MEYERBEER, Giacomo: L'ETOILE DU NORD

  • Giacomo Meyerbeer ( 1791 – 1864 )
    L'étoile du Nord
    (Der Nordstern)


    Komische Oper in drei Akten
    Libretto: Eugène Scribe
    Originalsprache: Französisch


    Uraufführung: Paris 1854

    PERSONEN DER HANDLUNG
    Peter Michailoff, ein Zimmermann, alias Zar von Russland, Tenor
    George Swaronski, Tischler und Musiker, Tenor
    Catherine, seine Schwester, Sopran
    Prascovia, Swaronskys Braut, Sopran
    Danilowitz, Zuckerbäcker, Tenor
    Reynolds, Schankwirt, Bass
    General Yermoloff, Bariton
    Gritzenko, Offizier, Bariton
    Ismailoff, Offizier, Tenor
    Natalie, Marketenderin, Sopran
    Ekimonna, Marketenderin, Mezzosopran
    General Tschérémétoff, Sprechrolle
    Hofstaat, Soldaten und Kosaken, Landleute


    Ort und Zeit der Handlung: Finnland und Russland 1702 - 1703


    INHALTSANGABE


    ERSTER AKT
    Freier Platz im Dorf Wiborg an der finnisch-russischen Grenze mit Haus des Swaronski
    Die Werftarbeiter machen Mittagspause und singen ein fröhliches Lied. Nur Peter arbeitet noch. Die Anderen versuchen, ihn in ihre Mitte zu locken, aber er lehnt ab. Er will Catherine beweisen, dass es auch ohne Trinken und Streiten geht.
    Danilowitz kommt und preist mit viel schönen Worten sein Gebäck an und der Chor ahmt das Preislied spöttisch nach. Danilowitz vermisst Catherine, die hier sonst Rum und Branntwein an die Arbeiter verkauft. Man spottet laut, dass Peter wohl in sie verliebt sei, sie ihn aber nicht mag, worüber dieser zornig wird. Danilowitz wird zum Trinken eingeladen und der Chor singt ein patriotisches Lied auf Finnland. Doch dieser stimmt nicht mit ein, er sei Russe und trinke auf das Wohl des Zaren. Es entsteht ein Streit, und Peter springt für Danilowitz ein. Als die Parteien aufeinander losgehen wollen, tönt die Glocke, die zur Arbeit ruft. Man einigt sich, den Streit ruhen zu lassen und alle gehen ab an die Arbeit.
    Peter ist stehen geblieben und Danilowitz kommt zu ihm zurück. Im folgenden Gespräch erfährt Danilowitz, dass Peter mit wandernden Handwerkern in dies Dorf gekommen und krank geworden sei. Da habe ihm die Schwester Swaronskis geholfen und es habe ihm hier so gut gefallen, dass er geblieben sei. Bei Swaronski nehme er auch Flötenunterricht. Danilowitz, der ihn nicht kennt, lobt den russischen Zaren und bekennt, dass er eine Anstellung bei diesem anstrebe. Sie schließen Freundschaft und kommen überein, möglichst bald nach Russland zurück zu kehren.
    Nachdem Danilowitz gegangen ist, beschließt Peter, um seiner Liebe nicht noch mehr zu verfallen, schon heute ohne Abschied zu verschwinden. Da hört er im Haus George das Lieblingslied Catherines auf der Flöte spielen und er antwortet mit seiner Flöte.
    George tritt aus dem Haus und lobt ihn. Peter erklärt, er müsse fort und wolle seine letzte Flötenstunde nehmen. Als er nach Catherine fragt, erklärt George, dass diese in einer Liebesgeschichte unterwegs sei. Peter ist nun sehr gespannt, aber George hält ihn noch länger hin, indem er ihm seine Lebensgeschichte erzählt, wobei wir erfahren, dass er und seine Schwester aus der Ukraine seien. Die Mutter habe ihn, den Älteren, der Schwester, die mutiger sei als er, anvertraut. So seien sie nach Finnland ausgewandert. Und da er als Sänger, sie als Wahrsagerin hier keine Zukunft hatten, hat er zu tischlern und sie mit dem Verkauf von Alkohol begonnen. Dann endlich rückt er mit der Liebesgeschichte heraus: Er liebe Prescovia, die Nichte des Schankwirts Reynolds, der wegen der Konkurrenz durch Catherine nicht gut auf sie zu sprechen sei. Catherine habe nun seine Liebe, die er nicht auszusprechen wagte, erkannt und habe sich auf den Weg gemacht, um ihrem Bruder zu helfen. George lädt Peter auf ein Glas Wacholder ein, was dieser widerwillig annimmt.
    In diesem Augenblick kommt Catherine zurück. Sie berichtet in einem Couplet von der Begegnung mit dem Schankwirt und dass diesem ihr Bruder recht sei. Peter und George loben ihre Diplomatie. Sie will ihrem Bruder, für den sie sich verantwortlich fühlt, alle ihre Ersparnisse als Aussteuer mitgeben. Dieser will das nicht annehmen und erwartet von Ihr, dass sie unter den Arbeitern auch einen Mann für sich findet. Als sie erklärt, sie kenne keinen, der sie liebe, schaltet sich Peter ein. Doch sie weist ihn zurück. Sie wolle keinen Mann, der den ganzen Tag trinkt und streitet. Er habe zwar geschworen, nicht mehr zu trinken und zu streiten, habe aber schon wieder ein Glas in der Hand. Außerdem habe sie erfahren, dass er heute auch schon wieder Streit mit den Werftarbeitern gab.
    Sie, die Peter für einen einfachen Arbeiter hält, erzählt nun, wie ihre Mutter ihr vor ihrem Tode ihr geweissagt habe, ihr Stern stehe im Norden. Es käme einer, der sie hoch erheben werde. Zwar meinte sie, als sie Peter krank fand, dass etwas Edles in seinen Zügen lag, aber daran glaube sie jetzt nicht mehr. Er wolle alles möglichst schnell, das Tischlerhandwerk, dann das Flötenspiel erlernen, aber er vollende nichts. Im Dialog in dem sie ihm weitere Unarten vorwirft, kann er vor Zorn (einer Eigenschaft, die er nur schwer beherrscht) kaum an sich halten. Schließlich sagt er, dass er nun Abschied von ihr nehmen, das Land verlassen und sie vergessen wolle. Sie wisse nicht, was sie an ihm verliere. Sie jedoch erklärt, einen Mann von so schlechtem Charakter könne sie immer wieder finden, er aber wohl kaum eine so aufrichtige Freundin wie sie.
    Aufgeregt eilt Prescovia herbei. Sie musste vor ukrainischen Tartaren flüchten, die unter der Führung von Tschérémétoff schon in das Dorf eingedrungen seien. Catherine will ihnen mutig entgegentreten und Peter erklärt, dass er nun bleibe und sie verteidigen wolle. Sie erkennt seinen Mut zwar an, will aber die Sache allein übernehmen. George, Prescovia und Catherine eilen ins Haus, um Flaschen und Gläser zu besorgen, Peter begibt sich zur anderen Seite, um zu beobachten, wie sie die Tartaren aufhalten will.
    Gritzenko kommt vorsichtig auf die Bühne und winkt, nachdem er festgestellt hat, dass niemand anwesend ist, die Soldaten herbei. Er singt ein Loblied auf die ukrainische Truppe. Als die Soldaten auf die Treppe zu Georges Haus stürmen wollen, tritt ihnen Catherine in Zigeunertracht entgegen und warnt sie: Jedem drohe der Tod, der näher trete. Dies sein ein heiliger Platz, wo ihre Mutter Wlasta starb, an die sich wohl alle erinnern. Sie lade sie jedoch als Gäste ein. Dann nimmt sie Gritzenkos Hand und wahrsagt ihm. Schließlich wollen alle ihr die Hand geben. Sie ergreift ein Tamborin und tanzt ihnen einen Nationaltanz vor, dem sich alle anschließen, bis sie von der Bühne verschwunden sind.
    George und Prescovia kommen heraus. Sie soll ihren Onkel benachrichtigen, dass die Gefahr vorbei sei, er will zum Pfarrer eilen, um die Hochzeit vorzubereiten. Beide ab.
    Catherine kehrt zurück. Sie hat die Soldaten abgehängt, als ein Trompetensignal zur Rückkehr ins Hauptquartier rief. Peter kommt hinzu und spricht seine Bewunderung aus. Aber auch sie hat beobachtet, dass dieser bereit war, sofort einzuschreiten, wenn jemand aggressiv geworden wäre. Sie preist seinen Mut. Er bestätigt seine Fehler und will sich bessern. Da er angibt, keine Freunde zu haben, bietet sie sich ihm als Freundin an. In einem Duett versucht sie ihn auszufragen, woher er kommt und wer er sei. Er gibt ausweichende Antworten. Sie muntert ihn auf, seine Vergangenheit abzulegen. Sie wolle ihm helfen, hoch hinauf zu kommen und am Ende auch seine Gattin zu werden. Er umarmt sie und geht ab.
    George und Prescovia kommen zurück. Sie ist bereits für die Hochzeit gekleidet und schickt George ins Haus, sich umzukleiden. Unterdessen überreicht sie Catherine einen Brief des Bürgermeisters, in dem dieser mitteilt, dass George zu den Soldaten einberufen wird, wenn sie keinen Ersatz für ihn stellen könne. Prescovia ist unglücklich, doch Catherine tröstet sie, sie werde schon dafür sorgen, dass die Hochzeit stattfinden kann. Sie werde für ihn eine Frist von 14 Tagen erreichen. Dann geht sie ins Haus.
    Schon kommt der Schankwirt Reynolds und der Brautzug. Man pocht an Georges Tür. Reynold erklärt Prescovia indessen, dass es der Brauch sei, dass der Bräutigam auf sich warten lasse, um zu beweisen, dass er der Herr im Hause sei. Sie und die Frauen singen ein Couplet, das den Bräutigam zu mehr Pünktlichkeit ermahnen soll.
    In dem Augenblick, in dem George sich bereit zeigt, kommen Soldaten. Reynolds treibt die Brautleute zur Kirche. Indessen taucht Catherine in Männerkleidung unter den Soldaten auf und freut sich, auf diesem Wege ihres Bruders Glück erfüllt zu haben. Sie geht mit den Soldaten ab.


    ZWEITER AKT
    Ein russisches Militärlager.
    Zu Beginn tanzen Rekruten, Tamboure und Frauen einen Walzer. bis Gritzenko Einhalt gebietet. Ismailoff singt ein Lied zu Ehren der Kavallerie, Gritzenko eines zu Ehren der Grenadiere, in das diese mit einstimmen. Die Marketenderinnen Nathalie und Ekimonna bieten Getränke an. Schließlich kommt Catherine mit den neuen Rekruten vom Exerzieren. Die Marketenderinnen bieten auch ihr Wacholder oder Danziger Goldwasser an, doch sie lehnt ab. Die Marketenderinnen vermuten, dass der „hübsche junge Mann“ wohl kein Geld habe und wollen auch mit einem Kuss vorlieb nehmen. Catherine hat Gritzenko beobachtet, der ständig vor ihr herläuft und sie anstarrt. Deshalb gibt sie, um ihn zu ärgern, beiden einen Kuss, ohne ein Getränk dafür zu nehmen.
    Als die beiden gegangen sind, summt sie ein Lied vor sich hin. Gritzenko hat damit einen Grund, an sie heranzutreten. Er erklärt ihr, dieses Lied sei verboten. Doch er hat einen anderen Grund: Der junge Rekrut ähnele sehr einer Wahrsagerin, die er in Wiborg kennengelernt habe. Das, sagt sie, sei ihre Schwester. Er teilt ihr mit, dass die Voraussage dieser „Hexe“ eingetreten sei und er zum Korporal befördert wäre. Man habe ihm mehrmals Geld mit einem Zettel gegeben. Er könne jedoch nicht lesen. Catherine lässt sich die Zettel zeigen und gibt ihm den Inhalt bekannt: Es sei eine Gratifikation für jeden Rekruten, den er für eine noch unbekannte Unternehmung anwerbe.
    General Yermoloff kommt mit weiteren Offizieren. Er fragt, ob alles richtig laufe und schickt Gritzenko mit der Order fort, General Tschérémétoff solle die Truppen antreten lassen. Catherine, die sich fragt, was das alles bedeuten soll, geht ab.
    Im Gespräch der Offiziere erfahren wir, dass der Zar die Knute einführen wolle, gegen die man sich wehren wolle. Aus dem anschließenden Chorlied geht hervor, dass man eine Rebellion plant.
    Yermoloff erteilt den Offizieren geheime Befehle und den zurückkehrenden Gritzenko beordert er, alles in Eile vorzubereiten. Dieser treibt daraufhin seine Arbeiter an, ein Zelt zu errichten. Der wiederkehrenden Catherine gibt er den Auftrag, eine der Schildwachen vor dem Zelt zu sein. Catherine, allein gelassen, denkt an ihren Bruder, der sie immer noch nicht abgelöst hat, obwohl 14 Tage längst vergangen sind.
    Dann kommen Tschérémétoff , der Zar, der hier anonym als Hauptmann Michailoff auftritt, sowie Danilowitz, sein neuer Adjutant und zwei weitere Adjutanten die am Zelteingang stehen bleiben. Der Zar berichtet, dass die schwedische Armee angreifen werde. Außerdem gehe das Gerücht, dass in der russischen Armee eine Rebellion vorbereitet werde. Tschérémétoff leugnet dies und bürgt mit seinem Kopf dafür. Er kann jedoch nicht bestätigen, dass zwei Regimenter, die der Zar hierher beordert habe, eingetroffen seien. Der Zar gibt den beiden Adjutanten am Zelteingang die Order, sofort diese Regimenter aufzusuchen, die in Eilmärschen hier eintreffen sollen. Erst danach begibt er sich mit Danilowitz zum Essen und befiehlt Tschérémétoff, die beiden Marketenderin mit Ihren Getränken herbei zu holen. Dieser geht ab.
    In einem großen Terzett sprechen die beiden nun kräftig dem Wein zu, während Catherine sie beobachtet und ihren Peter erkennt, der so schnell zum Hauptmann aufgestiegen ist. Da der Zar auf seine geliebte Catherine trinkt, kann sie es ihm verzeihen.
    Doch dann erscheinen die beiden Marketenderinnen und der schon angetrunkene Zar beginnt mit ihnen, die ihm beide wie Catherine erscheinen, zu kokettieren. Sie singen ihm ein Lied von zwei Kosaken, die um ein Mädchen und ein Fläschchen würfeln. Schließlich muss Catherine sehen, wie ihr Peter die beiden Marketenderinnen küsst. In einem Quintett schäkern die vier im Zelt weiter miteinander, während Catherine draußen vor Zorn bebt.
    Gritzenko kommt mit einer Patrouille, um die Schildwachen abzulösen, während Ismailoff dem Zaren einen Brief vom General überbringt. Der Zar, der inzwischen völlig betrunken ist, gibt ihn Danilowitz, der ihn mahnt, sofort mit ihm zu verschwinden. Aber der Zar will bei den Mädchen bleiben. Danilowitz bittet Ismailoff, über den Zaren zu wachen und geht.
    Inzwischen versucht Gritzenko, Catherine von Ihrem Posten, den sie behalten möchte, fort zu treiben. Sie erteilt ihm eine Ohrfeige. Während im Zelt die Schäkereien weitergehen, nehmen die Soldaten auf Geheiß Gritzenkos Catherine gefangen. Gritzenko beschwert sich beim Zaren, dass er von dem Rekruten geohrfeigt wurde und der Zar, der Catherine in seiner Trunkenheit nicht erkennt, ordnet die Todesstrafe an. Sie spricht ihn noch hart mit seinem Namen Peter an, ehe sie fortgeführt wird. Da erkennt er in seinem Rausch, dass es Catherine ist, stößt die Marketenderinnen von sich und sendet sofort Gritzenko nach, sie zurück zu holen.
    Danilowitz eilt herbei und berichtet, dass zum Zeitpunkt der Schlacht eine Rebellion losbrechen solle. Doch dieser hat im Augenblick nur Gedanken an Catherine. Dann kommt auch Gritzenko. Er berichtet, er habe Catherine im letzten Augenblick vor der Erschießung retten können, aber auf dem Rückweg habe sie ihm einen Briefumschlag für Peter in die Hand gedrückt, sich gelöst und sei ins Wasser gesprungen. Der Umschlag enthält einen Ring und zwei Zettel. Im ersten teilt Catherine ihm mit, dass er sie verraten habe. Da er aber nur Hauptmann geworden sei, solle er den Ring dem Zaren übergeben der ihm darauf hin alles gewähren würde. Im zweiten nennt sie ihm die Häupter der Verschwörung.
    Yermoloff und einige Verschwörer kommen und verkünden, dass sie die Regimenter bei Beginn der Schlacht den Schweden übergeben werden. Dann strömen auch die Soldaten und viel Volk herbei, die den Tod des Zaren fordern. Doch Peter schafft es mit einem Appell, die Soldaten umzustimmen. Sie sollen erst für das Vaterland siegen, dann werde er ihnen den Zar übergeben. Schließlich gibt er sich als der Zar zu erkennen. Nun schwören alle, für den Zaren und das Vaterland kämpfen zu wollen. Dann treffen auch noch die beiden vom Zaren herbeorderten Regimenter ein. Unter schallender Kriegsmusik ziehen alle in den Kampf.


    DRITTER AKT
    Im Zarenpalast
    Der Zar trauert darüber, dass er Catherine verloren hat. Er wäre bereit, seine Krone abzulegen, wenn sie nur zurück käme.
    Danilowitz kommt mit einigen Befehlen, die der Zar unterschreiben soll. Der Zar zeigt ihm auch, dass er im Garten zur Erinnerung an Catherine die Bauten von Wiborg hat nachbauen lassen. Gleichzeitig wird gemeldet, dass die früheren Tischlerkameraden, die er herbestellt habe, eingetroffen sind.
    Dann kommt auch Gritzenko, der sich noch einmal über die Ohrfeige beklagt, die er von einem Rekruten erhalten hat, der ihm entschlüpft ist und den er mit seinem Schuss nicht tödlich getroffen hat. Der Zar wird braust auf, und droht Gritzenko die Todesstrafe an, wenn er den Rekruten nicht bis morgen herbeischaffe. Er und Danilowitz gehen ab.
    Gritzenko deutet den Zorn des Zaren so, als sei dieser wütend über die nicht vollzogene Todesstrafe an den Rekruten.
    George und Prescovia treten ein und berichten Gritzenko von ihrer Reise, die sie zu Fuß aus Finnland unternommen haben. Als Gritzenko erfährt, dass George auch Soldat ist und George Swaronski heißt, sich auch noch für den anderen „George“ (Catherine) Swaronski als Ersatz anbietet, hat dieser den Mann, den er braucht, um den Zorn des Zaren zu beschwichtigen. Er verkündet George, dass er erschossen werde, und eilt zum Zaren. George und Prescovia sind verwirrt und versuchen zu fliehen. Sie werden jedoch durch Danilowitz aufgehalten, der sie erkennt und sie – in verstelltem Zorn – gefangen nehmen lässt. Er hat das getan, damit der Zar sie nicht sofort entdecken soll.
    Dieser kommt und forscht Danilowitz aus, weil er in dessen Zimmer den Gesang Catherines gehört hat mit dem Flötenlied, das nur er und sie kenne. Danilowitz bekennt nun, dass Catherine durch all die Ereignisse, die sie durchgemacht habe - vor allem dass ihr Peter sie so schmählich verraten habe -, geistig verwirrt sei. Ihre Gedanken seien immer nur bei ihrem Dorf, ihrem Bruder und ihrer Schwägerin und sie spreche immer nur von Peter. Der Zar befiehlt, sie sofort hereinzuführen.
    Catherine tritt ein, beschreibt in ihrem Wahn Bilder aus der Vergangenheit und träumt von ihrem Dorf. Von außerhalb hört man den Chor der Wiborger Dorfleute.
    Die Jalousien werden hochgezogen und man sieht das Haus Swarowkis – wie im ersten Akt und im Hintergrund das Dorf Wiborg. Nun treten auch die Handwerker auf. Danilowitz kommt - wie im ersten Akt – als Zuckerbäcker in die Szenerie und Catherine, die sich zunächst wie im Traum vorkommt, erkennt langsam ihre Freunde, die sie fröhlich begrüßen. George und Prescovia treten in Hochzeitkleidern auf, der Chor singt ein Hochzeitslied. Catherine findet sich langsam in der Wirklichkeit wieder. Dann klagt sie jedoch über den Verrat ihres Peter.
    Da hört man plötzlich Flötentöne: ihr Lieblingslied. Zu den Tönen (Der Zar bläst auf einer, George auf der anderen Seite der Bühne) singt sie das Lied. Nach und nach kehrt ihr Bewusstsein wieder.
    Da tritt der Zar, als Zimmermann gekleidet, heraus. Sie wirft sich ihm in die Arme und wird ohnmächtig. Als sie, gesundet, erwacht, ist der ganze Hofstaat versammelt. Man hat Catherine den Kaisermantel umgehängt. Für sie erfüllt sich nun das, was ihre Mutter ihr vorausgesagt hat: Ruhm und Ehre.
    Der Chor singt ein Jubellied auf den „Stern des Nordens“.


    © Copyright by Gerhard Wischniewski


    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

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  • Anmerkung:
    Die Handlung hat einige Parallelen zum „Feldlager in Schlesien“ (siehe unter „Vielka“). Auch hat der Komponist hier einige Musiknummern aus dieser Oper übernommen. Während Lortzing den Zaren in Holland das Tischlerhandwerk erlernen lässt, was wohl eher den Tatsachen (Zar Peter wollte in Holland Erfahrungen im Schiffsbau sammeln) entspricht, geschieht das hier in Finnland nahe der russischen Grenze. Zar Peter wird hier auch zunächst als Mensch dargestellt, der sich in Alkoholgenuss und Zorn nur wenig beherrschen kann. Nach geschichtlichen Bezügen darf man in dieser Oper ohnehin nicht forschen. Denn in dieser Liebes- und Schlachtengeschichte wird von Eugene Scribe vieles miteinander verquickt, was nichts miteinander zu tun hat.

    Auszüge gibt es auf 2 Naxos-CDs mit Ouvertüren bzw. Ballettmusik von Meyerbeer.

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

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