Charles Gounod (1818 - 1893)

  • Wenn ich lese, wer alles im Komponisten-Forum herumgeistert, speziell im Forum für Klassik und Romantik, so sind Einige darunter, von denen man noch nie etwas gehört hat. Aber es tut mir in der Seele weh, dass ich einen vergeblich suche, den ich, auch im Kreise seiner französischen Kollegen, für einen ganz Großen halte:

    Charles Francois Gounod,* 17. 6. 1818 in Paris, † 18. 10. 1893 in Saint - Cloud, war eine französischer Komponist der Romantik.
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    Gounod, Sohn eines Malers, erhielt bereits früh Musikunterricht von seiner Mutter, einer Pianistin. Er studierte zunächst privat bei Anton Reicha und ab 1836 am Pariser Konservatorium bei Jacques Fromental Halévy, Jean-François Lesueur, und Ferdinando Paër. 1839 erhielt er den Prix de Rome für seine Kantate Fernand und reiste nach Italien, um die Musik der alten Meister, vor allem Palestrinas, kennenzulernen. 1842 verließ er Rom Richtung Wien und gelangte 1843 über Berlin und Leipzig wieder nach Paris.
    Nach seiner Rückkehr wurde Gounod Kirchenkapellmeister und Organist in Paris. Er wollte eigentlich Kleriker werden und studierte dementsprechend von 1846 bis 1848 an Saint-Sulpice. Doch schließlich wandte er sich der Opernkomposition zu. Mit Unterstützung der Sängerin Pauline Viardot erlangte er das Libretto von Emile Augier der Oper Sappho, deren Aufführung 1851 jedoch weder in Paris noch im Covent Garden in London Erfolg beschieden war. 1852 heiratete er Anna Zimmermann, die Tochter eines Klavierlehrers am Konservatorium. Von 1852 bis 1860 war Gounod Direktor des Orphéon de la Ville de Paris, des größten Männerchores der Stadt. Erst seine Oper Faust brachte ihm 1859 den Durchbruch als angesehener Komponist und gilt bis heute als sein Meisterwerk. (In Deutschland wird diese Oper gerne unter dem Titel Margarethe gespielt, um den Unterschied zu Goethes Faust zu unterstreichen.) Gounod wurde einer der angesehensten Vertreter der typisch französischen Opéra lyrique, obwohl die meisten seiner zwölf Opern heute nicht mehr auf dem Spielplan stehen.
    Auf Grund des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 lebte er von 1870 bis 1874 in London und gründete dort den Gounod’s Choir, aus dem später die Royal Choral Society hervorging. Im Alter wandte sich der tief religiöse Gounod erneut der Kirchenmusik zu. Seine Oratorien machten ihn zu einem reichen Mann, doch ihr ans Sentimentale grenzender lyrischer Stil ließ sie schnell in Vergessenheit geraten. Sehr bekannt ist seine Méditation sur le 1er prélude de Bach, eine Melodie, die er 1852 auf das Präludium C-Dur des 1. Teils des Wohltemperierten Klaviers von Johann Sebastian Bach für Violine und Klavier schrieb und 1859 mit dem Text des Ave Maria unterlegte. Dieses Ave Maria von Bach/Gounod gilt weltweit als eines der populärsten Stücke der klassischen Musik überhaupt.
    Charles François Gounod starb 1893, während er an einem Requiem arbeitete.
    Für sein musikalisches Schaffen erhielt Gounod von Großherzog Ludwig III. von Hessen am 25. Februar 1861 die Goldene Verdienstmedaille für Wissenschaft, Kunst, Industrie und Landwirtschaft verliehen.[1] Gounod war zuvor von Paris nach Darmstadt gereist, um am Abend des 17. Februar 1861 der Vorstellung seiner Oper Faust im Darmstädter Hoftheater beizuwohnen.


    Hier einige seiner Werke:




    Heute ist sein 200. Geburtstag.


    Liebe Grüße


    Willi :)


    https://de.wikipedia.org/wiki/Charles_Gounod

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Ja, die 2. Reihe paßt gar nicht zu Gounod, aber er ist irgendwie dahin gerutscht. Als ich in den 50-ern begann, Opernmusik zu mögen, da waren regelmäßig in alle Opernkonzerten Ausschnitte aus Gounod-Opern zu hören. Allerdings beschränkte sich das auf seine noch heute bekanntesten Opern.


    Der "Faust", damals meistens "Margarethe" genannt, war unangefochten die Nummer 1. Lag es daran, daß es großartige deutschsprachige Sänger waren, die in deutschen Radiosendern das Programm dominierten? Gerade vom Faust waren damals die Aufnahmen mit Rosvaenge, Hann und Teschemacher, oder die 1938-er Aufnahme mit Rosvaenge, Bohnen und der junge Ahlersmeyer als Valentin, waren es Metternich mit seiner Glanzinterpretation des Valentin, war es erneut Rosvaenge mit Eipperle, oder die etwas spätere Aufnahme mit Gedda, Edda Moser, Moll, und DFD?
    Oder waren es die Aufnahmen von "Romeo und Julia" mit Jussi Björling u.a.?
    Jedenfalls haben die in den 50-ern eine sehr große Rolle gespielt, allerdings war es das schon. Es muß aber doch einen Grund gehabt haben warum drei Komponisten in die Auswahl kamen, eine Oper für die Eröffnung des Suez-Kanals zu schreiben. Der Deutsche Wagner, der Franzose Gounod und Verdi standen zur Auswahl, das Ergebnis ist bekannt.


    Ist Gounod zu Unrecht in D in die 2. Reihe gerutscht? Wenn ich die Musik betrachte aus "Der Rebell des Königs" (voriges Jahr in Leipzig) kann ich das vestehen. Wenn ich die traumhafte Musik von Romeo und Julia und von Margarethe herannehme, dann nicht. Aber ich muß sagen, daß in Gera lange, lange keine Gounod-Oper auf dem Spielplan stand. Zu Unrecht!!!!
    Übrigens war ja gestern auf 3-Sat der "Faust" aus Salzburg zu sehen, mit einem guten Beczala in der Titelrolle. Allerdings habe ich Fußball vorgezogen, und eine Aufnahme dieser Inszenierung war mir auch den Platz auf der Festplatte nicht wert.


    Herzlichst La Roche.

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Ich besitze mindestens 9 Gesamtaufnahmen dieser einer meiner Lieblingsopern "Faust" (Margarete). Davon 3 Aufnahmen auf DVD. Wunderbare Musik!

    W.S.

  • Lieber Willi,


    danke, dass Du einen Thread über Charles Gounod eröffnet hast. Da will ich doch gleich meine Lieblingsaufnahme ins Rennen schicken:

    mit Victoria de los Angeles (Marguerite), Nicolai Gedda (Faust), Boris Christoff (Mephisto), Ernest Blanc (Valentin), Rita Gorr (Marthe) u.a.
    Choeurs et Orchestre du Théâtre National de l'Opéra de Paris, Dirigent: André Cluytens (Aufnahme: 9 & 10/1958, Salle de la Mutualité, Paris, Stereo).


    Es gibt den FAUST mit Cluytens übrigens zweimal, in fast gleicher Besetzung:

    Die Hauptrollen sind identisch besetzt, Valentin singt hier Jean Borthayre, Marthe wird von Solange Michel dargestellt (Aufnahme: 1953, Mono).


    Ich würde die Stereo-Aufnahme vorziehen, allein schon wegen des besseren Klangs.
    Dann gibt es noch einen sehr schönen deutschen Querschnitt der Oper, die im deutschen Sprachraum meist "Margarethe" genannt wird:

    mit Edda Moser (Margarethe), Nicolai Gedda (Faust), Kurt Moll (Mephisto), Dietrich Fischer-Dieskau (Valentin)
    RIAS-Kammerchor & Radio-Symphonie-Orchester Berlin, Dirigent: Giuseppe Patané (Aufnahme: 9/1973, Berlin, Grunewaldkirche).


    Und schließlich möchte ich noch meine CD-Version der Cäcilienmesse nennen:

    mit Pilar Lorengar, Sopran; Heinz Hoppe, Tenor; Franz Crass, Baß
    Choeurs René Duclos & Conservatoire-Orchestra Paris, Dirigent: Jean-Claude Hartemann (Aufnahme: 1963, Paris).


    LG, Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Übrigens war [...] auf 3-Sat der "Faust" aus Salzburg zu sehen, mit einem guten Beczala in der Titelrolle. Allerdings habe ich Fußball vorgezogen, und eine Aufnahme dieser Inszenierung war mir auch den Platz auf der Festplatte nicht wert.

    Es war wirklich eine hervorragende Sängerschar unterwegs, da gebe ich Dir Recht, lieber La Roche. Ich habe mir die Oper, die ich schon seit Jahrzehnten liebe, angetan - allerdings nur mit dem Kopfhörer und ohne mir das Bild anzutun. Auch darin stimmen wir mal wieder überein, denn nach wenigen Sekunden musste ich angesichts dieser 'Inszenierung' an den berühmten Ausspruch des Malers Max Liebermann denken...


    Ich stimme aber auch gerne nemorino zu, dem, wie mir auch, die Cluytens-Stereo-Einspielung des FAUST gefällt.


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

  • Noch eine großartige FAUST-Aufnahme sollte hier nicht ungenannt bleiben:

    Plácido Domingo (Faust), Mirella Freni (Marguerite), Nicolai Ghiaurov (Méphisto), Thomas Allen (Valentin), u.a.
    Choeurs & Orchestre du Théâtre National de l'Opéra de Paris, Dirigent: Georges Prêtre (Aufnahme: ca. 1978, Paris).
    Den Aufnahmeort und die exakten Aufnahmedaten nennt das ansonsten umfangreiche, dreisprachige Textbuch nicht, das der Ausgabe beigegeben ist.


    Insgesamt ist es eine klanglich spektakuläre Produktion, wesentlich präsenter als die 1958er Cluytens-Aufnahme, aber die Besetzung scheint mir trotz großer Namen nicht ganz die ältere EMI-Aufnahme zu erreichen. Mirella Freni singt zwar bezaubernd, vermag aber m.E. die ambivalente Figur der Marguerite nicht so überzeugend zu vermitteln wie ihre spanische Kollegin. Domingo ist gut, aber Gedda singt nuancenreicher, lediglich Ghiaurov kann mit Christoff gleichziehen. Beide Bulgaren geben der Rolle des Méphisto Farbe und Leben.


    Gäbe es Cluytens nicht, so würde ich dieser Aufnahme den ersten Platz einräumen.


    LG, Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Ich denke auch, dass Gounod diese Rubrik verdient hat, schließlich erscheint er mir als DER französische Opernkomponist der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts schlechthin. Sicher, da gab es auch noch Bizet mit seinem ungeheuren Geniestreich "Carmen", aber schon mit den "Pelenfischern" in Gänze werde ich trotz zweier grandioser Nummern nicht warm und die anderen Bizet-Opern sind eher vernachlässigenswert. Bei Gounod liebe ich immerhin zwei seiner Opern und halte sie für grandios gelungen: "Faust" sowie "Romeo und Julia". Die anderen seiner Opern kenne ich leider kaum und würde zum Beispiel "Sapho" wahnsinnig gerne mal live erleben. Auch die "Cäcilienmesse" schätze ich als eine der schönsten Messen de 19. Jahrhunderts sehr.
    Müsste ich nich entscheiden, entweder auf die jetzt von mir gerühmten Gounod-Werke ("Faust", "Romeo" und "Cacilienmesse") oder auf das gesamte Schaffen französischer Opernkomponisten wie Massenet oder Saint-Saens zu verzichten - ich würde weit eher auf die anderen Genannten verzichten (obwohl da natürlich auch einiges "Schöne" dabei ist, aber "Werther" oder "Samson" überzeugen mich in Gänze nicht ansatzweise so wie "Faust".)
    Hier mal ein sehr schöner deutschsprachiger "Faust" unter Herbert Kegel:


    https://www.youtube.com/watch?v=Z_ZuXGsh86Y&t=8s


    Was für eine grandiose, abwechslungsreiche und dennoch zugleich eindringliche Musik! (Wenn sich auch nach dem 1. Akt noch steigernd.)
    Allein schon für die Kirchenszene würde ich diese Oper als eine der allergelungensten ansehen.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Diese Aufnahme, lieber Stimmenliebhaber,


    ist anscheinend wohl nicht mit dem Querschnitt identisch, der sich in dieser Box befindet?:



    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).


  • Lieber Willi, ich bin mir ehrlich gesagt nicht ganz sicher, ob man für den "Opernquerschnitt" extra nochmal ins Studio gegangen ist oder ob man einfach Teile dieser Radioübertragung einer konzertanten Aufführung in Leipzig verwendet hat. "Rheingold1876" weiß das vielleicht. Die Besetzung ist jedenfalls identisch, was aber auch noch nichts beweist.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Hallo!


    Ich habe an anderer Stelle bereits auf sehr hörenswerten 5 Musikstunden in SWR 2 zu Leben und Werk von Charles Gounod hingewiesen:


    Charles Gounod SWR 2


    Unter der Rubrik "Nachhören" sind alle Sendungen noch für einige Zeit abrufbar.


    Gruß WoKa

    "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber Schweigen unmöglich ist."


    Victor Hugo

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  • Ist Gounod zu Unrecht in D in die 2. Reihe gerutscht?

    Das hängt davon ab wie man es sieht. Denn schon zu Lebzeiten war nicht alles erfolgreich was er schrie, der Druchbruch kam erst mit "Faust"

    Es ist oft nicht die Qualität, die einen großartigen Komponisten in die "2. Reihe" verbannt - oft ist es die Auswal der Genrens mit denen er sich befasst. Und wir dürfen nicht vergessen, daß "2. Reihe" oft eine Frage des Standorts der Hörerschaft und nicht zuletzt eine der Zeit ist. Dann gibte es oft Zufälle. Wenn sich irgendeien Musikwissenschafter zum Werk eines Komponisten hingezogen fühlt passiert es oft, daß er nach längerer Recherche ein Werkeverzeichnis anlegt und veröffentlicht. Das ist schon mal ein Anfang.

    Gounod hat kein Werkeverzeichnis. -

    Korrektur: Er hat eines. Ich finde es nicht bei Wikipedia, auch nicht der französischen, sondern an Hand einiger Veröffenlichungen bei jpc-

    Ja es gibt ein oder zwei Opern die "Reisser" sind, aber keine Kette von Streichquartetten- Wikipedia erwähnt die Nr 3, ob andere verloren gingen oder ob man sich nur nicht dafür interessiert hat, das ist eine offene Frage -
    keine Klavierkonzerte, keine Violinkonzerte, keine sonstigen Konzerte etc. auch keine Lieder , keine Klaviersonaten. Nur geistliche Musik, Oratorien und - Gelegenheitswerke

    2. Korrektur: Die Tonträgerindustrie ist offensichtlich flexibeler als Musiklexika und Wikipedia.


    Es gibt sowohl eine CD mit Klavierliedern als auch eine mit Werken für Klavier solo



    3. Korrektur:

    Es gibt auch ein Klavierkonzert



    Eigentlich sollte dieser Beitrag Gounod Sinfonien gewismetsein, wo ich soeben die Nr 1 gehört habe, aber auf Grund, dessen, daß dieser Beitrag etwas länger geworden ist als geplant, werde ich in Bälde einen weiteren Beitrag mit Thema Sinfonie starten.


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Es ist oft nicht die Qualität, die einen großartigen Komponisten in die "2. Reihe" verbannt

    Das trifft auf Charles Gounod in besonderer Weise zu.


    Als seine Oper "Faust", die 1859 in Paris mit großem Erfolg uraufgeführt wurde, erstmals in Deutschland auf den Spielplan kam, das war 1861 in Darmstadt, stieß sie weitgehend auf Ablehnung, erstens weil sie von einem Franzosen stammte, die damals hierzulande stets als zweitrangig eingestuft wurden und ohnehin als "Erbfeind" galten (doch das beruhte auf Gegenseitigkeit), und zweitens, weil nach Meinung des Bildungsbürgertums und der damals führenden deutschen Musikkritiker die "Veroperung" eines zentralen Goethe-Stoffes, vor allem des sakrosankten "Faust", geradezu als Sakrileg angesehen wurde. Die Oper wurde fortan in Deutschland (wahrscheinlich im ganzen deutschen Sprachraum) nicht unter ihrem Originaltitel, sondern unter dem Namen "Margarethe" auf die Spielpläne der Opernhäuser gesetzt, wenn sie denn überhaupt dorthin gelangte.


    Der zehn Jahre später stattfindende deutsch-französische Krieg (1870/71) tat dann ein übriges, um dem Werk hierzulande die nötige Anerkennung und Wertschätzung zu versagen.


    Weiters wurde dem Komponisten vorgeworfen, mit seinem populären "Ave Maria", das sich an das erste Präludium aus J.S. Bachs "Wohltemperiertem Klavier" anlehnt, einer weiteren Verunglimpfung deutschen Kulturgutes schuldig gemacht zu haben. Bis heute wird dieses Stück, das zwar bei Hochzeiten und ähnlichen feierlichen Anlässen auch bei uns nicht totzukriegen ist, als "Verhunzung" Bach'scher Musik diskriminiert.


    Ich würde Gounod keinesfalls in die zweite Reihe der Komponisten verweisen. Seine "Faust"-Oper ist ein ganz großartiges Werk, das aus dem Goethe-Drama im wesentlichen nur die Margarethe-Geschichte verarbeitet. Deshalb ist die Umbenennung nicht ganz unbegründet, doch seit mindestens drei Jahrzehnten wird auch hier Gounods Oper ganz selbstverständlich unter ihrem Originaltitel gespielt.


    Ein liebenswertes Werk des französischen Tondichters ist auch die "Cäcilienmesse", die es u.a. in dieser schönen Aufnahme gibt:


    LG Nemorino


    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Die Oper wurde fortan in Deutschland (wahrscheinlich im ganzen deutschen Sprachraum) nicht unter ihrem Originaltitel, sondern unter dem Namen "Margarethe" auf die Spielpläne der Opernhäuser gesetzt, wenn sie denn überhaupt dorthin gelangte.

    Ja, das mit dem geänderten Titel ist korrekt.

    Ich schaute eben ins Online-Archiv der Wiener Staatsoper. Dort gab es tatsächlich eine erste Inszenierung des Werkes bereits 1870 (zwischen März und Dezember), dann aber erst wieder 1948.
    Es findet sich allerdings kein konkreter Hinweis, dass sie in Wien 1870 als Margarethe gespielt wurde - im Archiv steht sie jedenfalls unter Faust. Das kann aber auch Nachlässigkeit sein.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Ich wende mich - was ich ja schon ursprünglich wollte, dem sinfonischen Schaffen Von Gounod zu, und zwar schildere ich kurz den subjektiven Höreindruck beim Abhören der Sinfonie Nr 1. Über Widerspruch oder Bestätigung würde ich mich freuen. Schon nach den ersten Tönen fühlte ich mich zu dieser Musik hingezogen. Eigenartig, ich muß sie eigentlich schon vor Jahren einemal gehört haben und ich erinnere mich da überhaupt nicht daran. Das Problem ALLER "Neuentdeckungen", "Wiederentdeckungen" und "Ausgrabungen" liegt ja darin, daß man sie nur viel zu selten hört - oft nur ein einziges Mal, und da kann sich nichts so besonders effektiv einprägen.

    Die Musik war mir nach den ersten Tönen nicht nur sympatisch sondern eigenartig vertraut. Und nun macht man das, was man bei den Musiklexika geisselt oder zumindest mit Skepsis betrachtet: Man versucht mit Musik bekannter Komponisten zu vergleichen. Irgendewie scheitert das hier.

    Es ist mozartsche Schönheit vorhanden und beethovensche Kraft, aber beides irgdenwie abgemildert. Dazu kommt französische Elganz, beeindruckende aber dezente Akzente bei der Orchestrierung - immer in Richtung "schöner Klang" und immer einen Hauch "volkstümlich.

    Irgrndwie ist man traurig, daß Gounoud nur 3 Sinfonien geschrieben hat. Eine dritte blieb unvollendet, wurder abe rekonstruiert und es gibt (zumindest) eine Aufnahme davon. Dazu meh, sobald ich sie habe- Das wird aber vermtlich dauern-


    Inzwischen ist mir auch eingefallen, weshalb mir diese Musik so vertraut vorkommt: Der Opernkomponist lässt sich nicht verleugnen - die Sinfonie Nr 1 (die zweite kenne ich nich nicht, die dritte ligeet in weiter Ferne) hat Anklänge an Opernouvertüren - vorzüglich von solchen französischer Komponsten....

    Und somit schließt sich der Kreis.....


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat von Alfred_Schmidt

    Es ist oft nicht die Qualität, die einen großartigen Komponisten in die "2. Reihe" verbannt

    Dazu ist mir aufgefallen bei den vielen Aufnahmen meiner Sammlung die ich nachfolgend zeige, das es im großen und ganzen immer auf den Faust hinausläuft, dann noch Romeo et Julietta und Mireille, und dann wird es ganz ganz dünn. Aber in den letzten Jahre und erst kürzlich tun sich da Türen auf, was mich allerdings sehr freute !

    Zitat von Nemorino

    Das trifft auf Charles Gounod in besonderer Weise zu.

    Ja genau, leider leider!


    So und nun meine Sammlung in der glaube ich nichts fehlt wessen man noch habhaft werden könnte!:)

    Faust habe ich mal ausgelassen, (außer der Urfassung!von) von dem ich ziemlich viele GA besitze!

    Und von denen die ich mehrfach besitze nur die liebste.


    Urfassung


    Und hier sind wirkliche Perlen dabei, die es leider nur in einer Live Aufnahme gibt, und das in manches mal zweifelhafter Qualität, aber der Sammler sieht da mal drüber hinweg ;)!


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Die 2. Sinfonie Gounods war wohl recht einflussreich für franz. Komponisten der Zeit (bzw. eine Generation jünger). Ich habe die irgendwo auch, aber nicht präsent. U.a. hat sich wohl Bizet in einer Jugendsinfonie an ihr orientiert. Erstaunlich, dass letzteres Werk das Vorbild posthum deutlich überstrahlt.

    Es gibt auch weitere Instrumentalmusik, zB ein Quartett auf dieser interessanten CD. (Aber die franz. Instrumentalmusik hatte es damals ggü. der allmächtigen Oper sehr schwer; das änderte sich erst wieder gegen Ende des 19. Jhds.)


    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • So und nun meine Sammlung in der glaube ich nichts fehlt wessen man noch habhaft werden könnte!

    Doch, zumindest eine Aufnahme fehlt noch:



    Ich habe diese Produktion an der Opéra comique gesehen und war sehr angetan davon.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Doch, zumindest eine Aufnahme fehlt noch:

    Nein lieber Bertarido, an 9ter Stelle! ;).

    Und gesehen in dieser Produktion im Theater am Domhof 19. Januar 2008!

    Allerdings hat es mir damals nicht sooo gut gefallen, allerdingsdanach beim wiederhören wesentlich besser.

    Was du gesehen hast, hätte mir allerdings bestimmt besser gefallen,wegen Michael Spyres! ;(


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Die 2. Sinfonie Gounods war wohl recht einflussreich für franz. Komponisten der Zeit (bzw. eine Generation jünger). Ich habe die irgendwo auch, aber nicht präsent. U.a. hat sich wohl Bizet in einer Jugendsinfonie an ihr orientiert. Erstaunlich, dass letzteres Werk das Vorbild posthum deutlich überstrahlt.

    Es gibt auch weitere Instrumentalmusik, zB ein Quartett auf dieser interessanten CD. (Aber die franz. Instrumentalmusik hatte es damals ggü. der allmächtigen Oper sehr schwer; das änderte sich erst wieder gegen Ende des 19. Jhds.)


    Lieber Johannes Roehl zum besser angucken ;)....

    741952415923.jpgKlick


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Alles in Allem bleibt der Eindruck bei mir, daß Gounod schon ein bedeutender Komponist gewesen sein mag. Die "Margarete" ist mir aus meiner Jugendzeit als einziges Werk bekannt, und da war es Georg Hann als tiefschwarzer Mephisto, Helge Rosvaenge als strahlender Faust und Margarete Teschemacher als Gretchen, die ich am Radio oft gehört habe. Georg Hann war faszinierend.

    Andere Aufnahmen dieser hat man in DDR-Radiosendern in den 50-ern kaum gehört.

    Romeo und Julia war auch des Öfteren zu erleben, auch diese Oper fand ich Klasse.


    In den 90-ern und mit dem erweiterten TV-Möglichkeiten und erst recht mit youtube war das Angebot dann breiter, die Cäcilienmesse konnte ich in Gera sogar live erleben, und sie war großartig. Auf Faust in Chemnitz habe ich bewußt verzichtet, die Handlung auf einem Schrottplatz fand ich nicht angemessen, sondern abstoßend und einer Geldausgabe nicht wert.


    Enttäuschend war für mich in Leipzig die hochgelobte Aufführung der neu entdeckten Oper "Cinque mars" bzw "Der Rebell des Königs". Tolle Ausstattung, mäßiger Gesang und eine Musik ohne Höhepunkte. Kein Wunder, daß diese Oper in Vergessenheit geraten war und es sicher auch bleiben wird.


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

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