Es fing sehr gut an, die Akustik auf der Galerie war hervorragend, ebenso die Sicht aus der dritten Reihe, Halbmitte rechts Plätze 19 und 20. Das Orchester spielte unter der Leitung von Marco Armiliato ausgezeichnet, ebenso präzise sang der Chor. Mir voluminösem, tragfähigen Bass sang Jongmin Park den Ferrando. Doch dann kam als Leonora Maria José Siri auf die Bühne. Leise, schmalstimmig und etwas zittrig begann sie ihre Partie. Im Verlauf des Abends wurde sie sicherer, beherrschte aber nicht immer ein für mich zu ausgeprägtes Vibrato. Ihre Stimmfarbe war hell, eher einfarbig, manchmal, so in der Auftrittsarie „Tacea la notte placida“, im Piano fast farblos. Die großen Bögen dieser Arie erschienen eher als schmale Stege, denn als goldfarbene Bögen, die auf den Olymp des Gesangs führen. Jedenfalls erfüllte Frau Siri nicht die im Wiener Programmheft zum Troubadour angeführten stimmlichen Erfordernisse einer Leonora: „Hier wird der volle, lyrische bzw. jugendlich-dramatische, mit südländisch üppig runder Stimmfarbe ausgestattete Sopran verlangt“, zumindest nicht an diesem Abend. Leider war auch ihr Troubadour (Yusif Eyvazov) nicht wesentlich besser. Der Tenor bietet viel, seine Stimme hat Kraft, Volumen, ist höhensicher, die Stimme wird mit langem Atem auch glatt, d.h. ohne stärkeres Vibrato durch die Partie geführt und Eyvazov hat einen durchaus zum Manrico passenden virilen Auftritt.
Aber diese helle, mitunter knapp das Grelle streifende, wenig modulationsfähige Stimme ist, um es höflich zu sagen, einfach unschön. Vielleicht hätte seine Ehefrau (Anna Netrebko, die in einer der vorhergehenden Aufführung als Leonora aufgetreten war) zumindest die Duette erträglicher gemacht, denn der Zusammenklang in den Duetten mit Frau Siri war für mich an der Grenze des akustisch zuträglichen.
Vielleicht ist es auch eine Frage der Zeit, zumindest im letzten Bild hatte ich mich mit Herrn Eyvazovs Stimme abgefunden. Allerdings beherrschte dieses letzte Bild stimmlich die großartige Azucena von Luciana D’Intino. Ihr Mezzosopran verfügt über eine volle, wohlklingende Tiefe, die Stimme hat Volumen, füllt den Raum, selbst aus der Tiefe der Bühne heraus und ihr stehen zur Rollengestaltung imponierende Farbschattierungen zur Verfügung. Leider wurde ihre Darstellung durch allerlei inszenatorische Mätzchen etwas in den Hintergrund gedrängt. George Petean war als Luna eine sichere Bank und erhielt für seine kraftvoll und schön gesungene Arie „Il balen“ einige Bravi.
Es war die 9. Aufführung dieser Inszenierung (Daniele Abbado). Das Einheitsbühnenbild (Graziano Gregori) stellte offenbar den Hof einer Burg bzw. einer Kaserne dar. Wider den Geist dieses Dramas (eine Frau zwischen zwei Männern und eine sich in Hass und Selbstanklage verzehrende Mutter) wurde dieses eigentlich als intensives Kammerspiel mit begleitendem Chor ganz auf die vier Protagonisten zugeschnittene Stück offensichtlich in den spanischen Bürgerkrieg verlegt. So lässt Luna als Oberfaschist Rebellen auf der Bühne durch Nackenschuss hinrichten, Manrico spielt als Ausgleich den Guten, nämlich den Rebellenführer. Die zentrale Szene der Gefangennahme Azucenas wird durch zusätzliche Auftritte katholischer Würdenträger, fast in der Art eines Autodafés, konterkariert bzw. die Nebenhandlung lenkt völlig von dem Drama der sich in den Irrsinn hineinsteigernden Azucena ab. Schade.