Ein Glücksfall- aber selten

  • Sagitt meint:
    Es ist wohl meine Aufgabe, " meinen" lyrischen Tenor hier vorzustellen.Hans-Peter Blochwitz,für Tenöre nicht ungewöhnlich, hatte erst andere als sängerische Interessen und studierte auf Ingenieur,schloss das Studium auch ab und stand Anfang der achtziger Jahre vor der Frage,ob er sich nun ganz dem Gesang widmen solle, da war er schon über dreißig.
    Er entschied sich für den Gesang und hatte dann eine rasante, aber kurze Karriere. In kürzester Zeit wurde er überall verlangt. Als Sänger für geistliche Musik, das hatte er schon vorher praktiziert, aber nicht mit Solti, Levine oder Gardiner. Als Opernsänger, wieder mit Levine oder Harnoncourt. Und dann als Liedsänger.
    Anfang der neunziger Jahre wurde es dann schon wieder ruhig um dem Sänger.Was bleibt?


    1.Ein großartiger Evangelist in der Matthäus-Passion mit Solti,überragende Gestaltung der Tenorpartie im Mozart-Messias mit Corboz
    2.ein großartiger Ferrando, mit Levine, ein Tamino der Sonderklasse, sowohl mit Harnoncourtals auch mit Christie,ein Belmonte mit Gelmetti,leider nicht veröffentlicht.
    3.Eine wunderbare Müllerin mit Cord Garben,eine Anthologie von Liedern mit Rudolf Jansen.


    Vieles ist gar nicht mehr erhältlich.zB strich die CD seine Müllerin, um neben Wunderlich diejenige mit Araiza ( schwer zu ertragen) im Katalog zu halten. Eben kein Kult.

  • Salut,


    Glücksfälle sind [zumindest bei mir] immer selten...


    ansonsten volle Zustimmung.


    :hello:


    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Hallo,


    ergänzen möchte ich noch eine super Aufnahme von Mahlers klagendem Lied unter Kent Nagano mit Blochwitz als Tenorsolist, ganz große Klasse.


    Ansonsten kann ich mich den ersten Beiträgen nur anschließen



    Gruß, flo

    "Das Leben ist zu kurz für schlechte Musik"


    Wise Guys 2000

  • Den Glückspilz findet man in der Tat selten:


    als Fracasso in La finta Semplice unter der Fuchtel von Peter Schreier...


    ...ich dachte, ich besäße ihn häufiger...


    :hello:


    Liebe Grüße
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Sagitt meint:


    Das W.O. mit Gardiner hatte ich bewusst nicht erwähnt, weil ich vom Sänger weiss, dass er damit gar nicht einverstanden war, Gardiner ihn zu diesem Wahnsinnstempo genötigt hatte und dies dann in der Aufnahme verblieb. Immerhin zeigt diese Aufnahme ein weiteres: Blochwitz hatte keine technischen Probleme, kann man auch hören in der Arie Nr. 16, sonst für Sopran, bei Mozart im Messias aber für Tenor,sehr koloraturhaltig. So was konnte er. Und auch keine Aspirations-H´s, wie sein berühmter Kollege.

  • Sagitt meint:


    Selten, in doppeltem Sinn. Von Joseph Cornwell,geb. 1959, gibt es nicht viel. Als lyrischer Tenor ersten Ranges soll er aber nicht unerwähnt bleiben. Früher in Chorensemble unter Deller, zusammen mit Dawson, machte er eine Solo-Karriere, ab Anfang der achtziger Jahre, vorwiegend im Bereich alter Musik. Er hat die Tenor-Partie im Messias unter Parrott perfekt gestaltet. Bei Ericsson in der Matthäus-Passion war er der Evangelist,leider mit einem deutlichen Akzent, bei Christie sang er in der c-moll Messe und in Acis.
    Cornwell hat/ hatte) eine sehr schöne, sehr lyrische Stimme. Ich habe trotz Recherche noch nicht viel über ihn erfahren können, werde es aber nachtragen, wenn es mir gelingt.