27.10.2017 (Staatsoper Hamburg) Giuseppe Verdis "Simon Boccanegra"

  • Amelia Grimaldi - Guanqun Yu
    Simon Boccanegra - Claudio Sgura
    Jacopo Fiesco - Alexander Vinogradov
    Gabriele Adorno - Massimo Giordano
    Paolo Albiani - Alexey Bogdanchikov
    Pietro - Alin Anca


    Philharmoniker Hamburg und Chor der Staatsoper Hamburg unter der musikalischen Leitung von Christoph Gedschold;
    Inszenierung Claus Guth, Bühnenbild und Kostüme Christian Schmidt, Licht Wolfgang Göbbel.


    (34.Vorstellung seit der Premiere am 5.Februar 2006)


    In den Programmheften der Hamburger Staatsoper findet sich häufig (leider nicht immer) eine Aufstellung vergangener Produktionen des Werkes, was zuweilen recht interessante Einblicke in die jeweilige Aufführungsgeschichte. So scheint es mit der Hamburger Erstaufführung des Simon Boccanegra im Jahre 1931 (auf einen deutschen Text von Franz Werfel(!), der u.a. auch einen großen - und wie ich finde sehr guten - Verdi-Roman geschrieben hat) insgesamt nur vier Inszenierungen dieser Oper gegeben zu haben: Nach der Erstaufführung mit 11 Vorstellungen eine weitere Ende 1940 ebenfalls in deutsch (Text Carl Stueber) u.a. mit Hotter in der Titelpartie und Ferdinand Frantz als Fiesco unter der musikalischen Leitung von Hans Schmidt-Isserstedt, für welche lediglich acht Aufführungen verzeichnet sind. Dann war es 50 Jahre still um Verdis "Spätwerk" (2te Fassung von 1881), bis es 1991 zu einer neuen Produktion in der Regie von Tony Palmer u.a. mit Bernd Weikl (Boccanegra), Jewgenij Nesterenko (Fiesco) und Fabio Lusisi am Pult kam - die Inszenierung, die es in einem Jahr von Oktober 1991 bis Oktober 1992 immerhin auf 16 Aufführungen brachte, habe ich wohl gesehen, allein die Erinnerungen sind verschwommen ... Seit 2006 schließlich läuft hier am Haus relativ regelmäßig die Guth-Inszenierung (Premierenbesetzung u.a. Grundheber (Boccanegra), Tomlinson (Fiesco) und GMD Simone Young), welche es am Ende der laufenden Serie auf soviele Aufführungen gebracht haben wird, wie all ihre Vorgänger zusammen. Ein weiteres bemerkenswertes Detail ist vielleicht, dass der Simon Boccanegra eine der letzten Opern gewesen ist, die die ehemalige GMD Simone Young in Hamburg dirigiert hat (vgl. auch den Bericht von Ralf Beck) und eigentlich hätte damals ihr zu Ehren der inzwischen wohl als "unverwüstlich" zu bezeichnende Plácido Domingo die Titelrolle übernehmen sollen, ist dann aber leider krankheitsbedingt ausgefallen.


    Anmerkung. Auf youtube findet sich eine Aufzeichnung aus dem Gran Teatre del Liceu, Barcelona aus 2016 (zuletzt aufgerufen am 28.10.2017), in welcher Domingo, der den Boccanegra mittlerweile ja fest in sein (Rest-)Repertoire aufgenommen hat, diese Rolle zu seinem dortigen 50jährigen Bühnenjubiläum "singt". Ihm zur Seite ein mich ebenfalls nicht überzeugender Furlanetto als Fiesco, dafür ein wirklich guter Gabriele Adorno gesungen von Ramón Vargas.


    Kommen wir zum gestrigen Abend: Wir, dass heißt mein kleiner, privater "Kulturverein", waren heuer zu fünft und haben - ohne zuviel zu verraten - gegen 22 Uhr alle recht zufrieden das Haus wieder verlassen. Zuvor gab es einen etwas mehr als zweieinhalbstündigen Verdi-Opernabend mit guten bis hervorragenden Gesangsleistungen in einer der besseren Inszenierungen von Claus Guth. Am meisten Lob verdient m.E. Alexander Vinogradov als Fiesco, dessen im wahrsten Sinne des Wortes wohltönender Bass in jedem Moment den Raum zu füllen vermochte, nie ins "nuschelnde" abglitt und über eine immense Tiefe zu verfügen scheint. Neben ihm sang Claudio Sgura einen adäquaten Boccanegra. Ihre beiden gemeinsamen großen Szenen im Prolog, sowie im letzten Akt ließen einen wahrlich wohlige Schauer über den Rücken laufen. Sgura, der zuletzt an Den Norske Opera in Oslo als Scarpia reüssierte, liefert hier ein nicht nur sängerisch, sondern, in der große Präzision erforderten Inszenierung, auch schauspielerisch beeindruckendes Rollendebüt ab.
    Stimmlich ein wenig unterkühlt, wenngleich im Laufe des Abends flüssiger erschien mir Guanqun Yu. Was auf jeden Fall vorhanden war, eine sichere und sehr klare Höhe. Allerdings passte ihr Timbre und das des Gabriele Adorno, gesungen von Massimo Giordano, in meinen Ohren nicht uneingeschränkt gut zusammen. Zudem verfügt Giordano zwar über eine kräftige, aber dynamisch etwas eindimensionale ("laut", "lauter", "noch etwas lauter") Stimme. Entgegengesetzt dazu der Paolo Alexey Bogdanchikovs, welcher in den entscheidenende Stellen, wie z.B. am Ende des ersten Aktes nicht gut zu hören war und der in seiner Verzweifelung auch nicht wirklich überzeugend wirkte. Christoph Gedschold, seit 2015/16 Kapellmeister an der Oper Leipzig, lieferte ein transparentes Verdi-Dirigat, mit kleinen Überraschungen, wie z.B. einem plötzlich stark angezogenem Tempo im Finale des Prolog und viel Rücksicht auf einzelne Instrumente etwa in der L'aurora-Einleitung des ersten Aktes.


    Die Inszenierung, die im Wesentlichen in einem Einheitsbühnenbild eines weißen Saales mit abwechselnd "Spiegel", Gemälde oder Türen im Hintergrund (nicht unähnlich der hiesigen Luisa Miller in der Homoki-Inszenierung) spielt, interpretiert das Werk vom Ende her. Zu Beginn sehen wir den toten Boccanegra, die Figuren bewegen sich rückwärts und das Drama nimmt - 25 Jahre zuvor - seinen Lauf. Die typisch Guthsche Figurendoppelung sehen wir diesesmal nur für den Titelhelden, der sich z.B. so gleichzeitig im "Spiegel" (ein Rahmen mit einem weiteren Hintergrund-Bühnenbild antsprechend dem Vordergrund, eine ziemlich gut gemachte Illusion) und auf der Bühne bewegt. Insgesamt ist Verdis Oper bei Claus Guth eher eine Kammeroper, die den Fokus auf die zwischenmenschlichen Situationen lenkt und die politischen Dimensionen des Werkes eher in den Hintergrund rückt. Am ehesten ist noch Boccanegra selbst, dessen Gefangenheit in den politischen Zwängen am deutlichsten zum Ausdruck kommt. Bestimmend (und gleichzeitig am rätselhaftesten) für den Verlauf der Zeit ist ein großer Felsbrocken, der im Prolog die Decke des Saales grad eben durchbricht um im letzten Bild am Boden aufgeschlagen die Schicksale der Personen trotz des verdischen Pseudo-Happy-Endes zertrümmert zu haben scheint.


    Als nächstes steht am kommenden Samstag Monteverdis Il ritorno d'Ulisse in patria auf meinem Programm, welcher morgen an der Hamburger Staatsoper Premiere feiert und (für alle interessierten) live im Radio auf NDRkultur übertragen wird (siehe hier).

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Lieber MSchenk!


    Danke für den schönen Bericht, den ich gerne gelesen habe. Besonders interessant war mir der Rückblick auf die Aufführungsgeschichte. Was hatte Hamburg doch für gute Zeiten!


    Beste Grüße
    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Lieber Caruso, Lieber Holger


    vielen Dank für Euren Zuspruch :hello: Gerne würde ich noch häufiger solche Berichte schreiben, denn mein Programm gäbe da vieles her - allein die Zeit ... Auch merke ich jedesmal, wie schwer es doch ist, einen Eindruck von dem zu vermitteln, was der potentielle Leser ja selber nicht gehört und gesehen hat. Da ist die Beschreibung (und ggf. Deutung) der Inszenierung noch das Einfachere, wenngleich auch hier viel mehr Worte zu "verlieren" wären. Ungleich schwerer für mich ist eine auch sprachlich adäquate Beschreibung der Gesangsleistungen, welche, wie wir wissen, gerade Caruso noch um einiges wichtiger ist. Hier bleiben mir oft nur die laienhaften Allgemeinplätze, fehlt doch auch hier mit Familie und Beruf die Zeit, sich die notwendigen Grundlagen zu erhören, zu erlesen, zu erarbeiten. Und vieles, was im Moment des tatsächlichen Hörens im Opernhaus oder auch Konzert noch glasklar erscheint, verliert (nicht zuletzt aufgrund eines auch schonmal besser gewesenen musikalischen Gedächtnisses) bereits auf dem Weg nach Hause an Schärfe und formulierbarer Kontur.

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Was hatte Hamburg doch für gute Zeiten!


    Da muß ich natürlich eine Lanze für die Hamburger Staatsoper brechen: Sicher, früher war alles besser und es gibt kaum eine berühmte Sängerin/einen berühmten Sänger die/der nicht schon in Hamburg gesungen hätte. Einige große Namen der 80er und 90er dufte ich selbst auch noch miterleben, wenngleich damals die Auflösungserscheinungen der Ensemble-Arbeit Rolf Liebermanns nicht mehr von der Hand zu weisen waren. Allein die Erinnerungen verblassen zunehmend (noch dazu ich in einem mir heute unerklärlichen Anfall geistiger Umnachtung irgendwann meine gesammelten Programme und Bestzungslisten aus dieser Zeit entsorgt habe :cursing: ). - Trotzdem, schaue ich mir die aktuelle Ensemble- und Gästeliste 2017/18 an, so finde ich vielleicht nicht immer die ganz großen Namen, aber doch viele (auch junge!) tolle Sängerinnen und Sänger :jubel:

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Gerne würde ich noch häufiger solche Berichte schreiben, denn mein Programm gäbe da vieles her - allein die Zeit ... Auch merke ich jedesmal, wie schwer es doch ist, einen Eindruck von dem zu vermitteln, was der potentielle Leser ja selber nicht gehört und gesehen hat. Da ist die Beschreibung (und ggf. Deutung) der Inszenierung noch das Einfachere, wenngleich auch hier viel mehr Worte zu "verlieren" wären. Ungleich schwerer für mich ist eine auch sprachlich adäquate Beschreibung der Gesangsleistungen, welche, wie wir wissen, gerade Caruso noch um einiges wichtiger ist.

    Lieber Michael,


    da geht es mir wie Dir! Was die Einschätzung von Gesangsleistungen angeht, bin ich Dilettant und werde es wohl immer bleiben! Mein Schwerpunkt ist da einfach ein anderes Fach - Instrumentales, vor allem das Klavier. Ich bilde mir wenigstens ein, die Qualität von Gesangsleistungen zu erkennen, wenn sie da sind, aber zu "absoluten" Einschätzungen reicht es nicht. Da fehlt mir die intensive Hörerfahrung, der Vergleich und deshalb bin ich dann dankbar, wenn Caruso z.B. die kritischen Hinweise gibt. Bei den Inszenierungen pflege ich mich gut vorzubereiten, weil ich sehr selektiv die Aufführungen auswähle. Ich mag Musik nicht "konsumieren" - Oper schon gar nicht. Mit "Simon Boccanegra" habe ich mich noch nie beschäftigt. Kaufen würde ich mir dann wohl zur Vorbereitung die alte Abbado-Aufnahme mit Ghiaurov - wenn Caruso keine Einwände hat. :)


    Die Neuinszenierungen in Münster sind in diesem Jahr mit Kalman, Massenet, Eötvös und dem "Don Giovanni" sehr vielfältig. Die Wiederaufnahme von "Hänsel und Gretel" werde ich auch sehen. Da ich im Moment mit Arbeit "zugepackt" bin (Korrekturlesen von zwei zu publizierenden Büchern, zwei Aufsätze müssen geschrieben werden (einer davon zu Paul Natorp, dem Philosophen, als Komponist), dazu der alltägliche Job), bleibt mir kaum Zeit zur Vorbereitung, ohne die ich einfach in keine Opernaufführung gehe, so dass ich im November nur die Matinee mit der Kalman-Vorstellung mitnehmen werde und meine Frau überrede, mit mir am 28.12. "Hänsel und Gretel" anzuschauen. Die anderen Premieren sind ja alle im nächsten Jahr. Eingeladen bin ich allerdings zum Treffen der hiesigen Richard Wagner-Gesellschaft, und da werde ich auch hingehen. Ich habe immer noch die DVD einer Konwitschny-Inszenierung herumstehen, die ich mir längst zu Gemüte führen wollte, komme aber nicht dazu. Der Nachteil von Opern ist leider, dass sie lang sind! :hello:


    Herzlich grüßend
    Holger

  • Lieber MSchenk,
    Es ist wahrscheinlich für jeden schwer, musikalische Eindrücke in Worte zu fassen. Mir geht es überhaupt nicht anders. Wenn ich Stimmen vorstelle, habe ich immer das Problem. Welche Eigenschaftswörter beschreiben den Klang einigermaßen treffend? Wie kann ich die richtigen Bilder finden für Art, musikalische Linien zu formen? Was ist eigentlich charakteristisch für das Singen? Oft versteckt man sich hinter Fachausdrücken aus der Gesangstechnik und für den Stil. Das ist auch wichtig und sollte einigermaßen präzise thematisiert werden, sagt aber über den sinnlichen Eindruck des Klanges leider noch nicht so viel. Da brauche ich oft viel Zeit für ein paar Zeilen.


    Mach Dir also keine Sorgen: nicht nur dir geht es so. Im übrigen lese ich deine Berichte gerade auch deshalb, weil Du es wagst, etwas über Stimmen und Gesangsleistungen zu schreiben. Es muss ja nicht immer ganz ausführlich sein. Aber wenn über Aufführungen oder Opern-DVDs geschrieben wird und es nur um Kulissen, Kostüme und Assessoires geht, mag ich das überhaupt nicht lesen.


    Also ich freue mich auf jeden neuen Bericht von Dir! Selber mag ich über Aufführungen nicht mehr berichten. Stattdessen schreibe ich lieber über bemerkenswerte Sängerleistungen, die ich in den Aufführungen gehört habe.


    Beste Grüße
    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Die Neuinszenierungen in Münster sind in diesem Jahr mit Kalman, Massenet, Eötvös und dem "Don Giovanni" sehr vielfältig.

    Ich habe grad mal geschaut (siehe hier) und da sticht mir natürlich Eötvös Angel in America ins Auge! Ich habe dass Stück von Kushner vor nicht allzu langer Zeit hier in Hamburg am Thalia Theater gesehen. Ich fand es nicht schlecht, allerdings ist es m.E. doch eher den 80ern verpflichtet und wirkt heutzutage etwas aus der Zeit gefallen. Am interessantesten fand ich letztlich den "Bösewicht" Roy M. Cohn, eine ja tatsächlich hochgradig zwielichtige Figur der neueren amerikanischen Geschichte. Was hat Eötvös musikalisch daraus gemacht und wie wird das inszeniert? Was Eötvös Musik angeht, bin ich etwas skeptisch: Ich kenne z.B. seine Oper Senza sangue, oder sein Violinkonzert DoReMi und erst vor kurzem dirigierte er in der Elbphilharmonie die UA seines neuen Orgelkonzertes. Alles in allem finde ich Eötvös als Komponisten langweilig, schätze ihn jedoch als Dirigenten. - Ich fiebere jetzt schon Deinem Bericht entgegen.

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Mit "Simon Boccanegra" habe ich mich noch nie beschäftigt. Kaufen würde ich mir dann wohl zur Vorbereitung die alte Abbado-Aufnahme mit Ghiaurov - wenn Caruso keine Einwände hat.


    Dagegen habe ich nun wirklich keine Einwände!
    Allenfalls den, dass Du Dich nicht allein auf eine Aufnahme stützen solltest bei Deiner Vorbereitung!
    Da käme dann noch in Betracht:



    Da bekommst Du noch einen ganz anderen Eindruck von dem Werk!


    Beste Grüße ( ich muss mich jetzt sputen: um 8 p.m. fängt Jacopo Foronis 'Margherita' an!)


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Beide Aufnahmen (Abbado, Santini) habe auch ich zur Vorbereitung herangezogen ;)

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

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  • Lieber Michael,


    Eötvös kenne ich von früher, wo er mit Stockhausen zusammengearbeitet hat. Als damals in der Kölner Messehalle die "Gruppen" aufgeführt wurden, wofür bekanntlich drei Dirigenten nötig sind, haben Stockhausen und Eötvös zusammen dirigiert. In der Bielefelder Oetker-Halle gab es ein Konzert vor etlichen Jahren, wo dann Marcus Stockhausen das Trompetenkonzert von Eötvös als Solist gespielt hat. Ansonsten habe ich mich mit dem Komponisten Eötvös eigentlich gar nicht beschäftigt. Ich bin also sehr gespannt, wie das wird. :hello:


    Schöne Grüße
    Holger

  • Da bekommst Du noch einen ganz anderen Eindruck von dem Werk!


    Beste Grüße ( ich muss mich jetzt sputen: um 8 p.m. fängt Jacopo Foronis 'Margherita' an!)

    Lieber Caruso,


    viel Spaß! :) Herzlichen Dank für den Tip!!! - ist das dieselbe Aufnahme wie diese hier in der Naxos-Ausgabe:



    Ich werde mir dann beide Aufnahmen zulegen... :) :hello:


    Herzlich grüßend
    Holger

  • Simon Boccanegra ist auch eine von mir sehr geschätzte Oper. Schade, daß ich solche Opern wie diese nicht mehr in meiner Nähe sehen bzw. erleben kann. Mit der Bonner Oper stehe ich z. Zt. auf Kriegsfuß. Die Ära unter delMonaco und Riber ist leider vorbei. Ich werde nun "ersatzweise" folgende DVD genießen:

    W.S.

  • Lieber Michael, dank Deiner Empfehlung habe ich mir heute am späten Nachmittag noch eine Karte für diese Aufführung besorgt und habe letztlich einen großen Opernabend erleben dürfen. Was der neben dem baumlangen italienischen Bariton Claudio Sgura (Simon) eher schmächtig wirkende, 1976 in Moskau geborene Vinogradov mittels seiner Stimmbänder aus dem Brustkorb holte, war bewundernswert: ein mächtiger schwarzer, auch in der Tiefe klingender Bass, wie man ihn fast nur von russischen Sängern manchmal hört. Mühelos lag er über dem Orchester, selbst aus der Tiefe der Bühne singend. Das gelang, wie auch bei der von Dir gesehenen Aufführung, dem eher schmalen Bariton von Alexey Bogdanchikov (als nicht unwichtige Figur) mit seiner Darstellung des intriganten und giftmörderischen Paolo Albiani und auch gesanglich leider nicht. Sgura war heute ein imponierender Simon, sowohl stimmlich als auch darstellerisch. Unterkühlt fand ich Guanquan Yu heute nicht. Sie sang im zweiten Bildel wie ein Engel: Was für eine schöne Stimme, welcher Farbenreichtum, welche blühende Höhe, welche betörende Mittellage, was für ein silberner Glanz bei manchen Passagen. So etwas habe ich bei Verdi lange nicht gehört. Massimo Giordano war ebenfalls gut als Gabriele Adorno, der sich nach Amelia verzehrt, Simon als Nebenbuhler hasst (warum sagt man ihm nicht früher, dass Simon Amelias Vater und Fiescos Schwiegersohn ist?) und schließlich vom sterbenden Simon zum Dogen bestimmt wird. Wenn man etwas bei ihm anlässlich der heutigen Aufführung kritisieren würde, wäre es manches unvermeidliche, die Tonbildung begleitende Schluchzen. Auch das Orchester (Leitung Christoph Gedschold) spielte schließlich prächtig auf, vor allem im Schlussbild gelangen im Graben berührende Töne. Insgesamt war es eine stimmlich, darstellerisch und auch szenisch große Opernaufführung, bei der man über die kleinen Unebenheiten durchaus hinwegsehen konnte. Großer Jubel für Massimo, Vinogradov, Yu und Sgura. Nochmals vielen Dank für den Tipp.

    Oper lebt von den Stimmen, Stimmenbeurteilung bleibt subjektiv