Edo de Waart – weit mehr als Haitinks Assistent


  • Edo de Waart, geboren am 1. Juni 1941 in Amsterdam, ist ein niederländischer Dirigent.


    Nach seinem Studium (Oboe, Klavier und Dirigieren) am Sweelinck-Konservatorium in Amsterdam wurde er 1963 Oboist im Concertgebouw-Orchester. Im Jahre darauf gewann er den Dimitri-Mitropoulos-Dirigierwettbewerb in New York. Infolge dessen wurde er ein Jahr lang Assistent von Leonard Bernstein, dem damaligen Chefdirigenten des New York Philharmonic. Nach seiner Rückkehr in die Niederlande wurde er Assistenzdirigent unter Bernard Haitink, dem Chefdirigenten des Concertgebouw-Orchesters.


    Seit 1973 war er Chefdirigent folgender Orchester:


    Rotterdamer Philharmoniker (1973–1979)
    San Francisco Symphony (1977–1985)
    Minnesota Orchestra (1986–1995)
    Radio Filharmonisch Orkest (1989–2004)
    Sydney Symphony Orchestra (1993–2003)
    Hong Kong Philharmonic Orchestra (2004–2012)
    Milwaukee Symphony Orchestra (2009–2017)
    Royal Flemish Philharmonic (2011–2016)
    New Zealand Symphony Orchestra (seit 2016)


    Er ist heute Ehrendirigent des Radio Filharmonisch Orkest und des Milwaukee Symphony Orchestra.


    Neben seinen Chefdirigentenpositionen fungierte de Waart als Gastdirigent bei vielen der renommiertesten Orchester der Welt, darunter das Chicago Symphony Orchestra, die Berliner Philharmoniker, das Gewandhausorchester Leipzig, das Boston Symphony Orchestra, das Cleveland Orchestra, das Los Angeles Philharmonic, das Philharmonia Orchestra, das Royal Philharmonic Orchestra, das Orchestre de la Suisse Romande, das Orchestra of St. Luke's und das Chamber Orchestra of Europe.


    Edo de Waart gilt insbesondere als Experte für Neue Musik. Er dirigierte die Premieren der meisten Werke von John Adams und spielte dessen Oper "Nixon in China" ein.


    Daneben ist er besonders als Operndirigent in Erscheinung getreten und gastierte u. a. bei den Bayreuther Festspielen ("Lohengrin" 1979), bei den Salzburger Festspielen, am Royal Opera House, an der Opéra Bastille, an der Metropolitan Opera, an der San Francisco Opera, an der Houston Grand Opera, an der Santa Fe Opera sowie an der Oper von Sydney. Zwischen 1999 und 2004 war er Chefdirigent der Niederländischen Oper, zwischen 2007 und 2009 der Santa Fe Opera.


    Er und seine sechste Frau, Rebecca Dopp, leben in Maple Buff, Wisconsin.


    Zu seinen wichtigsten Aufnahmen zählen Einspielungen aller Symphonien von Mahler und sämtlicher Klavierkonzerte von Rachmaninow (mit Zoltán Kocsis). Bedauerlicherweise ist relativ viel derzeit vergriffen.







    Trotz dieser beeindruckenden Laufbahn blieb der noch immer sehr aktive Edo de Waart international stets im Schatten Bernard Haitinks.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Trotz dieser beeindruckenden Laufbahn blieb der noch immer sehr aktive Edo de Waart international stets im Schatten Bernard Haitinks.

    Ja, leider, denn er ist ein hochinteressanter Dirigent - und das nicht nur für die Werke von John Adams!
    Ich konnte Ihn einmal live hören mit Mahlers Dritter - es ist leider schon zu lange her, aber ich fand es damals sehr gut.


    Auf CD absolut bemerkenswert ist auch seine Aufnahme der Orgelsinfonie von Saint-Saens aus San Francisco:



    Eine von französischem Esprit getragene Aufnahme, kein unnötiger Bombast.


    Und seine Alpensinfonie höre ich sehr gerne:



    Eine durchdachte, strukturbetonte und tieflotende Aufnahme.

  • Ich besitze folgende Aufnahme mit Edo de Waart. Ich konne sein Dirigat nicht beurteilen, weil mir die 3 Mahler (das Werk, nicht sie Interpretation !!) eher mißfiel. Soeben habe ich sie - aus Neugiert herausgekramt und ich muß sagen, daß ich meine damaliges Urteil nicht verstehe, auch wenn das schon an die 20 Jahre her ist. Auch die Tontechnik ist - zumindset über KH - superb.
    Warum ist dieser Dirigient unterschätzt ? Zum einen ist er doch einigermaßen bekannt, aber IMO hat er zuoft das Orchester gewechselt. Schallplattenfirmen lieben eine langwährende Zusammenarbeit eines Orchesters mit einem Dirigenten. Es entsteht dann im Idealfall eine gut vermarktbare Marke
    Es ist (aus meiner Sicht) auch nicht vorteilhaft allzuoft auf verschiedenen Labeln aufzunehmen. Keines führt sich dann für die lebenslämgliche PR zuständig.....
    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich kenne Edo de Waart seit 30 Jahren. In der Mitte der 80er Jahre, als das Kabelfernsehen noch in den Kinderschuhen steckte, wohnte ich mit meiner Familie in einem Wohngebiet, das als Erstes in unserer Stadt mit Kabelfernsehen ausgerüstet wurde, damals noch über die Bundespost. Und in den ersten Jahren waren noch holländische Fernsehsender freigeschaltet. Und auf einem Sender wurde sonntagsmorgens um 11.00 Uhr immer die Matinée aus dem Concertgebouw übertragen. Am Pult stand manchmal Leonard Bernstein, etwas öfter Bernard Haitink und am häufigsten Edo de Waart. Ich habe ihn damals sehr gerne gesehen und gehört, und ich denke, es ist an der Zeit, mich mal um seine Aufnahmen zu kümmern:


    Hier die wunderbare Dritte Mahler mit dem Malaysian Philharmonic Orchestra


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Ich bin auf Edo de Waart vor ein paar Jahren gestoßen, als ich mich mit den Klavierkonzerten von Rachmaninow beschäftigte. Ehrlich gesagt interessierten mich die Aufnahmen zunächst primär wegen Zoltán Kocsis, aber auch die orchestrale Begleitung des blendend aufgelegten San Francisco Symphony unter de Waart lässt kaum Wünsche offen. Das ist wohl wirklich insgesamt einer der gelungensten Zyklen der Rachmaninow-Klavierkonzerte. Wie ich vorhin bei der Recherche für den Einführungsbeitrag feststellte, ist die Gesamtaufnahme mittlerweile wohl weitgehend vergriffen. Immerhin wurde eine Auskoppelung der beliebtesten Konzerte Nr. 2 und 3 preiswert neu aufgelegt. Volle Empfehlung von meiner Seite jedenfalls.


    Hier die alte Gesamtaufnahme (Philips):



    Hier die Neuauflage von Nr. 2 & 3 (jetzt kurioserweise auf Decca):



    1 & 4 gab es auch einzeln:


    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Edo de Waart gilt insbesondere als Experte für Neue Musik.


    Begonnen hat de Waart seine Dirigentenkarriere allerdings als Mozartdirigent, einige der Aufnahmen der Serenaden und Divertimenti der Philips Mozart GA entstanden unter seiner Leitung. Darunter eine wunderbare Gran Partita.



    Neben den Klavierkonzerten hat De Waart auch die Symphonien von Rachmaninov eingespielt, die 3. müsste ich noch irgendwo als LP haben. Alle 3 gab es auf einer Philips Duo, bis vor wenigen Minuten gab es am Marktplatz ein Angebot für € 1,08. Dafür höre ich mir die Aufnahmen gerne noch einmal an.


  • Die Mahler-Sinfonien-Gesamtaufnahme auf RCA sollte endlich einmal wiederveröffentlicht werden. Ich habe sie zwar als Download, hätte sie aber lieber als "normale" CDs.


    Die Erste Sinfonie hat er aber auch mit dem Minnesota Orchestra aufgenommen (Virgin), und die habe ich zum Glück:



    Es ist leider eine ganz furchtbare Billigausgabe mit praktisch gar keinen Informationen.


    Warum ist dieser Dirigient unterschätzt ? Zum einen ist er doch einigermaßen bekannt, aber IMO hat er zuoft das Orchester gewechselt. Schallplattenfirmen lieben eine langwährende Zusammenarbeit eines Orchesters mit einem Dirigenten. Es entsteht dann im Idealfall eine gut vermarktbare Marke


    Es ist (aus meiner Sicht) auch nicht vorteilhaft allzuoft auf verschiedenen Labeln aufzunehmen. Keines führt sich dann für die lebenslämgliche PR zuständig.....

    Ja, das ist leider wahr. Gerade bei Edo de Waart hat das zu absoluter Unübersichtlichkeit geführt. Man muß sich die einzelnen Aufnahmen mühsam zusammensuchen. Und das allermeiste ist sowieso gestrichen.


    Am bekanntesten dürften wohl wirklich seine (Erst-)Aufnahmen der Werke von John Adams sein. Diese sind auch alle auf dem US-Neue Musik-Label "Nonesuch" erschienen. Und es sind zeitlos gute Aufnahmen.