HERMANN Robert (1869-1912) vergessener schweizer Spätromantiker

  • Robert Hermann (1869-1912)


    Viel vergessener, als der in Bern geborene schweizer Komponist Robert Hermann es ist, kann man eigentlich gar nicht sein. Er scheint in keinem mir zur Verfügung stehenden Nachschlagewerk auf. WIKIPEDIA widmet ihm lediglich in englischer, sowie katalanischer (weiß Gott warum) Sprache einen dürren Eintrag.
    Hier haben wir es allerdings ausnahmsweise mit einem Komponisten zu tun, der schon zu Lebzeiten kaum bekannt war. Eigentlich studierte er Medizin, wandte sich dann aber auf Anraten Griegs völlig der Musik zu, 1893/94 war er Schüler von Engelbert Hmperdinck.
    Seine Werke wurden in Deutschland kaum wahrgenommen, kaum jemand kannte ihn.
    Allzuviele hat er nicht komponiert, 13 Werke mit Opuszahl im Laufe seines (kurzen) Lebens.
    Der deutsche Kritiker (und selbst Komponist) Dr. Walter Niemann (1876-1953) schrieb 1909

    Zitat

    „Er ist ein Stimmungsmusiker und musikalischer Lyriker 1. Ranges.“


    und

    Zitat

    „Hermann ist jetzt 37 Jahre alt und noch so gut wie unbekannt. Dennoch prophezeihe ich ihm: Seine Zeit wird kommen, seine Zeit muß kommen…..“


    Die Erfüllung dieser Prophezeihung aus dem Jahre 1909 scheiterte zum Teil daran, dass Hermann nicht besonders eifrig komponierte, sondern auch an der Tatsache, dass er bereits 1912 im Alter von 43 Jahren verstorben ist.
    Er hinterließ – soweit ich es eruieren konnte – lediglich 13 Werke mit Opuszahl, darunter 2 Sinfonien.


    Die 1. Sinfonie in C-dur op 7 (1895) in drei Sätzen


    Allegro moderato
    Grave
    Allegro


    habe ich heute erstmals ghört und sie gefällt mir ausserordentlich gut, Schon die Kritik und auch der Komponist gaben Stellungsnahmen ab, wo darauf hingewiesen wurde, dass es nirgendwo „Brüche“ gäbe. Hermann sei ein begabte „Stimmungsmaler“ der diese auskostet, die Übergänge von einer Stimmung zur anderen sei indes nie abrupt.
    Ungeachtet dessen, kann er es schon mal richtig krachen lassen – allerdings lässt er die Stimmung organisch wachsen. Hermann zählte schon damals zu den eher konservativen Komponisten, dessen Musik ich aber doch als sehr individuell empfand, originell aber nicht modern im damaligen Sinne, kein Wagnerianer, kein Nachfolger von Beethoven oder Brahms und auch nicht an Brahms oder Bruckner angelehnt
    Die Klangbeispiele bei jpc sind nicht typisch, denn sie zeigen keine der durchaus vorhandenen Passagen mit Biss


    Derzeit wird die CD mit den Sinfonien 1 und 2 im Angebot um 7.99 Euro angeboten, Freunde spätromantischer Musik sollten zugreifen, bevor es zu spät ist


    Mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Es hat einige Zeit gedauert, diesen thread zu finden, Hermann taucht zwar im Verzeichnis auf, aber der Link funktioniert nicht.


    Aber gut, dass es ihn gibt, denn so muss ich nicht so viel schreiben. Die CD mit den beiden Hermann Symphonien stand schon länger auf der Liste. Nun ist sie in der letzten Lieferung gekommen. Mir gefällt die 1. Symphonie auch sehr gut, habe ich jetzt zweimal gehört. Tatsächlich klingt Hermann wenig typisch Deutsch, weder Beethoven/Brahms noch Wagner sind gravierende Einflüsse. Herman selbst nannte Bach und Schubert, aber auch davon höre ich nichts. Am ehesten würde ich ihn mit anderen nationalen Komponisten des Umfeldes in Verbindung bringen, z.B. Delius, Grieg, Smetana oder Dvorak. Aber hat schon seinen eigenen Stil, der melodisch ansprechend und überwiegend lyrisch gestimmt ist. Wer nach spätromantischer Dramatik sucht, ist hier falsch.