Hallo,
Belächelt bis belacht von den Majors und vielen Musikfreunden, keinesfalls jedoch für konkurrenzfähig oder gar gefährlich eingestuft, wurde das Label naxos bei seiner Gründung vor etwa 20 Jahren.
Nun, das Lachen ist allen Betroffenen inzwischen gründlich vergangen, ist doch naxos inzwischen eine der führenden Klassikproduzenten.
Begonnen hat man mit "namenlosen" Interpreten und Orchestern aus dem Osten, sowohl dem fernen , als auch dem nahen.
Eine naxos-CD war (auch bei mir) schon negativ beurteilt, bevor man sie überhaupt erst gehört hatte. Es fehlte dem Label einfach das "Flair" elitärer Marken und bekannte Interpreten.
Jedoch der findige Klaus Heymann setzte auf drei Parameter:
Budgetprice -Budgetprice -Budgetprice.
Ja so sah man das bei der Konkurrenz. Aber genau das stimmte nämlich nicht.
Budgetprice war tatsächlich der erste Parameter, und vielleicht auch der wichtigste. Aber allein damit bringt man kein Klassiklabel zum laufen.
Der zweite Parameter war: Marktnische
Naxos hatte ein Schwesternlabel Marco Polo (Vollpreis), das der "Endeckung" (daher der Name) selten gespielter Werke gewidmet war. Ich weiß nicht wie die Verkaufserfolge waren, jedenfalls entschloß man sich bei Naxos eines Tages, sich auch dem "Nischenrepertoire " zu wirdmen, mit Erfolg wie man sieht. Viele, kaum je auf Schallplatte oder CD erhältliche Werke waren plötzlich auf Naxos zu haben, zu einem Preis , der das Reinschnuppern in "Neuland" , seien es nun unbekannte Werke bekannter Komponisten, mittelalterliche Musik, Kleinmeister des Barock oder des Rokkoko, oder moderne Komponisten, verlockend machte.
Der dritte Parameter war Kontakt und Imagepflege. Irgendwie ist es Klaus Heymann gelungen, die Musikkritiker davon zu überzeugen, daß naxos ein vollwertiges Label sei, nur eben preiwerter.
Sie bewerteten die Billigproduktionen genauso streng, nach den selben Maßstäben wie ein CD eines Majors. Und es muß gesagt werden, naxos-CDs machten in dieser Hinsicht schon zu Beginn eine gute Figur.
Etliche Künstler, vorerst noch unbekannt, wurden bald zu gesuchten Hauskünstlern des Labels Naxos.
Irgendwann stießen dann auch bekanntere Interpreten dazu, als es (fast) kein Makel mehr war für naxos aufzunehmen, oder als es schwer war einen Plattenvertrag mit den einstmals Großen zu bekommen.
Wo viel Licht ist, ist auch viel Schatten.
Die Majors konnten Ihren Künstlern die bisherigen Gagen nicht mehr bezahlen. sie wanderten ab, oder wurden abgewandert.
Das Angebot an "Außerordentlichem" wurde immer geringer, die Majors suchten nach "neuen" namenlosen Künstlern, die sie allerdings durch PR-Maßnahmen über Nacht zu Shootings-Stars hochzupushen versuchten, mit unterschiedlichem Erfolg, muß man sagen. (Für die soll man dann den selben Hochpreis berappen wie einst für die Spitzenkünstler)
Gardiner, Koopman und Savall mussten sich selbständig machen um zu "überleben", Marriner, Norrington und Zinman, Zacharias, Lenonskaya
und Bell arbeiten für Klein- bzw Budgetlabels, Solti, Karajan und Böhm, Klemperer, Szell und Dorati gibts zum Sonderpreis. - - Solange es sie überhaupt noch gibt.
War naxos hier mit schuld? In meiner Jugend waren Schallplatten (gerechnet aufs Einkommen ebenso teuer wie heute, aber niemand beanstandete dies..........
Naxos Aufnahmen sind nämlich durchaus gut, oft sogar sehr gut. Ein Flair des kostbaren, erlesenen, einzigartigen haben sie jedoch nicht und werden sie vermutlich auch nie haben....
Was ist Euere Meinung ?
Achtung !!
Über die Veröffentlichungen von Naxos folgt sehr bald ein eigener Thread !!!
Gruß aus Wien
Alfred