Così fan tutte in Laxenburg

  • In der Süddeutschen Zeitung stand gestern die Besprechung einer Aufführung von Mozarts Così fan tutte im österreichischen Laxenburg in einer Inszenierung von Bernd Roger Bienert (http://www.sueddeutsche.de/kul…el-1.3429338?reduced=true). Nachdem dieser Artikel im Netz zumindest bis dato nicht frei zugänglich ist, seien mir einige Zitate daraus gestattet:



    Interessant ist im Vergleich auch die Besprechung von Peter Dusek im Merker, wo es fast nur um die musikalische Seite und die Sänger geht (http://der-neue-merker.eu/laxe…n-tutte-im-teatro-barocco), was mir, weil es bei der Oper immer um ein Gesamtkunstwerk geht, stets etwas eindimensional vorkommt – ich habe das Gefühl, dass dabei Entscheidendes außen vor bleibt.

  • Toll, dass das in der Presse nicht verrissen wird!
    Ich war natürlich wieder dort - für mich sind das die beglückendsten Opern-Erlebnisse überhaupt.
    Obwohl die Karten einigermaßen sauteuer sind, ist es ziemlich voll. Das ist ein gutes Zeichen. Bienert expandiert bis dato (seit einigen Jahren eine Opernproduktion pro Jahr im Stift Altenburg, seit letztes Jahr dazu eine Oper in Laxenburg, dieses Jahr 2 Opern in Laxenburg).


    Möge das zum Musiktheater-Fixpunkt werden und Nachfolger finden!


    Besonders intensiv ist die gestische Darstellung der Sängerin Megan Kahts (hier Despina) und von Wolfgang Holzmair (hier Don Alfonso).


    Im Sommer gibt's dann in Altenburg Bastien und Bastienne.
    :)

  • Die Aufführungen in Laxenburg haben ja bereits Tradition.
    Einigem was hier im Artilel beschrieben wird muß ich widersprechen - anderes erscheint mir so selbstverständlich, daß ich mich wundere, daß es überhaupt erwähnt wird.


    Da wäre fürs erste die Behauptung, daß sich Cosi Fan tutte auf der Bühne nur schwer darstellen ließe.
    Ich meine, daß genau das Gegenteil der Fall ist: Eine relativ überschaubare Dekoration, die noch dazu recht Eindrucksvoll gestaltet sein kann, eine ebenso überschaubare Anzahl an Darstellern und eine geradezu simple Handlung, die der Legende nach sogar auf eine wahre Begebenheit am Wiener Hof zurückzuführen ist. Auch wenn man das nicht glaubt, so ist es doch bemerkenswert, daß solch eine Legende überhaupt entstehen konnte, die Menschen der Vergangenheit waren eben leichter zu beeindrucken. Dann darf man nicht ausser acht lassen, daß orientalischer Mummenschanz auf die Zeitgenossen Mozarts stets eine geradezu magische Wirkung ausübte und ihr kritisches Denken lahmlegte. Orientalische Öle und Parfüms mögen dazu beigetragen haben, daß man den eigenen Verlobten nicht erkannte. Aber man war ja auf den verkleideten Freund des Verlobten fixiert - da prüfte man nicht so kritisch.
    Die Einbeziehung des mesmerschen Magnetismus ist ein Kabinettstück, auf das man natürlich in modernen Inszenierungen weitgehend verzichten muß.
    Cosi fan tutte ist IM eine Komödie und kein psychoanalytisches Stück.
    Daß man es nicht "realistisch" sehen kann und soll ist doch eigentlich klar.
    Daß es nur eine Farce ist, wo ALLE handelnden Personen das falsche Spiel durchschauen ist immerhin möglich aber nicht unbedingt wahrscheinlich. Als einzig unglaubwürdigen Punkt des Librettos sehe ich das Aufmarschieren eines Soldatenchores - und das zweimal
    Sowas war damals - selbst bei besten Beziehungen - für einen Spaß oder eine Wette wohl kaum realisierbar....





    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Beide Artikel (Figaro und Cosi) habe ich verschlungen; vor allem ärgere ich mich, dass ich die erste Meldung vor einem Jahr (Figaro) verpasst habe.
    Der Regisseur setzt hier etwas um, was ich auch schon oft betont habe, wobei auf dieses Phänomen in den RT-Debatten niemand reagiert hat. Es ist der Reiz des Fremden, des Vergangenen. Aus der Religion nehme ich dieses Beispiel: als Kind, Jugendlicher,Theologiestudent und als Lehrer fand ich immer das Neue Testament, bis auf die schönen Geschichten in den Evangelien, ziemlich langweilig und schwer zu verstehen. Im Alten Testament begegnet uns dagegen der Alte Orient, geheimnisvoll, lebendig, gut erzählt und oft sehr grausam. Ich nenne hier mal einige schöne Beispiele. Die Juden durften Sklaven haben, mussten sie aber nach einiger Zeit freigeben. Die Sklaven, die gehen wollten, mussten Weib und Kinder zurücklassen. Die Sklaven, die bleiben wollten, mussten sich einer symbolischen Handlung unterziehen: sie wurden am Ohrläppchen an den Türpfosten genagelt! Ehebruch wurde mit dem Tod beider Partner bestraft, durch Steinigung. Vergewaltigung wurde mit dem Tod des Vergewaltigers bestraft; in der Stadt, wenn das Mädchen nicht geschrien hatte, sie auch; auf dem Feld nicht, weil sie niemand hätte hören können. Ein junger Mann, der gerade geheiratet hatte, war für mindestens ein Jahr vom Wehrdienst befreit. Bei dem Bau von Belagerungsmaschinen durften keine Obstbäume gefällt werden...

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Aber Gern. Hier die Aufführung von Figaros Hochzeit 2016

    Eben - da gibt es keine "Tradition", letztes Jahr (wie ich ja oben bereits schrieb) ist Bienert zum ersten Mal in Laxenburg aktiv gewesen - davon geträumt hat er seit den 80er Jahren.
    Ich hoffe ja, dass das eine Tradition wird - zwei Jahre reichen da nicht für so eine Bezeichnung ...
    (Letztes Jahr war ich natürlich auch dort.)

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