Heinrich von Herzogenberg: Die Klavierwerke

  • Heinrich von Herzogenbergs Schicksal (das er mit anderen teilt) ist es, immer mit Johannes Brahms in Bezug gebracht zu werden, bzw mit ihm verglichen zu werden. Ob das ein Vor- oder ein Nachteil ist, sei mal dahingestellt. Einerseits wird seine Musik dadurch irgendwie auf eine Stufe mit Brahms gestellt (zumindest in groben Zügen), zum andern gerät er dadurch irgendwie in der Ruf des Epigonentums. Ob er vergessen wäre, wenn man ihn nicht stets mit Brahms vergliche und auf diese Weise doch irgendwie Aufmerksamkeit auf ihn gelent würde, oder wäre er als bedeutender eingestuft ?


    Ich habe jedenfallls heute aus der in diesem Thread verlinkten 3 CD Box (die auch einige Werke von Elisabeth von Herzogenberg enthält) die Fünf Klavierstücke op 37 gehört und war schlechthin begeistert. Die Stücke sind meines Erachtens sehr individuell gestaltet und können mit den ganz großen der Klavierminiatur mithalten. Sie sind durchwegs eingängig und lieblich im Ton. Damit sie nicht aks zu "süßlich" eingestuft werden, hat Herzogenberg jeweils einige kräftigeAkzente gesetzt. Es gibt zwar so etwas wie den "Dialekt" Herzogenbergs, aber desungeachte ist jedes der 5 Stücke ein kleines individuelles Meisterwerk
    Sowohl den Flügel zum Singen zu bringen, als auch die kräftigen Aktente gelingen der in Belgrad geborenen, in Wien ausgebildeten (Klasse Prof. Paul Badura-Skoda )lebenden Pianistin Nataša Veljković vorzüglich. Ich könnte mir keine überzeugendere Sachwalterin dieser Werke vorstellen. Das mag auch darin begründet sein, da sie offensichtlich eine sehr positive Einstellung zu Herzogenbergs Klavierstücken hat, wie man aus Ihren im Booklet gedruckten Anmerkungen herauslesen kann.
    Auch die Tontechnik hat ihres dazu beigetragen: Unheimlich realistisch bildet sie den Flügel ab.
    Es ist fast eine Schande, daß diese 3erbox um 9.99 Euro verkauft wird.


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Damit das derzeit etwas opernlastige Tamino Klassikforum wieder ein Gegengewicht erhält

    höre ich heute nach längerer Pause wieder einige Werke von dieser CD, und zwar die


    4 Phantasiestücke op. 4


    1) Schnell

    2) Langsam und sanft

    3) Schnell und leidenschaftlich

    4) Langsam, innig


    Es sind kurze Miniaturen mit einer Spieldauer von jeweils zwischen 3 und 6 Minuten und sie haben mich sofort an Rober Schumann erinnert- und nicht etwa an Johannes Brahms. Während ich noch darüber nachgrübel ob ich mich getraue das so zu schreiben, blättere ich im Booklet - und siehe da, da finde ich eine Stelle wo zu lesen ist, daß die Stücke aus jener Zeit (olso die niedrigen opusnummern) unüberhörbar unter dem Einfluß Robert Schumanns standen - und dem folgt ein Zitat Herzogenbergs, wo er 20 Jahre Später, Schumann als den "alles geliebten Meister, der meine Jugendzeit ausschliesslich erfüllet hat" bezeichnet. Man kann Herzogenber durchaus den Freunden Schumannscher Klaviermusik empfehlen.


    Quasi als "Draufgabe" höre ich anschliessend


    Variationen über das Menuett aus "Don Juan" op 58

    womit wir wieder - wenn auch nur indirekt - bei der Oper gelandet wären

    Sehr elegant, sehr nobel und liebevoll und phantasievoll gestaltet Herzogenberg diese 14 Minuten lange dauerenden Variationen,

    Womit er mir Freude bereitet, denn ich bin ein erklärter Liebhaber von Variationen über Ohrwurmthemen...


    mfg aus Wien

    Alfred


    PS.

    Eigentlich hatte ich gefürchtet, daß die 3erBox, die auch Werke von Elisabeth von Herzogenberg enthält - dazu päter mehr - aber erfreulicherweise ist sie noch zu haben - um 4.99 Euro !!! Und eigentlich wäre sie den normalen VOLLPREIS wert !!

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !