American Symphony I - Roy Harris (1898-1979)

  • Roy Harris wurde am 12. Februar 1898 in Chandler, Oklahoma, geboren, in einem Blockhaus. Er war Zeit seines Lebens Stolz am selben Tag geboren zu sein wie Abraham Lincoln. Er wuchs als Sohn eines Farmers in Südkalifornien auf, wohin seine Eltern umgesiedelt waren. Seine Mutter brachte ihm Klavierspielen bei und er erlernte auch die Klarinette. Aufgrund einer Empfehlung von Aaron Copland erlang er ein Stipendium, das ihm erlaubte, 1926-29 in Paris bei Nadia Boulanger zu studieren. Nach der Rückkehr nach Amerika ging er zu Howard Hanson an die Eastman School of Music in Rochester und lernte durch ihn den bedeutenden Dirigenten Serge Koussevitsky kennen. Dieser führte 1934 seine Symphonie Nr. 1 "1933" auf und dies wurde auch die erste amerikanische Symphonie, die für die Schallplatte eingespielt wurde. 1939 hatte er mit der UA seiner 3. Symphonie - ebenfalls durch Koussevitsky - seinen größten Erfolg, der ihn über Nacht landesweit berühmt machte. Dieses Werk - das u.a. von Leonard Bernstein zweimal eingespielt wurde - ist bis heute mit Abstand sein populärstes und wird von vielen als bedeutendster Beitrag Amerikas zur symphonischen Literatur angesehen.
    Harris unterrichtete an zahlreichen US-amerikanischen Musikschulen und Colleges und beendete seine Lehre in Kalifornien an der UCLA und der CSU, LA.
    Harris war mit der Pianistin Johana Harris verheiratet und hatte 5 Kinder, zwei davon traten als Musiker in der Hippie-Ära in einer psychodelischen Rockband auf.

    Roy Harris schrieb ca. 16-18 Symphonien, je nachdem wie man zählt (Quelle: wikipedia).


    Symphony – Our Heritage (1925 rev. 1926, abandoned), sometimes referred to as Symphony No. 1 [for orchestra] - only an Andante survives
    Symphony – American Portrait (1928–29) [for orchestra]
    Symphony 1933 (1933), sometimes referred to as Symphony No. 1 [for orchestra]
    Symphony No. 2 (1934) [for orchestra]
    Symphony for Voices (1935) after Walt Whitman [for unaccompanied SATB chorus]
    Symphony No. 3 (1937–38, rev. 1939) [for orchestra]
    Folksong Symphony (Symphony No. 4) (1939 rev. 1942) [for chorus and orchestra]
    Symphony No. 5 (1940–42 rev. 1945) [for orchestra]
    Symphony No. 6 'Gettysburg Address' after Lincoln (1943–44) [for orchestra]
    Symphony for Band 'West Point' (1952) [for US military band]
    Symphony No. 7 (1951–52, rev. 1955) [for orchestra]
    Symphony No. 8 'San Francisco' (1961–62) [for orchestra with concertante piano]
    Symphony No. 9 (1962) for Philadelphia [for orchestra]
    Symphony No. 10 'Abraham Lincoln' (1965) [for speaker, chorus, brass, 2 pianos and percussion]; revised version for speaker, chorus, piano and orchestra (1967; long thought missing, some string and woodwind parts found mis-filed in the library of the Youngstown Symphony, which premiered the orchestral version. Those parts donated to the Library of Congress.)[citation needed]
    Symphony No. 11 (1967) for New York PO 125th [for orchestra]
    Symphony No. 12 'Père Marquette' (1967–69) [for tenor solo, speaker and orchestra]
    Bicentennial Symphony 1776 (1969–74), numbered by Harris as Symphony No. 14 out of superstition over the number 13 but posthumously re-numbered as No. 13 by Dan Stehman with the permission of the composer's widow [for six-part chorus and orchestra with solo voices and speakers][citation needed]
    In addition there is a missing (and perhaps not completed) Symphony for High School Orchestra (1937) and the following unfinished or fragmentary works:


    American Symphony (1938) [for jazz band]
    Choral Symphony (1936) [for chorus and orchestra]
    Walt Whitman Symphony (1955–58) [baritone solo, chorus and orchestra]

  • Die offiziell erste Symphonie von Roy Harris entstand 1933 und wurde ein Jahr später von Serge Koussevitzky uraufgeführt und kurze Zeit später auch für die Schallplatte eingespielt.
    Das Werk wurde in den 1960er Jahren auch vom Louisville Orchester unter Jorge Mester aufgezeichnet. Letztere Aufnahme ist im Internet verfügbar, beide können auch per download erlangt werden.
    Das nicht ganz 25-minütige Werk zeichnet wohl in erster Linie aus, eine der frühesten amerikanischen Symphonien zu sein (Ives wurde zu diesem Zeitpunkt noch nicht rezipiert). Für mich ist das Werk kein wirklich überzeugender Erstling, es mäandert so etwas ziellos hin und her und man hat das Gefühl, der Komponist sei noch auf der Suche nach einer eigene Sprache.


  • Die 2. Symphonie begann Roy Harris kurz nach dem UA-Erfolg der ersten durch Koussevitzky und schrieb sie für das gleiche Orchester. Aus irgendwelchen Gründen wollte Koussevitzky dieses Werk aber nicht selbst dirigieren, sondern gab die Aufgabe an seinen Konzertmeister und Assistenzdirigenten Richard Burgin weiter. Harris veränderte bis zur UA noch viel an der Partitur, ob aufgrund eigener Unzufriedenheit oder von Vorschlägen des Dirigenten ist unklar. Jedenfalls war er wohl so entnervt, dass er gar nicht zur UA kam, sondern nach Philadelphia ging, wo Ormandy sein Prelude und Fugue für Streicher spielte. Die UA 1936 hinterliess wenig Eindruck und das Stück verschwand wohl durchaus auch im Sinne des Komponisten in der Versenkung.
    Dirigent David Allan Miller machte sich fast 70 Jahre später daran, das alte Manuskript wiederherzustellen (unter Restaurierung vieler entfernter Passagen), die vielen hastigen Fehler zu korrigieren und es in eine aufführbare Form zu bringen.
    DAs Werk hat drei Sätze und dauert 20 min.
    Zwei schnelle Sätze (Con bravura und Maestoso) umringen ein Molto cantabile. Die 2. Symphonie ist IMO ein deutlicher Fortschritt
    gegenüber der ersten und erscheint mir als noch nicht perfektes, aber immerhin schon sehr gut hörbares Werk, das verdient hatte, wieder ausgegraben zu werden. Miller und das Albany SO spielen das mit der nötigen Begeisterung.

  • Die 3. Symphonie von Roy Harris ist sein berühmtestes Werk und eine der bekanntesten amerikanischen Symphonien. Das Werk entstand 1938 und wurde im Februar 1939 durch Koussevitsky in Boston uraufgeführt. Unter den Hörern ein gerade zwanzigjähriger brillianter Harvard-Student, der für die Zeitschrift Modern Music schrieb: "mature in every sense, beautifully proportioned, eloquent, restrained, and affecting". 15 Jahre später wird dieser Student in New York die bis heute beste Version des Stückes auf Vinyl bannen und sie weitere 20 Jahre später noch einmal der CD anvertrauen: Leonard Bernstein.
    Das einsätzige Werk ist nur 18 min lang und besteht laut Komponist aus fünf Sektionen:


    I Tragic - low string sonorities
    II Lyric - strings, horns, woodwinds
    III Pastoral - woodwinds with polytonal string background
    IV Fugue - Dramatic
    V Dramatic - Tragic


    Die Titel sagen schon, dass das Stück eher pessimistisch als optimistisch daherkommt. Ob Harris die sich in Europa abzeichnende Katastrophe vorhersieht?
    Jedenfalls evoziert das Stück weniger das pulsierende Amerika der Ostküstenstädte als die einsamen und nicht ungefährlichen Weiten des Mittleren Westens. Die Streicherpassagen erinnern an einigen Stellen an vergleichbare in langsamen Mahlersätzen.


  • Seit einigen Jahren bin ich auch dabei mir die Harris-Sinfonien so nach und nach zuzulegen. Bei Naxos wird man da in recht guten Aufnahmen fündig ... alle (siehe Lutgras Liste in Beitrag 1) habe ich noch lange nicht zusammen, weil nicht verfügbar.


    Aber die Sinfonie Nr.3 hat bei mir schon vor Jahrzehten eingeschlagen wie eine Bombe und gefällt mir von allen Harris-Werken bisher am Besten.
    Natürlich habe ich die Bernstein - Aufnahmen auf DG und SONY.


    :!: Unbedingt gehört auch das Bild der SONY-Aufnahme auf CD hier her, die mir noch besser gefällt, als die spätere auf DG; klar - weil ich durch diese für das Werk geprägt wurde.
    Sie wird ergänzt durch weitere amerikanische Sinfonik von Diamond und Thomson.



    SONY, 1961 (Harris), 1958, 1968, ADD

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Banner Trailer Gelbe Rose