Werther- 31. März/Wiener Staatsoper

  • Hallo liebe Taminos,


    Ich bin euch einiges an Beiträgen schuldig geblieben, so auch meine letzten zwei Opernbesuche: Werther von Jules Massenet und Wagners Parsifal den ich noch in einem anderen Beitrag ansprechen werde.
    Jetzt aber erst einmal zu dem Franzosen und seinem Werther. Da ich mich noch immer auf einer Entdeckungsreise durch die Welt der klassischen Musik und Opern befinde, wusste ich noch nichts von einer Oper namens Werther.
    Eine Freundin meiner Oma, die mich in kultureller Hinsicht etwas fördert wies mich darauf hin und lud mich in die Wiener Staatsoper ein
    Wir hatten Plätze auf der Gallerie, mittlerweile sind mir die am liebsten (neben einer Loge mit der Angebeteten), denn dort kann man alles wunderbar überblicken und auch das Orchester gut sehen. Wir reservierten uns für die Pause einen Tisch und etwas zu essen, daraufhin betrat ich zum ersten Mal die Terrasse der Oper. Obwohl ich mittlerweile schon einige Male in der Staatsoper war und die Aussicht des Stehplatzes genoss, hatte ich noch keine Ahnung von der Terrasse der Staatsoper von der man einen herrlichen Blick genießen kann.
    Aber nun zur Oper. Ich ging ohne Erwartungen hinein, schließlich hatte ich von Massenet noch nie etwas gehört, hatte also nur vom Inhalt Ahnung aber keine Vorstellung von der Musik.
    Ich wurde nicht enttäuscht, schon alleine die Overtüre war ganz große Klasse! Ludovic Tezier gab den Werther, ein frischer Bariton! Ich wurde darauf hin gewiesen, dass im Normalfall ein Tenor eingesetzt wird und ich muss ehrlich gesagt bemerken, dass das der Oper wohl besser getan hätte. Ich hätte mir mehrmals einen Kraftvollen Tenor gewunschen, der noch mehr Kraft und Leidenschaft hätte ausstrahlen können. Allerdings war Tezier sehr bemüht Gefühl zu zeigen und er verlieh dem Werther eine größere Verletzlichkeit als es vielleicht ein Tenor gekonnt hätte. Also vergesst das was ich über den Tenor gesagt habe haha.
    Vor allem das Ende von Tezier bzw. Werther berührte mich nicht nur aus visuellen Gründen.
    Das führt mich auch gleich zu einer Bitte an die erfahren Taminos, könnt ihr mir gute Vergleichsaufnahmen nennen?


    So, weiter geht's, wo war ich? Achja, Tezier. Kommen wir vielleicht gleich zu seinem Gegenüber, Charlotte die von Sophie Koch gesungen wurde. Fabelhaft! Die Frau singt ganz wunderbar, deutlich (was auf französisch finde ich wohl sehr schwer ist) und klingt auch sehr jung. Das sie gut aussieht verstärkt den Effekt den sie hat noch, wobei ich darauf nicht zu sehr eingehen will, schließlich ist die Frau doch so viel mehr als ihr Aussehen.
    Erwähnenswert ist vielleicht noch, Adrian Eröd, der dem Albert ein passendes Gesicht und eine passende Stimme gegeben hat. Alleine seine Körpersprache war sehr passend und ich war wohl nicht der einzige der dem Fiesling für seine Taten gegenüber Werther eins auf die F***** hauen wollte, insofern hat er also seinen Auftrag perfekt erfüllt.
    Der Dirigent Chaslin führte das Orchester toll durch die Oper und sorgte gemeinsam mit dem Sänger dafür, dass ich am nächsten Tag in die Bücherei eilte um mir den Werther auszuborgen.
    Allerdings möchte ich noch einmal bemerken, dass mir der Vergleich mit anderen Vorführungen fehlt!


    Das ein oder andere Fazit aus diesem Abend: Ich habe noch so viel zu entdecken und freue mich darauf, dass in der Wiener Staatsoper zu tun. Außerdem habe ich für mich den Entschluss gefasst niemals an einen Ort zu ziehen der kein mit der Wiener Staatsoper zu vergleichendes Opernhaus hat. Des Weiteren fiel mir auf, was für charmante junge Damen beim Buffet arbeiten und ich fand den ersten Platzanweiser der mich schon mit Namen kennt.
    Langsam aber sicher werde ich also zum Stammgast,


    Lg. Traubi


    Ps. Hier der Link zu ein paar Bildern und der Besetzungsliste: https://www.wiener-staatsoper.…/event/963140760-werther/

    Die gute Zeit fällt nicht vom Himmel, sondern wir schaffen sie selbst; sie liegt in unserem Herzen eingeschlossen

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  • Lieber Traubi,
    ich hatte auch kurz überlegt in diesen Werther zu gehen, aber gerade die "Bariton-Fassung" hat mich davon abgehalten. Vor ein paar Jahren hat Tézier den Werther schon mal in Wien gesungen, und immer an den Stellen, an denen Tenöre ihre Spitzentöne singen, kamen die bei Tézier eben nicht. Sehr befremdlich.
    Die Inszenierung gibt es übrigens auch auf DVD. Der Mitschnitt entstand während der Premierenserie und Adrian Eröd ist von damals sogar noch als Albert übrig geblieben. Elina Garanca wurde als Charlotte damals zum Star. Und Marcelo Alvarez ist ein eben tenoraler Werther. Dazu der großartige Dirigent Philippe Jordan.
    Dass dich die Musik begeistert hat, ist sehr erfreulich und für mich nachvollziehbar. Wie findest du das Vorspiel zum letzten Bild? Das ist doch einfach großartig. Gehört für mich zu den Höhepunkten jeder Werther-Vorstellung.
    Was CDs betrifft fällt mir natürlich ad hoc die Aufnahme aus London mit José Carreras und Frederica von Stade ein. Da machst du sicher nichts falsch.



    Gregor

  • Ja lieber Gregor, du triffst den Nagel auf den Kopf. Dort wo die Tenöre Spitzenfassungen singen konnte der Bariton nicht mehr was etwas schade war, da man immer auf etwas gewartet hat, das nie kommen würde. Dafür war Tezier an langsameren und leiseren Stellen vielleicht etwas einfühlsamer als es ein Tenor hätte sein können...
    Was meinst du? Ist die Einfühlsamkeit in dieser Oper vielleicht mehr Wert als Kraft? Oder könnte ein Tenor das ebenso einfühlsam?

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