Heidelberger Frühling 2018

  • Hallo!


    Am vergangenen Montag fand das erste der drei von mir gebuchten Konzerte im Rahmen des diesjährigen Heidelberger Frühlings statt.


    Gabriela Montero, venezolanische Pianistin, geboren 1970 in Caracas, mit einem Soloprogramm. Sie erhält den diesjährigen Musikpreis des Heidelberger Frühlings.


    Programm:


    Robert Schumann: Kinderszenen
    Chick Corea: Children´s Songs (Auswahl)
    Gabriela Montero: Improvisationen


    Schostakowitsch: Klaviersonate Nr. 2



    Ich habe die Kinderszenen noch nie so intensiv aufgenommen, wobei ich nicht weiß ob es nur an ihrer Interpretation oder auch an meiner Stimmung lag. Übergangslos ging es in die Corea-Stücke über, wobei ich mich an diesen Übergang ohne Pause nicht recht gewöhnen kann. Insgesamt allerdings eine sehr schöne Darbietung.
    Zum Ende des ersten Teils improvisierte sie über 5 Situationen, die weitgehend mit ihrer Jugend in Venezuela zu tun hatten:


    Die akustische Umgebung ihrer Jugend
    Ein Betrunkener in der Straße
    Das Heimweh bei der Auswanderung
    Ein Schlaflied ihrer Mutter
    Das fünfte Thema weiß ich nicht mehr.


    Nach der Pause Schostakowitsch. Beeindruckend, wenngleich ich nach dem dritten Satz immer denke, da müsse noch etwas kommen.


    Jetzt wäre das Konzert programmgemäß beendet gewesen. Sie hingegen bot an noch über einige Themen zu improvisieren. Melodien sollten aus dem Publikum kommen. Sie sprach direkt Igor Levit an, der in der ersten Reihe saß. Levit ist dem »Heidelberger Frühling« als Pianist und künstlerischer Leiter der Kammermusik Akademie seit mehreren Jahren eng verbunden. Zunächst zierte er sich (im weiteren Verlauf war ich mir sicher, dass es keine Inszenierung war), um dann "Nature Boy" von Nat King Cole anzusingen. Montero spielte die Melodie mit einer Hand kurz nach, schien etwas zu "klimpern" um dann über 5 Minuten hinweg eine berauschende Improvisation über das Thema hinzulegen, bei der man zeitweise dachte, man höre eine Scarlatti-Sonate.


    Als nächstes stimmte eine Besucherin aus den hinteren Reihen "Sah ein Knab´ ein Röslein stehn" an. Die anschließende Improvisation deckte von der klassischen Interpretation bis hin zum Ragtime alles ab.


    Die dritte Improvisation folgte auf "La Cucaracha" und begann wie eine zeitgenössische Sonate um dann irgendwann in den Stil überzugehen, dem das Stück seinen Erfolg verdankt.


    Nach frenetischem Applaus schloss das Konzert mit einer sehr melancholischen Improvisation, der sie Gedanken an die aktuelle erbarmenswerte Situation in ihrem Heimatland zugrunde legte.


    Ein Konzert, das niemanden unberührt verließ.


    Ein Beispiel ihrer Improvisationskunst findet sich hier (allerdings ziemlich jazzig):



    Jetzt freue ich mich auf den Liederabend mit Matthias Goerne am 4.April.


    Gruß WoKa

    "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber Schweigen unmöglich ist."


    Victor Hugo

  • Hallo WoKa,


    das hört sich nach einem herrlichen Erlebnis an ! Und du hast uns einen eindrücklichen Bericht gegeben.


    Frau Montero scheint immer oder meist einen Teil des Konzertabends zu improvisieren, offenbar manchmal auf Zuruf die Themen anzunehmen. Ja, ausserhalb Mitteleuropas geht sowas offenbar viel leichter, auch in den USA, v.a. auch während der (mancher ?) Gottesdienste auf dem Land.


    Von Stuttgart aus besuchen wir jedes Jahr einige Male den Rhein- Neckar- Raum für Jazz- und klassische Konzerte, mein ehemals studentisches und berufliches Revier Heidelberg, Mannem, LU, und in meinem Fall Worms und Meenz. Essen oft in Ladenburg... :yes:


    MlG
    D.

  • Hallo!


    Mein zweites Konzert beim diesjährigen Heidelberger Fühling war etwas für hartgesottene Liedkenner (bin auf dem Weg dorthin, war allerdings gestern stellenweise leicht überfordert). Das liegt vielleicht daran, dass ich kein Mahler-Experte bin und die Lieder von Hanns Eisler bislang nicht kannte. Matthias Goerne wurde begleitet von Markus Hinterhäuser.


    Programm:


    Gustav Mahler - Drei Lieder aus "Des Knaben Wunderhorn"
    Der Tamboursg´sell
    Das irdische Leben
    Urlicht


    Hanns Eisler
    aus: Lieder aus dem Hollywooder Liederbuch (nach Texten von Bertold Brecht)
    Hotelzimmer 1942
    An den kleinen Radioapparat
    In den Weiden
    Frühling
    Auf der Flucht
    Über den Selbstmord
    Die Flucht
    Zwei Lieder nach Worten von Pascal
    Fünf Elegien
    Ostersonntag
    L´autonme californien
    In der Frühe (aus Anakreontische Fragmente, V)
    Der Sohn I
    Die Heimkehr


    Gustav Mahler
    aus; Das Lied von der Erde
    Der Abschied


    Ich gebe zu, da muss ich einiges verarbeiten. Während des Konzertes kein Applaus, keine Pause. Auf den "Abschied" hatte ich mich mit der Aufnahme mit Brigitte Fassbaender vorbereitet. Mit Eisler werde ich mich wohl noch beschäftigen müssen.


    Je ne regrette rien - dennoch lag das Konzert anschließend etwas schwer im Magen.


    Gruß WoKa

    "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber Schweigen unmöglich ist."


    Victor Hugo

  • Hallo!


    Es ist schon einige Wochen her - dennoch jetzt einige Anmerkungen zu meinem dritten Konzert im Rahmen des diesjährigen Heidelberger Frühlings:


    Thomas Hampson & Wolfram Rieger: "Freiheit"



    Unter diesem Motto fanden sich folgende Lieder / Werke:


    Gustav Mahler - Lied des Verfolgten im Turm
    Alexander Zemlinsky - Mit Trommeln und Pfeifen
    Gustav Mahler - Der Tamboursg´sell
    Gustav Mahler - Revelge
    Paul Hndemith - O, nun heb du an, dort in deinem Moor
    Charles Ives - Tom sails away
    Michael Daugherty - Letter to Mrs. Bixby
    Charles Ives - In Flanders Fields


    .....


    Jennifer Higdon - The Death of Lincoln, Driving home (6 Lieder, geschrieben für Thomas Hampson)
    Henry Burleigh - Ethiopia Saluting the Colors
    Margaret Bonds - The negro speaks of rivers
    Jean Berger - Lonely People
    Leonard Bernstein - To what you said


    Es war ein sehr spannendes Programm, geprägt durch die amerikanischen Lieder, die textlich stark von dem Ideal der Freiheit getragen sind.


    Ich durfte Hampson zu zweiten Mal erleben und war wieder sehr beeindruckt, wie er es schafft, auch ein derart ernstes Programm auf eine Art darzubieten, die die Schwere relativiert. Sein Charme und an den passenden Stellen, sein Witz binden das Programm in herrlicher Weise ab.


    Leider kann ich mich an die Zugaben nicht mehr genau erinnern, da das Konzert zu lange zurück liegt und ich versäumt habe, sie zu notieren.


    Hier ein Zusammenschnitt des Interviews, das er im Anschluss an das Konzert gegeben hat.


    Thomas Hampson - Heidelberger Frühling 2018


    Gruß WoKa

    "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber Schweigen unmöglich ist."


    Victor Hugo

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