Camille Saint Saëns
Proserpine
(Proserpina)
Lyrisches Drama in vier Akten
Libretto: Louis Gallet nach Auguste Vacquerie
Originalsprache Französisch
Uraufführung: Paris 1887
PERSONEN DER HANDLUNG
Proserpine, eine Kurtisane, Sopran
Sabatino, ihr Liebhaber, Tenor
Renzo, sein Freund, Bass
Angiola, Renzos Schwester, Sopran
Squarocca, ein Bandit, Bariton
Orlando, Freier, Tenor
Ercole, Freier, Bariton
Filippo. Freier, Tenor
Gil, Diener, Tenor
Pförtnerin, Novizen, junge Damen und Herren, Diener, Pilger, Bettler, Soldaten
Ort und Zeit der Handlung: Italien, 16. Jahrhundert
INHALTSANGABE
ERSTER AKT
Gärten an Proserpines Palast. Abenddämmerung
Die Freier Orlando, Ercole und Filippo sowie eine Gruppe junger Damen und Herren haben sich versammelt. Sie fragen sich, was wohl das Geheimnis Proserpines und wer heute ihr Favorit sei, nachdem sie nunmehr das erste Mal seit einem Monat wieder ihre Gärten zu einer Feier geöffnet habe.
Proserpine erscheint und die Freier fragen, wem sie ihre Gunst erweisen werde. Doch sie erkundigt sich nur nach Sabatino, und da er noch nicht erschienen ist, verschwindet sie wieder und auch die anderen entfernen sich.
Sabatino kommt mit seinem Freund Renzo. Er will nicht an der Feier teilnehmen, aber Renzo, der ihn mit seiner frommen Schwester Angiola verheiraten möchte, verlangt er von ihm - trotz der Beteuerungen, dass er seinem früheren Leben abgeschworen habe - er müsse sich ausdrücklich von Proserpine lossagen.
Proserpine erscheint mit Gefolge. Sie begrüßt Renzo, schenkt aber Sabatino keine Beachtung. Die Freier weist sie an, sich zurück zu halten, und schickt die Gesellschaft zu dem gerade beginnenden Konzert.
Allein geblieben, träumt sie von wahrer Liebe, fürchtet aber, dass alle Hoffnung vergebens sei.
Sabatino kehrt zurück und will von Proserpine wissen, warum sie ihn immer so abweisend behandelt habe. Sie erklärt, dass ihr die Liebe gegen Bezahlung zuwider sei und sie sich nach echter Liebe sehne. Dabei lässt sie durchblicken, dass sie ihn liebe. Sabatino erklärt das für Schwindel. Seine Liebe sei wie die der anderen und auch er habe Geld. Darauf jagt sie ihn fort. Unterwegs begegnet er Renzo und erklärt ihm, dass er seinen Willen erfüllt habe. Während diese abgehen, schwört sie, dass sie diesen Affront rächen werde.
Sie bleibt enttäuscht zurück und beklagt sich über die reichen Männer, die ihre Liebe nur kaufen. Die Gäste kommen aus dem Palast. Da stößt der Diener Gil den Banditen Squarocca herein. Er habe ihn erwischt, wie er in ihrem Hause habe stehlen wollen. Doch Proserpine bittet darum, sie mit Squarocca allein zu lassen. Sie verspricht, ihn nicht ins Gefängnis zu bringen, sondern drängt ihn dazu, mit ihr aufs Fest zu gehen und das zu tun, was sie verlange.
Die Gäste kommen aus dem Palast. Als sie ihnen Squarocca vorstellt, sind diese erstaunt. Doch sie sagt, dass Reichtum nicht alles sei. Orlando hält ihr vor, dass sie wohl auf Sabatino warte. Doch der sei für sie verloren. Er heirate die Schwester Renzos, die er seit zwei Jahren liebe. Proserpine ist wütend. Sie versichert sich der Ergebenheit Squaroccas, der ihr verspricht, er werde alles für sie tun, außer töten. Dann lädt sie alle zum Fest ein.
ZWEITER AKT
In einem Kloster
Zu Beginn ist die Bühne leer. Man hört von außen das Ave Maria.
Angiola tritt mit Nonnen, Novizen und Internatsschülerinnen auf. Diese preisen das Leben, das Angiola nach ihrer Heirat haben werde. Sie entgegnet, dass ihre Hoffnung geschwunden sei. Ihr Bruder wolle nicht, dass sie heirate.
Da kündigt die Pförtnerin Renzo und Sabatino an. Renzo tritt zuerst auf, begrüßt seine Schwester und verkündet ihr, dass er sie nunmehr aus dem Kloster befreien werde und ihr einen Mann gewählt habe, einen Sünder, der ihre Gnade erbittet. Als er Sabatino herbeiwinkt, erschrickt sie. Ihr Bruder beruhigt sie aber, Sabatino habe sein früheres Leben aufgegeben. Auch Sabatino erklärt, dass sie allein seine Zukunft sei. Angiola vertraut ihrem Bruder, denn auch sie liebt Sabatino. Die beiden verloben sich. Dann bittet Renzo Sabatino, vorauszureisen, um alles für die Heimkehr Angiolas vorzubereiten.
Die Glocke läutet und das Kloster und der Chor der Nonnen und Novizen lädt Pilger und Bettler zu Speisung ein. Auch Squarocca hat sich, als Pilger verkleidet, darunter gemischt, um sich im Auftrag Proserpines Angiola anzusehen. Nach der Verteilung der Gaben ziehen sich alle langsam zurück. Squarocca geht mit den Pilgern und auch Renzo und Sabatino verabschieden sich.
DRITTER AKT
Im Innern einer Schutzhütte in den Bergen
Proserpine hat sich als Zigeunerin verkleidet und erwartet Squarocca . Dieser kommt und berichtet ihr, dass er Angiola gesehen habe. Er beschreibt ihre Schönheit. Doch davon will sie nichts hören. Dann berichtet er ihr, dass er alle Vorkehrungen getroffen habe, Renzo und Angiola aufzuhalten und hierher zu bringen. Die Kutsche werde von seinen Freunden geführt und am Fuß der Berge werde ein Zugriemen reißen. Da kein Material zur Behebung vorhanden sei, werden die Reisenden, wenn es dunkel wird, hier ein Licht sehen und kommen. Dann seien sie in der Falle. Sie wünscht, dass Renzo an einen Baum gefesselt werde. Squarocca stellt ein Licht in ein Fenster und geht, seine Kameraden anzuweisen.
Während seiner Abwesenheit klagt Proserpine: Sie habe nur Liebe für Sabatino empfunden, nun brenne sie vor Eifersucht. Sie werde nicht zugeben, dass er Angiola heirate. Sie ruft dann ihre Namensvetterin, Proserpina, die Göttin der Unterwelt an. Diese habe das gleiche Schicksal wie sie, die Göttin entbehre des Tageslichts, sie der Liebe.
Squarocca kehrt zurück und berichtet, dass die Kutsche in der Nähe sei. Dann stimmt er, um die Reisenden zu locken, ein Trinklied an.
Renzo und Angiola kommen. Proserpine verbirgt ihr Gesicht. Squarocca bittet die beiden herein und auf den Bericht Renzos, bietet er seine Hilfe an. Er gehe mit Renzo, den Schaden zu beheben. Angiola solle so lange bei seiner „Schwester“ bleiben.
Nachdem die Männer gegangen sind, verlangt Proserpine Angiolas Hand. Sie liest daraus die Tatsachen, die sie von ihr kennt und Angiola wundert sich, woher sie das weiß. Dann jedoch verkündet sie ihr, dass auf ihrer Heirat ein Fluch laste und sie sofort ins Kloster zurückkehren solle, wenn sie ihren Bruder retten wolle. Sie fordert von ihr den Schwur, auf ihre Heirat zu verzichten. Als Angiola sich weigert und wissen will, welches Interesse sie daran habe, wirft Proserpina ihre Verkleidung ab und droht, sie zu töten.
Squarocca kommt, nachdem er Renzo gefesselt hat, zurück. Er werde auch Angiola bis zum nächsten Tag zurückhalten, damit Proserpine zu Sabatino vorauseilen kann. Proserpine verschwindet.
Als er Schüsse hört, verschwindet Squarocca schnell. Renzo tritt ein. Er ist von Soldaten befreit worden. Sie bringen dann auch Squarocca, den sie auf der Flucht ergriffen haben.
Dieser wendet sich noch einmal an Angiola, indem er ihr sagt, sie solle der Dame trotzen, mit der sie heute Abend gesprochen habe und nennt schließlich deren Namen: Proserpine.
VIERTER AKT
In Sabatinos Haus
Sabatino ist überglücklich wegen der bevorstehenden Hochzeit.
Plötzlich erscheint Proserpine. Sie erklärt, dass sie ihn immer geliebt habe und ihn nur zum Schein abgewiesen habe. Sie fleht ihn regelrecht an, zu ihr zurückzukehren. Doch er weist sie hinaus. Als sie gegangen ist, geht er seiner Braut entgegen. Unterdessen gelingt es Proserpine, wieder herein zu schlüpfen und sich hinter einem Vorhang zu verstecken.
Sabatino kommt mit Angiola herein. Sie berichtet kurz, dass Renzo sie gerettet habe. Dann schwören sie sich immerwährende Liebe.
Da stürzt Prosepine wütend hervor und greift Angiola mit einem Stilett an. Sabationo entreißt es ihr und trifft sie damit. Dem herbeieilenden Renzo ruft sie im Sterben zu, dass sie sich selbst getötet habe
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