Ludwig Schuncke - ein weiterer Frühvollendeter.

  • Frühvollendet, mit diesem altväterlichen Begriff beschrieb man früher u.a. Komponiste, die schon in jungen Jahren meisterliches geleistet haben, aber früh verstorben sind. Wenn dieser etwas eigenartige Begriff auf jemanden zutrifft, dann ist es Ludwig Schunke (auch Louis Schuncke), den ich bereits im Thread http://tamino-klassikforum.de/…&postID=549712#post549712 kurz erwähnt habe. Heute hat Garaguly ein paar positive Worte über seine klaviersonate im Threas "Was hört Ihr gerade jetzt" geschrieben, nebst der Bemerkung, daß ihm dieser Komponist bislang völlig unbekannt war. Das ist kein Wunder, denn Schunke starb bereits im 24. Lebensjahr an Tuberkulose. Schunke wurde 1810 in Kassel in eine Musikerfamilie geboren und bekam bereis früh eine musikalische Ausbildung. Ab 1827 studierte er bei Anton Reicha in Paris. Er lernte im Laufe seines kurzen Lebens zahlreiche Komponierende Zeitgenossen, wie Friedrich Kalkbrenner, Johann Peter Pixis und Hector Berlioz kennen, ebenso wie Frederik Chopin, Felix Mendelssohn- Bartholdy., von denen er mit einigen befreundet war.Eine besonders enge Freundschaft verband ihn mit Robert Schumann, dessen "Neue Zeitschrift für Musik" er mitbegründete und wo er auch mitarbeitete. Schunke starb 24 jährig in Leipzig an der Tuberkulose.
    Ich habe heute die von "Garaguly" gelobte Klaviersonate op 3 gehört und war begeistert. Sie ist Robert Schumann gewidmet.
    Teilweise erinnert sie den kraftvollen Stellen ein wenig an Beethoven. Das hätte ich mich eigentlich nicht zu schreiben getraut, aber das Booklet spricht immerhin vom "Postbeethovianischen" Stil...
    Keine Stilkopie und sehr eigenständig - ein Jammer daß er so wenig hinterlassen hat.
    Auf der CD sind 7 Nummern enthalten, 6 davon mit Opuszahl, wbei die höchste dort die Nr 15 ist Das würde bedeuten, daß es immerhin noch acht weitere werke gäbe - selbst wenn sie bislang noch nicht aufgenommen wurden. Die Produktbeschreibung von jpc zählt hingegen 11 Titel, das funktioniert nur dann, wenn man die vier Sätze der Klaviersonate als EINZELNE Stücke zählt UND den Sonatentitel dazuzählt......


    Und dann die große Überraschung:
    Schunke hinterließ offensichtlich zahlrieche Kompositionen ohnen Opuszahl.
    Und dann schauts gar nicht so schlecht aus. Mann müsste die Werke halt auf Tonträger einspielen....


    Die Jahreszahlen entsprechen der Erstveröffentlichung



    Scherzo capriccioso op. 1
    Variations quasi Fantaisie brillantes sur une thème originale d-moll/D-Dur op. 2 (1829)
    Große Sonate g-Moll op. 3 (1832, Robert Schumann gewidmet)
    (op. 4 unbekannt)
    Fantasie brillante E-Dur op. 5 (1833)
    Allegro passionato a-Moll op. 6 (1833)
    Divertissement brillant op. 7
    1er Caprice C-Dur op. 9 à Mademoiselle Clara Wieck (ca. 1836)
    2de Caprice c-Moll op. 10 (Frédéric Chopin gewidmet) (ca. 1836)
    Rondeau brillant Es-Dur op. 11 (1834)
    Divertissement brillant sur des Aires Allemandes B-Dur op. 12 (1834)
    Variations brillantes sur la Valse funèbre de F. Schubert As-Dur op. 14 (auch mit Orchester, 1834)
    Rondeau en d major D-Dur op. 15 (1847)
    Air suisse varié (vor 1844)
    Six Préludes
    3 Walzer
    Rondino précédé d'une Introduction
    2 Rondinos C-Dur und a-Moll
    Adagio und Rondo G-Dur
    Cappriccio (sic)
    Due Divertimenti
    Fantasie
    Marcia funebre
    VII Variations
    Schnell-Walzer


    Klavier vierhändig


    Petit Rondeau C-Dur
    Rondo brillant G-Dur
    Deux Pièces caractéristiques op. 13 pour piano à quatre mains (erschienen 1834):
    Nr. 1 Andante con moto b-Moll
    Nr. 2 Presto c-Moll


    Klavier und Orchester


    Variations brillantes sur la Valse funèbre de F. Schubert As-Dur op. 14
    (Klavierkonzert, verschollen)


    Kammermusik


    Duo concertant für Klavier und Horn
    Leichte kleine Variationen (über „Ah, vous dirai-je maman“) für Klavier und Violine C-Dur


    Vokalwerke


    Mutterliebe – für Singstimme und Klavier
    Mit goldner Saiten voller Töne – für 3 Singstimmen und Klavier
    Die entschlafende Liebe – für Singstimme und Klavier
    Vier Lieder


    Frühlingslied – für Singstimme und Klavier
    Der Jüngling am Bache – für Singstimme und Klavier
    Des Kindes Wunsch – für Singstimme und Klavier
    Gretchens Lied – für Gesang und Klavier


    Sieben Lieder


    Wiegenlied
    Lied der Hirtin
    Das Sehnen
    Die Bethenden
    Erster Verlust
    Erlkönig
    Lebe Wohl


    Fünf Lieder op. 8


    Gretchens Lied
    Die Erwartung
    Die Laube
    Ich möchte dir wohl sagen
    Der Jüngling am Bach


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Und hier nun die Hörmöglichkeit in Schunckes op 3, jene Klaviersonate, die er Rober Schumann gewidmet hat.

    Schuman und Schuncke schätzten einander sehr, nicht nur menschlich, sondern auch als Komponisten. Schunkes tödliche Krankheit (Tuberkulose) versetzte Schumann in eine tiefe Depression, wie er in einem Brief von 20. November 1834 mitteilte. Schuncke starb am 7. Dezember 1834 in Leipzig.



    mfg aus Wien

    Alfred


    PS: Die CD ist derzeit um 4.99 im Abverkauf zu haben. IMO unverzicvhtbar für jeden Freund frühromantischer Klaviermusik

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !