihm - mit dem Orchester! Er entlockte ihm eine Fülle von sinnlichen und verführerischen Details, die aber kaum die Akteure auf der Bühne zu beflügeln vermochten: Zu sehr waren die Sänger mit ihren Partien vom Regisseur alleingelassen - wie überhaupt Personenregie, die diesen Namen verdient, nur vereinzelt stattfand. Zu sehr war die Regie mit der Überrumpelung des Publikums durch äußerliche Events in Anspruch genommen. Schade - meint Sixtus

  • Oh.... Ich wollte unbedingt die Salome in Strasbourg oder Mulhouse sehen. Habe es aber komplett vergessen und nun schaffe ich es in den nächsten zwei Wochen nicht mehr.
    Habe von Py einige Produktionen gesehen. Es war nicht immer sonderlich tiefgründig aber dafür eindrucksvoll. Py bringt alles auf die Bühne, was einigermaßen in der Technik möglich ist.


    Troubadour in München hatte mir sehr gefallen (drehende Bühne).


    Nichtsdestotrotz gibt es demnächst wieder die Salome in Stuttgart.
    Eine der besten Produktionen dieses Werks! Hier wird die Musik direkt in Bewegung und Video umgesetzt.


    Darüber hinaus ist die Titelrolle mit Simone Schneider besetzt. Eine hervorragende Sängerin!