Johann Baptist Cramer - Ein englischer Komponist mit deutschen Wurzeln

  • Da es jetzt bereits einige CDs mit seinen Kompositionen gibt, ist es wohl angebracht ihm einen eigenen Thread zu widmen. Es wird bei einem bleiben, denn obwohl er es auf eine Opuszahl von 74 Werken gebracht hat, sind alle seine Kompositionen klavierbezogen. Er schrieb 8 Klavierkonzerte, der Rest sind Klavierstücke und Klaviersonaten. Ich konnte sein Werk nicht einteilen, soll heissen mit niemandem Vergleichen, Zum einen kenne noch zu wenig (es gib nur wenig auf CD), zum andern war sein Kompositionsstil und die Qualität sehr unterschiedlich. Er war nämlich vorzugsweise Pianist - übrigens einer der besten seiner Zeit, was Beethoven ausdrücklich erwähnte. Beethoven und Cramer schätzen einander sehr und waren sogar befreundet.
    Kennengelernt haben sich die beiden fast gleichaltrigen auf einer der langjährigen Reisen Cramers durch Europa und somit auch Wien. Cramer wurde übrigens 1771 in Mannheim geboren, aber schon mit 3 Jahren übersiedelte er mit der Famiilie nach London. Wien hat er dreimal für längere Zeit besucht und dort die Klavierfabrik Cramer und Mayer gegründetn, in London dann einen Musikverlag, J. B. Cramer & Co. Ltd, der noch heute besteht.
    Gestorben ist er 1858 ebenda - nachdem er zuvor einige Jahre in Paris gelebt hat.


    Ich habe soeben aus der gezeigten CD des verdienstvollen rührigen Labels "GRAND PIANO", die "Anglio-Caledonien Varie" gehört., ein eingängige Varitiationenfolge der eher einfachen Bauart, aber eigentlich recht eigenständig, ohne ein mir bekanntes Vorbild. Cramer scheint ein guter Geschäftsmann gewesen zu sein, denn er erfüllte mit seinen weniger komplexen Werken die Amsprüche des damaligen Markts, der stark nach Werken von Cramer verlangte. Die anspruchsvolleren und auch etwas sperrigeren Werke mit Tiefgang schrieb er vorzugsweise für sich und seine Konzertauftritte... Sollte ichs vergessen haben - er spielte auch mit Liszt im Duett und war darüber hinaus auch Klavierpädagoge und Mitbegründer der Philharmonischen Gesellschaft in London.


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • So - nun hat Herr Cramer auch ein Gesicht

    Das erste Stück auf der im Eröffnungsbeitrag abgebildeten CD, die Air Anglo.Caledonien Varie ist ein Variationenwerk - ein "Schusterfleck" - wie Beethovens "Diabelli-Variationen - aber doch kürzer und einfacher. Ein einfaches Thema mit 8 Variationen und einer Coda ams Schluss., verteilt auf 8 Tracks, weil eine Tracks gleich 2 Variationen enthalten. Es ist sehr singend im Ton einfallsreich und hat Ohrwurmqualitäten.

    In London hatte Cramer des berühmtesten Pianisten seiner Zeit und auich als Komponist war er geschätzt. Hier ein Auszug aus der Ankündigung der Veröffentlichung im Londoner Monthly Magazine;

    Zitat


    Herr Cramer hat in der gegenwärtigen Ausgießung seines Genies eine Etüde für das Pianoforte produziert....etc etc..

    Da sieht man, wie elegant und höflich man seinerzeit über wichtige Persönlichkeiten schrieb und sprach. So gefällt es mir "Ausgießuung seines Genies" - so sollte man bei Tamino auch formlieren - wenigstens im Umgang mit dem allererlauchtigsten Forenbetreiber und Prinzipal...

    Um beim Thema zu bleiben. Der Rezensent bezeichnet das Werk als "blühend, frei und spielerisch.....Womit schon vile gesagt ist...


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Heute habe ich mir die - ebenfalls auf der gezeigten Cd enthaltene viersätzige Klaviersonate op 27 Nr 1 aus dem Jahre 1802 angehört. Sie ist nicht so eindeutig leicht, wie beispielsweise die Air Anglo.Caledonien Varie , etwas verhaltener und düstere Stellen wechseln mit cantablen Stellen ab worin Cramer auch als Pianist angeblich unererreicht war. Besonders eingängig und fröhlich empfand ich den Finalsatz.


    1) Patetico e lento

    2) Allegro Schrezando

    3) Andante con moto

    3) Rondo allegretto


    Der Autor des Booklet sieht eine gewisse Nähe zum Stil Beethovens - ich bin da eher zurückhaltender.

    In der Tat ist das 19. Jahrhundert bereits überwunden, man merkt den Stlwandel - aber ich würde Cramer doch am ehesten als "eigenständig" sehen wollen. Wer will kann auch Clementi heraushören, mit dem Cramer aufgetreten ist und dessen Schüler er für eien kurzen Zeitraum lang war.
    Konträre Meinungen werden gern gelesen. Ich kann mir nicht vorstellen, daß ich im gesamten deutschen Sprachraum der Einzige binn, der diese CDs besitzt....


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !