17.09.2017 & 24.09.2017 (Laeiszhalle Hamburg) Hamburger Symphoniker - Gewidmet Sir Jeffrey Tate (1943 - 2017)

  • Nachdem die vergangene Saison geprägt war durch die vielen Besuche in Hamburgs neuem Konzerthaus, der Elbphilharmonie, ging es nun nach längerer Pause erstmalig wieder in die Hamburger Laeiszhalle. Ich hatte mir hierzu schon vor einiger Zeit im Zuge meiner Saisonplanung zwei Konzerte der Hamburger Symphoniker unter der Leitung ihres Chefdirigenten Sir Jeffrey Tate ausgesucht. Doch leider sollte es anders kommen! - Wie es auch hier im Forum entsprechend registriert wurde, ist dieser großartige Dirigent vor kurzem und viel zu früh im Alter von 74 Jahren verstorben. Und so ist natürlich auch diese erste Saison der Hamburger Symphoniker nach Tate auf ihre eigene Art etwas Besonderes und wird ihm, wie es im Programmheft zu lesen stand, als Ganzes zugedacht.


    Ich hatte noch das Glück, Sir Jeffrey zusammen mit den Hamburger Symphonikern bei ihrem ersten Konzert in der Elbphilharmonie mit Beethovens Missa solemnis D-Dur op.123 zu erleben (siehe hier). Außerdem sei nochmals auf den kleinen, aber feinen Nachruf unseres Forenmitglieds Joseph II. hingewiesen (siehe hier).


    1. Symphoniekonzert der Saison 2017/18


    Dem Andenken Sir Jeffrey Tate gewidmet


    R.Strauss, Tondichtung "Tod und Verklärung" op.24
    A.Bruckner, Symphonie Nr.9 d-moll


    Hamburger Symphoniker unter der Leitung von Ion Marin


    Das 1. Symphoniekonzert der Saison stand unter dem Motto Andenken und wurde nun vom ersten Gastdirigenten des Orchesters Ion Marin geleitet. Und da man sich überlegt hatte, dass es zu Ehren Sir Jeffreys angemessen wäre, die neue Spielzeit mit dem gesamten Orchester zu eröffnen, wurde das ursprüngliche Programm im ersten Teil des Konzertes geändert, und so war nun statt Richard Strauss Metamorphosen für 23 Solostreicher seine frühe Tondichtung "Tod und Verklärung" op.24[/i] zu hören. Nach der Pause dann Anton Bruckners Symphonie Nr.9 d-moll, deren Aufführung lt. der Einführung vor Konzertbeginn insofern eine Premiere gewesen wäre, als dass die Hamburger Symphoniker und Sir Jeffrey für diesen Monolithen der symphonischen Literatur bis dato noch nicht gemeinsam auf dem Podium standen.
    Bei beiden Werken schöpften Orchester und Dirigent aus dem Vollen und präsentierten einen großen, romantischen Klang. Sehr überzeugend gelang etwa das Crescendo zur Verklärung und genauso die Steigerungswellen bei Bruckner. Rhytmisch betont gelang das Scherzo in der 9ten ganz ausgezeichnet auch dank des langjährigen Orchestermitgliedes Alexander Radziewski an den Pauken.


    1. Matinee-Konzert der Saison 2017/18


    J.S.Bach, Magnificat D-Dur BWV243
    F.Schubert, Messe Nr.5 As-Dur D678


    EuropaChorAkademie (Ltg. Joshard Daus), Hamburger Symphoniker unter der Leitung von Sir Roger Norrington


    Da mit der Saison 2017/18 sowohl das NDR Elbphilharmonie Orchester, als auch das Philharmonische Staatsorchester ihre Spielstätte für die großen Symphonie- bzw. Abonnements-Konzerte endgültig in die Elbphilharmonie verlegt haben, ist nun insbesondere der Sonntagvormittag in der Laeiszhalle - bisher quasi traditionell durch die genannten Orchester besetzt - für das neue Residenzorchester frei geworden und soll ab dieser Saison entsprechend bespielt werden. Vorgesehen sind hier in der Hauptsache geistliche Chorwerke, für welche man sich die Zusammenarbeit mit der EuropaChorAkademie gesichert hat.
    Auch dieses erste Konzert der neuen Matinee-Reihe sollte ursprünglich durch Tate geleitet werden und wurde in dankenswerter Weise durch keinen geringeren, als Sir Roger Norrington übernommen. Der inzwischen 83jährige leitete Chor und Orchester (in deutscher Aufstellung spielend) ohne Taktstock, zwar sitzend auf einem drehbaren Bürostuhl, aber dabei sowohl motorisch, als auch musikalisch in keinster Weise unbeweglich. Das schon im Magnificat für seine Zeit relativ groß besetzte Orchester (z.B. drei Trompeten (zusammen mit der Pauke rechts angeordnet)) und ebenso der Chor folgtem dem Dirigenten ganz ausgezeichnet; immerhin war dieses Konzert m.W. die erste Zusammenarbeit mit Norrington. In der Schubert-Messe gelang vor allem dass Credo sehr schön und textverständlich. Von großer Dramatik auch der Beginn des Sanctus. Erstaunlich für mich immer wieder das Hosanna, welches irgendwie aus dem Werk zu fallen scheint ...
    Die tadellosen Gesangssolisten wurden jeweils aus dem Chor besetzt, dessen Mitglieder zwischen 25 und 30 Jahren als sind und aus mehr als 25 europäischen Ländern stammen. Und so erklärt sich auch das Motto des Konzertes Europa zu Gast, welches an diesem Wahlsonntag mit seinem in meinen Augen beschämenden Ergebnis nochmals eine zusätzliche Bedeutung erlangt.


    Bemerkenswert in beiden Konzerten der für mich plötzlich wieder ganz neue Klang der Hamburger Laiszhalle im Vergleich zu all den Konzerten in der Elbphilharmonie: Sofort fällt die ungleich größere Durchmischung der verschiedenen Instrumentengruppen auf. Die Akustik ist wesentich indirekter und wärmer ohne dabei allerdings diffus oder gar matschig zu wirken. Andererseits wird natürlich gerade im Vergleich der Brucknerschen Symphonik (5te & 8te in der Elbphilharmonie) deutlich, wo die Grenzen des Saales liegen. Hier braucht es eben immer einen erfahrenen Dirigenten, der sich nicht nur mit der Musik an sich, sondern auch mit den räumlichen Gegebenheiten auseinandersetzt.

    mfG Michael


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