Eliahu Inbal - Perfektion und Emotion


  • Geboren am 16. Februar 1936 in Jerusalem.


    Schändlicherweise hat Eliahu Inbal bis heute keinen eigenen Thread hier. Auch sonst spielt er hier keine große Rolle. Dabei muß ich immer wieder mal an Ihn denken und seine Aufnahmen anhören, von denen es zahlreiche gibt. Zum Glück lebt er noch, und vor zwei Jahren konnte ich Ihn noch beim HR mit Bruckners Vierter hören. Ich hoffe sehr, daß er nochmal zurückkehrt.
    Von 1974 bis 1990 war er der Chefdirigent des RSO Frankfurt und wurde damit zur lebenden Legende. Er prägte dieses Orchester wie kein zweiter Dirigent nach Ihm. Seine Gesamtaufnahmen der Mahler- und Brucknersinfonien sind heutzutage Heiligtümer von bleibendem Wert. Mittlerweile hat er seinen Schwerpunkt nach Japan verlegt - dort ist er mittlerweile Ehrendirigent des Tokyo Metropolitain Symphony Orchestra.


    Tja, was soll man zu Ihm sagen? Er ist eine sehr charakteristische und eigenwillige Gestalt, der sich auch stets treu geblieben ist. Oft wurde er angefeindet aufgrund seiner perfektionistischen Interpretationen - geschadet hat es Ihm nicht. Er ist älter geworden, reifer, abgeklärter, aber nicht gleichgültig.


    Auf dem japanischen Label "Exton" hat er mittlerweile einen neuen Zyklus der Mahler-Sinfonien eingespielt sowie einige Shostakovich-Sinfonien, von denen ich die Zehnte kenne, die phänomenal gut gelungen ist:


  • Danke für den überfälligen Thread! Inbal ist tatsächlich einer der Dirigenten, die man häufig zu Unrecht übersieht, obwohl ihre Qualitäten unbestreitbar sind. Mittlerweile kann man ihn wohl durchaus zu den "großen Alten" rechnen.


    Ich begegnete ihm zuletzt vor einigen Monaten auf dem YouTube-Kanal der Sinfonica de Galicia, wo er im April 2017 die 1. Symphonie von Brahms dirigierte. Dieses Orchester stellt seine sämtlichen Konzerte als Videos auf dieser Plattform zur Verfügung (ähnlich dem hr-Sinfonieorchester).



    Zitat

    Mittlerweile hat er seinen Schwerpunkt nach Japan verlegt - dort ist er mittlerweile Ehrendirigent des Tokyo Metropolitain Symphony Orchestra.


    Wäre ich Dirigent, dächte ich einen solchen Schritt im Alter ebenfalls an. Wir hatten das neulich bereits im Thread zu Max Pommer. In Japan genießt man als greiser Dirigent einen halbgottähnlichen Status. Das Tokyo Metropolitan Symphony Orchestra zählt zu den besten Orchestern Japans (neben dem NHK Symphony Orchestra und dem Yomiuri Nippon Symphony Orchestra), so dass es mich nicht überrascht, dass Inbal mit ihm erstklassige Ergebnisse erzielt. Nach und nach tritt das auch ins westliche Bewusstsein.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Hier ist das Video mit der 4. Bruckner, die ich im November 2016 (also erst vor einem Jahr) gehört habe:



    Eine wirklich sehr gute Aufführung - auch aus einjähriger Distanz gehört.

  • Ich habe mir nochmal den gesamten Mitschnitt der Bruckner-Sinfonie angehört - und ich bin überwältigt. Es ist unfassbar, wie Inbal die Schlußsteigerung bewältigt (ab 1:03 h). Das gefällt mir noch besser als im Konzert. Allein die genauen Motive der Geigen (hat man das jemals so gehört?), die anschwellende Überwältigung und dann der Einbruch - irrsinnig. Das ist großartig. Ergreifend. Dabei ist Inbals Gestik und Mimik sparsam und reduziert - aber er erreicht ein klangliches Maximum.

  • Ich habe ihm in " großer Dankbarkeit " meine Liebe zu Mahler zu verdanken! :hail:
    Habe damals 1985/'86 den ganzen Zyklus in der Alten Oper gehört, später habe ich ihn dann auch persönlich kennengelernt (hatte mit meinem Beruf zu tun).
    Hatte vorher zwar die Achte mit Gielen gehört, zur Eröffnung der AO, aber das hat damals bei mir nicht gefunkt! ;)


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)