Ja das war der "Tannhäuser" gestern auf arte: Gewaltig an nacktem Fleisch (sowas haben wir ja in den letzten Jahren wohl noch nicht zur Genüge gesehen).
Ich hatte gegen meinen ursprünglichen Willen (Es zeigte sich einmal mehr, dass man das nicht tun sollte) auf arte geschaltet, weil ich hoffte, dass man wenigstens die Ouvertüre störungsfrei hören (und ansehen) könnte. Aber - wie leider üblich - musste diese wieder einmal mit irgendwelchen Unsinn belebt werden. Gleich zu Beginn traten etwas 20 (gezählt habe ich sie nicht) barbusige Amazonen mit Pfeilen und Bogen auf und vollzogen ein undefinierbares "'Ballett", währenddessen sie mit Hunderten von Pfeilen auf eine riesige Projektion schossen, die zunächst ein menschliches Auge, später ein Ohr zeigten. Sie waren ja ganz hübsch anzusehen und hätten sehr gut in ein Varieté bzw. Nachtlokal gepasst. Dann wurde eine Figur an einem Seil an der Projektion hochgezogen. Bei dem Ganzen stellte sich mir allerdings die Frage, welchen Sinn das haben sollte und was das mit "Tannhäuser" zu tun hat, die mir wohl die Herren Befürworter solcher Entstellungen eindeutig und plausibel werden beantworten können. Wobei denn auch die Musik der Ouvertüre total verwaschen wurde. Eine weitere Frage an die Befürworter ist also: Warum muss eine Musik, die man eigentlich verinnerlichen sollte, so zerstört werden? Und wenn einem nichts Besseres einfällt, dann schickt man ein paar halbnackte (oder auch völlig nackte) Gestalten zur "Unterhaltung" (oder "Befriedigung?) des Publikums auf die Bühne.
Dann tauchte langsam der "Venusberg" auf, den man besser "Fleischberg" genannt hätte. Diese Venus war noch weit fleischiger als die Venus von Willendorf (oder Hohlefels) und auf alt und hässlich geschminkt. Dazu umgaben sie weitere Fleischberge (jedenfalls sahen die so aus). Wie hier ein Tannhäuser Sinnenlust verspüren konnte, entzieht sich dem normalen Verstand.
Das war aber dann auch das Signal für mich, abzuschalten.
Später, als ich noch einmal einschaltete, um eine Sendung auf einem anderen Sender zu schauen, bekam ich während des Umschaltvorgangs noch ein paar vermummte Gestalten in einem "lieblichen Tal" (das aus nur einer runden schwarzen Scheibe bestand) zu sehen, die wohl die anderen Minnesänger verkörpern sollten. Glücklicherweise war nach einer Sekunde der andere Sender da und der Spuk vorbei.
Nein, auch das Fernsehen (vor allem arte) bietet nichts mehr, was einen Opernfreund erfreuen kann.
Liebe Grüße
Gerhard