ANDRIESSEN Hendrik - Sinfonien und Sinfonische Werke

  • Über die erste Sinfonie des holländischen Komponisten und Organisten Hendrik Andriessen (1892-1981) wurde zwar bereits ein kurzer Beitrag beim Sammelthread über die holländischen Komponisten verfasst, aber auf Grund des doch relativ gut dokumentierten sinfonischen Werks des Komponisten auf Tonträger (4 Sinfonien und einige Sinfonische Werke) habe ich mich entschlossen diesem Komponisten einen eigenen Thread zu widmen - vorerst für die Orchesterwerke, einer für Tasteninstrumente könnte bei Bedarf folgen, dazu gibt es noch jede Menge an Chomusik......
    Die Anzahl der Orchesterwerke ist in jedem Fall erheblich größer, als bei der Deutschen WIKIPEDIA aufgeführt, und soweit ich das überblicken kann wurden alle (?) vom Netherlands Symphony Orchestra unter David Porcelijin für cpo aufgenommen.
    Ich habe heute die Sinfonie Nr 1 gehört, ein Werk von knapp 14 Minuten Spieldauer, dessen Sätze ohne Pause ineinander übergehen und dennoch gut getrennt sind.
    Die Sinfonie beginnt eher zurückhaltend, düster und geheimnisvoll, aber nicht unheimlich. Relativ schnell klart die Stimmung auf und das Werk gewinnt an Rhytmik und Power. Der zweite Satz ist naturgemäß eher verhalten. Die Satzbezeichnung lautet: Andante tranquillo - Allegretto grazioso - Andante tranquillo. Auch wenn der letzte Satz mit nur 3:12 Minunten der kürzeste ist, so ist er dennoch der einprägsamste und beeindruckenste was man schon aus der Satzbezeichnung herauslesen kann (Allegro agitato)
    Stilistisch liegt das Werk irgendwo zwischen Spätromantik und Klassizismus. Es wurde schon Anfang der 20er Jahre konzipiert und 1930 fertiggestellt

    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Sieben Jahre trennen die erste von der zweiten Sinfonie, sie entstand also 1937, anlässlich der 50 jährigen Jubiläums des Concertgeboue Orkeest und war Eduard van Beinum gewidmet, der sie dann auch im Jänner 1938 mit dem anlassgebenden Orchester zur Uraufführung rrachte.


    Es gibt derzeit eine Mode, ähnlich dem Diktat der „political correctnes“, der sich die heutigen Kritiker unterwerfen, und das ist die goldene Regel, zuerst das Positive an einem Werk herauszuarbeiten, bevor man die eigentliche Kritik formuliert. Diese Gepflogenheit steht ziemlich genau diametral meiner Sichtweise gegenüber, ich werde aber im konkreten Fall mich an die „Spielregeln“ halten: - Los Geht’s


    Einer der unbestreitbaren Vorzüge der zweiten Sinfonie Andriessens ist ihre Kürze, in weniger als 19 Minuten sagt der Komponist uns, was er zu sagen hat. Und das recht eindringlich – vor allem im 1. Satz, der sich „Fantasia“ nennt.
    Die erste Sinfonie war noch im für mich tolerierbaren Bereich, aber nach einer Pause von 7 Jahren kann viel passiert sein – Also Obacht !
    Die Warnung kommt nicht umsonst, mein Vorurteil hat sich einmal mehr bewährt. Der erste Satz artet in ein richtiges Inferno aus. Ist das schon atonal, bitonal oder sonst was ? Tonal ist es indes IMO nur bedingt. Schaun wir mal nach was das Booklet der CD dazu sagt, Aha – da findet man’ s schon: „Die Harmonik ist avancierter als in der ersten Sinfonie….“
    Weiß schon Bescheid. Deckt sich mit meinem Hörerlebnis, ist aber korrekter und beschwichtigender formuliert. Die beiden anderen Sätze sind moderater, beim Mittelsatz kann man mit etwas gutem Willen zeitweise sogar etwas wie ein Thema heraushören, aber alles in allem ist es keine Musik die „erfreuen“ kann. Und das sollte bei einem Jubiläum eines Orchesters doch eigentlich der Fall sein…..


    Gegenmeinungen werden gern gelesen…
    Mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich wasche meine Hände in Unschuld, wenn Du enttäuscht bist. Dummerweise hab ich auch schon Folge 3 der Edition gekauft. Folge 4 wird mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht gekauft - es sei denn ich habe eine Alkoholattacke oder verliere sonstwie die Herrschaft über mich....


    beste GRüße
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Heute habe ich mich aufgerafft und die Zellophanhälle von der noch ungehörten CD mit der dritten Sinfonie entfernt und sie gehört.

    Was soll man sagen, das Werk ist eingängiger und weniger dissonant als seine Vorgänger, zugleich aber teilweise belanglos, wie IMO manche Sinfonien holländischer Komponisten des frühen 20. Jahrhunderts. Das gilt IMO vor allem für den ersten Satz. Als ich mein vernichtendes Urteil im Kopf bereits konzipiert hatte gab es dann im weiteren Verlauf einige "Höhepunkte" durch Trompeten und Pauken, die das Werk aufpeppten. Es hätte schlimmer kommen können, Aber ich frage mich in solchen Fällen immer, für welches Publikum solche Werke geschrieben wurden. Im konkreten wiaaeb wur das, denn der Komponist hat in einem Brief erklärt, er mache sich keine Gedanken über das Publikum.

    Die 3. Sinfonie entstand 1946 hat 4 Sätze und eine Spieldauer von ca 25 Minuten.


    1) Ouvertüre

    2) Sonata

    3 Sarabande

    4) Fuga


    Die Familie Andriessen hat übrigens zumindest 4 Komponisten hervorgebracht.

    Einer davon - der jüngste Sohn von Hendrik A. , Louis Joseph Andriessen (*1939) wird bei Wikipedia als

    Schlüsselfigur der zeitgenössischen niederländischen Kunstszene bezeichnet


    ob der Kurzstückmeister seiner Neugier nachgegeben hat und die zweite Sinfonie gehört hat, werden wir vielleicht jetzt auch erfahren....


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Angeregt durch die Erwähnung der Kuhnau Variationen (1935) durch den Kurzstückmeister habe ich mir die CD hervorgeholt und gehört.

    Ich war mehr als angenehm überrascht. Es wäre nun naheliegen, daß mir das Werk deshalb zusagte, weil die Komposition ja in seinen Grundzügen von Kuhlau und nicht von Andriessen ist.

    Aber das trifft es nicht wirklich: Die Variationen sind recht frei, sodaß man das Original nur stellenweise andeutungsweise durchhört.

    Wie das Booklet berichtet, stammt die Anregung, dieses Werk zu schreiben, von Andriessens Tochter

    Die Variationen sind sehr unterschiedlich und einfallsreich



    1) Thema: moderato

    2) Grazioso ma tranquillo

    3) Allegro Con Spirito

    4) Molto moderato e espressivo

    5) Sostenuto e espressivo

    6) Grave e apassionato

    9) Allegretto con eleganza


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !