Siegfried Geißler (1929-2014): Violinkonzert Nr.2 (1981)

  • Nach etlichen Veröffentlichungen von Violinkonzerten auf meiner Internetseite, die ich hier gar nicht beworben habe, möchte ich jetzt mal wieder auf ein ganz besonderes Werk hinweisen. Siegfried Geißler wurde 1929 in Dresden geboren, war ausgebildeter Hornist, schlug aber schon kurz nach dem Musikstudium die Dirigentenlaufbahn ein. Seine musikalische Heimat fand er in Suhl (Thüringen), wo er die Philharmonie aufbaute und zu einem Orchester mit internationalem Ruf brachte, in Suhl gründete Siegfried Geißler einen Knabenchor und die Singakademie. Diese Aktivitäten brachten ihm in der damaligen DDR eine gewisse Anerkennung der Staatsführung und so konnte er sich gewisse Freiheiten erlauben, die Siegfried Geißler auch weidlich nutze. Konzertprogramme enthielten auch Werke, die nichts staatsgenehm waren, kritische Künstler durften Programmhefte gestalten und Siegfried Geißler äußerte sich oft kritisch zur Situation in der DDR. 1980 hatte man dann genug von den Auswüchsen und man legte Siegfried Geißler nahe, seinen Dirigentenposten aufzugeben. Kurz nach diesem Ereignis entstand das 2. Violinkonzert von Siegfried Geißler, welches nach meinem Dafürhalten eines der besten und wichtigsten deutschen Violinkonzerte des 20. Jahrhunderts ist - und leider völlig unbekannt. Es gibt keine erläuternden Worte des Komponisten zu diesem Werk, aber einen Zusammenhang zwischen Geißlers Lebenssituation in der DDR und dieser Komposition sind für mich erkennbar. Also ein Violinkonzert, welches das Leben in der Unterdrückung, mit den Repressalien im Unrechtsstaat DDR widerspiegelt. Und damit steht das Violinkonzert von Siegfried Geißler inhaltlich - aber auch qualitativ - auf einer Stufe mit dem "Concerto funebre" von Karl Amadeus Hartmann, dem anderen großen deutschen Violinkonzert, welches den Unrechtsstaat quasi als Thema hat.
    Im kommenden Jahr wäre Siegfried Geißler 90 Jahre alt geworden. Es wird daher Zeit, dass mehr zu seinem Violinkonzert zu finden ist. Ich habe daher die Partitur im Computer gesetzt, zudem eine kleine Rezension geschrieben und ein kurzes Tonbeispiel findet sich auch auf meiner Webseite. Bei Interesse schaut doch einfach mal vorbei und lernt ein absolutes Meisterwerk kennen:


    www.tobias-broeker.de



    Für genauere biographische Informationen verweise ich auf den ausführlichen Wikipedia-Artikel:


    https://de.wikipedia.org/wiki/Siegfried_Gei%C3%9Fler