zu populäre Werke

  • In diesem (etwas provokanten, ich hoffe, das ist in Ordnung) Thread sollen Werke oder Teile von Werken gesammelt werden, die so populär sind, dass Leute, die fast nur diese hören, von Kennern als Banausen angesehen werden, inspiriert von


    Kaisers Klassik-Kunde Folge 3: Ich liebe Mozarts »Kleine Nachtmusik«. Bin ich ein Musik-Banause?

  • "Nessun dorma" mit Paul Potts.

    Schönheit du kannst zwar wol binden...

    Schönheit machet viel zu blinden...

    Schönheit alle Freyer grüssen...

    Schönheit reitzet an zum küssen...

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Hm, eine elitäre Sicht, wenn sich "Kenner" über weniger Fachkundige erheben und sie als "Banausen" bezeichnet. Ich denke, es ist grundsätzlich zu begrüssen, wenn man sich mit klassischer Musik beschäftigt. Mozart stellte übrigens erfreut fest, dass seine Melodien auf der Strasse gepfiffen wurden. Ich lege mir jetzt die Serenade Nr. 13 "Die kleine Nachtmusik" KV 525 G-Dur in den Player und geniesse diese geniale Musik. Das muss Mozart jemand erst einmal nachmachen, einen solchen Wurf zu komponieren.


    "https://www.kammermusikfuehrer.de/werke/1306"
    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Hm, eine elitäre Sicht, wenn sich "Kenner" über weniger Fachkundige erheben und sie als "Banausen" bezeichnet.


    Ich hab ja extra geschrieben:

    Zitat

    In diesem (etwas provokanten, ich hoffe, das ist in Ordnung) Thread

    :untertauch:

  • "Nessun dorma" mit Paul Potts.


    Oh Schreck, das sitzt!


    Dennoch gönne ich dem Herrn Potts seine Karriere und seine neuen Zähne.


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

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  • Soweit ich das übersehen haben ging es hier um WERKE und nicht um Interpreten.


    Ich bringe hier einen weiteren Gedanken ins Spiel:
    Seit wann gibt es eigentlich die "Verachtung" für "zu populäre Werke" und wodurch hat sie sich entwickelt.
    Eine böse Definition folgt von mir im Laufe dieses Threads.


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Es geht m.E. nicht um eine "Verachtung" populärer Werke, sondern darum, dass diese zumal in einem Zeitalter des Hintergrundgedudels (also seit mindestens 40-50 Jahren) viele andere Werke in den Schatten stellen. Der erste Komponist, von dem ich weiß, dass ihn das bei einigen seiner eigenen Werke störte, war Beethoven. Selbstverständlich wollte Beethoven nicht unpopulär sein, aber er wollte nicht, dass sein Septett u.a. eher leichtgewichtige Werke andere, auf die er große Stücke hielt, in den Hintergrund drängten. Das führte zu so überzogenen Äußerungen wie der, dass seine 8. Sinfonie weniger beliebt als die 7. sei, weil sie "viel besser" wäre. Sicher sollte man solche Aussagen eines notorisch launischen Komponisten nicht auf die Goldwaage legen, aber es gibt sie auch nicht nur von Beethoven.


    Das wohl berühmteste und witzigste Genervtsein eines Hörers über einen allgegegenwärtigen Schlager (weniger als ein Jahr nach der Premiere der Oper!) ist wohl hier dokumentiert:


    https://de.wikisource.org/wiki/Der_Jungfernkranz


    Es wäre albern, sich darüber zu ärgern, dass die Kleine Nachtmusik ein bekanntes Stück ist. Vermutlich ist es besser, dass einige Stücke klassischer Musik breit bekannt ist als wenn keins so bekannt wäre. Aber man kann schon mit Recht bedauern, dass selbst unter Hörern klassischer Musik vermutlich nicht wenige einige andere sehr bedeutende Werke Mozarts noch nie gehört, z.B. um bei den serenadenähnlichen zu bleiben, die drei Bläserserenaden KV 361, 375 und 388 oder das "Divertimento" für Streichtrio KV 563.
    Weil eben, anders als oft behauptet wird, die sehr populären Werke nicht immer einen Einstieg bilden, von dem dann auch weitergegangen wird. Und ihre ewig Wiederholung auf Kosten anderer Werke geht und andere Hörer irgendwann schlicht ermüdet und daher abstößt.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Tschaikowskis Ouvertüre 1812. Die kann ich nur ertragen, wenn dazu die Kanonenböllerschüsse so laut sind, dass man die Musik nicht hört.

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    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Tschaikowskis Ouvertüre 1812. Die kann ich nur ertragen, wenn dazu die Kanonenböllerschüsse so laut sind, dass man die Musik nicht hört.

    Ein typischer dr.-pingel-satz, der mich schmunzeln ließ. Ich kann nicht verhehlen, dass mir das Stück inzwischen auch nicht mehr gefällt, soll heißen, dass das mal anders war. Ähnliches empfinde ich übrigens auch bei Beethovens musikalischem Schlachtgetümmel, mit dem er Wellington und Napoleon bei Waterloo orchestral beschrieb.


    Bei Herrn Brahms gibt es auch so eine Komposition, über die viele Musikfreunde die Nase rümpfen, die mir jedoch, im Gegensatz zu Beethoven oder Tschaikowski, immer noch gefällt, der 'Akademischen Festouvertüre' nämlich. Erklären kann ich nicht, warum jene Werke mir öde verkommen, und das von Brahms überhaupt nicht...


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

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  • Brahms hat ja viele Werke vernichtet. Seine Tragische Ouvertüre ist ein echter Brahms, die "Akademische Festouvertüre" eignen sich sehr gut zum Foltern von Hörern, die dem Regietheater anhängen, die hat er leider nicht vernichtet.

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    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Ich kann Dir da überhaupt nicht folgen. Ist da ein Gag in dem Posting versteckt, der sich nicht gleich erschließt oder ist alles so gemeint, wie es sich auf den ersten Blick liest?

    Er hat Jehova gesagt!

  • Ich kann Dir da überhaupt nicht folgen. Ist da ein Gag in dem Posting versteckt, der sich nicht gleich erschließt oder ist alles so gemeint, wie es sich auf den ersten Blick liest?


    Hallo Johannes,


    kann ich auch wenig verstehen ... aber das ist eben Dr.Pingel, der eben einen anderen Musikgeschmack an den Tag legt und die herrliche und humorvolle Brahms-Akademische Festouvertüre nicht zu schätzen weis .. am liebsten mag ich die Akademische in den Bernstein-Aufnahmen (DG und SONY), die das Humorvolle voll begreifen so richtig ausspielen.
    :thumbsup: Ich schätze beide Brahms-Ouvertüren gleichermassen hoch ein.


    Aber auch die Tschaikowsky-Ouvertüre 1812 gerne höre, die er in Beitrag 8 verschmähte.
    Am Besten ist immer noch in der tollen Dorati-Aufnahme in der die Kanonen eine Wucht sind und das ausgezeichnete Minneapolis SO ein Klangschmelz hat, den als Klassikfan man einfach lieben muss ... sollte ...


    Hier ist sie:

    Mercury, 1960, ADD

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Ein Traum: Moskau, Luschniki-Stadion. In der Mitte der Rasenfläche: die Kanonen, die man für 1812 braucht. Rechts davon ein Orchester, das 1812 spielt. Links ein Orchester, das "Capriccio Italien" spielt. Haupttribüne: "Brahms, Akademische Festouvertüre", Gegentribüne "Rokokovariationen oder alternativ die bekannten Beethovenschen Ouvertüren".
    Bevor ihr mich in der Luft zerreißt: ich hatte erst überlegt, dass die Kanonen am Schluss auf die Orchester zu richten seien. Das habe ich dann doch verworfen. Stattdessen wird in einer Neubearbeitung des "Bolero" in der Neufassung mit Kanonen gespielt.

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  • Ihr werdet lachen: sowas gibt es schon! Es gibt große Entertainer, die sich der klassischen Musik bemächtigt haben, wie z.B. Gerard Hoffnung, mit Riesenorchester, vollbesetzter Albert Hall. Dem war nichts heilig. So hat er die Leonorenouvertüre verballhornt und auch ein Stück gibt es, das sich, glaube ich, "a Beethoven-final to end all Beethoven-finals" nennet. Hier nimmt er den Schluss der Eroica aufs Korn, bei dem ich (horribile dictu) auch aus dem Lachen nicht herauskomme, wenn das Original gespielt wird, weil das überhaupt nicht aufhören will. Ihr müsst nur bei YouTube Gerard Hoffnung eingeben!
    Dazu empfehle ich die Musikentertainer Victor Borge, Jörg Maurer und Hans Liberg (alle bei YouTube). In der Klassik selbst gibt es das Dorfmusikantensextett von Mozart.
    Noch eins: ich fange jetzt nicht mit dem 4. Satz der 9. an. Damals wurde mir entgegengehalten, dass einmal im Jahr irgendwo in einem Stadion in Japan die 9. gespielt wird, mit 10.000 Japanern, die den Chor singen. Das hätte ich als Satire nicht zustande gebracht!

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    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Die beste Klassik-Satire findet ihr bei YouTube bei Rainer Hersch, der einen eigenen Kanal dort betreibt und mit großem Aufwand die wunderbarsten Satiren produziert. Er hat dort nichts Geringeres als das Philharmonia Orchestra London zur Verfügung, die natürlich absolut toll spielen und sich zwischendurch kaputtlachen. Klickt mal an, wie die Microsoft-Klingeltöne für großes Orchester klinge(l)n. Es gibt auch einen deutschen Clip, der aus Hannover stammt und den Rainer Hersch deutsch kommentiert.


    Darf ich auch noch ans Loriots legendären Auftritt mit den Berliner Philharmonikern erinnern? Zum Schluss etwas ernster: alle diese Parodien kann man nicht verstehen, wenn man die Originale nicht kennt.

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