Felice Giardini - Die Kammermusik


  • Felice Giardini (1716-1796),geboren in Turin, Sängerknabe in Mailand unter Giuseppe Paladini , Studien (Violine bei ) in Turin, Danach in verschiedenen Opernorchestern in Rom und Neapel, 1748 Reisen als Violinvirtuose durch Deutschland, 1748/49 ditto in Paris, 1751 in London den festen Wohnsitz nehmend. Er organisiert zusammen mit dem Oboisten Thomas Vincent 20 Subskriptionskonzerte. Er war immer Wieder Operndirektor - und scheiterte immer wieder. Vermutlich gehen einige Kompositionen und pädagogische Schriften aus seiner Feder auf die Tatsache zurück, daß er Geld benötigte, weil er bei einem der Opernprojekte sein gesamtes Kapital verloren hatte.
    Auch wenn die deutsche Wikipedia es nicht explizit erwähnt, so waren seine 3 (?) Opern nicht erfolgreich und sind - bis auf einzelne Nummern - weitgehend verloren, weswegen wir uns hier der Kammermusik Giardinis widmen, dem einzigen Genre, vovon es derzeit Aufnahmen gibt.


    Er galt neben Johann Christian Bach, Carl Friedrich Abel und Johann Christian Fischer als einer der Hauptvertreter des galanten Stils in England. 1748 folgte eine Zwischenepisode in Neapel, wo er im Palast seines Gönners, Sie William Hamilton wohnte. 1789 ging er erneut nach London, wo er für kurze Zeit erfolglos Opernirektor am Little Theatre am Haymarket. Er übersiedelte erneut, diesmal - mit seiner erfolglosen Theatertruppe - nach Russland, St. Petersburg, wo er 1796 verstarb.


    Hier ein bei WIKIPEDIA gefundenes Werkverzeichnis, das vermutlich nicht komplett ist, aber ausführlicher als alles andere, was zu finden war.
    Die Opern habe ich aus weiter oben erläuterten Gründen sowieso weggelassen
    Sollten die hier aufgelisteten 6 Violinkonzerte je auf Tonträger erscheine, bekommen die einen eigenen Thread.


    Die angebliche Aussage von Joseph Haydn, der Giardini gehört hatte, er "spiele wie ein Schwein" würde ich in den Bereich "persönlicher Geschmack" einreihen und ihm keine besondere Bedeutung beimessen.
    In "Das Neue Musik Lexikon" (4 Bände m ca 3299 Seiten -Metzler 1996) liest sich das anders: " Durch sein Virtuoses Violinspiel - er soll auch ein vorzüglicher Cembalist gewesen sein - als Komponist zahlreicher Kammermusikwerke in denen er auch Cembalo und Gitarre als konzertierende Instrumente verwendete ..........hat er den musikalischen Zeitgeschmack Englands nachhaltig beeinflusst"


    6 Triosonaten op.1 (1750)
    6 Violinduette op.2
    6 Violinduette op.3
    12 Violinsonaten (1755 London), dem Herzog von Lüneburg-Braunschweig gewidmet
    6 Violinsonaten op.4 (1765)
    6 Violinsonaten op. 5 (1758)
    6 Klavierquintette op. 11
    Sonaten op.13
    6 Streichtrios (Violine, Bratsche und Cello) op. 17
    6 Sonaten op. 18
    7 Streichtrios op.20
    Oboenquartett op.25
    6 Streichtrios op. 26
    6 Triosonaten op. 28 (1790)
    6 Streichquartette op. 29 (1790)
    6 Streichtrios op. 30 (1790)
    Solo für Viola und Bass
    Solo für Flöte und Bass
    4 Ouverturen
    6 Violinkonzerte op. 15 (1771/1772)
    Konzert für Flöte, Violine und Harfe
    Klavierwerke
    2 Streichtrios op. posth.

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    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Weder die biographischen Daten, noch die Auflistung der Werke sind einigermaßen zuverlässig bei Wikipedia, und auch sonstige Musiklexika überschlagen sich nicht vor Informationen, bzw man liefert sie nur teilweise, bzw verstümmelt. So werden in der deutschen WIKIPEDIA drei Opern erwähnt. In der französischen WIKIPEDIA klann man nachlesen, daß sie "perdu" sind. Und in meinem Metzler Musiklexikon, das Giardini überraschend viel Raum schenkt, steht, daß seine erfolglosen Opern nur in Bruchstücken erhalten sind...
    Uns interessiert aber an dieser Stelle die Kammermusik, die auf Tonträger auch nicht gerade besonders gewürdigt werden. Ich stelle nun die einzige Aufnahme vor, die sich in meiner Sammlung befindet, und das erst seit kurzem, denn sie ist erst am 28. April 2017 erschienen. Aufgenommen wurde sie bereits 2016, vermutlich anlässlich des 300. Geburtstags des Komponisten. Die Gretchenfrage ist natürlich in solchen Fällen immer: Wie klingt es ?
    Giardini war ein veritabler Vertreter des galanten Stils, was nicht zu überhören ist. In meinem Metzler Musiklexikon wird auf den Einfluß der Mannheimer Schule und jenem von Johann Christian Bach hingewiesen. Dem möcht ich nicht widersprechen, ich höre aber auch Stellen, die mich an Boccherini erinnern (der natürlich keinen Einfluss nehmen konnte, er ist ja 27 Jahre jünger als Giardini, indes ist ein gewisser süßlich-lieblicher Unterton nicht zu überhören, den man bei beiden Komponisten finden kann. Die auf dieser CD enthaltenen "Kammerquartette" stammen aus verschiedenen Zeiten und haben verschieden Opuszahlen, sowie auch verschiedene Besetzungen.

    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ein besonderes Gustostück ist das Quartett op 21 Nr 2. Das vierte Instrument ist hier das Cembalo, klingt quasi wie die Miniaturausgabe eines Cembalokonzertes, und in der Tat ist die stilistische Nähe zu Boccherini nicht zu überhören, kein Mozart, kein Haydn haben so lieblich komponiert.
    Ein wenig Wehmut schleicht sich ein, denn ich hatte vorgehabt diesen Kammermusikthread recht umfangreich zu gestalten. Deshalb habe ich eine 3 CD Box mit Streichtrios bestellt. Nach dem ich einige Wochen gewartet hatte, kam die Nachricht: Ausverkauft !!! :cursing:


    Freundliche Grüße aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !