Liebe Taminos,
vergangenen Freitag ging es zum zweiten Mal zu den Bayreuther Festspielen. Während damals Parsifal auf dem Programm stand, so war es dieses Mal der Tristan. Nachdem ich mich letztes Mal in der Galerie etwas über die Akustik beschwert hatte, so riet mir Rheingold zu einem Parkettplatz, den ich mir auch leistete - und es war eine deutlich akustische Verbesserung zu vernehmen! Danke für den Tipp!!!
Zur Aufführung. Die Regie von Katharina Wagner kommt hier im Forum ja nicht gut weg - so schlecht fand ich sie nicht. Jemand hier im Forum schrieb, dass sie nicht störte...dem kann ich nur zustimmen.
Der erste Akt zeigt ein großes Treppenwirrwar, welches zumindest optisch interessant ist. Durch verschieben der Elemente und abbrechen von Treppenteilen konnte tatsächlich auch eine Personenführung, wenn auch nicht eine originelle, entstehen. Deutlich wurde dadurch jedoch, dass Tristan die Wege zu Isolde verstellen möchte, bzw. er eigentlich zu ihr gelangen möchte, dies aber nicht möglich ist. Gut gelöst war die Liebestrank-Szene. Dieser wurde nicht getrunken, sondern über die Hände, der Hand in Hand stehenden Hauptpersonen gegossen.
Der zweite Akt spielt auf einem Gefängnishof, und erschloss sich mir offengestanden nicht wirklich. Es wird mit Symbolik gearbeitet. Es befinden sich zahlreiche Metallringe auf der Bühne, deren Sinn fragwürdig blieb. Zum Liebesduett verbanden sich welche...naja. Immerhin etwas, denn die Sänger mussten das Duett starr gegen die Wand singen. Insgesamt eher unästhetisch und sinnlos.
Der dritte Akt hingegen wurde meine Meinung nach sehr ästhetisch und ansprechend inszeniert. Die ganze Bühne ist in einen Nebenschleier gehüllt, nur die kleine Gruppe um Tristan ist sichtbar, die Stimmung seiner Treuen deutlich auch durch das fahle Licht, den Nebel. Als Tristan wieder erwacht, werden verschiedene Isoldes scheinbar projiziert, jeweils in hellen Pyramiden, die immer mehr zunehmen, sofern auch sein Wahn zunimmt. Als Marke erscheint, ist die Bühne hell, Tristan wird auf einen Leichenwagen gehoben und Isolde verklärt sich an seiner Seite.
Wie die Regie durchwachsen war, so war es auch die musikalische Seite. Die Isolde von Petra Lang empfand ich als eine Zumutung, was jedoch der Rest des Publikums offenbar anders sah - Beifallsstürme. Davon abgesehen, dass man kein einziges Wort von ihr verstand, waren ihre Höhen zu offen, wirkliche Spitzentöne gab es nicht, insgesamt empfand ich ihren Vortrag als geleiert. Schade, denn ihre Stimme ist ideal für Wagner, erinnert mich an Gwyneth Jones. Insgesamt hatte ich das Gefühl, dass die Rolle deutlich über ihren Kapazitäten liegt. Ebenfalls schwach war der Tristan von Stephen Gould. Während er im ersten Akt sehr schwach war, steigerte er sich (nach der Ansage, dass er unter eine Luftröhrenentzündung leide), im zweite Akt jedoch merklich. Doch auch hier - vom Text verstand man nahezu nichts, die Spitzentöne blieben aus, der Rest war reiner Schöngesang ohne einen Funken Expressivität. Im Spiel ist er sehr starr, kommt Wagners Idee vom Sängerdarsteller nicht sehr nah. Im dritten Akt gab es einen Einspringer, dessen Namen ich leider nicht in Erfahrung bringen konnte - er machte alles besser!
Die restlichen Rollen waren besser besetzt. Großen Jubel gab es für René Pape als Marke, der einen wirklich stattlichen König darbot. Großartige Diktion, volltöniger Bass, tolles Spiel! Das war ganz großes Kino. In die Anlage als unerbittlicher Machthaber durch Katharina Wagner, steigerte sich Pape geradezu ins dämonische. Ich fand es toll. Die Bragäne von Christa Mayer ließ sich auch sehen. Wenn auch nicht immer verständlich, lag ihr die Rolle bestens, die Höhen als auch die Tiefen saßen, ihr Gesang - hochexpressiv. Auch Ian Paterson als Kurwenal, besonders jedoch Raimund Nolte als Melot konnten in ihren Rollen brillieren.
Das Highlight des Abends war jedoch zweifellos das Dirigat von Christian Thielemann, auf das ich sehr gespannt war. Was dort aus dem Orchestergraben kam, war irre. Diese Natürlichkeit, mit der musiziert wurde, die Wucht der Dramatik, aber auch die Präzision im Orchester als auch mit der Bühne - es war wunderbar. Allein das Vorspiel war so großartig ausmusiziert worden. Die Klangpalette reichte von extrem leisen, geradezu kammermusikalischen Tönen z.B. im Liebesduett, bis hin zur mitreißenden Klangwoge in Tristans Monolog im dritten Akt. Es fällt mir schwer es in Worte zu fassen - daher: Großartig! Dafür hat es sich schon gelohnt nach Bayreuth zu kommen. Der Applaus, der ihm galt, war ohrenbetäubend! Insgesamt hatten meine Freundin und ich einen sehr schönen Abend, sowie den Entschluss: Wiederkommen!