"Weihnachtsoratorium" in Görlitzer Kreuzkirche

  • Traditionell wird seit vielen Jahren in der Mitte der Adventszeit in unserer Kreuzkirche "Weihnachtsmusik" aufgeführt, meistens das "Weihnachtsoratorium" von J. S. Bach.
    So auch wieder in diesem Jahr.
    Erfahrungsgemäß sind diese Aufführungen bei uns stets von hoher Qualität und so freuen wir uns auf ein beglückendes Erlebnis am kommenden Donnerstag.
    Auf Anfrage und Bitte unserer kirchlichen Leitung, werden wir bei Vorbereitung und Durchführung der Veranstaltung wieder organisatorisch helfend mit dabei sein.


    CHRISSY


    http://www.bachchor-goerlitz.de/termin-14122017.html


    Jegliches hat seine Zeit...

  • Das ist wahrlich eine schöne Tradition, lieber Chrissy! Ich kenne das aus meinem früheren, jugendlichen Leben auch so. Bis vor wenigen Jahren war das in meiner Heimatstadt auch üblich - wenn auch nicht jedes Jahr, sondern beispielsweise wechselweise mit dem "Messias" oder auch dem WO von Saint-Saens.
    Heute, so höre ich, gehen den Chören der Nachwuchs aus und ist der Gemeinde der finanzielle Aufwand zu hoch. Trotzdem muss ich als Liebhaber der klassischen Musik ja nicht verzichten (wenn auch, das gebe ich zu, das Live-Erlebnis, so es gut geprobt ist und die Aufführung gelingt) nicht zu toppen ist...


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

  • Zitat

    musikwanderer: Heute, so höre ich, gehen den Chören der Nachwuchs aus und...


    Hauptsächlich der männliche Nachwuchs, lieber Musikwanderer, hauptsächlich der männliche. Wenn das so weiter geht, haben die meisten (Kirchen)chöre in 50 Jahren nur noch weibliche Mitglieder und müssen weitgehend Stücke von Brahms singen, weil der ja bekanntlich viel für Frauenchöre komponiert hat, oder sie müssen die vierstimmige Kirchenmusik auf vierstimmigen Frauenchor transponieren. :D
    Und im professionellen und halbprofessionellen Bereich wird die Anzahl der konkurrenzfähigen Chöre auch immer kleiner werden. Sogar heute schon ist es auf relativ hohem Niveau schwierig, z. B. große Projektchöre zusammenzustellen, die ein hohes Niveau erreichen. Das habe ich selbst vor gut zwei Jahren erlebt, als Christoph Eschenbach in Kiel das Abschlusskonzert des Schleswig Holstein-Musikfestivals dirigierte und Verdis Requiem aufs Programm setzte. Keine Frage, dass die knapp zweihundert Chorsänger alle gut waren, aber der Chor war nicht paritätisch besetzt. Aus dem Gedächtnis würde ich sagen, waren etwa je 70 Soprane und Altistinnen dabei, etwa 40 Bässe, aber keine 20 Tenöre. Das war in den Tuttipassagen im Forte und Fortissimo nicht so schlimm, aber im Piano war vom Tenor nichts zu hören.
    Die Solisten waren natürlich mit Erin Wall, Sonia Ganassi, Pjotr Beczala und René Pape adäquat besetzt, aber beim Chor war das wohl nicht möglich gewesen. Ich bin sicher, dass der große Teil der viertausend Zuhörer das nicht gemerkt hat, aber wer sein Leben lang im Chor gesungen hat, der merkt das natürlich. Ich habe das Verdi-Requiem schon relativ oft im Konzert erlebt, aber das waren immer Profi-Chöre, und die waren immer paritätisch besetzt und zahlenmäßig so ausgestattet, dass sie in einem gesunden Verhältnis zur Anzahl der Orchestermitglieder waren.
    Dann klingt das fantastisch, wie zuletzt am 4. 11. dieses Jahres in Köln unter Riccardo Muti. Chor und Orchester des Bayerischen Rundfunks (ich berichtete darüber).
    Wie dem auch sei, wir führen am 4. 2. 2018 die Schöpfung von Haydn auf, und ich hoffe, dass dann alles klappt.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Und am vergangenen Donnerstag waren wir nun zu "unserem Weihnachtsoratorium" in unserer heimatlichen Kreuzkirche.
    Und wie erfahrungsgemäß nicht anders erwartet, war es wie immer ein großartiges, hochqualitatives, beglückendes Erlebnis.
    Wir waren zur Vorbereitung und organisatorischen Absprache und Einteilung bereits um 18 Uhr da.
    Und da begann nochmal abschließend eine Generalprobe mit den wichtigsten Stücken.
    Das war für mich schon eine schöne vorfreudige, begeisternde Einstimmung, bevor es um 19.30 Uhr losging.


    Zur Aufführung:
    Bach ist ja schon eine spezielle Musik und wie ich weiß, nicht jedermanns Sache.
    Aber das Weihnachtsoratorium, das hat schon was, das ist schon eine tolle berührende Musik.
    Die musikalischen Wechsel zwischen "frisch, energisch, kraftvoll (Eingangschor)" und den gefühlvollen, sanften, getragenen Stücken
    (Wie soll ich Dich empfangen), das ist schon großartig, ergreifend, bewegend und mitreißend.
    Dazu zwischendurch die Arie "Großer Herr...", begleitet von den strahlenden hellen Trompeten.
    Wunderbar ausdrucksstark gesungen auch die Tenorarie "Frohe Hirten" mit den schwierigen Koloraturen.
    Unser Dirigent, KMD Reinhard Seeliger, hatte das Ganze wie immer sehr gut im Griff.
    Der Chor, geschätzt etwa 80 Mitglieder, das Orchester und die Solisten, alle großartig und ohne Fehl und Tadel.
    Unsere Kirche war sehr gut besucht, genaue Zahl erfahre ich noch - schätze aber mal, so um die 500 Zuschauer /Zuhörer
    werden es ganz sicher gewesen sein, die am Schluß langanhaltenden, begeisterten und berechtigten Beifall spendeten.


    CHRISSY


    Ich wünsche allen einen frohen 3. Advent und eine friedliche, besinnliche Vorweihnachtszeit.
    Und dazu passend mit "Frohe Hirten" einen besonderen musikalischen Gruß - hervorragend gesungen von "Josef Traxel":

    https://www.youtube.com/watch?v=YJuN-vCxH6M

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Zu dem von mir geschilderten "Weihnachtsoratorium" möchte ich noch etwas ergänzen, was vor allem Liebhaber von originalen historischen Instrumenten interessieren dürfte.
    Ich zitiere auszugsweise aus meiner heimatlichen, regionalen "Sächsischen Zeitung" vom 16. Dezember:


    Eine unerwartete Neuheit bot KMD Reinhard Seeliger am Donnerstagabend in der Görlitzer Kreuzkirche. Das betraf nicht das Programm, die ersten drei Kantaten von Bach´s
    Weihnachtsoratorium sind wohl bekannt. Aber statt auf einem Cembalo musizierte Frank Pschicholz auf der "Theorbe". Das ist ein Zupfinsrument, das im 16. und 17. Jahrhundert -
    also zur Entstehungszeit des Oratoriums - das beliebteste unter den Generalbassinstrumenten war und durch die historische Aufführungspraxis auch wieder an Bedeutung gewinnt.
    Und auf den Generalbass als harmonisches Gerüst kommt es in der Barockmusik besonders an.
    Pschicholz trug wie das gesamte Orchester zur gelungenen Interpretation des Oratoriums bei, an dem auch die Solisten, sowie der Bachchor ihren Anteil beitrugen.


    CHRISSY


    (Die "Theorbe" ist ein Instrument, was ich bisher wohl eigentlich nicht kannte.
    Sie hat einen großen, einer Gitarre ähnlichen Korpus mit einem sehr langen Steg und vielen Saiten. Das Instrument ist insgesamt etwa 2 m lang).


    Am gestrigen 3. Advent reiste das gesamte Ensemble nach Breslau und führte auch dort das Oratorium auf.
    Wie ich heute erfuhr, wurden alle herzlich empfangen. Das Konzert war ebenfalls sehr gut besucht und die Aufführung und alle Akteure wurden dankbar und begeistert gefeiert.

    Jegliches hat seine Zeit...