Was bedeutet Oper für Euch ?

  • Liebe Forianer, liebe Opernfreunde


    Wie so oft bei mir, ist der Titel irreführend, ich frage nicht etwa nach der Definition des Begriffs "Oper" , nein, ich meine, welche Art von Oper Ihr damit verbindet, wenn ihr beispielsweise sagt: "Ich bin ein Oprenfreund".
    Um näher zu erläutern wie die Frage genau gemeint ist möchte ich die Auslöser für diesen Thread benennen. Zum ersten, weil ich mir gestern
    eine Gesamtaufnahme von Massenets "Werther" gekauft habe, zum zweiten weil ich "Austrias" Meinung zu den Meistersingern, zur komischen Oper etc. gelesen habe.
    Ich habe mir die Frage gestellt ob Massenet bereits dem Verismo zuzuzählen ist oder nicht - ferner habe ich mir die Frage gestellt, ob
    ich Oper lieben würde, gäbe es lediglich Werke in diesem Umfeld.
    Die Antwort ist in meinem Falle nein.
    Ich persönlich verbinde mit dem Begriff Oper (nämlich jenem Bereich der es rechtfertigt mich als "Opernfreund") zu bezeichnen vor allem den Belcanto-Bereich, natürlich auch Mozart und Verdi, sowie Meyerbeer.
    Ich liebe die komische Oper, egal ab es sich um die deutsche Spieloper oder deren französische Schwester handelt, auch Romantische Opern gehören durchaus zum geliebten Repertoire. Die Barockoper steht mir näher als beispielsweise Richard Strauß und späteres.
    Bei "Wozzek" ist es schon so, dass man mich nur unter Gewaltandrohung
    dazu brächte, das Werk zu hören (was keine Bewertung darstellen soll).


    Ich nehme an, daß der "Lullist" vorzugsweise an Barockopern denkt, wenn er das Wort "Oper hört.


    So meinte ich, jeder, der sich mit der Kunstgattung "Oper" auseinandersetzt, möge hier seinen "Focus" und seine Abneigungen artikulieren. Selbstverständlich ist hier auch Platz für jene, die Oper generell (für sich) ablehnen - und dies auch begründen möchten und können.


    Wenn dieser Thread angenommen wird, wie ich es mir erhoffe, dann haben wir 2009 "Halbzeit". :D



    Freundliche Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • für mich bedeutet oper ein werk, bei dem mich text und musik ansprechen. die epoche oder die spezielle gattung ist für mich nebensächlich.


    besonders wichtig ist mir die handlung, das libretto. wenn ich mit einer handlung aus persönlichen gründen nichts anfangen kann, dann hat auch die musik keine chance mehr, mir diese oper nahezubringen.


    ein beispiel für obige tatsache sind die beiden richard strauss opern - salome und elektra. während salome eine meiner lieblingsopern ist (war erst gestern wieder in der oper), kann ich mit der elektra überhaupt nichts anfangen. ich hab mir die elektra extra ein zweitesmal angesehen, aber es bringt nichts. auch nach dem zweiten besucht kein grösserer zugang zum stück.


    oper bedeutet für mich auch schauspielerische darstellung. bei konzertanten aufführungen oder musik von CD fehlt für mich zu viel, als das ich das gesamte werk geniessen könnte. ausschnitte kann ich geniessen, die sind aber wieder keine ganze oper.


    faun

    die kritik ist das psychogramm des kritikers (will quadflieg)

  • Definitionsfragen, Operngattungen möchte ich umgehen.
    Was Oper für mich bedeutet?


    Reinhold Messner hat auf die Frage, warum er Berge besteige, geantwortet: "Weil sie da sind".


    Das wäre auch meine erste Antwort, aber doch etwas an der Frage vorbei.


    Zur Beantwortung der Frage möchte ich folgende, persönliche Einteilung vornehmen:


    a) Emotionale Aspekte (die sind wahrscheinlich überwiegend)
    Ich möchte heulen, und tue dies auch in hohem Alter noch: bei
    Isoldes Liebestod,
    bei der Schlußszene der Jenufa,
    beim Einsetzen des Orchesters vor dem Quartett "Mir ist so wunderbar"
    bei der Schlußszene Wozzek (hopp-hopp...),
    wenn Mimi und Violetta zum Großen Manitou berufen werden.
    Weitere Rührbeispiele würden wahrscheinlich die Festplatte unter Wasser setzen.


    b) Rationalere Aspekte:
    Darunter fallen die Beschäftigung, mit der "Story", der Handlung und deren Interpretation.
    So sehe ich, was nicht sehr originell ist, z.B. den Ring als zeitlose Darstellung der Zerstörung/Ausbeutung von Natur und Menschen, um eigene oder übergeordnete kapitalistische Ziele zu erreichen.


    c) Eine durchaus akzeptable Alternative zu einem Fußballspiel mit dem Nachteil, daß das Ergebnis bei der Oper schon feststeht.

    Otto Rehhagel: "Mal verliert man und mal gewinnen die anderen".
    (aus "Sprechen Sie Fußball?")

  • Hallo zusammen!


    Oper bedeutet für mich seit der Kindheit schwelgen in Musik, kennenlernen wunderbarer Geschichten von Liebe, Hass, Tod, Emotion pur, später kam dann noch die rationale Beschäftigung mit Musik, Text, Zeithintergrund usw. dazu. Ich kann mir ein Leben ohne Oper eigentlich nicht vorstellen.

  • @Alfred


    statt eines Kommentars: unsere live gesehenen Opern der letzten Jahre - doppelte bis 7fache ;-) (meist Wagner) habe ich ausgelassen.


    Andrea Chenier
    Arabella
    Ariadne auf Naxos
    Ballo Mortale
    Billy Budd
    Boris Godunov
    Carmen
    Cavalleria rusticana / Pagliacci
    Cosi fan tutte
    Daphne
    Der fliegende Holländer
    Der Riese vom Steinfeld
    Die Frau ohne Schatten
    Die schweigsame Frau
    Don Carlo
    Don Giovanni
    Elektra
    Eugen Onegin
    Falstaff
    Fedora
    Fidelio
    Finta Giardiniera
    Fledermaus
    Freischütz
    Gesualdo
    Götterdämmerung
    Guillaume Tell
    Herodiade
    I Puritani
    I Vespri Siciliani
    Jakobsleiter / Gianni Schicchi
    Jenufa
    Jérusalem
    Jonny spielt auf
    La Boheme
    La Sonnambula
    Le Prophete
    Les Contes d'Hoffmann
    Linda di Chamounix
    L'Italiana in Algeri
    Lohengrin
    Lucia di Lammermoor
    Lucio Silla
    Lulu
    Macbeth
    Maria Stuarda
    Mefistofele
    Meistersinger von Nürnberg
    Moskau, Moskau
    Oedipe
    Otello
    Parsifal
    Peter Grimes
    Pique Dame
    Rheingold
    Rigoletto
    Rita
    Romeo et Juliette
    Romeo und Julia
    Rosenkavalier
    Salome
    Satyagraha
    Schwanensee
    Siegfried
    Stiffelio
    Tannhäuser
    Tosca
    Tristan und Isolde
    Turandot
    Walküre
    Wozzek
    Zauberflöte


    LG
    Austria

    Wir lieben Menschen, die frisch heraus sagen, was sie denken - vorausgesetzt, sie denken dasselbe wie wir (Mark Twain)

  • Da muß ich Alfred Recht geben ich verbinde Oper eigentlich zuerst mit den Werken des 17. und 18. Jahrhunderts.


    Die Oper selbst habe ich nicht immer geliebt. Das was man als "Anfänger" zu hören bekommt ist ja hauptsächlich Verdi und das hat mich alles andere als angesprochen.
    Erst als ich durch Zufall im Schulfernsehen - im Musikunterricht wäre das ja zuviel erwartet :rolleyes: :kotz: - einen Film über die Geschichte der Oper gesehen habe begann ich mich dafür zu interessieren.


    Aber so recht wusste ich nicht was ich damit anfangen sollte - sie singen halt ...


    Dann aber gab es auf 3 Sat eine Übertragung der Oper "Alcina" von Georg Friedrich Händel.
    Ich nahm sie auf, sah sie aber auch gleich an.
    Vom ersten Moment an war ich fasziniert und dann begriff ich auch worum es ging: Sinnlichkeit - und nur das!


    Diese "barocke" Sinnlichkeit entspricht meinen eigenen Gefühlen am besten, in späteren Opern kann ich mich nicht wiederfinden - ich hoffe eines Tages werde ich auch das spätere Repertoire zu schätzen wissen.


    Eine kleine Sampler CD von Harmonia Mundi France kam da gerade zur rechten Zeit:
    "Barockoper Drama der Leidenschaften *was für ein Schnulz Titel*
    aber das was da zu hören war begeisterte mich, Monteverdi, Cavalli, Lully, Purcell, Händel und Rameau.


    Ich wendete mein komplettes Taschengeld für die Anschaffungen diverser Barockopern auf.


    Und schnell ergab sich auch eine Erwartungshaltung - die sich aber von Komponist zu Komponist und von Opernepoche zu Opernepoche unterschied:


    mit den venizianischen Opern konnte ich zuerst nicht ganz soviel anfangen - diese langen Rezitative waren schon anstrengend.
    Doch als bei Arte "La Calisto" (Cavalli) gesendet wurde entflammte auch diese Liebe.
    Denn ich denke für die Barockopern benötigt auch der Zuhöhrer ein gewisses Maß an Phantasie - denn aus Kostengründen können diese phantastischen Bühneneffekte, Kostüme und Dekors nicht mehr realisiert werden - doch das ist ein wichtiger Bestandteil!


    Von Lully erwartete ich großartige Chöre, herzzereißende Airs und pompöse Ballette


    Händels Arien haben mich tief emotional berührt, Gluck hat mich erschüttert und das ist es was ich in diesem Medium suche:
    Das Wechselbad der Gefühle, Phantastische Szenen die nur Staunen hervorrufen, Ballette mit prächtigen Kostümen um dem Auge auch ein Genuß zu verschaffen.


    Auch die Texte müssen stimmen, ich bin an Benserad, Corneille, Racine, Quinault, Molière, Metastasio etc. gewöhnt daher habe ich so meine Probleme mit späterer Poesie die aus nicht ganz so geschickten und talentierten Federn stammte - womöglich noch in dt. Sprache....
    Scherzhaft bezeichne ich mich selbst als "Relikt des Ancien Regieme" denn ich erwarte das die Konventionen der Oper eingehalten werden.


    Die eigentliche Geschichte und deren Vorlage spielt natürlich auch eine gewichtige Rolle. Ich bevorzuge die Mythologie, denn sie ermöglicht es die phantasievollsten Opern zu erschaffen.


    Der Text soll und muß immer das wichtigste sein - da bin ich mit Monteverdi ganz klar einer Meinung. Die Musik ist Dienerin der Poesie.
    Leider ist diese Ideal schon Mitte des 18. Jahrhunderts kaum noch zu finden.


    Generell ist Oper für mich die Krönung der Musik, in der alles zusammenfließen kann: Poesie und Schauspiel, Musik und Tanz, Kostüme, Dekor und Effekte.


    Ein Gesamtkunstwerk indem alles zu finden ist was den Menschen und seinen Geist erbaut.

  • Vielleicht ist es ganz interessant, mal zu erzählen, wie „Opernfreunde“ entstehen
    .
    Ich war früh verwaist (1947mit 10 Jahren), hatte zwar dennoch ein gutes Elternhaus bei lieben Großeltern, die mit vier Geschwistern meines gefallen Vaters geflüchtet waren und wo wir dann mit meinen beiden Geschwistern neun Leute waren, die teilweise auf engem Raum zusammenleben mussten. Wir waren einfache Leute und ich konnte in meinem sonst liebevollen „Ersatzelternhaus“ kaum auf Verständnis für klassische Musik hoffen.


    Es gab in meinem Leben sehr viele Zufälle, so auch dass ich aufs Gymnasium kam, weil ich dem Schulrat (im Fach Mathematik) aufgefallen war. Meine Großeltern förderten das und so landete ich 1950 auf dem Gynasium in Bernkastel Kues, damals einem älteren Backsteinbau mit zwei Baracken, von denen eine als Musiksaal diente. Zur Verfügung stand nur ein älterer Flügel. Und hier kam das Schlüsselerlebnis. Unser sehr engagierter Musiklehrer besprach mit uns den „Freischütz“. Dabei spielte er uns auf dem Flügel die Ouvertüre vor und erklärte uns die einzelnen Teile. Zur nächsten Musikstunde hatte er noch einen Amateurtenor aus Bernkastel-Kues eingeladen (er selbst sang Bass); und so schmetterten die beiden uns nicht nur die Arien und Duette des Max und Kaspar vor, die der Musiklehrer auf dem Flügel begleitete, sondern auch die der Agathe und des Ännchen.
    Ich hatte einen Schulfreund, mit dem ich auch heute noch – wir wohnen etwa 200 km voneinander entfernt – ständig Kontakt habe. Wir versorgen uns immer noch mit Opernaufnahmen, die er für mich oder ich für ihn gemacht habe. Er hatte ein vornehmeres Elternhaus, wo er Anregungen für klassische Musik erhielt und hat für seine e-mail-Adresse das Wort „Opernfreund“ gewählt. Und auch von ihm habe ich einiges an Erkenntnissen zu verdanken.


    Später erhielt das Gymnasium von der Stadt ein Radio( noch nicht stereo), einen Plattenspieler und zwei Langspielplatten geschenkt. An einem Sonntagmorgen startete eine große Einweihungsfeier mit den Lehrern und den Honoratioren der Stadt, an der auch Schüler teilnehmen durften. Im Anschluß an verschiedene hochtrabende Reden fand dann ein Konzert von Schallplatte statt. Einzige Teilnehmer waren mein Freund und ich. Auch dies war eine Art Schlüsselerlebnis für mich.


    Zu Hause fand sich ein altes „Dampfradio“, das ich mit ins Schlafzimmer der männlichen Familienmitglieder nehmen durfte, wo ich im Sommer auch meine Hausaufgaben erledigte. Obwohl auf Mittelwelle viel Störgeräusche waren (UKW kannten wir damals noch nicht) lauschte ich mit heißen Ohren den Übertragungen aus Salzburg und Bayreuth. Neben Mozart war damals vor allem Wagner mein Favorit (ausgenommen „Tristan und Isolde“, zu der ich damals noch keinen Zugang fand). Als ich nach dem Abitur in die Berufsausbildung ging (an Studium war nicht zu denken), war dann auch die erste Oper auf einer Bühne, die ich mir von meinem damals noch kleinen Gehalt leistete, der „Tannhäuser“. Zu Opern von Verdi, z.B. der „Aida“ oder Puccini, die heute zu meinen meist gehörten Opern gehören, hatte ich damals ebenfalls noch keine rechte Beziehung, bis ich – mehr durch Zufall – die „Madame Butterfly“ auf einer kleinen Bühne erlebte.


    Bei einem Lehrgang in München lernte ich eine Reihe musikbegeisterter Kollegen kennen, die während des Lehrgangs häufig die Oper besuchten. Ich konnte mir nur einmal einen Opernbesuch leisten, und das war „Lucia di Lammermoor“ im Prinzregententheater. Ich wurde von den Kollegen ein wenig belächelt, weil diese Oper damals noch wenig bekannt und in keinem der mir bekannten Opernführer zu finden war. Aber mein Sinn stand und steht heute noch danach, möglichst viel Neues, mir Unbekanntes zu erobern. Es war eine wundervolle Aufführung mit damals bekannten Sängern wie Erika Köth und Josef Metternich. Als ich den Kollegen dann begeistert berichtete, wurden Sie neidisch.


    Mein Musikgeschmack hat sich seit der Zeit sehr stark erweitert. Heute reicht das von mir geliebte Musikrepertoire von Monteverdi bis weit in die Moderne, wobei ich nur ganz selten zu einer Oper keinen Zugang finde. Und ich versuche immer wieder, meinen Horizont mit Neuem, selten Gespieltem, mir noch Unbekanntem zu erweitern.


    Da ich selber – abgesehen vom Musikunterricht am Gymnaasium – keine musikalische Ausbildung erhalten konnte, vermag ich kaum die musikalische Interpretation oder die Qualität der Stimmen zu analysieren. Ich kann nur sagen, die Sängerin oder der Sänger hat mir gefallen oder war etwas schwach – mehr nicht. Für mich ist das Wesentliche der Gefallen an der Musik, und da gibt es inzwischen nur Weniges in der Klassik, was nicht irgendeine Saite in mir zum Klingen bringt.


    Dennoch habe ich einige Favoriten, die ich häufiger höre. Dazu gehört in allererster Linie die „Carmen“, deren Melodien ich einfach überwältigend finde (Ich besitze auf CD auch andere Variationen der Carmen, wie die Carmen-Phantasie von Sarasate, das Carmen-Ballett von Schtschedrin und das Carmen-Konzert von Breiner.
    Zu dem weiteren Favoriten gehören (ohne Rangfolge):
    Puccini: La Bohème, Turandot
    Verdi: La Traviata, Rigoletto, Aida
    Donizetti: Lucia di Lammermoor
    Bellini: Norma
    Mascagni: Cavalleria rusticana
    Leoncavallo: Der Bajazzo
    Der Freischütz, der in der geschilderten Einfachheit meine erste Berührung mit der Oper war ist zwar heute in meinen Hörgewohnheiten etwas in den Hintergrund getreten, aber er existiert weiterhin als freundliche Erinnerung und als ein Erlebnis, von den ich häufig erzähle.


    Liebe Grüße
    Gerhard Wischniewski

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Hallo Gerhard,


    ich habe Deinen Bericht mit großem Interesse gelesen, denn auch ich stamme aus einem Elternhaus, in dem keine klassische Musik gehört wurde und auch bei mir führten viele Zufälle dazu, dass ich heute Opern so sehr liebe. An eine Sache kann ich mich auch sehr gut erinnern. Meine Musiklehrerin hatte eine ausgebildete Sopranstimme und hat uns im Unterricht von Gluck aus Orfeo ed Euridice die Arie "Ach, ich habe sie verloren" vorgesungen. Mein zweites Erlebnis war der Besuch der Oper Fidelio während einer Klassenfahrt.


    Übrigens herzlich willkommen hier im Forum.


    :hello:


    Jolanthe

  • Hallo Jolanthe,


    ich weiß zwar nicht, ob es die Frage richtig trifft, aber vielleicht sind kleine Geschichten, die sich um die Oper ranken, die für den Einzelnen von uns auch als Erinnerung von Bedeutung sind, auch einmal interessant. Ich war noch recht jung, als ich in Trier eine Oper besuchte (welche, kann ich heute nicht mehr sagen). Auf dem Rückweg sah ich bei Warten im Bahnhof, wie ein nettes Mädchen von einen Betrunkenen belästigt wurde. Ich ging hinzu, kam mit ihr ins Gespräch und wir fuhren eine kurze Strecke miteinander, aber ich bereits musste bereits bei der nächsten Haltstation des Schnellzugs aussteigen und sie fuhr nach Berlin weiter. Weil ich aber vorhatte, im gleichen Jahr wenige Tage in Berlin zu verbringen, haben wir uns verabredet, uns einen Tag zu treffen. Sie hat mir nicht nur viel von Berlin gezeigt, Ich lud sie auch in die Deutsche Oper ein und wir saßen Hand in Hand vier Stunden in einer sehr schönen Aufführung der "Meistersinger". Später gestand sie mir dann, dass sie schon einen festen Freund in Bayern habe. Wir schrieben uns noch eine Weile, meine spätere Ehefrau und ich lernten auch ihren Freund kennen, der sehr traurig war, als sie mit ihm Schluss machte, und zu dem wir bis zu seinem frühen Tode Kontakt hatten.
    Meine liebe Ehefrau, mit der ich jetzt 51 Jahre verheiratet bin, verbinde ich dagegen mit einer Operettengeschichte. Damals gab es noch die Operettenfestspiele auf dem Rhein und es fuhren Sonderzüge nach Koblenz (Gegeben wurde "Der Zigeunerbaron"). Auf dem Bahnsteig stand eine niedliches junges Mädchen mit ihrem Freund, der sie um ein erhebliches Maß überragte. Sie schienen mir nicht zueinander zu passen, und so lief ich mehrfach durch den Zug, um einen Blick auf sie zu erhaschen, wobei sie sich jedesmal versteckte. Die Freundschaft mit dem anderen ging ein halbes Jahr später zuende und ich konnte "zugreifen".
    Und noch ein Erlebnis im Zusammenhang mit der Oper. Ich wollte natürlich meine künftige Frau auch mit der Oper bekannt machen. Wir waren aber beide nicht sehr bemittelt. Und so kaufte ich zwei billige Opernplätze für den "Troubadour" und behielt noch etwas Geld übrig. Davon wollten wir uns dann ein Getränk leisten. Wie haben wir uns geschämt, als uns bei der Abrechnung 5 Pfennige fehlten. Gott sei Dank war ein Bekannter aus dem Heimatdorf meiner Frau zugegen und wir konnten uns die 5 Pfennige leihen.


    LIebe Ostergrüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Was bedeutet Oper für mich?


    Ich halte es gerne mit dem Wagnerschen Ansatz des Gesamtkunstwerkes. Text und Musik ergänzen einander, sind zusammen mehr als die Summe der beiden Teile. Beide zusammen ergeben etwas Neues, was aus den beiden Einzelbestandteilen so nicht erkennbar war.


    Ja, der Ring ist da sicher DAS Paradebeispiel. Wobei mit das Ende der "Bohème" durchaus ergreifend finde. Oder die Prügelfuge in den Meistersingern samt Quintett. Polyphonie in der Oper finde ich ohnehin etwas ganz Exquisites (keine Scheinpolyphonie wie in manchen Terz/Sext-seligen Duetten).


    Wenn eine Oper eigentlich nur aus einer Textfolie besteht, damit Sängerstars die Vorzüge ihrer Stimme möglichst effektvoll vorführen können, kann ich nicht so viel damit anfangen. Für die ganze Belcanto-Schiene (Bellini, Donizetti, früher Verdi) habe ich lange gebraucht, um mich damit anzufreunden. Letztlich hat mich Maria Callas davon überzeugt, dass auch dort musikalische Perlen zu finden sind. Mit der Callas ist sogar der "Trovatore" genießbar.


    Bei Verdi fand ich lange eher den "Boccanegra" und den "Don Carlo" attraktiv, weniger den Maskenball oder die Traviata. Na ja, man lernt.


    Mozart fand ich immer gut. Die drei da Pontes sind schon genial ... und scheinen sich einer letzten Erklärbarkeit zu entziehen, was die Faszination steigert.


    Ich schweife ab ... Oper ist ein komplexes Ganzes aus einer nicht zu einfachen Handlung, einem ausgefeilten Text und einer guten, komplexen Musik. Dann ist sie richtig gut ... Ring, Meistersinger, Rosenkavalier, Otello, 3 x da Ponte, Wozzeck, Elektra, FroSch, Falstaff, Don Carlo - das sind meine Favoriten.

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  • Oper berührt meine Seele, sie holt mich dort ab, wo der Alltag endet. Die Kombination aus wunderschöner, je nach Epoche sehr unterschiedlicher Musik, ergreifender Handlung und die spannende Gestaltung der Sänger...es gibt einfach nichts Schöneres.


    Ich taste mich langsam auch an Symphonien heran, hab schon Ansprechendes bei Bruckner und Mahler entdeckt. Auch sehr gerne mag ich die Nocturnes von Chopin. Aber bei all dem fehlt mir die Tragik-Bandbreite der Oper: Die Verschmelzung von Wort und Musik zu einem Schauspiel.


    Und wenn es mal einen schlechten Tag gibt, dann hilft mir nichts so sehr wie der "Parsifal". Oper auch als Seelenklempner :D