2. Premiere "RIGOLETTO" in Liberec /Reichenberg

  • Gestern war nun die 2. Premiere in z. T. Alternativbesetzung.
    Leider wurde sie etwas überschattet, denn der Rigoletto war durch eine starke Erkältung indisponiert und hatte zunehmend merkliche Probleme den Abend zu überstehen.
    Dies wurde dann immer deutlicher spürbar ab der Szene "La ra, La ra ... Cortigiani, vil razza danata..." Er mühte sich tatsächlich und er konnte einem richtig leid tun.
    Trotzdem muß man ihm für seinen Einsatz überaus dankbar sein, denn sonst wäre die Vorstellung ausgefallen.
    Denn wie es der Zufall will - Anatolij Orel, der in der Partie alternativ besetzt ist, stand als Ersatz auch nicht zur Verfügung.
    Er hatte sich zu Hause bei einem Sturz mehrere Rippen gebrochen und fällt generell für längere Zeit aus.
    Dies alles erfuhr ich in einem Gespräch mit dem Dirigenten vor der Vorstellung. Und vor Beginn trat er auch vor den Vorhang und teilte dies dem Publikum mit.
    Weiter will ich aber jetzt nicht vorgreifen, denn gestern war ein weiteres Mitglied unseres Forums als Zuschauer anwesend
    und wird und will in den nächsten Tagen ausführlich berichten. Seien wir also auf seinen Bericht gespannt...


    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Lieber Chrissy,


    also hattest Du mit dem Kenner Sixtus zusammen sicherlich einen erkenntnisreichen Abend? Eigentlich unfair, die Spannung vorwegzunehmen. :untertauch: Vielleicht steigert dies aber auch die Vorfreude.


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Lieber Chrissy,
    also hattest Du mit dem Kenner Sixtus zusammen sicherlich einen erkenntnisreichen Abend? Eigentlich unfair, die Spannung vorwegzunehmen. :untertauch:
    Vielleicht steigert dies aber auch die Vorfreude.


    Herzlichst
    Operus

    Ja, lieber Hans, die Vorfreude auf den Bericht möchte ich uns nicht nehmen. Ich bin auch froh, daß mal jemand anderes neutral berichten wird und vielleicht (und hoffentlich)
    meine bisherigen positiven Eindrücke von diesem Opernhaus evtl. bestätigen wird. Und deshalb möchte ich auch nicht vorgreifen.
    Da ich ja aber schon vor gut einer Woche die 1. Premiere erlebt habe, möchte ich aber doch zum gestrigen Abend noch etwas ergänzen:
    Den Duca sang gestern ein junger (Nachwuchs - ) Tenor. Vielleicht war das seine erste große Partie.
    Er meisterte sie eigentlich sehr gut und wurde stimmlich zunehmend besser und sicherer.
    Auch bei den hohen Tönen hatte er keine Probleme. Nur fehlte ihm für meinen Geschmack etwas Gefühl, geschmeidige Differenzierung und Akzentuierung.
    Da war doch ein Unterschied zu dem Prager Tenor "Ales Briscein" vor einer Woche zu merken.
    Die gestrige "Gilda" war auch richtig gut. Sicher in allen Tönen und mit schönen Koloraturen.
    Ihre Stimme war fast ein wenig zu kräftig für diese Partie - sie ließ etwas die "Lieblichkeit" vermissen.
    Trotzdem ist das meinerseits aber wohl "ein wenig Meckern auf ziemlich hohem Niveau".
    Wichtig zu erwähnen erscheint mir dieses:
    Bei der 1. Premiere hatte ich ja einen Kritikpunkt, nämlich, daß die Höflinge zu Beginn der Handlung ihr frivoles Treiben etwas zu laut und schon fast klamaukartig gestalten.
    Besonders störend empfand ich, daß dieses lautstarke Treiben auch während der Ballade "Questa o quella" weiter ging und diese Ballade dadurch in den Hintergrund geriet.
    Ich hatte ja Gelegenheit in der Pause mit dem Dirigenten zu sprechen und hatte ihm das gesagt.
    Vielleicht habe ich etwas erreicht, denn gestern war es zur Ballade spürbar deutlich nicht mehr so laut. Alles Weitere, demnächst in einem ausführlichen Bericht...


    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Ja, lieber Chruistian,


    leider habe ich die wahre Premiere nicht erebt und kann deshalb keine Vergleiche ziehen.
    Aber immerhin kann ich zur Inszenierung und zur musikalischen Interpretation durch Chor, Orchester und Dirigent einiges ergänzen, und das fällt sehr positiv aus:
    Es ist erstaunlich, was ein solches Drei-Sparten-Haus in einer relativ kleinen nordböhmischen Stadt zu leisten imstande ist. Dass sich die Mitwirkenden in einem so schönen Theater mit dem k.u.k.-Flair ausgesprochen wohl fühlen, kommt der Produktion sicher zugute. Aber trotzdem will Qualität erarbeitet sein.
    Was das Regieteam (Oldrich Kriz/Regie, Daniel Dvorak/Szene und Roman Solc/Kostüme) auf die Beine bzw.auf die Bühne gestellt haben, war aller Ehren wert. In schönen, der Renaissance nachempfundenen Kostümen durften die Cortiggiani des Herzogs ihr unehrenhaftes Wesen treiben, und sie taten es so, dass die Zuschauer keine Rätsel raten mussten, um ihrem Tun auf die Schliche zu kommen. Das Geschehen lief unspektakulär, aber überzeugend ab, ganz im Sinne von Verdi, Piave - und Victor Hugo! Und es lief ab in Bühnenbildern, die man gern anschaute. Besonders ästhetisch fielen die beweglichen schattenhaften Mantua-Fassaden aus, die je nach Bedarf entweder herabgelassen oder hochgezogen wurden, so dass die relativ kleine Bühne optimal genützt wurde. Das jeweils passende stimmungsvolle Licht tat ein Übriges.
    Ein Genuss waren die Chöre der Höflinge, die ebenso dem elektrisierenden Verdi-Rhythmus folgten wie das professionell spielende Orchester, das dem Dirigenten Martin Doubravsky willig "aus der Hand fraß". Von ihm wird man sicher noch anderenorts hören, wenn sich herumspricht, wie unüberhörbar er diesen Klassiker Italiens im Blut hat. Alles zusammen wäre der solide Rahmen für eine mustergültige Aufführung gewesen, wenn...
    ...wenn nicht ausgerechnet der Sänger der Titelpartie so gut wie ausgefallen wäre. Wie Andrij Shkurhan acht Tage zuvor geklungen hatte, konnte man nur ahnen; Was davon diesmal übrig blieb, war ein schwacher Schatten von Andeutungen.
    Die übrigen Hauptrollen waren immerhin solide besetzt: Der junge Duca von Dusan Ruzicka erweckte immerhin einige Hoffnungen, ihn in einigen Jahren wiederzuhören, während die Gilda von Vanda Sipova dem engelhaften Mädchen schon fast entwachsen war, dafür aber eine künftige Violetta schon andeutungsweise versprach.
    Auch die kleineren Rollen waren angemessen besetzt. Und im Publikum waren überdurchschnittlich viele jüngere und sehr junge Menschen zu sehen! Wenn dieses Theater seinen Weg in dieser Richtung weiter verfolgt, wird man bald auf den umgebenden Parkplätzen Reisebusse sehen, deren Fahrgäste sich regelmäßig als Zuschauer dieses schönen Theaters entpuppen.
    Um das zu behaupten, muss man kein Prophet sein - die beste Werbung ist Qualität -


    meint Sixtus

  • Lieber Sixtus
    Mit Spannung habe ich Deinen Bericht erwartet und ihn mit Freude und Dank gelesen.
    Vor allem freut es mich, daß endlich mal jemand meine bisherigen positiven Eindrücke und Erlebnisse bestätigt. Denn manchmal war es mir schon komisch und fast unangenehm
    gegenüber unseren Mitgliedern, immer nur von beglückenden Aufführungen zu berichten. Aber es war, bzw. ist halt zum Glück so...
    Ab dem 22. Juni sind dann Theaterferien. Und bis dahin steht "Rigoletto" noch zweimal, am 7. und 13. Juni, auf dem Spielplan. Und für den 13. Juni habe ich noch mal geplant.
    Denn da gastiert "Ales Briscein" von der Staatsoper Prag wieder als Duca und als Rigoletto ist "Anatolij Orel" angekündigt, der sich wohl doch schneller als gedacht, von seiner
    Rippenverletzung erholt hat. Auf ihn freue ich mich besonders. Denn ihn habe ich schon in vielen Partien als großartigen Bariton erlebt - vor allem als überragenden "Nabucco".
    Korrigieren möchte ich allerdings Deine Aussage:

    Es ist erstaunlich, was ein solches Drei-Sparten-Haus in einer relativ kleinen nordböhmischen Stadt zu leisten imstande ist.


    Quelle Google, Zitat:

    Liberec [ˈlɪbɛrɛts] ( Aussprache?/i; deutsch Reichenberg) ist eine Stadt in Tschechien.
    Mit etwa 102.000 Einwohnern ist sie die größte und wichtigste Stadt
    Nordböhmens und Verwaltungssitz der Region Liberec.


    Nochmals danke für Deinen Bericht und vielleicht klappt es wieder mal.


    Herzliche Grüße
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...