Die Orgelwerke von Camille Saint-Saëns

  • Hallo ihr Taminoianer,
    da ich der Meinung bin, dass das Orgelwerk Saint-Saëns' heute total unterrepräsentiert ist und das rein gar nicht verdient hat :motz:
    (behaupte ich jetzt mal mit der Weisheit meiner ein, zwei Jahre Beschäftigung), möchte ich einfach mal eure Meinung zu seinen Orgelwerken hören oder euch zumindest versuchen, dafür zu interessieren.
    Seine Orgelwerke sind zwar in der Zeit der Romantik komponiert, jedoch sind die Stücke sehr rational und objektiv und ziemlich kunstfertig. Bisweilen merkt man die Beschäftigung Saint-Saëns' in seiner Jugend mit Bach und später auch Schubert - das hat wohl auch dafür gesorgt, dass er von den Einflüssen seiner Zeit, die um ihn herum so bestanden, "verschont" blieb.
    Seine Kompositionen sind deswegen "auf jedem Instrument adäquat zu interpretieren" (hat er selber gesagt; er war auch auf vielen Tourneen in ganz Europa und hat dabei wohl einige Orgeltypen kennengelernt) und sie sind nicht dem typischen französischen romantischen Orgelklang verhaftet. Er gibt zum Beispiel immer nur sehr allgemeine Hinweise zum Vortrag seiner Werke (was damals auch eher unüblich war), meist nur dynamische Zeichen.
    Gut, dann will ich mal seine bedeutendsten Orgelwerke auflisten:
    Trois Fantaisies o. op., op. 101, op. 157 (die beiden ersten sind klasse!)
    Trois Rhapsodies sur des cantiques bretons op. 7 (ganz niedlich, aber nicht soo aufsehenerrgend)
    Sept Improvisations op. 150 (teilweise meschugge, aber auf eine angenehme Art :D)
    Trois Préludes et Fugues op. 99 und Trois Préludes et Fugues op. 109
    --> die haben's dann wirklich in sich. Schönste Polyphonie und vor allem einfach nur Klanggenuss beim Spielen! (Naja, kann ich zumindest von den beiden sagen, die ich zur Zeit spiele :rolleyes: )
    Gut, dann verabschiede ich mich mal - und hoffe darauf, dass mir jemand antwortet!
    tschüss, momo

    "Orgel spielen heißt, einem mit dem Schauen der Ewigkeit erfüllten Willen offenbaren!"
    Charles-Marie Widor

    3 Mal editiert, zuletzt von momo ()

  • Zitat

    zwar in der Zeit der Romantik komponiert, jedoch sind die Stücke sehr rational und objektiv und ziemlich kunstfertig



    das ist eine sehr treffende Beschreibung des guten Camille...
    Wahrscheinlich auch der Grund, warum die Werke mir und auch vielen anderen nicht so zusagen wie die anderer Komponisten.


    Ich muß zugeben, daß Saint-Saens in punkto Kompositions- und Instrumentaltechnik viel drauf hat, die Sachen sind nicht einfach zu spielen - ich finde es ein ähnliches Phänomen wie bei den Rheinberger Sonaten:


    Gute Stücke, aber nicht so "wirksam, effektiv...", daß man sich die Arbeit wirklich antut...Man spielt das vielleicht ein paar mal, aber es bleibt nicht im Repertoire...


    ganz neben bei - wo hast du die Noten her und wieviel kosten sie?

    Im übrigen bin ich der Ansicht, dass gepostete Bilder Namen des Fotografen, der dargestellten Personen sowie eine genaue Angabe des Orts enthalten sollten.
    (frei nach Marcus Porcius Cato Censorius)

  • Hallo!
    Ich gebe zu, dass seine Orgelwerke sich nicht so in erster Linie durch wuchtigen Klang und ähnliches auszeichnen. Deswegen mögen viele Laien ihn nicht. Aber zumindest einige Werke sind die Beschäftigung wert.
    Die Noten habe ich bei http://www.notanorm. de gekauft - 6 Bände für insgesamt etwa 80 Euro (Der letzte enthält nur Bearbeitungen). Leider sind - verlegerisch echt ungeschickt - auch die ganzen kleinen eher "witzlosen" Kompositionen abgedruckt. Sowas, was man eigentlich für die Schublade komponiert.
    Ich bin zur Zeit am Prélude et Fugue op. 99/I. Das ist zwar für mich noch bisschen zu hoch, aber irgendjemand muss es ja spielen. =)
    Tschüss, momo

    "Orgel spielen heißt, einem mit dem Schauen der Ewigkeit erfüllten Willen offenbaren!"
    Charles-Marie Widor

  • Naja, ich habe in der Universitätskirche in Wien 2004 ein Konzert von Johannes Geffert auf der neuen Orgel von Späth mit Werken von Saint-Saens gehört - das hat sich schon gezogen - also ich glaube, so ein ganzes Konzert mit den Werken ist ein bisschen heavy.
    Grüße, maxmax

  • P.S.: und genau DER Saint-Saens hat über die Orgelwerke Regers einmal geschrieben: das fängt nicht an, das hört nicht auf, das dauert nur.
    maxmax

  • Ich dachte, dass ich hier schon geantwortet hätte, habe aber gerade festgestellt, dass dem nicht so ist.


    Erwähnen möchte ich eine gute Naxos-CD mit Orgelwerken von Saint-Saëns, die mir persönlich sehr gut gefällt:



    Mein Lieblingswerk ist das Es-Dur-Präludium mit Fuge op. 99 Nr. 3.
    Hier sehr schön eingespielt von Robert Delcamp.



    Gruß, Peter.

  • Hallo ihr, dann sag ich mal wieder was zu den Orgelwerken meines Lieblingskomponisten ! :hello:


    Die erste Fantasie - und meiner Meinung eindrucksvollste und schönste der Trois Fantaisies - wurde das erste Mal im Dezember 1857 bei der Inauguration d'Orgue de Saint-Merri in Paris gespielt.
    Der Einfluß von Schumann ist der Melodie an manchen Stellen durchaus anzumerken. Das Besondere an dieser Fantasie ist außerdem die Energiegeladenheit und unglaubliche Frische, mit der sie, wenn richtig gespielt, besticht.
    Sie hat keine Opuszahl erhalten und besteht aus zwei Teilen: im Con moto sind die Akkorde nachschlagend auf drei Manuale verteilt, was dem Organisten eine gutes Kombinationskönnen abverlangt; das Allegro di molto e con fuoco ist sehr schnell, wirkt bisschen wie eine Rhapsodie und endet in einer majestätischen virtuosen Coda. Ich brauche wohl nicht zu erwähnen, dass dieses Stück beim Spielen einem einfach nur ein ungeheuer gutes Gefühl verleiht. :yes:
    Na dann, bis bald,
    momo

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