Peter Schreier - Liedinterpret vs Opernsänger

  • Liebe Forianer,


    Durch den überraschenden Tod von FritzWunderlich entstand eine kaum zu schließende Lücke. Einer wurde immer wieder herangezogen sie zu schließen: Peter Schreier.
    Ob das ein Glück war für den Sänger, oder eher nicht - das weiß ich ehrlich gesagt nicht. Einerseits wurde die Karriere doch etwas beschleunigt.(er hätte sie auch so gemacht, meiner Meinung nach),
    andererseits war er ständig Vergleichen mit einem Ausnahmesänger dies vergangenen Jahrhunderts ausgesetzt, was sicher belastend für ihn war.
    Dabei ist irgendwie die Frage untergegangen, ob er nicht selbst eine Jahrhunderterscheinung war. Während ich diesen Beitrag schreibe, höre ich simultan "Die schöne Müllerin" in seiner Interpretation, jene Eterna Aufnahme wo er von Konrad Ragossnig auf der Laute begleitet wird.
    Die leisen Stellen singt er mit atemberaubender Schönheit, leider wird die Stimme bei den aufbrausenden Stellen etwas grell (weiss).
    Aber wer ist schon vollkommen ?
    Wo lagen Eurer Meinung nach die Stärken des Sängers, war es Oper oder Oratorium, Liedgesang, Kantate ???
    Gibt es aus Eurer Sicht Referenzaufnahmen - oder könnt ihr mit diesem Sänger wenig anfangen ? - Interessant ist, daß kaum ein Thread sich mit ihm befasst - auch nicht nebenbei.


    Was ist die Ursache ?


    Freundliche Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich mag Schreier vergleichsweise gern. Die Stimme ist etwas "trocken", aber sehr flexibel und das timbre wenigstens nicht unangenehm.
    (Bei Sängern ist die Abwesenheit der nervendsten negativen Eigenheiten viel wichtiger als die Anwesenheit der positiven :D :D
    Seine größte Stärke war m.E. die von Dir nur im Nebensatz erwähnte: Oratoriensänger. Schreier war gewiß einer der besten Evangelisten überhaupt (mit Erb, Equiluz und unter den jetzt Aktiven: Pregardien, IMO der derzeit beste Lied- und Oratorientenor). Als Opernsänger ist er auf den wenigen mir bekannten Aufnahmen zwar besser als ich erwartet hätte, aber so richtig paßt die Stimme dann doch nicht zu Max im Freischütz (auch sein Belmonte :wacky: naja, das sind wohl die einzigen die ich kenne). Was für den "neutralen" Evangelisten ein Vorteil, fehlt für den jugendlichen Opernhelden an Schmelz.
    Als Liedsänger kenne ich ihn, wenn ich recht sehe nur mit einer Schumann-Auswahl (Dichterliebe und op. 39). Da ich grundsätzlich Tenöre bevorzuge (seit Fi-Di vergißt man häufig, dass die meisten bekannten Zyklen eigentlich nicht für Baritöne gedacht waren), schätze ich diese Aufnahmen ebenfalls. Die sorgfältige Gestaltung und mühelose Flexiblität wiegen die gewisse "Trockenheit" hier locker auf.


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)


  • Dies hier ist meine Lieblingswinterreise in den langsameren und leiseren Parts.


    Zitat

    Die leisen Stellen singt er mit atemberaubender Schönheit, leider wird die Stimme bei den aufbrausenden Stellen etwas grell (weiss).

    Das empfinde ich ähnlich. Er war Wunderlich rein technisch mindestens ebenbürtig wenn nicht überlegen - Stimmlich allerdings nicht.


    Auch wenn ich zum Singen und Spielen lieber die Fassungen für Mittelstimme verwende (ich komme leider nur bis zum fis *grml*) sind mir die Tenöre lieber. Schubert, finde ich, gewinnt, je tiefer man ihn transponiert an Dumpfheit und Blässe.

  • Ich mag Peter Schreier überhaupt nicht. :kotz:
    Nach dem ich Schuberts Winterreise, Schwanengesang und schöne Müllerin von Quasthoff und Fischer-Dieskau mit Schreier verglichen habe, gibt es für mich nur ein passendes Prädikat, nämlich gewalttätig.
    Es ist traurig und verwunderlich, daß ein Juwel wie Andras Schiff mit diesem Holz zusammengearbeitet hat.


    Viele Grüße

    Das Frühstück ist ihm viel zuviel Zeremonie. Die ganze Lächerlichkeit kommt zum Ausdruck, wenn ich den Löffel in die Hand nehme. Die ganze Sinnlosigkeit. Das Zuckerstück ist ja ein Anschlag gegen mich. Das Brot. Die Milch. Eine Katastrophe. So fängt der Tag mit hinterhältiger Süßigkeit an.

  • Hallo miteinander


    Mir ist schon früher aufgefallen, dass Peter Schreier hier im Forum polarisiert. Es ging glaube ich damals um seine Aufnahme des Mozart Requiems.
    Ich für meinen Teil habe ihn besonders gern', da ich in so angenehm "unspektakulär" finde, was bei sakralen Werken auch besonders gut passt. Seine Winterreise mit Richter kann ich allen, nicht nur der lieben Cosima, wärmstens empfehlen.


    :jubel:

    Es gibt kaum etwas Schöneres, als dem Schweigen eines Dummkopfes zuzuhören

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Hallo Herr Zeitunglesender (Prawda) Schostakowitsch in d-moll


    Das mit dem Mozart-Requiem, das mir unter Schreier nicht zusagte, war ich. Ansonsten habe ich aber nichts grundsätzliches gegen ihn. Ich würde zwar ungerne häufiger Bachkantaten mit Schreier hören wollen, aber dazu zwingt einen ja auch niemand (ausser gewissen Radiosendern :D ).


    Es gibt viele Aufnahmen/Rollen, in den denen er mir sehr gut gefällt, mein Lieblings Rollenportrait Schreiers ist der herrlich bösartige Golo in Schumanns Genoveva. Somit kann ich sagen, daß ich den Opernsänger Schreier favorisiere, wobei ich vom Liedsänger Schreier zu wenige Aufnahmen habe, was sich ändern wird. "Der Zwerg" (Schubert) hatte ich mal im Radio mit Schreier gehört: hat mir sehr sehr gut gefallen.



    Grüsse, Markus :hello:



    KUNO wurde von der Moderation auf GOLO ausgebessert
    LG Alfred

  • Hallo,


    ThomasBernhard: Deiner Meinung zu Genoveva, insbesondere Peter Schreiers Leistung möchte ich mich anschließen, außer dass dir da wohl zwei Opern durcheinander geraten sind. Kuno heißt einer von den Freischütz-Kerls, der Böse in Genoveva heißt Golo, wird aber vom Peter doch sehr überzeugend gesungen.


    Nachwirkungen des Treffens, das ich leider nicht besuchen konnte?


    Im übrigen mag ich Peter Schreier sehr gerne, vor allem bewundere ich, dass er bis ins hohe Alter auf der Bühne steht bzw. stand. Mit 65 (+ x) noch Weihnachtsoratorium dirigieren, Cembalo spielen und die Tenorarien singen könnte wohl auch nicht jeder..


    Auch in den weitern Opernaufnahmen die ich mit ihm habe, ist er überzeugend (als Belmonte unter Böhm und Harnoncourt sowie als Max unter Kleiber)


    Im übrigen halte ich sein italienisch für kultverdächtig...


    Gruß, flo

    "Das Leben ist zu kurz für schlechte Musik"


    Wise Guys 2000

  • Salut,


    mir schenkte einmal eine aus der Ex-DDR stammende Exverwandte ein sehr schönes Buch über Peter Schreier. Damals, es müssen die 1980er Jahre gewesen sein, gefiel er mir überaus gut. Und richtig: Ich kannte ihn aus dem WO, anderen Kantaten und - wenn ich nicht irre - aus dem Messias. Ich habe ihn lange Zeit nicht gehört und bekam jetzt [Danke!] von Johannes Roehl Händels Belsazar geschenkt. Ich habe erst kurz hineingehört, aber Thomas Bernhards Aussage war zutreffend: Man "hört" die DDR heraus. Die Aufnahme unterliegt einem gewissen Stil, den ich nicht wirklich beschreiben kann. Früher ist mir das natürlich NICHT aufgefallen [ich war vielleicht 11 oder 12 Jahre alt].


    Vielleicht ist dieses "Stilelement" Stein des Anstosses z.B. bei bubba!? ICh finde die Stimme jedenfalls nach wie vor grandios und ich denke, ich werde auch wieder ältere Aufnahmen herauskramen.


    Liebe Grüße
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Zitat von Ulli

    mir schenkte einmal eine aus der Ex-DDR stammende Exverwandte ein sehr schönes Buch über Peter Schreier. Damals, es müssen die 1980er Jahre gewesen sein, gefiel er mir überaus gut. Und richtig: Ich kannte ihn aus dem WO, anderen Kantaten und - wenn ich nicht irre - aus dem Messias. Ich habe ihn lange Zeit nicht gehört und bekam jetzt [Danke!] von Johannes Roehl Händels Belsazar geschenkt. Ich habe erst kurz hineingehört, aber Thomas Bernhards Aussage war zutreffend: Man "hört" die DDR heraus. Die Aufnahme unterliegt einem gewissen Stil, den ich nicht wirklich beschreiben kann. Früher ist mir das natürlich NICHT aufgefallen [ich war vielleicht 11 oder 12 Jahre alt].


    Nur als Kommentar: Ich habe diesen Belsazar gewiß nicht wegen Schreier verschenkt! Er dürfte einer der besten Sänger der Aufnahme sein. Es ging mir eher um die deutsche Sprache und den Stil insgesamt, der nicht der aktuellen historischen Praxis entspricht und mir nicht besonders zusagt


    Ich glaube Schreier singt u.a. auch in der Mackerras-Einspielung der Mozart-Bearbeitung des Messias aus den frühen 70ern


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Lieber Johannes,


    ja, das mit der dt. Sprache hattest Du ja gesagt. Es stört mich im Moment aber weniger, da ich das Original nicht kenne...


    Viele Grüße
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Sagitt meint:


    Technisch ist Schreier gründlichst geschult worden, sicher besser als Fritz Wunderlich. Aspirations-H´s hat Schreier nie eingefügt. Intelligent ist dieser Musiker - er war ja nicht nur Sänger - ebenfalls unbestreitbar (darf man schreiben, es sollte bei Tenören erwähnt werden?). Die Stimmfarbe gefällt nicht ohne weiteres. Ich kenne durchaus Aufnahmen von ihm, die mir gar nicht gefallen. Sein Max im Freischütz ist einfach eine Überforderung. Öfters finde ich zu seinen Liedinterpretationen keinen Zugang, aber zB die schöne Müllerin mit Gitarrenbegleitung ist ein großartiges Zeugnis der Kunst. Schreier nimmt sich zurück - er kann es-, damit die Gitarre nicht zugedeckt wird. dadurch entsteht eine sehr lyrische Interpretation. Die Gitarre vermag das Fließende des Gewässers wunderbar zu verdeutlichen. Schreier passt dazu optimal.
    Ich möchte zweitens seine Leistung als Bach-Sänger erwähnen. Sein Evangelist in der zweiten Richter-Aufnahme der Matthäus-Passion (zusammen mit Fischer-Dieskau als Jesus, 1979) ist ebenfalls ein Ereignis als Gesangskultur und Gestaltungskraft.

  • Hallo zusammen!


    Ich besitze die "Schöne Müllerin"-CD ebenfalls und muß leider sagen, dass ich Peter Schreiers Stimme generell als zu grell empfinde, meiner Meinung nach macht er seinem Namen alle Ehre (er "schreit" in meine Ohren), daher habe ich nach einigen Versuchen eine Begegnung mit seiner Stimmer vermieden, wann immer es möglich war.

  • Hallo allerseits,


    ich gebs ja zu, bei Peter Schreier vermag ich mich noch weniger als sonst mit objektiver Distanz zu äußern, denn sein Name steht über dem Tor, das mich ins Zauberreich der klassischen Musik geführt hat. :jubel: :jubel:


    In meiner Kindheit kam ich nahezu nie mit Klassik in Berührung. Doch ab und an wehte in der Weihnachtszeit ein Fetzchen heran- Weihnachtsoratorium und Messias! Und ich hörte mit offenem Munde zu! Dann kamen die großen Passionen-alles in der sächsischen Vokaltradition von Mauersberger, Flämig und auch Rotzsch- Peter Schreier war stets dabei. Diese Musik wollte ich hören, diese Musik war MEINE Musik!


    Und egal, was ich im Lauf der letzten 20 Jahre an hervorragender ( vielleicht besserer) Aufführung gehört hab: MEIN Evangelist ist Schreier, MEIN Messias beginnt mit dem " Tröstet, tröstet Zion" der Mackerras Aufnahme, in MEINEM Elias hat der Obadja Peter Schreiers Stimme.


    Dies mag genügen...!


    Gruß
    Stefan

    Psalmen sprechen und Tee trinken kann niemals schaden!

  • Hatte das Gück Peter Schreier an der Staatsoper Wien in Capriccio, Cosi fan tutte und als Loge im Rheingold zu hören, schätze ihn s e h r als Sänger auch im Lied und Oratorium.
    Ihn mit Fritz Wunderlich zu vergleichen käme mir nicht in den Sinn, da beide ein unverwechselbares Timbre hatten. :)

    mucaxel

  • Ich mag die Aufnahmen der weltlichen Kantaten Bachs sehr, die unter Schreiers Leitung mit den "Berliner Solisten" und dem "Berliner Kammerorchester" entstanden sind. Habe mal zum Vergleich eine Aufnahme des Zufriedengestellten Äolus unter N. Harnoncourt gehört und wußte Schreiers Einspielung gleich etwas mehr zu schätzen.

    „People may say I can't sing, but no one can ever say I didn't sing."
    Florence Foster-Jenkins (1868-1944)

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Ich habe Peter Schreier als Don Ottavio in Stuttgart und als Tamino in München erlebt. Beide Partien meisterte er als grundsolider und intelligenter Sänger mit seinen eigenen Mitteln gut.
    Fernsehaufnahmen als Evangelist in der Matthäus-Passion und als Interpret des Schubert-Zyklus Die schöne Müllerin sind mir auch noch gut im Gedächtnis neben vielen Auftritten, auch z.B.für den Wiederaufbau der Dresdener Frauenkirche usw.
    Schreier verfügt als ehemaliger Kreuzchorist über eine solide Grundlage und durch seine hohe Intelligenz vermag er auch solche Werke brauchbar zu interpretieren, die seiner Stimme nicht gerade liegen, z.B.den Meistersinger-David. Doch das ist alles Geschmackssache.
    Die Hypothek allerdings, von einem Tag auf den anderen als Wunderlichs Nachfolger "funktionieren zu müssen", hat ihn mehr belastet, als gemeinhin bekannt ist. Eine Generation früher oder später geboren, hätte Peter Schreier sicherlich eine ebenso glänzende, aber weitgehend unbelastete Karriere gemacht.
    Trotz oder wegen meiner unverhohlenen Wunderlich-Sympathie mußte ich das mal loswerden. Ehre, wem Ehre gebührt.

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Hallo Siegfried,


    kann sein, daß ich etwas überlesen habe, aber warum sollte Schreier eine "Wunderlich-Hypothek" belastet haben und inwieweit soll dies Einfluß auf seine künstlerische Darstellung (Lied, Oper, Oratorien etc.) gehabt haben?


    Gruß


    tom

  • Hallo Tom,


    nun,wie schon eingangs erwähnt, wurde Peter Schreier nach dem Unfalltod Fritz Wunderlichs von der Tonträgerindustrie und vielen Kritikern als dessen Nachfolger abgestempelt, was sicher nicht gut war. Denn jeder Künstler hat eine Eigenständigkeit und Einmaligkeit. Und gerade deshalb war der immer wiederkehrende Vergleich ein belastendes Element.

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Zitat von Ulli

    Thomas Bernhards Aussage war zutreffend: Man "hört" die DDR heraus. Die Aufnahme unterliegt einem gewissen Stil, den ich nicht wirklich beschreiben kann.


    Hi,


    aha, offiziöse, d.h. staatsoffizielle, Händelinterpretation in der Deutschen Demokratischen Republik? Wäre mal interessant zu erfahren, wie man die DDR "heraushören" kann. Habe mal im Zusammenhang mit Rudolf und Erhard Mauersberger darüber nachgedacht. Komme später darauf zurück.


    Beste Grüße

  • Hallo


    Zitat

    ...nun,wie schon eingangs erwähnt,wurde Peter Schreier nach dem Unfalltod Fritz Wunderlichs von der Tonträgerindustrie und vielen Kritikern als dessen Nachfolger abgestempelt,...


    Abgestempelt ist vielleicht nicht der richtige Ausdruck. Schreier wurde in einigen Einspielungen eingesetzt, wo ganz klar Wunderlich gesungen hätte. Er w a r eine Zeit lang der Ersatz-Wunderlich, was wahrscheinlich auch für ihn gar nicht so einfach war. Allerdings hatte er genügend Format, seinen eigenen Stil durchzuziehen, und wurde das Image mit der Zeit einigermaßen los.

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Zitat


    Hi,


    aha, offiziöse, d.h. staatsoffizielle, Händelinterpretation in der Deutschen Demokratischen Republik? Wäre mal interessant zu erfahren, wie man die DDR "heraushören" kann. Habe mal im Zusammenhang mit Rudolf und Erhard Mauersberger darüber nachgedacht. Komme später darauf zurück.


    Beste Grüße


    Nun, im Nachgang zu meinem o.g. Beitrag vermag ich nichts Substantielles erkennen, was eine DDR-Produktion als solche erkennbar macht. Ich kann schlicht nichts DDR-Spezifisches hören. Allenfalls ließe sich sagen, daß die historisierende Aufführungspraxis nach meinem Kenntnisstand vollständig z.B. an der DDR-Bach-Interpretation vorbeigegangen ist. Insoweit war dann auch eine sehr traditionelle Einspielung der Matthäuspassion mit Rudolf und Erhard Mauersberger im Jahr 1970 möglich. Dieser Stil ähnelte aber auch sehr der Aufführungstradition, wie sie von einem Karl Richter gepflegt wurde, der dann sogar sechs Jahre später die Matthäuspassion entsprechend eben dieser Tradition - wohlgemerkt mit Peter Schreier - neu aufgenommen hat. Vielleicht wirkten aber auch Straube und Ramin in der DDR besonders nach, da deren kulturelles Erbe ja in Leipzig gehütet worden ist.


    Offen gesagt: ich komme hier nicht weiter


  • Huch !? Da muß mich Ulli entweder mit jemanden verwechselt haben oder mich völlig missverstanden haben - ich habe niemals behauptet, daß man irgendwo etwas DDR-spezifisches heraushören könne


    ?(


    Gruß, Markus

  • Ich kenne nur eine Aufnahme, bei der man die DDR "heraushören" kann - dafür aber auch eindeutig und ohne jeden Zweifel:


    Die Chorfantasie von Beethoven mit der Dresdner Philharmonie, dem Rundfunkchor Leipzig und Peter Rösel am Klavier unter der Leitung von Herbert Kegel (Capriccio 1987)


    In dieser Aufnahme singt der Chor anstelle des zugegebenermaßen recht einfältigen Textes des Originals eine "Adaption" von einem gewissen Johannes R. Becher (Da war doch was? Richtig: die Becher-Hymne der DDR!).


    Der Text beginnt so:
    Seid gegrüßt, lasst euch empfangen
    von des Friedens Melodien.....


    Ist dadurch eher ein Zeitdokument als ein Kunstgenuss


    (sorry: Dieser Einwurf meinerseits hat zwar durchaus mit Gesang, aber absolut nichts mit Peter Schreier zu tun.)

    "Muss es sein? - Es muss sein!" Grave man non troppo tratto.

  • Hallo,


    also ich muss auch sagen das mir Schreier in einigen Opernpartien nicht wirklich gut gefällt. Jedoch kann ich eins mit Sicherheit sagen, ich hatte das Glück in meinen jungen Jahren im Dresdner Kreuzchor Matthäus sowie Johannes Passion einige Male mit Schreier aufzuführen und er ist für mich,natürlich neben noch einigen Anderen, ein absoluter Meister für die Partien des Evangelisten und generell für Bach's Musik. Mit Freude denk ich an die "Frohe Hirten"-Arie aus dem WO, ein Traum!
    Jedoch gibt es auch bei ihm Fehlgriffe was Cd's und Opernbesetzungen angeht. Aber ich kenne kaum große Sänger die absolut in jeder Aufnahme und jeder Partie überzeugen konnten.
    Empfehlen kann ich seine Weihnachtslieder Cd mit "Cornelius" und "Wolf" Weihnachtsliedern unter anderem..


    Mit freundlichen Grüßen Richard

  • Nun ist er also abgetreten von der Sängerbühne. Ein letztes Mal das Weihnachtsoratorium, nun mit 70 in den Ruhestand.
    Hoffentlich nicht ganz. Als Dirigent und als Lehrer für Meisterkurse ist Herr Schreier noch weiterhin ein gefragter Mann.
    Vielen Dank für seine sängerische Leistung, mit der er über ein halbes Jahrhundert sein Publikum erfreut hat.

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Für mich ist Peter Schreier der Evangelist überhaupt. Diese Mischung aus Erzählung und einem immer tieferen Beteiligtsein sucht meiner Meinung nach ihresgleichen.
    Im Liedgesang - speziell der Interpretation von Schubert-Liedern - ist er als Tenor unerreicht. Bei seiner Aufnahme der Dichterliebe habe ich jedoch den Eindruck, dass ihm Schumann weniger liegt, so dass seine Interpretation doch weniger ausdrucksstark ist als die von Fritz Wunderlich.
    Besnders bewundere ich den Mut, seine Stimme - die ansonsten in ihrer Wärme an eine edle Oboe erinnert - im Dienste der Liedgestaltung manchmal "gemein" klingen zu lassen (z.B. beim Doppelgänger). Liedgesang ist nun einmal nicht reiner Schöngesang.
    Diese "Gemeinheit" - aus Bitterkeit entstanden - überträgt er auch in seiner Interpretation des Loge... und - ironisiert - in seinem Orpheus.
    Er ist einer der beiden größten Tenöre des letzten Jahrhunderts... um so schlimmer, dass es für diese zwei - im Gegensatz zu FiDi und Prey - kaum würdige Nachfolger gibt. (Sollte mich jemand eines Besseren belehren können, wääre ich sehr dankbar)

    Die Apfelsinen, lieb Mütterlein,
    Sind gut, und mit wahrem Vergnügen
    Verschlucke ich den süssen Saft,
    Und ich lasse die Schalen liegen.

    Einmal editiert, zuletzt von ClauS ()

  • Wer ist denn der zweite größte Tenor des letzten Jahrhunderts ?


    Immerhin gab es Caruso, Lauri-Volpi, Gigli, Björling, Roswaenge, Tauber, P.Anders, R.Schock, Wunderlich und unzählige andere.


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Hallo Herbert,


    hat Caruso den Evangelisten oder Belmonte gesungen??


    Ich glaube es ging ClauS um das ganz konkret besprochene Repertoire...


    Rosvaenge, Tauber, P. Anders ( ich kann es nicht oft genug wiederholen) haben derartiges (wenn überhaupt) nur in MONO aufgenommen, stehen also für die meisten ohnehin nicht zur Debatte.


    Herzliche Grüße
    von LT :hello:

  • Jetzt weiß ich aber noch immer nicht,wer der zweite


    große Tenor des 20sten Jahrhunderts ist.


    (der ClausS hat ja Tenöre geschrieben ,und nicht Buffos )


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Hallo Herbert,


    wie ich ClauS verstanden habe, meinte er (im angsprochenen Repertoire):


    1. Fritz Wunderlich
    2. Peter Schreier



    Herzliche Grüße
    von LT :hello:

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose