Regisseur? Philipp Himmelmann versucht sich an Tosca

  • Die gestern auf ARTE gezeigte Tosca war mit Abstand die uninspirierteste, unfreiwillig komischste Inszenierung, die ich seit langem gesehen habe. Was bitte hat der Regisseur Himmelmann sich dabei gedacht? Geboten wurden theatralischste Opernposen in grauem Ambiente. Ich musste wirklich lachen als Tosca mit seitlich abgespreizten Armen Scarpia abzuwehren versuchte. Das also ist moderne Opernregie! Wieder mal. All das, was man bis zum Erbrechen dem als verstaubt verunglimpften librettogetreuen Theater vorwirft wurde hier zelebriert: Rampensingerei, Armegfuchtel, unschlüssiges Herumstehen. Wahahaha! Himmelmann hat schon in Bonn einen rasierschaumtriefenden Barbier und eine stinklangweilige staubwedelnde Aida in Düsseldorf verbrochen, aber die Tosca in Baden Baden war echt noch mal eine Nummer schlechter. Und jetzt wissen wir also auch, dass Tosca bigott ist. Oh, Mann ...Himmelmann :whistling: Ich sage ganz ehrlich, dass mich das alles weniger gestört hätte, wenn es in den Kulissen und Kostümen stattgefinden hätte, die das Libretto vorgibt, aber so kann ich wirklich nur hämisch grinsen. :D

  • Ich habs keine Viertelstunde ausgehalten. Furchtbar!! Und Du, liebe Knusperhexe, hast mir nachträglich bestätigt, es richtig gemacht zu haben.


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Ich habe ganz durchgehalten. Die Inszenierung fand ich jetzt nicht so schlimm, könnte so in jedem Stadttheater inszeniert werden. Nicht ganz so überrragend wie Frau Gerlach fand ich die Sänger. Ihr Spruch des Abends beim Schlussapplaus: Sie spielten bis zur Erschöpfung, was mam ihnen auch ansehen kann Da freu ich mich auf die Tosca Ende April an der Rheinoper.

  • Ich habs keine Viertelstunde ausgehalten. Furchtbar!! Und Du, liebe Knusperhexe, hast mir nachträglich bestätigt, es richtig gemacht zu haben.


    Herzlichst La Roche

    Bei mir war es nicht mal eine Viertelstunde. Ich hatte mir ja nach vorherigen Infos vorgenommen, mir diese Tosca nicht anzutun.
    Wir haben etwas anderes geschaut und aus purer Neugierde, habe ich in zwei Werbepausen mal reingeschaltet. Zufällig erwischte ich zwei markante Stellen -
    zum einen "Recondita armonia" und zum anderen "Vissi d´arte" und dazu kurz vorher den Mesner und beim anderen Mal kurz den Scarpia vor Toscas Arie.
    Da reißt einen keiner vom Sitz, dazu die "tolle Inszenierung mit den noch tolleren Kostümen". Nein, das muß man nicht haben!
    Wer Liebhaber dieser Oper ist und sie nicht gesehen hat, hat ganz sicher nichts verpaßt.
    Wenn ich an die Tosca seinerzeit an der Deutschen Staatsoper Berlin denke, die ich viele,viele Male dort erlebt habe,
    da liegen für mich betr. Solisten und Inszenierung, Welten dazwischen!
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Auch ich habe keine Viertelstunde durchgehalten und es war sowohl von der Regie, wie auch vom Musikalischen her gesehen, die grässlichste Tosca, die mir je vor Augen und Ohren kam!

  • Nachdem ich wusste, was da wieder an Verunstaltung auf die Fernsehzuschauer zukam, habe ich gänzlich darauf verzichtet, überhaupt einzuschalten.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Dazu noch ein Zitat aus "Die Zeit online"

    Zitat

    Zitat : ..... Baden-Baden, wo der Regisseur Philipp Himmelmann am Abend zuvor eine derart platte Tosca aus der Taufe hob, dass es einem um die Zukunft des Puccini-Verismo auf der Opernbühne angst und bange wurde (Tosca ganz in Rot, Scarpia am Laptop und viel Videoweltgetümmel im Hintergrund). Der Mensch als Vieh, so lautet die Botschaft, wenn der Revoluzzer Mario Cavaradossi und seine Geliebte Floria Tosca am Ende durch Bolzenschüsse niedergestreckt werden. Regie wie vom Discounter.

    Das sagt eigentlich alles. Das Regisseurstheater macht inzwischen die deutschen Festspielstätten zu Discountern. Nur die Preise sind nicht wie beim Discounter.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Dazu noch ein Zitat aus "Die Zeit online"

    Das sagt eigentlich alles. Das Regisseurstheater macht inzwischen die deutschen Festspielstätten zu Discountern. Nur die Preise sind nicht wie beim Discounter.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Danke, lieber Gerhard, für das Lachen, was Du mir mit Deiner treffenden Aussage soeben beim Lesen beschert hast.
    Und Deine eingestellte Rezension bestätigt meine Aussage: Wer diese Tosca nicht gesehen hat, hat ganz sicher nichts verpaßt!!!
    Herzlichst
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Danke, lieber Gerhard, für das Lachen, was Du mir mit Deiner treffenden Aussage soeben beim Lesen beschert hast.

    Ach, lieber Chrissy, mir ist bei solchen Inszenierungen eher wie weinen. Aber wenigstens hat sich einmal ein Rezensent getraut, einen Regiegott aus dem Olymp zu verdammen!! Hoffentlich geht das weiter so, dann können wir Hoffnung haben, wenigstens jede 10. Inszenierung ansehenswert zu finden.


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Ja es ist erfreulich, dass es heute wieder einige Rezensenten gibt, die sich trauen und sich nicht dem Zwang der Mode unterwerfen. Und ich habe den Eindruck, es werden immer mehr. Hoffentlich ist die Mode des Regisseurstheaters bald verschwunden. Überholt ist sie schon längst. Ich bekam heute Besuch von Freunden, die auch schon mal Opern im Fernsehen schauen. Sie fragten mich, ob ich die Tosca gesehen hätte. Ich verneinte, weil ich ja vorher gewusst hatte, was da wieder verbrochen wurde. Sie schilderten das, was es da zu sehen gab, als grauenhafte Verhunzung dieser schönen Oper. Auch sie stellten die Frage, die ich hier schon ein paarmal gestellt habe: Warum schaffen diese Leute, wenn sie unsere Zeit zeigen wollen, keine eigenen Werke, sondern missbrauchen die Werke anderer?
    Eigentlich ist ja Discounter noch nicht einmal das richtige Wort, denn hier wird - und das finde ich noch schlimmer - im Gegenteil billigste Ware zu teuersten Preisen verkauft.
    Ich bin im Nachhinein noch froh, dass ich den Einschaltknopf nicht bedient und damit keine kostbare Zeit an diesen Unsinn vertan habe.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

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  • Wenn ich richtig gelesen habe, war Rodolfo der Einzige, der die Aufführung komplett gesehen hat. Somit dürfte er auch als Einziger befugt sein, sich hier zu äußern. Denn alles andere sind Ansammlungen von geistigem Unrat, dessen Verbreitung in diesem Forum in letzter Zeit leider zunimmt. Da nimmt jemand Bezug auf eine fragwürdige Pressenotiz und schon wird gnadenlos die Keule gezogen und losgedroschen. Mehr als leeres Stroh kam allerdings nicht heraus. Eine sehr bedenkliche Entwicklung.

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Du hast LEIDER nicht richtig gelesen. Ich wünschte es wäre so. Denn jetzt muss ich mich mit den Bildern dieser Provinz-Tosca herumplagen, die in meinem Kopf rumspuken.

  • Denn alles andere sind Ansammlungen von geistigem Unrat, dessen Verbreitung in diesem Forum in letzter Zeit leider zunimmt.

    Danke, lieber Siegfried, für die Bewertung als geistiger Unratstifter.


    Mir reicht es, wenn ich eine Viertelstunde Oper sehe, zu entscheiden, ob ich den Rest auch sehen will oder nicht. Gründe für die Ablehnung kann ich auch nach 15 Minuten genug finden. Das können mir nicht zusagende Sänger sein, in meinen Augen mißratene Kostüme, mir nicht angenehme Bühnenbilder oder noch ...zig andere Gründe. Und es sollte mich niemand (auch wenn ich nicht namentlich erwähnt wurde) als geisteigen Unruhestifter bezeichnen, wenn ich diese Meinung auch vertrete.


    Genau wie ich das Recht habe, meine Meinung zu äußern, hast Du dieses Recht auch. Wir beide müssen aber damit leben, daß nicht alle Menschen den gleichen Geschmack haben können und sich gegen fast beleidigende Äußerungen zur Wehr setzen. Aber ein geistiger Unratstifter bin ich deswegen noch lange nicht.


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Wenn ich richtig gelesen habe, war Rodolfo der Einzige, der die Aufführung komplett gesehen hat. Somit dürfte er auch als Einziger befugt sein, sich hier zu äußern. Denn alles andere sind Ansammlungen von geistigem Unrat, dessen Verbreitung in diesem Forum in letzter Zeit leider zunimmt. Da nimmt jemand Bezug auf eine fragwürdige Pressenotiz und schon wird gnadenlos die Keule gezogen und losgedroschen. Mehr als leeres Stroh kam allerdings nicht heraus. Eine sehr bedenkliche Entwicklung.

    Das ist nun wirklich starker Tobak, Siegfried! Ich hatte diese Produktion ursprünglich sogar aufgenommen. Was ich davon gesehen und gehört habe, erlaubte es mir durchaus, mir ein Urteil zu bilden: Die Inszenierung entsprach in keinster Weise den Vorgaben an eine Tosca, das Liebespaar war stimmlich bestenfalls durchschnittlich und der Bariton vermochte den stimmlichen Anforderungen seiner Partie nicht zu genügen. Wenn man das kritisiert, ist das also "geistiger Unrat"??? :no:

  • Sag mal Siegfried, wie hältst du es eigentlich mit verdorbenem Essen? Isst du das dann auch bis zum Schluss auf um beurteilen zu können, ob es deinen Brechreiz auslöst? Das täte mir sehr leid für Dich. Offensichtlich sind viele hier sehr sensibel und können bereits nach einigen Bissen bzw. im Fall der Tosca kurzen Kotproben schon beurteilen, ob ihnen der Rest auf den Magen schlägt. Ich empfinde das eher als als bereicherndes, fachmännisches Urteilsvermögen. Vom Selbsterhaltungstrieb ganz zu schweigen. Wie gesagt, ich wünschte, ich hätte den Sender gewechselt, doch war ich leider gezwungen mir diesen Müll bis zum bitteren Ende anzusehen. Die Folge ist eine absolute Magenverstimmung und eine Antipathie gegen Tosca. Ich werde diese Oper wohl erst wieder in einem halben Jahr anhören können. Und heute abend droht mir wahrscheinlich das nächste brech Erlebnis, da ich mir in Essen den Propheten anschaue.

  • Dem ist nichts hinzuzufügen.


    Doch. Das es nämlich nicht gerade von Fairness zeugt, einen offensichtlichen Tippfehler auszunutzen. :no:

    Einer acht´s - der andere betracht´s - der dritte verlacht´s - was macht´s ?
    (Spruch über der Eingangstür des Rathauses zu Wernigerode)

  • Es g

    Doch. Das es nämlich nicht gerade von Fairness zeugt, einen offensichtlichen Tippfehler auszunutzen.


    Es geht doch hier nicht um den Tippfehler! Eine Opernaufführung und alle daran Beteiligten mit solchen unflätigen Ausdrücken zu diffamieren, ist wirklich nichts anderes als Unrat und hat mit einer sachlichen Kritik nichts, aber auch gar nichts zu tun.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • In der Sache habe ich Dir ja auch nicht widersprochen. Aber wären Deine Argumente schlechter gewesen, wenn Du die "Kostprobe" so gelesen hättest, wie gemeint?
    Aber lassen wir das.

    Einer acht´s - der andere betracht´s - der dritte verlacht´s - was macht´s ?
    (Spruch über der Eingangstür des Rathauses zu Wernigerode)

  • Unrat ist eigentlich Müll. Den kann man entsorgen. Menschen nicht. Menschen haben eine Meinung.


    Wenn Politiker so reden wie dieser Siegfried, dann kann daraus sehr schnell brennender Müll entstehen. Das Sprichwort lautet: Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es zurück. Und keiner von denen, die diese grauenvolle Tosca kritisch beurteilten (bis hin zur Rezension) hat diesen Siegfried persönlich angegriffen. Seine Unrattheorie halte ich aber für einen persönlichen Angriff auf Knusperhexe, M.Joho, Chrissy, Gerhard Wischnewski und La Roche.


    Ich stelle mich voll auf die Seite der genannten Taminos!!!!


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

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  • Aber wären Deine Argumente schlechter gewesen, wenn Du die "Kostprobe" so gelesen hättest, wie gemeint?


    Jetzt verstehe ich erst, was Du meinst, ich dachte Du beziehst Dich auf "brech Erlebnis". Nein, ich habe "Kotprobe" nicht als offensichtlichen Tippfehler verstanden, sondern ernst genommen. Mag sein, dass ich mich da geirrt habe. Aber wer von "Brecherlebnis" und "Brechreiz" spricht, wenn es um eine Opernaufführung geht, dem traue ich auch den Vergleich mit Kot zu. Wenn ich mich da geirrt habe und es wirklich ein Tippfehler war, bitte ich um Entschuldigung. Was aber nichts an meiner Auffassung ändert, dass eine sachliche Kritik anders aussieht.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Ich verstehe überhaupt nicht, warum es verkehrt sein soll Tosca so zu inszenieren wie in Baden Baden. Im Grunde war es damals nichts anders als ein Überwachungsstaat mit Scarpia als skrupellosem Polizeichef an der Spitze. Hätte es da schon Videoüberwachung gegeben, wäre sie bestimmt zum Einsatz gekommen. Und im zweiten Akt darf gefoltert worden, aber bitte in schönen Kostümen und geschmackvoller Einrichtung, die zu der Zeit passen muß. Tosca ist eine dieser Opern, wegen der wunderbaren Musik, da brauch ich keine Inszenierung, sondern ich besitze zum Glück noch genügend Vorstellungskraft. Die Sänger waren leider wirklich nur durchschnittlich. Gestern gab es im Livestream der Digital Concert Hall die konzertante Auffühung aus Berlin. Bis auf Frau Opolais gab es eine andere Besetzung als in Baden Baden.

  • Jetzt verstehe ich erst, was Du meinst, ich dachte Du beziehst Dich auf "brech Erlebnis". Nein, ich habe "Kotprobe" nicht als offensichtlichen Tippfehler verstanden, sondern ernst genommen.

    Das ging mir ganz genauso, zumal es ja von der Wortwahl im Zusammenhang stimmig war.