Catalani: La Wally, Volksoper Wien, 25.03.2017 (Premiere)

  • Alfredo Catalani (1854—1893)
    LA WALLY
    Lyrische Oper (Riduzione drammatica) in vier Akten
    Libretto von Luigi Illica
    nach dem Roman Die Geier-Wally von Wilhelmine von Hillern
    Deutsche Übersetzung von Claus H. Henneberg
    Für die Volksoper eingerichtet von Helene Sommer


    Stromminger, Gutsherr aus Hochstoff: Kurt Rydl
    Wally, seine Tochter: Kari Postma
    Giuseppe Hagenbach, Jäger aus Sölden: Vincent Schirrmacher
    Vincenzo Gellner, Gutsverwalter des Stromminger: Bernd Valentin
    Afra, Wirtin aus Sölden: Annely Peebo
    Walter, ein Freund Wallys: Elisabeth Schwarz
    Infanterist: Daniel Ohlenschläger


    Orchester, Chor und Zusatzchor der Volksoper Wien
    Bühnenorchester der Wiener Staatsoper
    Choreinstudierung: Thomas Böttcher
    Dirigent: Marc Piollet


    Regie: Aron Stiehl
    Bühnenbild: Frank Philipp Schlößmann
    Kostüme: Franziska Jacobsen



    Rundum überzeugend gelang die Premiere der Neuinszenierung der selten gespielten Oper "La Wally" (1892) von Catalani an der Volksoper Wien. Nach Produktionen in Innsbruck (2012), Mannheim (2014) und Passau (2016) reiht sich die Wiener Inszenierung in das kaum mehr für möglich gehaltene derzeitige Revival dieses Werkes ein. Zurecht, wie man nach dem Besuch der Vorstellung konstatieren muss. Hier war einfach alles stimmig, angefangen von der illustren Sängerbesetzung über Chor und Orchester unter der umsichtigen, wenn nötig aber auch zupackenden Leitung des ehemaligen Volksopern-Musikdirektors Marc Piollet bis hin zur Inszenierung von Aron Stiehl, die dem Stück Handlungszeit und -ort belässt (schicke historische Kostüme) und doch frei von jedem Anflug von Kitsch ist.


    In der Sängerriege ragte besonders heraus Kari Postma in der Titelrolle, die das Bild einer emanzipierten jungen Frau in dörflicher Abgeschiedenheit mustergültig umsetzte und sängerisch eine tadellose Darbietung bot (das berühmte Ebben? Ne andrò lontana war nur einer von vielen Höhepunkten). Nicht weniger überzeugend Vincent Schirrmacher (eingesprungen für Endrik Wottrich) als Hagenbach, dem man den Latin Lover abnahm. Bezwingend und bassgewaltig Kurt Rydl als tyrannischer und trinksüchtiger Gutsherr und Vater. Sehr gut auch der zweite Einspringer des Abends, Bernd Valentin, als unscheinbarer Gellner, der aus einseitiger Liebe bereit ist, einen Mord zu begehen. Die restliche Besetzung auf ebenfalls hohem Niveau: Elisabeth Schwarz in der "geschlechtslosen" Hosenrolle des Walter, Annely Peebo als aufreizende Wirtin Afra, Daniel Ohlenschläger als düsterer Infanterist.


    Einfallsreich das Bühnenbild, großartig die Lichteffekte, höchst interessant die Deutung des Finales als Verklärung der Wally á la Isoldes Liebestod.


    Starker Beifall für alle Beteiligten (auch die Regie), fast penetrante Bravi, wie man sie sonst eher in Italien hört. Ein ausgezeichnetes Plädoyer für dieses Werk. Das Deutsch störte mitnichten, es erleichterte sogar das Verfolgen der Handlung.


    Fazit: Volle Empfehlung! Weitere Termine am 29. März, am 2., 5., 12., 20. und 23. April sowie am 4., 15. und 17. Mai.


    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Beneidenswert, lieber Joseph. Mir ist es nie gelungen, diese Oper zu sehen. Ich kenne nur diverse Aufnahmen. Die können das unmittelbare Erleben dieses drallen Stücks wohl doch nicht ganz ersetzen.


    Es grüße Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Ein Beckmesser würde jetzt wohl das Deutsch beklagen. Natürlich ist Italienisch die Originalsprache. Aufgrund der Verortung in Tirol erschien mir die gekonnte Übersetzung aber gar nicht abwegig.



    Diskographisch gibt es bis heute nicht allzu viel. An der Tebaldi führt kein Weg vorbei. Von ihren beiden Aufnahmen ist die ältere, live entstandene unter Arturo Basile (1960, bereits in Stereo) vorzuziehen. Das Problem ist immer der männliche Part das Hagenbach. Besser allemal Giacinto Prandelli in der Live-Aufnahme. In der Studioproduktion unter Fausto Cleva (1968) ein bereits im Niedergang befindlicher Mario del Monaco als Wermutstropfen. Einzige ernsthafte Alternative neuerer Zeit ist die Aufnahme unter Pinchas Steinberg (1989), die insgesamt aber wohl auch nicht mehr als solide ist. Kurzum: Es wäre wirklich Zeit für eine Neueinspielung.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Lieber Joseph, lieber Rheingold!


    es gehört hier zwar nicht her, aber vielleicht interessiert Euch, dass es in diesem Sommer bei der St. Galler Festspielen die noch viel seltener gespielte Oper "Loreley" gibt.
    In einer sehr achtbaren Besetzung, mit der jungen Ausrine Stundyte (habe ich in der Komischen Oper Berlin und in Amsterdam mehrmals gehört: wirklich vielversprechend!!!) als die eine Besetzung für die Titelpartie, und mit Timothy Richards einem verläßlichen Gebrauchstenor.


    Ich habe das Werk bisher nur einmal gehört. In Koblenz! Das ist lange her und ich freue mich sehr auf die Wiedergebegung! Immerhin war es eine der Liebligsopern Toscaninis!


    Den Terminplan findet ihr hier http://www.theatersg.ch/sites/…ext/loreley_wsw_16_17.pdf



    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!