Herman D. Koppel - "der dänische Bach"

  • Herman D. Koppel (1908-1998) war einer der führenden Figuren der dänischen Musikszene, die er als Komponist und Pianist entscheidend mit prägte. Der Sohn jüdischer Einwanderer kam im Alter von 17 Jahren an das Musikkonservatorium von Kopenhagen. Hier lernte er Carl Nielsen kennen, der ihn vor allem als Komponist förderte. Als Pianist debütierte er 1930 mit Nielsens Thema und Variationen. Während der Nazi-Okkupation flüchtete er mit seiner Familie nach Schweden und arbeitete auch hier als Pianist. Nach dem Kriege kehrte die Familie nach Kopenhagen zurück und Koppel war von 1955 bis 1978 Professor für Klavier am dortigen Musikkonservatorium. Koppel setzte sich nicht nur für die Werke Nielsens ein, sondern auch für die von Schönberg, Hans Werner Henze, Pierre Boulez und Luigi Nono. Noch im hohen Alter nahm er Schönbergs Klavierkonzert ins Repertoire auf.


    Da sowohl der Bruder als auch mehrere Kinder bekannte Musiker wurden, wird er gelegentlich als der "dänische Bach" bezeichnet. Zwei seiner Sohn (Anders und Thomas) gründeten z.B. die legendäre Underground-Band Savage Rose. Anders Koppel ist inzwischen einer der bekanntesten zeitgenössischen Komponisten Dänemarks geworden.



    Vater Koppel komponierte 7 Symphonie, die alle auf dacapo eingespielt wurden.


    Die erste Symphonie stammt von 1930, sie fiel bei der UA durch Telmanyi durch und wurde als unoriginell und Nielsen-Plagiat kritisiert. Das kann ich hörend nicht unbedingt nachvollziehen, es gibt natürlich Einflüsse des großen Vorbilds, aber man hört noch ein halbes Dutzend anderer Einflüsse. Insgesamt sicher kein Meisterwerk, aber auch nicht so schlecht wie seine Presse, speziell den 2. Satz fand ich ziemlich eindrucksvoll. Spätere Symphonien sind laut diverser Reviews aber deutlich gehaltvoller, davon werde ich mir demnächst einen Eindruck verschaffen.



    Den Melomanen hier im Forum ist Koppel vielleicht als früher Begleiter von Aksel Schliøtz bekannt.



    Auf dieser Aufnahme spielt Koppel fast Bach, nämlich die Chaconne von Carl Nielsen.


  • Wer im Rahmen der derzeitigen Dacapo Sonderaktion seinen symphonischen Horizont erweitern möchte, dem kann ich die CD mit der 3. Symphonie von Herman D. Koppel empfehlen. Dieses halbstündige einsätzige Werk entstand in den letzten beiden Kriegsjahren und klingt auch so. Ich würde es stilistisch den Kriegssymphonien von Schostakowitsch (Symphonie 8) und Prokofieff (Symphonie 6) zuordnen, ein düsteres auch aufbegehrendes Werk, nicht ganz eingängig, aber ziemlich eindrucksvoll.



    Die Dänen scheinen ihre Symphoniker dieser Epoche ähnlich zu würdigen wie die Deutschen, nämlich fast gar nicht.