Mihály Zichy: Du berceau Jusqu'au Cercueil (Von der Wiege bis zur Bahre)
Mit einem zeitlichen Abstand von mehr als zwei Jahrzehnten hebt sich Franz Liszts letzte Sinfonische Dichtung Nr. 13 "Von der Wiege bis zum Grabe", S. 107, komponiert 1881/82 in Rom, bereits chronologisch deutlich ab von den zwölf vorherigen Tondichtungen des Komponisten. Inspiriert wurde sie von einer Zeichnung des ungarischen Malers Mihály Zichy.
Dieses späte Werk gliedert sich in drei Teile: I. Die Wiege; II. Der Kampf um's Dasein; III. Zum Grabe: Die Wiege des zukünftigen Lebens. Gleichwohl ist Geschlossenheit angestrebt. Die über weite Strecken beinahe kammermusikalisch anmutende Orchesterbesetzung unterscheidet sich stark von Liszts früheren Tondichtungen. Als Hauptthema fungiert das Wiegenlied, welches im 2. Teil klagend und im 3. Teil harmonisch sehr in die Zukunft weisend klingt. Das Werk wird beschlossen von einem Solo des Cello, welches eine merkwürdige Übergangsstimmung vom Leben zum Tode zeichnet.
Zunächst als "Irrung eines Greisen" (Peter Raabe, Präsident der Reichsmusikkammer) abgetan und lange nicht zu den eigentlichen Sinfonischen Dichtungen gezählt, erfährt "Von der Wiege bis zum Grabe" seit der Nachkriegszeit allmählich die ihm zustehende Würdigung.