Plagiatsvorwurf gegen designierten Wiener Staatsoperndirektor Roščić: Uni Wien eröffnet Verfahren


  • Die Universität Wien hat heute ein offizielles Prüfverfahren zur Dissertation des designierten Direktors der Wiener Staatsoper Bogdan Roščić eröffnet.


    Roščić wird vorgeworfen, in seiner 1988 erfolgten Doktorarbeit "Gesellschaftstheorie als kritische Theorie des Subjekts: zur Gesellschaftstheorie Th. W. Adornos" plagiiert zu haben.


    Die Vorwürfe wurden bereits Mitte März bekannt. Roščić soll 2020 die Nachfolge des scheidenden Staatsoperndirektors Dominique Meyer antreten.


    Quelle: DerStandard.at, DiePresse.com

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Zitat

    Roščić soll 2020 die Nachfolge des scheidenden Staatsoperndirektors Dominique Meyer antreten.


    Sagen wir es so: Die Regierung hat das beschlossen - SOLLEN tut er EIGENTLICH NICHT !!


    Denn er wurde nominiert, weil den entssprechenden Leuten zuwenig "modernes " am Spielplan stand.


    Als ich erfuhr, daß man Meyers Vertrag nicht verlängert hatte war ich vorerst sehr zornig und wollte meinem Unmut im Forum Ausdruck geben. Dann aber entschied ich, daß man vorerst den Dingen ihen Lauf lassen sollte, es ist nicht mal sicher, daß die ensprechenden Politiker in einigen Monaten noch im Amt sein werden. Dazu kommt, daß der Posten des Operndirektors ein Schleudersitz ist, Operndirektoren von Gustav Mahler angefangen können ein Lied davon singen. Wenn die Wiener Opernmafia (ähh - ich meine der tonangebende und einflußreiche Teil des Wiener Opernpublikums einen Direkior ablehnt, dann ist er nicht lange auf seinem Posten. Die meisten sind selbst gegangen, einer ist an einem Herzinfarkt gestorben, am gleichen Tag an dem er seinen Rücktritt unterzeichnet hatte (18. Januar 1968). Allerdings häl t man in Wien auf Etikette. In der Pause zu Don Giovanni wurde dem Publikum dieses Ereignis durch den Stellverteter und zugleich Nachfolger, Hofrat Dr. Heinrich Reif-Gintl mitgeteilt und man hielt eine Trauerminute ab, bevor die Aufführung planmäßig fortgesetzt wurde.
    Sogar Karl Böhm - eigentlich ein Publikumsliebling wurde Opfer des Unmuts des Staatsopernpublikums. An der Staatsoper lief gerade ein Intrigenspiel , während Karl Böhm (der damals Operndirektor war) im Ausland eine Tournee absolvierte.
    Bei seiner Rückkehr fragt ein Reporter (Ich glaub es war Karl Löbl ?) ob es nicht besser gewsen wäre in Wien zu bleiben und für Ordnung am Haus zu sorgen. Da liess sich Böhm zu der Bemerkung hinreissen: "Sie glauben doch nicht, daß ich wegen der Wiener Staatsoper meine internationale Karriere opfere ?"
    Bei der nächsten Aufführung die Böhm dirigierte wurde er vom Publikum mit einem Orkan von Buh Rufen empfangen.
    Am nächten Tage demissionierte er - und war durch nichts in der Welt zu bewegen seinen Entschluss zu revidieren.


    Die Liste ließe sich fortsetzen.
    Und nun sehe ich, daß man diesmal schon vorausschauend plant. Chapeau !!
    Wie sagt ein Slogan der Wiener Frendenverkehrswerbung?
    WIEN IST ANDERS


    Irgend ein Satz fehlt noch -- ähh ahhh -- uhhh --?
    Ach ja: Es gilt die Unschuldsvermutung


    mit freundlichen Grüßen aus Wien :baeh01:
    Alfred


    clck 70

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich musste, ehrlich gesagt, auch schmunzeln, als ich diese Plagiatsaffäre die letzten Wochen mitbekam.


    In einem Interview mit dem "Kurier" im Dezember 2016 meinte Roščić noch vollmundig: "Fehler sind in dieser Position unverzeihlich." Dass ausgerechnet jetzt seine fast 30 Jahre alte Dissertation ausgegraben wird, könnte zumindest auf bereits bestehenden Unmut ob dieser Personalie hindeuten.


    Nach dem Willen des Kulturministers soll Roščić eine "Staatsoper 4.0" etablieren (never change a running system!); nach eigenen Worten will er den "Vorwurf des Elitären" bekämpfen.


    Dass dies ausgerechnet in Wien gut ankommt, wage ich auch zu bezweifeln. Allzu traurig wäre man hier wohl nicht, wenn sich diese Designation noch als voreilig erwiesen haben sollte.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Sollte sich der Plagiatsvorwurf bestätigen, habe ich kein Mitleid mit Herrn Roščić, auch wenn ich seine Ziele grundsätzlich unterstütze. Wer mit welchen Absichten die Dissertation ausgegraben hat, ist dabei irrelevant. Jemand, der sich einen Doktortitel durch Abschreiben ergaunert hat, gehört nicht an die Spitze einer öffentlichen Kultureinrichtung. Aber in der Tat: Es gilt die Unschuldsvermutung, selbst in Wien (hoffe ich). Also abwarten, was dabei herauskommt.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Also abwarten, was dabei herauskommt.


    Das sowieso.


    Vielleicht kann man nächste Woche ein wenig davon ablenken, weil am 5. April (endlich) die neue Saison 2017/18 vorgestellt wird. Hoffentlich wird wenigstens das etwas Erfreuliches.


    clck 128

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • "Der künftige Staatsoperndirektor Bogdan Roščić, der ab 2020 die Nachfolge von Dominique Meyer antreten wird, darf seinen Doktortitel behalten: Die Universität Wien hat das Plagiatsverfahren gegen ihn eingestellt. „Eine Täuschungsabsicht zur Erschleichung eines akademischen Grades ist nicht erkennbar“, teilte die Universität in einer Aussendung mit."


    Quelle: Die Presse

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

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    – Luís de Camões