CD Einspielungen von O. Latry

  • Wie viele CD-Einspielungen von Olivier Latry gibt es eigentlich - hat jemand von Euch ein bisschen einen Überblick?
    Grüße und danke,
    maxmax

  • Latry hat mittlerweile über 20 CDs aufgenommen, von denen einige mittlerweile leider vom Markt wieder verschwunden sind (Sony O.V.).
    Sein "Hauslabel" war vor allem BNL. Mittlerweile ist er ja bei DGG, wobei da wohl nicht mehr allzuviel zu erwrten ist.


    Gruß
    Karsten

  • Immerhin hat Latry bei der DG das komplette Orgelwerk Messiaens aufgenommen - meiner Meinung nach eine Großtat des Interpreten wie des Labels angesichts dessen, dass Orgelmusik kein Renner ist. Und schon gar nicht die eines Komponisten der Neuen Musik.

    ...

  • nun ja, mit dieser Großtat steht Latyr bei weitem nicht alleine da:
    Almut Rössler, Hans-Ola Ericson, Gillian Weir, Jennifer Bate, Rudolf Innig... sie alle haben Gesamtaufnahmen der Messiaen Orgelwerke vorgelegt... Weitere sind im entstehen...


    Zugegeben: Latrys Einspielung ist für mich (neben Messiaens eigenen Aufnahmen) momentan die Referenz.


    Gruß
    Karsten

  • Sieht man von Messiaen selbst ab, machte die Rößler meines Wissens nach den Anfang. Die anderen Aufnahmen erschienen, wie auch die Rößler, eher bei Spezialisten-Labels über einen größeren Zeitraum verteilt. Die DG ist meines Wissens nach das einzige große Label, das sich da heranwagte und das Orgelwerk in einer Box komplett veröffentlichte.


    Latry hat meiner Meinung nach das beste Gefühl für die Werke und hält auch die Rhythmen sehr genau ein. Bei Gillian Weir habe ich dieses Gefühl nicht so unbedingt. Dennoch: Der Komponist hat auch dazu sein Sanctus gegeben.

    ...

  • Ja, die Aufnahmen der Rössler waren die ersten - Messiaen hat sie auch irgendwie gutgeheissen - nur - sie wurden halt auf neobarocken Klais-Orgeln gemacht, die nicht die Klangfarben wiedergeben konnten, die sich Messiaen vorgestellt hat.
    maxmax

  • Zitat

    Original von maxmax
    Ja, die Aufnahmen der Rössler waren die ersten - Messiaen hat sie auch irgendwie gutgeheissen - nur - sie wurden halt auf neobarocken Klais-Orgeln gemacht, die nicht die Klangfarben wiedergeben konnten, die sich Messiaen vorgestellt hat.
    maxmax


    Das würde ich so nicht unterschreiben.
    Klar wude Messiaen durch die Klangfarben der französisch-symphnischen Orgel geprägt und seine Registrierungen sind in den meisten Fällen auf "seine" Orgel in der Pariser Trinité-Kirche abgestimmt.


    Messiaen hatte die Fähigkeit (optische) Farben zu "hören" und dementsprechend spielte dies für ihn persönlich bei der Wahl der Register eine bedeutende Rolle. Dementsprechend hatte er, sofern er selbst außerhalb seiner Kirche Orgel-Konzerte gab, entsprechende Schwierigkeiten": Sein Kollege und Freund seit Studientagen Jean Lagnlais bemerkte enmal, Messiaen könne schlicht keine Orgelkonzerttourneen gebe, weil er sich nie entscheiden könne, welches Register denn nun "am besten" zu seinen Vorstellungen passe...


    Latry hatte die Möglichkeit, Messaiens Aufführungspartituren von solchen Konzerten für seine Aufnahmen zu studiern und auszuwerten. Daher übernimmt er beispielsweise konkrete Registrierungsänderungen anstatt der "gedruckten".


    Aber zurück zu Frau Rössler:
    Ihre Einspielungen entstanden, wie schon richtig erwähnt wurde, an einer "unfranzösischen", dynamisch recht maßvollen neobarocken Orgel. Aus diesem Grunde lud Frau Rössler Messiaen im Rahmen verschiedener von ihr ausgerichteten "Messiaen-Tagen" nach Düsseldorf ein, um mit ihm an der klanglichen Realisierung seiner Werke zu arbeiten. Die Einspileungen sind Frucht dieser engen Zusammenarbeit. Messiaen hat also sehr wohl indirekt seine Klangvorstellungen realisiert gesehen.


    Alle übrigen erwähnten Interpreten haben ebenso durch Kurse, Unterricht, Private Stunden oder durch seine "Mitarbeit" an den Aufnahmen versucht, Messiaens Wünsche zu erfahren und Íhnen gerecht zu werden. Dass dabei die Interpreten auch Möglichkeit haben, den einen oder anderen Aspekt der Werke nach eigenem Geschmack mehr oder weniger zu betonen (der eine den Rhythmus, der andere Klangfarben, der andere....) trägt nur zur Vielfalt der Aufnahmen bei...


    Solange die Registrieungen seinem Werken nicht "schaden", hat Messiaen eigene Registrierungen durchaus begrüsst.


    Gruß
    Karsten

  • Ich hatte von diesem Organisten noch nie gehört, bis gestern Abend, als er in der Philharmonie Essen spielte. Ich bin ein Orgel-Genießer, aber kein Kenner, sodass man diesen Beitrag mit Milde betrachten sollte.

    Vorsprüche:

    -Beim Orgelkonzert gibt es keine schlechten Plätze, wenn man von dem auf der Orgelbank absieht.

    -Fußballprofis und Organisten haben gemeinsam, dass sie in der Fußarbeit stark sein müssen. Dabei spielt der Organist auch mit den Hacken.

    Für mich gibt es einige Präferenzen, was den Besuch eines Orgelkonzertes angeht: möglichst eine große Kirche oder Kathedrale, normale Anzahl von Zuhörern, die es mir erlaubt, einen Platz ganz alleine in einer Ecke einzunehmen (neulich im Essener Dom war die Kirche gerappelt voll, da bin ich wieder rausgegangen). Die Essener Philharmonie gilt als weltlicher Dom.

    Latry spielte ein auf Bach bezogenes Programm, wobei ich erstaunt war, wie viele der französischen Komponisten, deren Orgelkompositionen ich nicht so schätze, hier doch sehr gute Stücke geschrieben haben. Zu Liszt habe ich gar keinen Draht, aber seine Bearbeitung der Fantasie und Fuge g-Moll, BW 542 war richtig schön, was er dann mit einer furchtbaren Eigenkomposition, Präludium und Fuge über B-A-C-H (S 260) wieder wettmachte.

    Den Schluss bildete die "Passacaglia". Danach bin ich gegangen, ohne die Zugabe abzuwarten, denn nach einem so gewaltigen Werk kann für mich nichts mehr kommen. Normalerweise höre ich Orgelmusik nur live, aber hier möchte ich die Kenner bitten, mir eine gute CD-Aufnahme der Passacaglia zu empfehlen. Vielleicht habt ihr weitere Tipps, wo Orgelkonzerte stattfinden!

    Jetzt kommt noch der Clou: fast 2 Stunden der oft schwierigsten Musiken (3 Manuale und Pedal), und der Organist spielte alles auswendig!

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)