Alfredo Catalani (1854—1893)
LA WALLY
Lyrische Oper (Riduzione drammatica) in vier Akten
Libretto von Luigi Illica
nach dem Roman Die Geier-Wally von Wilhelmine von Hillern
Deutsche Übersetzung von Claus H. Henneberg
Für die Volksoper eingerichtet von Helene Sommer
Stromminger, Gutsherr aus Hochstoff: Kurt Rydl
Wally, seine Tochter: Kari Postma
Giuseppe Hagenbach, Jäger aus Sölden: Vincent Schirrmacher
Vincenzo Gellner, Gutsverwalter des Stromminger: Bernd Valentin
Afra, Wirtin aus Sölden: Annely Peebo
Walter, ein Freund Wallys: Elisabeth Schwarz
Infanterist: Daniel Ohlenschläger
Orchester, Chor und Zusatzchor der Volksoper Wien
Bühnenorchester der Wiener Staatsoper
Choreinstudierung: Thomas Böttcher
Dirigent: Marc Piollet
Regie: Aron Stiehl
Bühnenbild: Frank Philipp Schlößmann
Kostüme: Franziska Jacobsen
Rundum überzeugend gelang die Premiere der Neuinszenierung der selten gespielten Oper "La Wally" (1892) von Catalani an der Volksoper Wien. Nach Produktionen in Innsbruck (2012), Mannheim (2014) und Passau (2016) reiht sich die Wiener Inszenierung in das kaum mehr für möglich gehaltene derzeitige Revival dieses Werkes ein. Zurecht, wie man nach dem Besuch der Vorstellung konstatieren muss. Hier war einfach alles stimmig, angefangen von der illustren Sängerbesetzung über Chor und Orchester unter der umsichtigen, wenn nötig aber auch zupackenden Leitung des ehemaligen Volksopern-Musikdirektors Marc Piollet bis hin zur Inszenierung von Aron Stiehl, die dem Stück Handlungszeit und -ort belässt (schicke historische Kostüme) und doch frei von jedem Anflug von Kitsch ist.
In der Sängerriege ragte besonders heraus Kari Postma in der Titelrolle, die das Bild einer emanzipierten jungen Frau in dörflicher Abgeschiedenheit mustergültig umsetzte und sängerisch eine tadellose Darbietung bot (das berühmte Ebben? Ne andrò lontana war nur einer von vielen Höhepunkten). Nicht weniger überzeugend Vincent Schirrmacher (eingesprungen für Endrik Wottrich) als Hagenbach, dem man den Latin Lover abnahm. Bezwingend und bassgewaltig Kurt Rydl als tyrannischer und trinksüchtiger Gutsherr und Vater. Sehr gut auch der zweite Einspringer des Abends, Bernd Valentin, als unscheinbarer Gellner, der aus einseitiger Liebe bereit ist, einen Mord zu begehen. Die restliche Besetzung auf ebenfalls hohem Niveau: Elisabeth Schwarz in der "geschlechtslosen" Hosenrolle des Walter, Annely Peebo als aufreizende Wirtin Afra, Daniel Ohlenschläger als düsterer Infanterist.
Einfallsreich das Bühnenbild, großartig die Lichteffekte, höchst interessant die Deutung des Finales als Verklärung der Wally á la Isoldes Liebestod.
Starker Beifall für alle Beteiligten (auch die Regie), fast penetrante Bravi, wie man sie sonst eher in Italien hört. Ein ausgezeichnetes Plädoyer für dieses Werk. Das Deutsch störte mitnichten, es erleichterte sogar das Verfolgen der Handlung.
Fazit: Volle Empfehlung! Weitere Termine am 29. März, am 2., 5., 12., 20. und 23. April sowie am 4., 15. und 17. Mai.