Sequeira Costa - ein bedeutender Pianist aus Portugal

  • Ich möchte heute auf einen Klavierspieler aufmerksam machen, der bisher m.W. in diesem Forum noch nicht in Erscheinung getreten ist.


    Es handelt sich um Sequeira Costa, der mit vollständigem Namen José Carlos de Sequeira Costa heißt und am 18. Juli 1929 in Luanda (damals Portugiesisch-Angola) geboren wurde.


    Schon im Kindesalter erregte er wegen seiner ungewöhnlichen musikalischen Begabung Aufsehen bei Eltern und Lehrern. Als er 8 Jahre alt war, siedelte er mit seinen Eltern nach Lissabon über. Dort nahm er schon bald Unterricht bei José Vianna da Motta, einem der letzten Schüler von Franz Liszt, dem er nach eigenen Worten sehr viel zu verdanken hat. Später ging er zu weiteren Studien nach London. Im weiteren Verlauf seines Lebens vervollständigte er seine Kunst bei so renommierten Künstlern wie Marguerite Long und dem großen Schweizer Pianisten Edwin Fischer. So kam er in enge Berührung sowohl mit der deutschen als auch der französischen Klavierschule. Seine künstlerischen Schwerpunkte liegen in der deutschen Klassik und Romantik, aber auch Chopin zählte zu seinen bevorzugten Komponisten. Im Jahr 1951 war er der Gewinner des Grand Prix Marguerite Long International Piano Competition. Im Jahr 1958 wurde ihm eine weitere große Ehre zuteil: Dmitri Schostakowitsch berief ihn in die Jury des berühmten Tschaikowsky-Wettbewerbs in Moskau, der er etliche Jahre angehörte. Seit 1976 war er Professor für Klavier an der Universität von Kansas (USA). Heute lebt der Künstler hochbetagt und zurückgezogen in Lissabon.


    Seine Schallplatten sind nicht besonders zahlreich bzw. in Deutschland wenig oder gar nicht bekannt geworden. Er hat aber u.a. die vier Klavierkonzerte von Serge Rachmaninoff aufgenommen, und es gibt auch eine Ausgabe sämtlicher Beethoven-Sonaten auf dem Label CLAUDIO, das in Deutschland von Naxos Musik & Video vertrieben wird. Sie werden auf Einzel-CDs angeboten und können u.a. bei Amazon erworben werden.


    Ich persönlich bin durch eine Schumann-Biographie auf den Künstler aufmerksam geworden. Dort gib es in einem Anhang eine vergleichende Diskographie des Klavierkonzerts op. 54 von Robert Schumann, und in dem Zusammenhang erscheint auch der Name von Sequeira Costa, dessen Version zusammen mit den Aufnahmen Serkin/Ormandy (CBS/Sony), Zimerman/Karajan (DGG) und Pollini/Abbado (DGG) als "herausragende Einspielung" gelobt wird. Vor allem werden seine "spielerische Leichtigkeit" hervorgehoben sowie "die kraftvoll-drängenden Impulse" und "seine reichen Momente lyrischer Versenkung und Gefühlsinnigkeit".


    Das hat mich natürlich neugierig gemacht, und so habe ich mir die Aufnahme gekauft, die so aussieht:

    Sie enthält zusätzlich die beiden Konzertstücke op. 92 und op. 134 für Klavier und Orchester, wie auf der Rückseite des Cover ersichtlich ist.
    Begleitet wird der Künstler vom Gulbenkian-Orchester Lissabon, Dirigent: Stephen Gunzenhauser (Aufnahme: 1985).


    Meine hochgesteckten Erwartungen wurden nicht enttäuscht. Die Aufnahme ist nicht nur künstlerisch ohne Fehl und Tadel, sie klingt auch ausgezeichnet.


    Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).