• Max Pommer, geboren am 9. Februar 1936 in Leipzig, ist ein deutscher Dirigent und Musikwissenschaftler.


    Max Pommer wurde als Urenkel des gleichnamigen Architekten und Bauunternehmers in Leipzig geboren und besuchte die dortige Thomasschule. Es folgte ein Dirigier- und Klavierstudium an der Leipziger Hochschule für Musik, anschließend ein Studium der Musikwissenschaft an der Universität Leipzig, welches er 1968 mit einer Dissertation über "Melodische Einflüsse des Ländlers auf die Wiener Komponisten des 19. und 20. Jahrhunderts" abschloss.


    Er fungierte als Chorassistent unter Hans Sanding und arbeitete danach unter Herbert Kegel und Herbert von Karajan. Nach einer Kapellmeistertätigkeit in Borna amtierte er zwischen 1962 und 1973 als Leiter der Leipziger Kammermusikvereinigung und der Gruppe Neue Musik Hanns Eisler.


    In den Jahren von 1973 bis 1987 war er Leiter des Leipziger Universitätschores. In diese Zeit fällt die 1979 erfolgte Gründung des Neuen Bachischen Collegium Musicum, als dessen künstlerischer Leiter Pommer bis 1987 fungierte.


    Bereits zu DDR-Zeiten wurde Max Pommer durch Gastdirigate international bekannt. 1980 wurde er zum Professor an der Universität Leipzig berufen.


    Von 1987 bis 1991 amtierte er als Generalmusikdirektor des Rundfunk-Sinfonie-Orchesters Leipzig. Zwischen 1990 und 2005 war Pommer zudem Professor für Orchestererziehung und Dirigieren an der Hochschule für Musik Saar in Saarbrücken.


    1991 dirigierte er erstmals die Hamburger Camerata, deren künstlerischer Leiter er von 2001 bis 2011 war.


    Nach Ende seiner universitären Tätigkeit konzentrierte sich Pommer verstärkt auf Dirigate im Ausland. Seit 2015 amtiert er als Chefdirigent des Sapporo Symphony Orchestra in Japan.


    Er tat als Gastdirigent u. a. beim SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg, beim Orchestre National Bordeux-Aquitaine, beim Saint Paul Chamber Orchestra, beim Mozarteumorchester Salzburg und bei zahlreichen japanischen Orchestern in Erscheinung.


    Max Pommer spielte Schallplatten für Labels wie Capriccio, Berlin Classics, Ondine und Fontec ein.





    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Vor elf Jahren, genau gesagt am 12. April 2006 schrieb Tamino Exmitglied "Lullist" im Thread
    Bach auf modernen Instrumenten - Ist das heute noch vertretbar ?
    folgendes:

    "East German Revolution" - gewissermaßen ein
    Einblick in die Musikkultur der DDR.
    Da war auch u.a. die 4. Orchestersuite von Bach drauf, gespielt durch das Leipziger Gewandhaus unter Max Pommer.....


    .... einfach nur Ohrenkrebs erzeugend :D :D :D
    Aber trotzdem interessant


    Ein ziemlich harsches Urteil. Ich habe daher den betreffenden Thread wieder aufleben lassen.
    Allerdings habe ich das Zitat - es betrifft ja denNamensgeber dieses Threads - auch hier eingestellt. Allerdings hat sich Max Pommer inzwischen auch schon anderen Segmentern der Klassischen Musik zugewandt. Er war ja , ebenso wie Karl Richter und Helmuth Rilling gewissermaßen ein Opfer der HIP Bewegung - Es gab natürlich noch weitere Betroffene, aber da sind von vielen nicht mal mehr die Namen bekannt


    Ich habe übrigens recherchiert: Das von Max Pommer 1979 gegründete "Neue Bachsche Collegium musicum " existiert noch immer.



    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Dieses wirklich harsche Urteil kann so natürlich nicht unkommentiert dastehen. Ich kannte das von Max Pommer gegründete Neue Bachische Collegium Musicum schon früh in meiner Klassiklaufbahn durch Einspielungen diverser Bach-Kantaten mit dem Thomanerchor unter Hans-Joachim Rotzsch. Dieses Orchester muss sich mitnichten verstecken. Wenn jetzt Barockaufnahmen mit großem Orchester pauschal abgewertet werden, so sagt dies ja weniger über die Ausführenden als über die Urteilenden.


    Pommer ist wohl einer dieser Dirigenten, denen im hohen Alter noch eine erstaunliche Alterskarriere in Japan vergönnt ist. Auf irgendeine Weise scheint es betagte europäische Dirigenten gern nach Fernost zu ziehen. Gerhard Bosse, Jahrzehnte langer Konzertmeister des Gewandhausorchesters, wäre ein ähnlicher Fall, genauso der hierzulande leider fast unbekannt gebliebene tschechische Dirigent Radomil Eliška, der kürzlich mit 86 Jahren seinen endgültigen Rückzug vom Podium ankündigte, nachdem er im letzten Jahrzehnt in Japan zu einer Art Ikone geworden war, wovon zahlreiche Einspielungen zeugen. In Japan wird diesen Dirigenten, die in Europa immer im Schatten anderer standen, im Geisenalter doch noch die Anerkennung zuteil, die sie verdienen.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Zitat

    Auf irgendeine Weise scheint es betagte europäische Dirigenten gern nach Fernost zu ziehen


    Das hängt mit der asiatischen Kultur zusammen, wo das Alter einen hohen Stellenwer geniesst. Das war früher bei uns ebenso. Vermutlich war es der amerikanische Einfluß der das alles zerstört hat.


    Beste Grüße aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Pommer und einige andere auf Barockmusik spezialisierte Kantoren und Dirigenten der damaligen DDR haben meinem Eindruck nach weit mehr als z.B. Richter und vor Rilling einzelne Erkenntnisse der histor. Musikforschung in ihre Praxis einfließen lassen.
    Das führt zwar in der Kombination mit modernen Instrumenten und einigen anderen, kein bißchen historisierenden Spielweisen zu recht eigenartigen, aber manchmal interessanten Ergebnisssen. Zumindest einen Versuch wert sind m.E. Händels Concerti grossi mit Pommer und die Kunst der Fuge. Die Händel-Concerti zeigen die besagte Mischung von relativ vielen Verzierungen bei einem sehr weichen ("unhippen") Klangbild, das ist nicht uninteressant und die Kunst der Fuge eine sehr schöne Version mit abwechslungsreichen gemischten Besetzungen.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)