Rigoletto in Wuppertal 24.06.2017




  • Nach langer Zeit war ich mal wieder in der Oper meiner Heimatstadt. Meine hochbetagten Eltern leben dort noch und meine Mutter hatte sich gewünscht, wenn ich das nächste Mal zu Besuch komme, mal wieder auszugehen. Zum Ende der Spielzeit gab es am Samstag Rigoletto.


    Hier nun (kurzgefasst) meine Eindrücke:


    Musiziert und gesungen wird in Wuppertal gut.
    Das Orchester spielte durchaus temperamentvoll, wenn auch meiner Meinung nach gelegentlich etwas zu behäbig.


    Sangmin Jeon, der den Herzog singt, hat einen schönen, kräftigen Tenor mit guter Höhe. Allerdings ist meiner Meinung nach seine Stimme für den Herzog etwas zu unbeweglich, so dass der Sänger mehr auf “Durchschlagskraft“ als auf Eleganz setzen muss. Zudem ist ihm der letzte Ton bei „La Donna e mobile“ arg verrutscht, trotzdem erhielt (durchaus verdient) großen Applaus.


    Marco-Buhrmester sang einen eleganten Rigoletto, der aber meiner Meinung nach Mühe hätte, sich in einem größeren Haus akustisch durchzusetzen, dazu ist die Stimme zu „klein“.


    Wirklich herausragend war die Gilda von Ruslana Koval. Eine derartige Spitzenleistung in dieser Rolle habe ich bisher nur sehr selten gehört. Die Stimme wird leicht und elegant geführt, die Koloraturen sind brillant ohne jede Schärfe und werden mit einer Leichtigkeit gesungen, wie ich sie lange nicht mehr gehört habe. Neben der technischen Brillanz kommt eine große Palette an Ausdrucksmöglichkeiten und Färbung der Stimme hinzu. Außerdem ist die Sängerin sehr ansehnlich, was sicherlich heutzutage auch nicht schadet ;). Wirklich eine absolut herausragende Leistung. Ich denke dass die junge Dame eine große Zukunft vor sich hat, wenn sie keine Fehler macht und nicht im Getriebe des Opernbetriebs zerrieben wird. In Wuppertal wird sie jedenfalls sicherlich mehr nicht mehr lange bleiben.


    Auch die übrigen Rollen waren zumindest solide besetzt, ich will es mir ersparen, an Kleinigkeiten herum zu meckern. Für ein kleineres Stadtheater musikalisch und sängerisch ist sicher eine ausgezeichnete Leistung.


    Kommen wir nun zur Inszenierung:


    Wenn man das Opernhaus betritt, bekommt man (was für mich als Leipziger Operngänger sehr überraschend war) kostenlos ein Programm in die Hand gedrückt, dass man allerdings auch benötigt. Auf einer Seite heißt es „Wer ist Wer in Mantua?“ und dann folgt eine Liste aus der ich hier auszugsweise zitiere:
    Der Herzog von Mantua, Spitzenkandidat der Wahlsiegerpartei Mantua United;
    Monterone, Ciprano, Malrullo, Borsa Vorstandsmitglieder der Partei
    Sparafucile, ein Security Mitarbeiter
    Rigoletto, ein Talkmaster und Meinungsmacher im staatlichen Fernsehen
    Giovanna, Ärztin einer geschlossenen Psychiatrie.


    Wir befinden uns zu Beginn des Stückes auf der Wahlparty der genannten Partei.
    Der „Herzog“, also der Parteichef, ist sexbesessen und hat zudem (die Utensilien trägt er meist bei sich) eine Vorliebe für Sado-Maso spiele.
    Rigolettos Tochter ist Insassin einer geschlossenen psychiatrischen Anstalt. Dort besucht sie der Vater, von dort wird sie entführt.


    Der Regisseur erklärt im Programmheft, dass es unmöglich sei, sich ernsthaft in die Originalgeschichte zu vertiefen, da der „Plot“ ihm Sorgen mache; er erfahre in unserer Zeit keine Glaubwürdigkeit mehr, da Handlung und Personen restlos im 19 Jahrhundert verhaftet seien und nicht mehr als lebendig empfunden werden. Es folgt dann eine weitere lange Erklärung, warum diese Art der Inszenierung gewählt wurde.


    Übrigens fehlt in dieser Inszenierung auch eines der klassischen Versatzstücke das Regietheaters, nämlich die Aktentasche nicht, in dieser trägt der als Schülerkarikatur verkleidete „Herzog/Parteichef“ seine Sado-Maso Utensilien bei seinem Besuch in der Klapsmühle, wenn er versucht, Gilda zu verführen.


    Nun könnte ich es mir einfach machen, und beifallheischend sagen, "Regietheater", "Werkverfälschung", also alles gr0oßer Mist.
    So einfach ist die Sache aber nicht. Das Ganze ist nämlich hervorragend umgesetzt.
    Die Personenregie ist exzellent; die Interaktion der Personen, und der schauspielerische Aspekt sind ganz hervorragend gelöst, so dass ich dem Spektakel wirklich fasziniert gefolgt bin.
    Übrigens hat es auch meiner Mutter (die immerhin schon auf die 90 zu geht) sehr gut gefallen.
    Das Ganze hat hohen Unterhaltungswert und ist, wenn man einmal von der handwerklichen Umsetzung ausgeht, hervorragendes, spannendes Theater.
    Auch die Idee ist ja nicht schlecht.
    Nur hat das ganze meiner Meinung nach mit der Vorlage überhaupt nichts mehr zu tun.
    Das ist ein anderes Stück zu Verdis Musik zu Rigoletto.
    Außerdem bin ich schon immer misstrauisch, wenn Regisseure meinen, im Programm ihre Inszenierung langatmig erklären zu müssen. Zum anderen, und das hat mich wirklich sehr gestört und ist entlarvend, wurde die deutsche "Übersetzung" (das Ganze wird in der Originalsprache gesungen) teilweise passend gemacht. Am italienischen gesungenen Libretto wurde zwar mE nichts geändert, aber die deutsche Übersetzung, die über das Bühnenportal projiziert wurde, war teilweise eine völlig andere als der italienischen Text und wurde regelrecht nach dem Motto hergestellt, „was nicht passt, wird passend gemacht“, wohl damit kein allzu krasser (lächerlicher?) Widerspruch zwischen Text und Aktion merkbar wird.
    Das ist meiner Meinung nach nun doch ein viel zu massiver Eingriff in die Substanz des Werkes. Da müsste aus Gründen der künstlerischen Redlichkeit im Spielplan stehen "frei nach und zur Musik von Verdis Rigoletto".


    Insgesamt trotzdem ein sehr anregender und vor allen Dingen musikalisch sehr schöner Theaterabend.
    Wen es interessiert: Wiederaufnahme in der nächsten Spielzeit ist geplant.

    res severa verum gaudium


    Herzliche Grüße aus Sachsen
    Misha

  • Hallo, Misha
    Vielen Dank für Deinen ausführlichen und interessant geschilderten Bericht und auch für die reingestellten aussagefähigen Szenenfotos.
    Ich habe unlängst in Liberec /Reichenberg einen "anderen Rigoletto", einen "tatsächlich von Verdi "gesehen und könnte zu dem Deinigen einiges sagen, halte mich aber zurück,
    damit man, wie es in einem anderen Thread heißt, nicht scharfen Senf verteilt. Ich freue mich aber für Dich, daß Du dem Ganzen doch etwas Positives abgewinnen konntest.
    Übrigens, auch in Liberec bekommt man das Programm kostenlos in tschech. und auch in deutsch, von den immer freundlichen Platzanweiser - Damen gereicht.


    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Zitat

    Zitat von Misha: Der Regisseur erklärt im Programmheft, dass es unmöglich sei, sich ernsthaft in die Originalgeschichte zu vertiefen, da der „Plot“ ihm Sorgen mache; er erfahre in unserer Zeit keine Glaubwürdigkeit mehr, da Handlung und Personen restlos im 19 Jahrhundert verhaftet seien und nicht mehr als lebendig empfunden werden.

    Lieber Misha,


    wenn dieser Regisseur es nicht mehr schafft, sich ins 19. Jahrhundert hinein zu denken, dann tut er mir herzlich leid. Das Publikum schaffte das bisher noch immer oder will er uns etwas anders weismachen. Es spricht schon für sich, dass es eines (kostenlosen) Programmheftes bedarf, damit das Publikum überhaupt dahinter steigt, was diese Verunstaltung soll, und wie er sich darin ausdrückt (z.B. Plot).
    Es mag ja unterhaltsam gewesen sein, aber das hat mit Verdi und "Rigoletto" - wie du zu Recht feststellst - nicht mehr im Entferntesten etwas zu tun. Daher ist es bereits ein Missbrauch, den Namen Verdi und "Rigoletto" überhaupt noch dafür zu verwenden, es ist nur ein arger Missbrauch von Verdis Musik und eine unerhörte Verhöhnung des Publikums. Unerhört ist auch, wenn zwar der richtige Text gesungen wird, aber in der deutschen Übersetzung dem Publikum etwas ganz anderes vorgegaukelt wird. Ich bin früher gerne mal ins Wuppertaler Opernhaus gegangen. Aber die Welt wird immer verrückter. Wieder eine Chance weniger, in der Nähe eine Inszenierung zu finden, in die man noch gehen kann.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Im Musiktheater in Gelsenkirchen ist das Programm auch kostenlos. An der Rheinoper hole ich mir immer einen Besetzungszettel, da das Programm 4 Euro kostet. Vielen Dank für deinen Bericht. Wie fanden deine Eltern denn die Inszenierung ?

  • Zitat

    Zitat von Crissy Ich habe unlängst in Liberec /Reichenberg einen "anderen Rigoletto", einen "tatsächlich von Verdi "gesehen

    Lieber Crissy,


    konntest du dich auch unmöglich in die Geschichte aus den 19. Jahrhundert hineindenken?? Mein Allgemeinwissen reicht noch völlig, um mich noch in weit frühere historische Geschehen hinein zu denken. Aber vielleicht ist dieser Regisseur mit Allgemeinwissen kaum in Berührung gekommen.
    Und ich denke, hier darf man seinen "Senf" ruhig dazu geben, denn schon Misha hat festgestellt, dass das, außer des missbrauchten Textes und der Musik nichts mehr mit der Oper von Verdi zu tun hatte. Sag ruhig deine Meinung. Ich jedenfalls lasse mich von dererlei gehässigen Bemerkungen nicht einschüchtern, denn deren "Senf" wird ja hier auch immer wieder reichlich verschmiert.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Meiner Mutter hat es gefallen. Nach meinem Eindruck auch dem weitaus größten Teil des Publikums; allerdings werden die Leute gewusst haben, was sie erwartet; ich hatte mich vorher nicht durch Kritiken usw. informiert, da ich gerne ohne (fremde und eigene) Vorurteile in die Oper gehe und aus dem genannten Grund eh keine Wahl hatte ;)

    res severa verum gaudium


    Herzliche Grüße aus Sachsen
    Misha

  • Lieber Crissy,


    konntest du dich auch unmöglich in die Geschichte aus den 19. Jahrhundert hineindenken?? Mein Allgemeinwissen reicht noch völlig, um mich noch in weit frühere historische Geschehen hinein zu denken. Aber vielleicht ist dieser Regisseur mit Allgemeinwissen kaum in Berührung gekommen.
    Und ich denke, hier darf man seinen "Senf" ruhig dazu geben, denn schon Misha hat festgestellt, dass das, außer des missbrauchten Textes und der Musik nichts mehr mit der Oper von Verdi zu tun hatte. Sag ruhig deine Meinung. Ich jedenfalls lasse mich von dererlei gehässigen Bemerkungen nicht einschüchtern, denn deren "Senf" wird ja hier auch immer wieder reichlich verschmiert.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Lieber Gerhard
    Keine Sorge, ich laß´mich gewiß nicht einschüchtern, wüßte auch gar nicht - warum!
    Was das in die "Geschichte hineindenken" betrifft, so mußte ich mir keine all´zu große Mühe geben - die Handlung wurde ja werkgetreu nachvollziehbar präsentiert!
    Ergänzend zum Wuppertaler Rigoletto - ich bewundere Dich, Misha, daß Du Dir das angetan hast. Wie Du schreibst, hast Du vor der Vorstellung das Programmheft bekommen.
    Du nimmst es mir bitte nicht übel wenn ich sage, mit dem Wissen, was mich da erwarten würde, hätte es für mich nur eins gegeben - fluchtartig sofort das Haus verlassen.
    Mit Deinem Erlebnis ist es für mich aber schön zu konstatieren, wir haben beide Freude daran - Du, weil es Dir trotzdem gefallen hat und Du nicht verärgert bist und ich -
    weil es mir meine vor Kurzem erlebten Liberecer Rigoletto - Aufführungen nochmal veredelt.


    Herzlichst
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • .........
    Du nimmst es mir bitte nicht übel wenn ich sage, mit dem Wissen, was mich da erwarten würde, hätte es für mich nur eins gegeben - fluchtartig sofort das Haus verlassen.
    Mit Deinem Erlebnis ist es für mich aber schön zu konstatieren, wir haben beide Freude daran - Du, weil es Dir trotzdem gefallen hat und Du nicht verärgert bist und ich -
    weil es mir meine vor Kurzem erlebten Liberecer Rigoletto - Aufführungen nochmal veredelt.


    Herzlichst
    CHRISSY


    Warum sollte ich das übelnehmen? Das muss jeder halten, wie er mag. Interessant war es allemal. Im schlimmsten Fall kann ich ja die Augen zu machen ;) Allein die erwähnte Sängerin der Gilda war den Besuch wert, und Oper ist mir auch akustisch live eben immer lieber als von Konserve. Ich bin in den letzten Jahren übrigens nur einmal während der Vorstellung raus aus dem Thater. Das war in Leipzig, nachdem in Hamlet der Protagonist auf die Bühne gekackt hat.

    res severa verum gaudium


    Herzliche Grüße aus Sachsen
    Misha

  • Während ich den Disput zwischen euch beiden, Misha und Chrissy, genüsslich nachvollziehe, sehe ich zwei ganz verschiedene Menschentypen vor mir, die unterschiedlicher nicht sein können: den sanguinische Gemütsmenschen, der in der beschissenen Inszenierung die Augen schließt und sich mit seiner alten Mutter mitfreut - und den Puristen, der sich, vom Programmzettel aufgeklärt, entrüstet und Jochanaan-gleich den Regisseur verfluchend, in seine Zysterne flüchtet.


    Meine eigene Position lässt sich wie folgt beschreiben: Ich lese den Programmzettel, suche im Foyer nach einem, der aussieht wie ein Regie-Freak, drehe dem meine Karte an - und trinke in Sparafuciles Kneipe mit Maddalena ein Bier.


    Danke euch beiden für die Anregung - und herzliche Grüße von Sixtus!

  • Zitat

    Zitat von Sixtus: Meine eigene Position lässt sich wie folgt beschreiben: Ich lese den Programmzettel, suche im Foyer nach einem, der aussieht wie ein Regie-Freak, drehe dem meine Karte an - und trinke in Sparafuciles Kneipe mit Maddalena ein Bier.

    Lieber Sixtus,


    diese Position ist zwar gut, aber die Karte ist verloren, und das tut meinem Geldbeutel nicht gut.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

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  • nd trinke in Sparafuciles Kneipe mit Maddalena ein Bier.

    Gefährlich, gefährlich...
    Hoffentlich steht Maddalena nicht auf Dich!!


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Und ich verabrede mich in der Pause mit Maddalena auf ein Bier, obwohl ich mir nicht sicher wäre, daß ich die Pause überleben würde :P .

  • Während ich den Disput zwischen euch beiden, Misha und Chrissy, genüsslich nachvollziehe, sehe ich zwei ganz verschiedene Menschentypen vor mir, die unterschiedlicher nicht sein können: den sanguinische Gemütsmenschen, der in der beschissenen Inszenierung die Augen schließt und sich mit seiner alten Mutter mitfreut - und den Puristen, der sich, vom Programmzettel aufgeklärt, entrüstet und Jochanaan-gleich den Regisseur verfluchend, in seine Zysterne flüchtet.


    Meine eigene Position lässt sich wie folgt beschreiben: Ich lese den Programmzettel, suche im Foyer nach einem, der aussieht wie ein Regie-Freak, drehe dem meine Karte an - und trinke in Sparafuciles Kneipe mit Maddalena ein Bier.


    Danke euch beiden für die Anregung - und herzliche Grüße von Sixtus!

    ... und ich danke Dir, lieber Sixtus, für Deinen Beitrag, über den ich mich köstlich amüsiert habe. Und natürlich hast Du recht -
    auch ich hätte mir das Eintrittsgeld gespart und wäre in die nächste Kneipe gegangen und hätte dort die "Scudi" gelassen und mir einen schönen Abend gemacht.
    Die Chance, den Euro - Jackpot zu knacken ist größer, als daß ich mir solch eine Inszenierung, besser "Verunstaltung", freiwillig antun würde.
    Gefreut habe ich mich auch über Misha, der mir meine Meinung, und auch die von Gerhard, nicht übel genommen hat, sondern gelassen und auch humorvoll reagiert hat,
    genau so, wie er auch selbst über den erlebten Rigoletto denkt und urteilt. So muß es untereinander sein - mit gegenseitigem Verständnis und Akzeptanz!


    Zitat Rodolfo: Und ich verabrede mich in der Pause mit Maddalena auf ein Bier, obwohl ich mir nicht sicher wäre, daß ich die Pause überleben würde :P .
    O je, o je..., Deine geplante Verabredung... - das sagen wir Deiner Partnerin - da ist Deine Überlebenschance noch viel geringer. :thumbsup: :yes:


    Herzlichst
    CHRISSY


    PS.: Ergänzende Korrektur:
    In der Kneipe von Sparafucile /Maddalena wird kein Bier bestellt, bzw. getrunken, sondern Wein.
    Zitat Duca: Due cose e tosto... Una stanza e del vino! (Zwei Dinge und hurtig... Eine Flasche Wein und ein Zimmer!)

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Während ich den Disput zwischen euch beiden, Misha und Chrissy, genüsslich nachvollziehe, sehe ich zwei ganz verschiedene Menschentypen vor mir, die unterschiedlicher nicht sein können: den sanguinische Gemütsmenschen, der in der beschissenen Inszenierung die Augen schließt [...]

    Aber das hat Misha doch ebensowenig getan, wie er von einer "beschissenen" Inszenierung geschrieben hat? - Oder ist es hier im Forum mittlerweile einfach nur egal, was ein anderer schreibt, solange man es in einem eigenen Sinne umdeuten kann - etwa so, wir ein Regisseur es ja auch tut?

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Wir merken einmal mehr, dass es sinnlos ist, zwischen den folgenden beiden Auffassungen auch nur eine Annäherung erzielen zu wollen:


    a) Regie hat die dienende Aufgabe, den Willen des Autors umzusetzen.
    b) Regie ist eine selbständige Kunst, die sich auf die künstlerische Freiheit berufen darf.


    Diese beiden konkurrierenden Auffassungen sind miteinander inkompatibel. Es ist also müßig, sie argumentativ gegeneinander antreten zu lassen. Es führt zu nichts als zu gegenseitigen Verunglimpfungen und Beleidigungen. Warum lassen wir das nicht endlich bleiben? Es gibt auch innerhalb der jeweiligen Auffassung noch genügend Diskussionsstoff - meint Sixtus

  • Der Regisseur erklärt im Programmheft, dass es unmöglich sei, sich ernsthaft in die Originalgeschichte zu vertiefen, da der „Plot“ ihm Sorgen mache; er erfahre in unserer Zeit keine Glaubwürdigkeit mehr, da Handlung und Personen restlos im 19 Jahrhundert verhaftet seien und nicht mehr als lebendig empfunden werden. Es folgt dann eine weitere lange Erklärung, warum diese Art der Inszenierung gewählt wurde.


    Wenn das WIRKLICH so im Programmheft gestanden haben sollte, den bestätigt das einmal mehr mein sogenanntes Vorurteil. welches ich mir über den Intelligenzquotienten und die humanistische Bildung vieler der heutigen RT-Regisseure fest gebildet habe.
    Denn die Handlung ist RESTLOS im 16. Jahrhundert angesiedelt!!!! Sie basiert auf einem Drama von Victor Hugo "Le roi s'amuse "("Der König amüsiert sich") aus dem Jahre 1832 und spielt am Hofe von Francois I./(1494-1547) von Frankreich. etwa um 1520. Sein Narr in diesem Stück und im realen Leben war Triboulet(1479–1536) , der dann bei Verdi zu "Rigoletto" wurde. Die Verlegung von Paris nach Mantua erfolgte aus politischen Gründen, bzw um der Zensur zu entkommen, da das Theaterstück in Paris bereit verboten worden war.


    Es könnte sein, daß der besagte Regisseur glaubte, ein Stück von Victor Hugo müsse zwangsläufig im 19. Jahrhundert angesiedelt sein. Der Regisseur hatte, so er nicht schon auf Grund seiner humanistischen Allgemeinbildung informiert war, wenig Chancen die Wahrheit herauszufinden, In meinen beiden Schauspielführern (einer davon ist der Harenberg) scheint das Stück von Victor Hugo überhaupt nicht auf, in der deutschsprachigen Wikipedia gibt es einen Artikel über das Stück, aber wann und wo es spielt wird elegant umgangen, man könnte es eventuell herausfinden, wenn man wüsste, daß Triboulet eine historische Person war. Sein Name wird nämlich genannt, der des Königs indes nicht. Hier hilft nur das umschalten auf die französiche WIKIPEDIA Seite.


    Und ich kann mich - mit dem arroganten selbstgefälligen Anspruch ein einigermaßen gebildeter Mensch zu sein - SEHR WOHL in die Handlung des 16. Jahrhunderts hineinversetzen.


    Es ist eine bedauerliche Modeerscheinung, daß viele die Einschätzung von Kunden (heute abwertend als Konsumenten bezeichnet) der Bevölkerung oder von Wählern
    an ihren eigenen Standards beurteilen. Glücklicherweise ist das nicht zu verallgemeinern, denn sonst sähe die Welt noch chaotischer und dümmer aus, als sie derzeit ohnehin schon ist....


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    Zitat von Knusperhexe: Nur das B eigentlich keine Regiearbeit sondern eine Interpretationsarbeit ist.


    Genauso sehe ich es auch, lieber Knuspi. Ich möchte aber das angekündigte Werk selbst sehen und nicht irgend einen der einsamen Phantasie des Regisseurs entsprungenen langweiligen Kommentar. Kommentare kann ich - wenn ich sie brauche - auch in Büchern lesen. Die Handlung in ihrer vom Autoren gegebenen Form zu deuten, dazu reicht meine Phantasie noch aus. Eine willkürliche Umdeutung irgendeines Anderen, der sich mit seiner - wie er glaubt - einzig richtigen Deutung nur hervortun möchte, wollen ich und wie ich aus meiner Erfahrung weiß die meisten Opernfreunde nicht sehen. Man braucht (bzw. missbraucht) eigentlich nur noch den Namen des Komponisten und des Werkes um ein unbedarftes Publikum zu locken. Die Handlung interessiert nur noch wenig, man will sich nur noch selbst verwirklichen. Und die Musik stört sogar häufig auch noch, aber die kann man dem Publikum wohl noch nicht nehmen, denn man muss wenigstens noch den Schein einer Oper wahren.
    Wie schon häufiger gesagt: Wenn man eine Handlung aus unserer Zeit zeigen will (und wenn man - wie der Regisseur - von dessen Verunstaltung hier die Rede ist, sich nicht einmal mehr in das 19 Jahrhundert hinein zu versetzen vermag - die Handlung spielt übrigens, wie Alfred schon erklärt hat, im Mantua des 16 Jahrhunderts, was zeigt, dass der Regisseur sich nicht mit dem Werk beschäftigt hat), warum bemüht man sich dann nicht um eine entsprechende Musik unserer Zeit? Denn die hier missbrauchte Musik stammt übrigens tatsächlich ja auch ja auch aus dem 19. Jahrhundert!


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Zitat

    Zitat von Alfred Schmidt: Es könnte sein, daß der besagte Regisseur glaubte, ein Stück von Victor Hugo müsse zwangsläufig im 19. Jahrhundert angesiedelt sein. Der Regisseur hatte, so er nicht schon auf Grund seiner humanistischen Allgemeinbildung informiert war, wenig Chancen die Wahrheit herauszufinden,

    Lieber Alfred,


    in meinen Augen hatte er absolut die Chance. Er brauchte eigentlich nur das Libretto zu bemühen, was seine erste Aufgabe gewesen wäre, die er aber offensichtlich nicht wahrgenommen hat, um herauszufinden, in welcher Zeit das Stück spielt. Und jeder Opernführer (wenigstens alle 8, die ich besitze) gibt Ort und Zeit der Handlung an. Schon diese Kurzinformation hätte ihm zeigen müssen, dass seine Aussage (Misha mag sie vielleicht noch einmal bestätigen, denn er hat ja das Programmheft) für ihn blamabel ist.
    Genauso blamabel wäre es, wenn man glaubte, die Handlung eines Romans (auch aus unserer Zeit) spiel nur in dem Jahrhundert, in dem der Roman entstanden ist. Genauso unsinnig ist es, dass man glaubt, eine Inszenierung von heute müsse unbedingt auch in unserer Zeit angesiedelt sein, was hier ja eindeutig der Glaube des Regisseurs war.
    Ob der Regisseur wusste, dass Victor Hugo im 19.Jahrhundert gelebt hat, könnte man ebenfalls bezweifeln. Vielleicht ist er auch nur davon ausgegangen, dass Verdi in diesem Jahrhundert gelebt hat, was ihm vielleicht der Dirigent mitgeteilt hat.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • a) Regie hat die dienende Aufgabe, den Willen des Autors umzusetzen.
    b) Regie ist eine selbständige Kunst, die sich auf die künstlerische Freiheit berufen darf.

    mir stellt sich nur die Frage, warum Jahrhunderte nur die Variante a) funktioniert hat. Warum kam danach und fast nur in Deutschland diese unselige Variante b) auf die Bühne und breitet sich jetzt (zum Glück teilweise ohne Erfolg) wie eine Seuche aus??


    Hat das mit der Regierungsform der sogenannten "Demokratie" zu tun, die nach 2 Diktaturen eine "Freiheit" auch in der Kunst forderte? Welche Rolle spielen die in meinen Augen unnützen und teilweise verbrecherischen Aktionen der 68-er? Erziehung zum Ungehorsam ist in meinen Augen nichts positives! Oder glauben viele Opernbesucher als nicht intellektuell oder geistig rückständig zu gelten, wenn sie Opern im alten Stil bejubeln?


    Mit den von Sixtus definierten Betrachtungsweise etablierte sich auch noch eine 3. Art des Theaterpublikums. Neben denen, die nur a) oder b) akzeptieren gibt es Menschen, die ins Theater gehen, weil sie schon immer ins Theater gingen, das sind die Abonnenten. Die gehen ins Theater ohne Erwartung (manchen wissen erst im Theater, was heute gespielt wird), und denen ist egal, was wie gespielt, gesungen, inszeniert oder kostümiert wird. Sie sagen hinterher immer "es war schön". Leider ist das wohl die Mehrzahl der Theatergänger heutzutage. Und leider habe ich auch häufig scharfe Diskussionen mit Freunden, die moderne Interpretationen nicht gut finden, aber der Meinung sind "das ist eben heute so." Darüber ärgere ich mich, denn ohne Protest, sei es durch Zuschriften, aber auch durch Buhrufe wird es kaum eine Änderung geben.


    Die Anzahl der Befürworter und der strikten Ablehner des Regietheaters dürfte gar nicht so stark differieren. Die Mehrzahl sind schweigende und duldsame Theaterbesucher. Eine große Zahl der Anhänger traditioneller Opernfreunde hat sich aus dem Theater zurückgezogen. Es muß ja Gründe dafür geben, daß die Häuser größtenteils leerer werden oder daß man in Bayreuth an der Abendkasse noch bedient wird


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

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  • Lieber La Roche,
    da kann ich dir nur zustimmen: Was wir hier diskutieren (Auffassung a kontra b) interessiert die meisten Zuschauer gar nicht bzw. sie wissen meist gar nicht, wovon wir reden. Sie sind als Abonnenten zufrieden mit dem, was schon die Römer "Brot und Spiele" nannten, also sie wollen unterhalten sein - wie, ist ihnen nicht allzu wichtig. Und viele sind durch die moderne Film- und Fernseh-Ästhetik so nach technischen Effekten süchtig, dass sie werkbezogene Aussagen kaum noch wahrnehmen.


    Kurzum: Der Anteil der Zuschauer, die mit Klassikern (nicht nur bei Opern) noch etwas anfangen können - oder die sogar die Stücke gut kennen, nimmt kontinuierlich ab. Wir werden, auch mit noch so viel guten Argumenten, daran nicht viel ändern - wir sind ein kleines Häuflein, das leicht unter "Spinner" eingeordnet wird.
    Wir sollten das irgendwann zur Kenntnis nehmen, uns nicht für wichtiger halten, als wir sind, und nicht meinen, wir könnten es mit Riesen aufnehmen, wo es doch nur die Windmühlen des Zeitgeites sind - meint Sixtus

  • Ich kann und muss den Beitrag von La Roche ebenfalls bestätigen. Ich habe das hier schon öfter gesagt, dass auch ich erlebt habe, wie eine große Menge der Zuschauer nur in die Oper gehen, weil sie es ihrem Stand schuldig sind oder ihre Sonntagsklamotten ausführen wollen. Das Unwissen um das was da gegeben wird, habe ich im Gespräch mit manchen der Besucher festgestellt. Sie informieren sich häufig erst über das Programmheft, was heute "dran" ist, und glauben das, was dort über die Inszenierung gefaselt wird. Und diesem unbedarften Publikum kann man auch den größten Mist vorsetzen. Eine Vielzahl der Kenner in Deutschland ist längst abgewandert. Die wenigen, die noch etwas davon verstehen, sind sich entweder zu vornehm, um ihren Protest laut zu zeigen oder dringen mit ihren Buh-Rufen nicht mehr durch, weil oft schon die unmittelbaren Nachbar das nicht verstehen (sie haben ja geglaubt, dass das auch das angekündigte Werk sei) und den Kopf schütteln, wie man sich so primitiv äußern kann. Zwar haben sich die Opernhäuser teilweise geleert, weil die echten Kenner und Liebhaber fernbleiben, aber die genannte dumpfe Masse der oben Genannten ist immer noch in der Überzahl. Und die merken nicht, wie sie von den Regisseuren bedenkenlos vera....t werden. In den meisten Ländern außerhalb Deutschlands sind die Opernbesucher wohl bessere Kenner und anspruchsvoller. Deshalb muss z.B. ein Hampe in Japan einen echten "Ring" inszenieren - und niemand wird wohl ernsthaft behaupten, dass das ein Abklatsch früherer Inszenierungen ist, während er in Deutschland weiterhin das übliche Regisseurstheater inszeniert (das - wie wir schon gezeigt haben - häufig nur ein Abklatsch früherer verirrter Phantasien ist, weil man sich gewisser Schablonen (z.B. Zirkus, Bordell, Nazis usw.) bedient).


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)


  • Wenn das WIRKLICH so im Programmheft gestanden haben sollte, den bestätigt das einmal mehr mein sogenanntes Vorurteil. welches ich mir über den Intelligenzquotienten und die humanistische Bildung vieler der heutigen RT-Regisseure fest gebildet habe.........


    Da ich zwar genial aber nicht unfehlbar bin, habe ich gerade nochmal nachgelesen: Exakt so steht es im Programm.


    Interessant ist allerdings, dass es auf der Internetseite der Oper (Autor wieder der Regisseur) hingegen heißt: >>Die Geschichte von ›Rigoletto‹ ist in der Sprache heutiger Lebensumstände schwer zu erzählen, da sie voll von mittelalterlicher Archaik ist.<<


    Ja was denn nun?


    Unsinn ist beides allemal, da es auch in der "Originalgeschichte" um zeitlose Probleme geht (sexuelle Ausbeutung Abhängiger, Opportunismus als Überlebensstrategie, Ausgrenzung eines hässlichen Gehandicapten, um nur einige sofort ins Auge springende Themen zu erwähnen), die auch ein durchschnittlich intelligenter Besucher auf Grund seiner eigenen Lebeserfahrungen mE sofort erkennt und versteht. Gerade die Erzählung in einer vergangenen Zeit betont - anders als die "Anpassung" an aktuelle gesellschaftliche Konstellationen - die Zeitlosigkeit und immerwährende Aktualität dieser Probleme und der daraus resultierenden Konflikte.

    res severa verum gaudium


    Herzliche Grüße aus Sachsen
    Misha

  • Es ist doch interessant: Auch ich neige ja manchmal dazu, dass Abonnement-Publikum in Oper oder Konzert geringzuschätzen. Wenn ich dann aber diese Geringschätzung, wie in den letzten Beiträgen ausformuliert finde, merke ich doch, wie unglaublich selbstgefällig eine solche Haltung daherkommt! Da nehme ich mir doch vor, mein "Mit-Publikum" in Zukunft etwas differenzierter wahrzunehmen.

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Es ist doch interessant: Auch ich neige ja manchmal dazu, dass Abonnement-Publikum in Oper oder Konzert geringzuschätzen. Wenn ich dann aber diese Geringschätzung, wie in den letzten Beiträgen ausformuliert finde, merke ich doch, wie unglaublich selbstgefällig eine solche Haltung daherkommt! Da nehme ich mir doch vor, mein "Mit-Publikum" in Zukunft etwas differenzierter wahrzunehmen.


    Nun weiß ich natürlich nicht, ob Du meinen letzten Beitrag meinst, aber falls es so sein sollte: Das Gegenteil ist der Fall. Ich bin gerade der Ansicht, dass sich die wirklichen Meisterwerke dadurch auszeichnen, dass ein wesentlicher Teil ihrer Aussage auch vom "schlichten" Gelegenheitsbesucher verstanden wird. Um Wagners Musikdramen zu begreifen, braucht man kein Abitur sondern Augen und Ohren. Geringschätzung ist es mE, wenn ein Regisseur meint, dass das Publikum so blöd ist, dass man diese Meisterwerke in eine seines Erachtens zeitgemäße Bildersprache verfrachten muss, damit die die - wiederum seines Erachtens - wesentlichen Aussagen verstanden werden. Und es ist leider eine Krankheit deutscher "Intellektueller" verworrenes Geschwurbel mit Tiefsinn zu verwechseln.

    res severa verum gaudium


    Herzliche Grüße aus Sachsen
    Misha

  • Nun weiß ich natürlich nicht, ob Du meinen letzten Beitrag meinst, [...]

    Ich hatte, nachdem ich meinen Beitrag versendet hatte, befürchtet, dass Du genau dies vermuten könntest. Die Antwort ist aber einfach und lautet: Nein, Du hast Dich nur "dazwischengemogelt".

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Interessant ist allerdings, dass es auf der Internetseite der Oper (Autor wieder der Regisseur) hingegen heißt: >>Die Geschichte von ›Rigoletto‹ ist in der Sprache heutiger Lebensumstände schwer zu erzählen, da sie voll von mittelalterlicher Archaik ist.<<


    Mittelalterliche Archaik des 19. Jahrhunderts !! Vielleicht hatte da jemand grade eine Führung durch Neuschwanenstein hinter sich.
    Daneben sein ist gut und schön - aber gleich doppelt daneben. - das ist wohl des Guten zuviel.
    Das Zauberwort heißt "Renaissance"


    Zitat

    ist in der Sprache heutiger Lebensumstände schwer zu erzählen,


    gut möglich - aber das ist letzlich eine ungebetene Fleißaufgabe, die niemand verlangt. Das Stück braucht nur so inszeniert zu werden wie es im Libretto steht.
    Irgendwie müssen die Libettisten der Vergangenheit geahnt haben. dass künftige Regisseuer ihre Stücke nicht mehr verstehen würden. Daher haben sie manches akribisch genau fetgelegt.



    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat von Alfred Schmidt

    Zitat
    ist in der Sprache heutiger Lebensumstände schwer zu erzählen,


    gut möglich - aber das ist letzlich eine ungebetene Fleißaufgabe, die niemand verlangt. Das Stück braucht nur so inszeniert zu werden wie es im Libretto steht.

    Lieber Alfred,


    genau das ist es. Die Kopfschmerzen, die ihm das Stück wohl bereitet hat, und die er mit seinem Allgemeinwissen (das wahrscheinlich nur um unsere heutige Zeit kreist) nicht zu lösen imstande war, hätte er sich sparen können, wenn er das Libretto gelesen hätte. Auch die heutigen Zuschauer verstehen durchaus das, was er "mittelalterliche Archaik" nennt. Dann wären auch wohl nicht dieser Unsinn und diese Widersprüche herausgekommen, die im Programmheft und auf der Internetseite stehen.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)


  • gut möglich - aber das ist letzlich eine ungebetene Fleißaufgabe, die niemand verlangt. Das Stück braucht nur so inszeniert zu werden wie es im Libretto steht.
    Irgenswie müssen die Libettisten der Vergangenheit geahnt haben. dass künftige Regisseuer ihre Stücke nicht mehr verstehen würden.
    Daher haben sie manches akribisch genau fetgelegt...

    Volle Zustimmung. Ja, "so einfach" ist das eigentlich.
    So librettogerecht war der Rigoletto seinerzeit in der Berliner Staatsoper, auch noch vor etwa 13 Jahren an meinem heimatlichen Theater.
    Und so ist er zum Glück auch heute am Opernhaus Liberec /Reichenberg. Unser Tamino - Mitglied und erfahrene Theatergänger Sixtus konnte das jetzt bestätigen.


    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...