Theater Pforzheim 02.10.2018 20 Uhr
Das Rheingold
Oper von Richard Wagner
in der Fassung mit reduzierter Bläserbesetzung von Alfons Abbass
Vorabend des Bühnenfestspiels "Der Ring des Nibelungen"
"Nur wer der Liebe Lust verjagt, nur der erzielt sich den Zauber, zum Reif zu zwingen das Gold."
Besetzung
Götter
Wotan — Nico Wouterse
Donner — Paul Jadach
Froh — Theodore Browne
Loge — Philipp Werner
Fricka — Dorothee Böhnisch
Freia — Stamatia Gerothanasi
Erda — Lisa Wedekind
Nibelungen
Alberich — Hans Gröning
Mime — Dennis Marr
Riesen
Fasolt — Lukas Schmid-Wedekind
Fafner — Aleksandar Stefanoski
Rheintöchter
Woglinde — Elisandra Melián
Wellgunde — Anna Gütter
Floßhilde — Lisa Wedekind
Nibelungen — Kultur Schaffer e.V. als Statisten
Badische Philharmonie Pforzheim
Musikalische Leitung — GMD Markus Huber
Inszenierung — Thomas Münstermann
Bühnenbild — Jörg Brombacher
Kostüme — Alexandra Bentele
Dramaturgie -- Annika Hertwig
Dauer: 2h 30 Min, es wurde wie üblich ohne Pause durchgespielt.
Es war eine sehr beeindruckende Aufführung. Musikalisch und sängerisch auf recht hohem Niveau mit einer bei solch kleinen Theatern nicht oft anzutreffenden Qualität. Durch den überbauten Orchestergraben kamen die Akteure bis zur erste Stuhlreihe ans Publikum heran, was eine äußerst gute Textverständlichkeit zur Folge hatte.
Auf einzelne Sängerdarsteller möchte ich an anderer Stelle zurückkommen. Hervorheben möchte ich die 3 Rheintöchter als stimmlich harmonisches und äußerst spielfreudiges Ensemble.
Zur Inszenierung zitiere ich Auszüge aus der Pforzheimer Zeitung, die die Premiere vor 2 Wochen beschrieb. Ich besuchte die 3. Vorstellung dieser Neuinszenierung.
Hier beginnt das Zitat:
(...) Mit wenigen Ausnahmen aus eigenen Kräften besetzt, gelang eine eindrucksvolle und spannende Inszenierung, die beim Premierenpublikum im voll besetzten Haus großen Beifall fand. Intendant Thomas Münstermann hatte die Regie übernommen und, wie bereits bekannt, die Handlung in eine Zirkusarena verlegt. Das Orchester saß – wie im Zirkus üblich – hinten und oben über dem Eingang zur Manege. Die Sänger kamen deshalb dem Publikum – für ein Musikdrama von Wagner sehr ungewohnt – außerordentlich nahe. Das gab dem Spiel eine besondere Dichte und Intensität, erhöhte auch die Textverständlichkeit. Gerade die ist ja in Bayreuth mit seiner speziellen Theateranlage oft sehr problematisch.
(...) Der Zirkus mit seinen ganz unterschiedlichen Figuren und Charakteren ist ja eine bunte Parallelwelt aus Spaß und Ernst, aus Clownerien und Abgründen. Darin ist er den Märchenfiguren der Götter, Riesen oder Zwerge und deren Interaktionen bei Wagner gar nicht so unähnlich. Auch gibt es gerade im „Rheingold“ viele Momente von Illusion und Zauberei. Und wenn Regisseur Münstermann die Zirkusarena mit dem Weltenrund vergleicht, dann hat die Vorstellung viel für sich. (...)
Im Bühnenbild von Jörg Brombacher und den attraktiven Kostümen von Alexandra Bentele gelingt es dem Regisseur auf alle Fälle, die Geschichte lebendig, gestisch vielgestaltig und optisch reizvoll zu erzählen. Er findet für die Zaubereien gute Lösungen und nutzt den Spielrahmen optimal aus. Es gibt auch drastische Elemente, so wenn Loge Alberich den Finger abbeißt, um ihm den Ring zu entreißen, den er dann Wotan vor die Füße spuckt. Loge ist überhaupt der Spielmacher in dieser Inszenierung, der am Ende den Göttern auf ihrem Seiltanz nach Walhall hämisch grinsend folgt. Gerade das Schlussbild mit diesem Balanceakt auf einer Leuchtspur ist packend und schließt eine Inszenierung überzeugend ab, die vor allem durch ihre spielerische Qualität und deutliche Herausarbeitung der Beziehungen zwischen den Personen besticht.
Die Badische Philharmonie Pforzheim spielte unter Generalmusikdirektor Markus Huber Wagners Partitur in einer Fassung mit reduzierter Bläserbesetzung von Alfons Abbass aus dem Jahr 1905. Die erlaubt einen transparenten, gelegentlich kammermusikalischen Klang. Markus Huber sorgt in flüssigen Zeitmaßen für klare Abläufe, sicher angelegte dynamische Entwicklungen und prägnante dramatische Akzente. Er erweist sich als klug gestaltender Wagner-Interpret.
Zitat Ende.
Einem Gespräch mit der Dramaturgin vor der Aufführung konnte ich entnehmen, dass über die weiteren "Ring"-Aufführungen durchaus ernsthaft nachgedacht wird, das Hauptkriterium dürften jedoch die Sponsoren sein, denn die finanzielle Decke des Pforzheimer Theaters ist recht dünn. Dass man auch größere Wagneropern aufführen kann, hat das Theater schon mit "Lohengrin" eindrucksvoll bewiesen.
Man darf also gespannt sein...