John Storgards - Vom Geiger zum Dirigenten

  • Geboren am 20. Oktober 1963 in Helsinki.


    Ausgebildet als Geiger und später als Dirigent an der Sibelius-Akademie in Helsinki unter Jorma Panula und Eri Klas.


    Posten:
    - Chefdirigent Tampere Philharmonic Orchestra: 2006 - 2009
    - Chefdirigent Helsinki Philharmonic Orchestra: 2008 - 2015
    - seit 2012: Principal Guest Conductor des BBC Philharmonic in Manchester
    - seit 2015: Principal Guest Conductor des National Arts Centre Orchestra



    John Storgards am Pult des Gewandhausorchesters Leipzig im Februar 2017


    Es existieren zahlreiche Aufnahmen mit Ihm sowohl als Geiger wie auch als Dirigent vorwiegend auf den Labels Ondine und Chandos.


    Vorneweg sind unbedingt seine Gesamtaufnahmen der Sinfonien von Carl Nielsen und Jean Sibelius mit dem BBC Philharmonic zu nennen, die von akribischer Detailarbeit zeugen und ausgezeichnet klingen:



    Diese beiden Boxen will ich nicht mehr missen.


    Mit dem deutschen Geiger Christian Tetzlaff hat er hervorragende Aufnahmen von Dvorak, Suk und Shostakovich herausgebracht:


  • Naja, hier werde ich mich sowieso mal wieder mit mir selber unterhalten müssen. Wird langsam zum Normalzustand bei so vielen Langweilern hier im Forum.


    Weiterhin sind von John Storgards extrem empfehlenswert:



    Weitere Kommentare erübrigen sich, denn es interessiert sowieso Niemanden.

  • Naja, hier werde ich mich sowieso mal wieder mit mir selber unterhalten müssen.


    Agon: Geduld, Geduld, mal nicht so stressen; es muss auch alles »registriert« werden … :hello:



    Möchte auch zwei Aufnahmen nennen, die mir sehr gefallen:



    Auszug aus einer Rezension: »Das in Turin beheimatete Orchestra Sinfonica Nazionale della RAI und John Storgard sind dem Solisten dabei weit mehr als nur einfache Begleiter. Der Klangkörper realisiert Busonis Musik auf kongeniale Weise, versteht es stets zwischen Begleitung und Führung klug zu differenzieren und dabei auch immer wieder eigene musikalische Akzente zu setzen. Hier erlebt man Orchesterkultur wie man sie in Italien schon für fast ausgestorben hielt … «



    Mit dem deutschen Geiger Christian Tetzlaff hat er hervorragende Aufnahmen von Dvorak, Suk und Shostakovich herausgebracht:


    Diese beiden Aufnahmen gehören zu meinen Lieblingsscheiben … :jubel:

    Einer der erhabensten Zwecke der Tonkunst ist die Ausbreitung der Religion und die Beförderung und Erbauung unsterblicher Seelen. (Carl Philipp Emanuel Bach)


  • Ich glaube, es war Storgards, der mir "Die Waldnymphe" von Sibelius näherbrachte. Seither eine meiner liebsten Tondichtungen überhaupt. Auf der gezeigten CD ist sie zwar nur ein "Beiwerk", aber die Interpretation ist tadellos.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Die "Waldnymphe" mit John Storgards aus Helsinki hat mich in letzter Zeit extrem emotional aufgewühlt. Diese Aufnahme ist ein sehr intensives Hörerlebnis. Und das Werk ist überwältigend. Ich finde es auch viel besser als so überstrapazierte Werke wie "En Saga" (fand ich immer schon furchtbar langweilig) und "Tapiola" (auch nix Besonderes). Wieso wird von Sibelius in Deutschland immer nur dasselbe Zeug aufgeführt?

  • Ich habe nur diese von Vasks, aber da ist Storgard einmal als Geiger und einmal als Dirigent drauf. Die Aufnahme macht richtig Spaß, besonders de Symponie die er dirigiert, da ist richtig Leben drin.


  • Ja, John Storgards setzt sich auch sehr für zeitgenössische Musik ein, so eben für Peteris Vasks. Ich finde Vasks auch sehr hörenswert, habe mich aber noch zu wenig mit Ihm und seiner Musik beschäftigt. Neben der von "Friese" gezeigten Zweiten Sinfonie gibt es auch die Dritte unter Storgards:



    Ich werde diesen Thread jetzt zum Anlass nehmen, mir die beiden Sinfonien genauer anzuhören.

  • Storgards setzt sich auch nachhaltige für Kalevi Aho ein:




    Gerade neu erschienen und auf der Bestellliste



    Außerdem habe ich noch:



  • Die "Waldnymphe" mit John Storgards aus Helsinki hat mich in letzter Zeit extrem emotional aufgewühlt. Diese Aufnahme ist ein sehr intensives Hörerlebnis. Und das Werk ist überwältigend. Ich finde es auch viel besser als so überstrapazierte Werke wie "En Saga" (fand ich immer schon furchtbar langweilig) und "Tapiola" (auch nix Besonderes). Wieso wird von Sibelius in Deutschland immer nur dasselbe Zeug aufgeführt?


    Hier muss ich Dir grundsätzlich zustimmen. "Die Waldnymphe" ist ein frühes Meisterwerk. Das Stück hat eine interessante Rezeptionsgeschichte, wurde nach der Uraufführung nur noch 1935, zu Sibelius' 70stem, aufgeführt, um dann für Jahrzehnte in der Schublade zu verschwinden. Der Komponist scheint sich für seine frühen Werke fast geschämt zu haben, sie erschienen offenbar nicht im offiziellen Werkverzeichnis (ein ähnlicher Fall ist der großartige "Kullervo"). Erst Mitte der 1990er Jahre wurde "Die Waldnymphe" durch Osmo Vänskä wiederentdeckt. Sie erfuhr in den letzten 20 Jahren immerhin einige Aufführungen, auch wenn sie vom Standardrepetoire leider noch weit entfernt ist.


    Es wäre ein Thema für sich, dass Sibelius in Mitteleuropa noch immer nicht so ganz den Stellenwert besitzt, den er im angelsächsischen und natürlich im skandinavischen Raum schon längst hat. Abgesehen von einigen Dauerbrennern (2. und 5., ab und zu auch 1. und 7. Symphonie, "En Saga", Violinkonzert) findet man ihn in den hiesigen Konzertsälen wirklich nicht übermäßig oft. Trotzdem darf man schon froh sein, dass wir zumindest kein faktisches Totschweigen mehr haben, wie noch in den 1960ern.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Trotzdem darf man schon froh sein, dass wir zumindest kein faktisches Totschweigen mehr haben, wie noch in den 1960ern.

    Ja, auf jeden Fall. In Deutschland hatte er es ja nun schon immer schwer, leider auch durch Adorno. Naja.


    Neulich habe ich ja hier die Sechste und Siebte Sinfonie unter Esa-Pekka Salonen gehört, und das war in der Tat etwas Besonderes. Wesentlich besser auch als die Aufführungen unter Paavo Järvi. Salonen hatte auch das Philharmonia Orchestra mit seinem flächigen und mächtigen Klang zur Verfügung. Das hat er voll ausgespielt. Die Sechste wirkte auf mich erstmals wie eine Art "Erlösungsmusik" in einem parsifalschen Sinne. Das war aussergewöhnlich. Nichtsdestotrotz ist sie ein ziemlich unnahbares Werk. Da ist die Siebte schon wesentlich dramatischer, endzeitiger und geballter, auch weil sie einsätzig ist und einen einzigen Spannungsbogen hat. Ich hoffe, dass das Philharmonia-Label einige der Sibelius-Sinfonien unter Salonen herausbringt. Da gibt es ja mit Ihm praktisch nichts auf CD bislang.

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  • Der Name Storgards ist sicher noch vielen unbekannt, bei mir auch, bis ich ihn im Mai in einem Konzert beim RSB in der Berliner Phiharmonie erleben konnte.
    Das war schon eine Entdeckung. Er verfügt über eine exzellente Schlagtechnik und dazu über ein nicht unheftiges Temperament, das er sehr gezielt einsetzt. Sibelius ist wohl seine Marke und so waren auch zwei Sibelius-Werke im Konzert vertreten, die Karelia-Suite und die 5. Sinfonie. Besonders bei diesem Werk, das er in recht breitem Zeitmaß anging, zeigte er, welche Klänge man aus dem Orchester herausholen kann, besonders die Blechbläser explodierten geradezu vor Strahlkraft. Im Solokonzert, Beethovens op. 61, gestaltete er die orchestrale Einleitung so schön, dass selbst der Geiger Shaham lächeln musste. Mal sehen, was von diesem Dirigenten noch zu hören sein wird, ich denke beim RSB wird man nicht wieder sieben Jahre warten, bis man ihn erneut einlädt. Auch weitere CD-Produktionen wären interessant.
    :hello:

    Wenn schon nicht HIP, dann wenigstens TOP

  • Thread-Eröffner Agon bemerkt in seinem Beitrag 2, dass sich niemand für den 1963 geborenen Dirigenten und Geiger John Storgårds im Forum interessiert. Einige Taminos haben in der Folge auf CDs und SACDs aufmerksam gemacht.


    Die Einspielung der 11. Sinfonie von Dmitri Schostakowitsch (1906-1975) wurde im Tamino Forum lobend erwähnt. Beiträge 37 bis 39 in diesem Thread: Schostakowitsch: Sinfonie Nr.11


    Dieser Dirigenten war mir bisher nicht bekannt. Es ist Zeit den blinden Fleck zu eliminieren. Schaue ich mich beim Werbepartner nach Aufnahmen des Dirigenten John Storgårds um, ist eine erfreuliche Anzahl von Aufnahmen erhältlich.


    Die lange Liste von John Storgårds auf Tonträgern erschienenen Aufnahmen ist beachtlich:


    Gesamtaufnahme der Sinfonien von Jean Sibelius (1865-1957), Carl Nielsen (1865-1931), Leevi Madetoja (1887-1947), eine Gesamtaufnahme der Sinfonien George Antheils (1900-1959) ist im Entstehen,


    Violinkonzerte von Robert Schumann (1810-1856), Niels Gade (1817-1890), Peter Erasmus Lange-Müller (1850-1926), Antonin Dvorak (1841-1901), Ferrucio Busoni (1866-1924), Josef Suk (1874-1935), Rued Langgaard (1893-1952), Dmitri Schostakowitsch (1906-1975),


    Einspielungen von Sinfonien, Orchesterwerken und Konzerten nordischer und baltischer Komponisten wie Armas Järnefelt (1869-1958), Uuono Klami (1900-1961), Vagn Holmboe (1909-1996), Einujohani Rautavaara (1928-2016), Per Norgard (*1932), Halfifi Hallgrimson (*1941), Pehr Henrik Nordgren (1944-2008), Peteris Vasks (*1946), Kalevi Aho (*1948), Jukka Tiensuu (*1948), (Eero Hämeenniemi (*1951), Kaija Saariaho (*1952), Lars Karlsson (*1953), Rolf Wallin (*1957), Karin Rehnqvist (*1957), Bent Sörensen (*1958), Kimmo Hakola (*1958), Sunlef Rasmusen (*1961), Sebastian Fagerlund (*1972).


    Vereinzelt hat John Storgårds Werke nichtskandinavischer Komponisten mit skandinavischen Interpreten eingespielt: Johann Melchior Molter (1696-1765), Joseph Haydn (1732-1809), Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791), Hector Berlioz (1803-1869), Henri Duparc (1848-1933), Ernest Chausson (1855-1899), Alexander von Zemlinsky (1861-1942), Gustav Mahler (1866-1911), Manuel Maria Ponce (1882-1948), Erich Wolfgang Korngold (1897-1957), Andrzej Panufnik (1914-1961), Astor Piazzola (1921-1992), Claudio Ambrosini (*1948).


    Von John Storgårds Qualität als Sologeiger kann man sich in der Aufnahme von Robert Schumanns Violinkonzert mit dem Tampere Philharmonic Orchestra und dem Dirigenten Leif Segerstam ein Hörbild machen. Gebraucht ist diese Aufnahme beim Werbepartner Amazon erhältlich.


    Das Violinkonzert von Erkki Melartin (1875-1937) hat er ebenfalls mit Leif Segerstam aufgenommen.



    Hier spielt John Storgårds den ersten Satz im Violinkonzert von Kimmo Hakola.

    Jukka-Pekka Saraste dirigiert das Helsinki Philharmonic Orchestra.


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    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928